project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Im Jahre 1828 gilt die schottische Stadt Edinburgh als der Nabel der medizinischen Welt und gleich zwei renommierte Institute bzw. die Mediziner Robert Knox (Tom Wilkinson) und Professor Alexander Monro (Tim Curry) buhlen um die Gunst des Nachwuchses. Als die Leichen von Hingerichteten, die jedoch für die Anatomiestunden dringend gebraucht werden, immer knapper werden, lässt Monro seinen politischen Einfluss spielen und erreicht eine Gesetzesänderung, dass nur er das alleinige Recht auf die frisch verstorbenen Körper hat.
Durch diese Tatsache fühlt sich Knox berechtigterweise ins Abseits gedrängt und ist dazu genötigt, anderweitig an Forschungsobjekte zu kommen. Als die beiden Einwanderer William Burke (Simon Pegg) und William Hare (Andy Serkins) davon erfahren, will es der Zufall so, dass diese gerade den Körper eines an natürlichen Todes verstorbenen Mieter am Hals haben und ohnehin nicht so recht wissen, wie sie den Körper unbürokratisch entsorgen sollen. Und so verkaufen die beiden geschäftstüchtigen Männer kurzerhand ihren ehemaligen Untermieter gewinnbringend an den Mediziner, der froh über jede Leiche ist.
Kurzerhand eröffnet sich für die beiden Männer ein gewinnbringender Geschäftszweig, der ohne Rücksicht auf Verluste auch genutzt wird. Doch frische Leichen sind natürlich rares Gut und auch die Grabräuberei ist in der Praxis keine Alternative und so werfen Burke und Hare ihre Skrupel über Bord und beschaffen sich ihre Leichen einfach selbst, in denen sie ihre ahnungslosen Opfer ersticken.
Doch das Verschwinden von zahlreichen Leuten bleibt natürlich nicht verborgen und schon bald ziehen sich die beiden Männer nicht nur die Aufmerksamkeit der Polizei, sondern auch die eines einflussreichen Gangsters auf sich. Als auch Lucky (Jessicy Hynes), die Frau von Hare hinter das Geheimnis der beiden Männer kommt und ihren Anteil möchte, Burke sich in die junge und ambitionierte Schauspielerin Ginny (Isla Fisher) verliebt und der König unter den Medizinern einen Wettstreit ausruft, steuert alles einem tragischen Höhepunkt entgegen…
In den Jahren 1827 und 1828 ermordeten die beiden Immigranten William Burke und William Hare 17 Menschen in Edinburgh, um die frisch verstorbenen Körper der Toten gewinnbringend als Anatomie-Objekte an das Edinburgh Medical College zu verkaufen. Die Idee zu der ganzen Sachen kam den beiden durch den natürlichen Tod eines Mieters, der ihnen noch Geld schuldete und gewinnbringend verkauft wurde. Als jedoch auch die Nachfrage durch Grabräuberei nicht mehr gedeckt werden konnte, begannen die beiden Männer zu morden.
Die Geschichte der beiden Männer ist ja mittlerweile Geschichte und führte nach einen aufsehenerregenden Prozess in dem jedoch nur Burke verurteilt wurde, im Jahre 1932 zu einer Gesetzesänderung, die es medizinischen Einrichtungen fortan wesentlich einfacher machte, an entsprechende Studienobjekte zu kommen. Burke wurde hingerichtet und selbst zum medizinischen Objekt, während Hare sich von seiner Frau trennte und nach London ging. Die Geschichte der beiden heimtückischen Mörder wurde aber im Laufe der Filmgeschichte mehrmals verfilmt und noch heutzutage erfreuen sich beide Figuren im englischen Sprachraum als gruselige Figuren zur Disziplinierung von unfolgsamen Kindern.
Nach zahlreichen, erfolgreichen Adaptionen wie „Der Leichendieb“ von Robert Wise und „Der Arzt und der Teufel“ von John Gilling wagte sich nun auch Kult-Regisseur John Landis („American Werewolf“, „Blues Brothers“, etc.) an den düsteren Stoff und bastelt im Gegensatz zu seinem Kollegen daraus jedoch eine romantische Komödie. Diese bietet zwar immer noch genug Leichen, doch das Hauptaugenmerk der Geschichte liegt auf den beiden Darstellern, die wie die Jungfrau zum Kinde zu ihrer Geschäftsidee kommen und darauf aus Habgier eine Spur von Mord und Totschlag durch die schottische Stadt Edinburgh ziehen.
Dazu engagierte er nicht nur den erfolgreichen britischen Komiker Simon Pegg, sondern mit Jessica Hynes, Bill Bailey und Michael Smiley gleich noch drei Darsteller, die schon in der kurzweiligen Sitcom „Spaced“ erfolgreich zusammengearbeitet haben, aus der schlussendlich die Zomödie „Shaun of the Dead“ entstand. Dazu gibt es auch noch Auftritte und Christopher Lee und Tim Curry und William Burke (!) himself und auch die Optik des Streifens überzeugt durch seine detailreiche Ausstattung und schöner Optik.
Trotz aller Zutaten ist dem sympathischen Regisseur John Landis mit „Burke & Hare – wir finden immer eine Leiche“ jedoch kein schwarzhumoriger Glücksgriff, sondern ein eher sehr zwiespältiges Ergebnis gelungen, das weder als Komödie, noch als Gruselfilm sonderlich funktioniert und in der vorliegenden wohl keine Parteien zufrieden stellen wird. Für eine humorvollen Film zünden die Gags leider zu selten und für einen Gruselfilm ist die ganze Sache zu sehr auf Romantik getrimmt und trotz einiger guter Momenten will die ganzen Leichenverschacherungs-Sause so gar nicht funktionieren.
Wer sich wie meine Wenigkeit angesichts der Thematik eine rabenschwarze, britische Komödie erwartet, wird jedenfalls zwangsläufig enttäuscht, denn „Burke & Hare“ ist einfach für heutige Verhältnisse in allen Belangen viel zu zahm und die Erzählweise wirkt mit ihren zahlreichen Handlungssträngen auch einfach viel zu überfrachtet. Zu allem Überfluss werden diese dann auch in den seltensten Fällen harmonisch zu Ende geführt und weder das Potential der Geschichte, noch das der Schauspieler zur Gänze ausgeschöpft. Und der viel zu brave Humor und die fast schon biederen Versuche an Situationskomik haben ebenfalls so überhaupt nicht meinen Nerv getroffen, sodass sich mit zunehmender Laufzeit doch etwas Langeweile breit gemacht hat.
Während Jan Hamm von „filmstarts.de“ das Werk jedoch mit lediglich einem Punkt bewertet und in der Luft zerreißt, was ansonsten ja eher nur einem – hier nicht namentlich erwähnten - deutschen Filmemacher und Ex-Boxer vