project: equinoX Forum

In Japan herrscht seit Jahren Frieden und für die obrigkeits-getreuen Samurai, die ihres Zeichens für die Sicherheit des Shoguns zuständig sind, ist auch nicht viel zu tun. Und so vertreiben sich die Samurai die Zeit mit philosophieren, Glücksspiel und Kampftraining. Doch  der Friede ist brüchig und der Fürst Naritsugu (Goró Inagaki), der uneheliche Sohn des Shoguns, versucht mit Hilfe seines Vaters seine Macht im Ältestenrat und somit seinen Einfluss auf die Zukunft des Landes zu festigen. Doch  Naritsugu ist ein Psychopath wie er im Buche steht und vergewaltigt und mordet willkürlich, ohne dafür belangt werden zu können.

Die Taten des jungen Fürsten werden immer brutaler und Naritsugu schreckt auch nicht davor zurück, ganze Familien eigenhändig auszulöschen und Frauen grausam zu verstümmeln. Eines Tages wird es Shinzaemon (Koji Yakusho), einem Berater des Shoguns jedoch zu viel und er beschließt die scheinbar wahllosen Gewalttaten des jungen Fürsten nicht mehr widerspruchslos hinzunehmen. Er formiert hinter dem Rücken seines Herrschers einen Zusammenschluss von elf Samurais, die den jungen Fürsten in einer geheimen Aktion töten sollen.

Der Fürst erfährt von dem Plan und wird auf seinen Reisen auch von seinem loyalen und erfahrenen Samurai Hanbei (Maschika Ichimura) beschützt, der jedoch rät, Shinzaemon auf keinen Fall zu unterschätzen, da dieser seine Pläne stets weise und schlau zu Ende führt. Die Wahl des Ortes fällt auf ein kleines Dorf in den Bergen, durch das der Fürst mit seinen 70 Mannen reisen muss. Shinzaemon und seine Krieger reisen bereits Tage zuvor an und finden auf dem Weg auch noch weitere Männer, die sich ihrer Sache anschließen.

Doch auch der Fürst und Hanbei sind schlau und ahnen die große Gefahr, die auf dem Weg nach Endo warten wird. Und als der Fürst mit seinen Mannen schlussendlich durch das Dorf marschiert, sind aus der erwarteten 70 Mann eine Armee von über 200 Männern geworden, die den mittlerweile auf 13 angewachsenen Kriegern gegenüberstehen. Doch ein Samurai hält sein Wort und bringt zu Ende was er plant und so startet Shinzaemon und seine Männer einen schier aussichtslosen Kampf gegen eine Übermacht aus Soldaten und schon bald ist der Boden des Dorfes von Blut und Leichen bedeckt…

Der umtriebige Film-Filmer und Regie-Enfant-Terrible Takashi Miike ist ja immer wieder für eine Überraschung gut. Seit knapp zwei Jahrzehnten dreht der werte Mann Filme am laufenden Band, bei denen neben eindrucksvollen Werken auch so manche Gurke dabei ist. Bekannt ist Miike ja dann auch eher durch seine übertrieben-brutalen bis hin zu Comic-haft-überzeichneten Filmen wie „Ichi, the Killer“, „Audition“ oder auch „Dead or Alive“, die dem Regisseur auch seinen Ausnahmestatus im modernen, japanischen Film bescherten.

Umso größer waren da natürlich die Erwartungen, als bekannt wurde, dass sich Miike ans Werk machte, das Genre des Jidaigeki, dem sogenannten Samurai-Films mit einem Remake des gleichnamigen Klassikers von Eiichi Kudo aus dem Jahre 1963 zu reanimieren. Das Genre ist ja heutzutage auch nicht mehr sonderlich populär und wer Miike kennt, hat sich hier vermutlich auch ein krasses Kampfspektakel erwartet, in dem die Körperteile gleich im Akkord durch die Gegend fliegen.

Doch „13 Assassins“ ist größtenteils nicht das übertriebene Action-Spektakel geworden, das man vielleicht im Vorfeld erwartet hätte, sondern ist über weite Strecken ein eher ruhiges Drama mit geschichtlichem Hintergrund über Loyalität und Ehre im Kodex-behafteten Samurai-Milieu. Miike dreht zwar im halbstündigen Finale schon richtig auf, aber die brutale Gore-Granate, die man aufgrund der Geschichte und dem erhöhten Bodycount vielleicht erwarten würde, ist „13 Assassins“ jedoch nicht geworden. Trotzdem ist der Streifen sehr gelungen und dreht die Spannungsschraube unweigerlich an und entlädt sich in einem grandiosen Finale, das man schon gesehen haben sollte.

Schon der Auftakt des Filmes, in dem ein Samurai Harakiri begeht, in dem er sich mit einem Messer selbst den Bauch aufschlitzt ist wie ein Paukenschlag und der ideale Auftakt für seinen Streifen. Doch Miike überlässt die grausigen Bilder der Fantasie des Zuschauers, in dem er das schmerzverzerrte Gesicht des Samurais fokussiert und die tatsächliche Tat außerhalb des Bildes stattfinden lässt. Auch danach sind die Grausamkeiten wohldosiert und verfehlen im ruhigen Erzählfluss der ersten Zweidrittel ihre Wirkung nicht. Und wenn nach knapp eineinviertel Stunden die tödlichen Fallen zuschnappen macht Miike auch keine Gefangenen mehr und der Adrenalin-Spiegel steigt mit der zunehmenden Leichenanzahl in oberste Bereiche.

Die größte Überraschung an „13 Assassins“ ist aber sicherlich, dass Miike ein derartig straightes Update des Samurai-Films gelungen ist, das sich der Erwartungshaltung des action-verwöhnten Mainstream-Kunden auch ziemlich verweigert. In „13 Assassins“ gibt es keine jungen und durchtrainierten Schauspieler, keine Love-Story, auch keine weibliche Hauptrolle, keinen übertriebenen Einsatz von CGI und auch keinen unnötigen Firlefanz in irgendwelchen unnötigen Nebenhandlungssträngen. Die Geschichte ist relativ einfach und geradlinig gehalten und auch die Kampfszenen wirken für asiatische und neuzeitliche Verhältnisse überraschend realistisch und sind nie zu übertrieben artistisch ausgefallen.

Auch die Blu-Ray-Disc aus dem Hause Ascot-Elite ist sehr solide ausgefallen und präsentiert den Streifen in sehr guter Bild- und Tonqualität. Die deutsche Synchro ist im Gegensatz zu anderen Werken aus der Asia-Kiste sehr, sehr gelungen, auch wenn man als westlicher Zuschauer mit den zahlreichen und doch ähnlich klingenden Namen schon mal durcheinander kommen kann. Bei der FSK-Freigabe-Lotterie hatte man ebenfalls Glück und hat für den an sich doch reichlich brutalen Streifen eines blaue FSK16-Plakette gewonnen. Lediglich der Bonusbereich ist etwas dürftig ausgefallen und präsentiert lediglich den Trailer zum Film und dessen 63er-Original, sowie weitere aus dem Programm von Ascot-Elite.


Unterm Strich ist „13 Assassins“ ein kurzweiliges Samurai-Abenteuer, das nach einem ruhigen Auftakt, die Spannungsschraube stetig andreht und mit einem wahrhaft fulminanten und über 30 Minuten andauernden Finale aufwarten kann. Die ganze Schwertkämpfer-Party strotzt zwar von Pathos und Testosteron, aber das hat mich bei dem Historiendrama auch gar nicht weiter gestört. Normalerweise stehe ich ja nicht so auf diese Art von (Männer-)Film, aber Miikes Update des Klassikers aus dem Jahre 1963 hat mich inhaltlich, kämpferisch und optisch überzeugt. Die Geschichte ist fesselnd, die Darsteller top und auch die  Inszenierung der Action-Sequenzen ist den großen Klassikern durchaus ebenbürtig. Gelungene 8/10 Punkten!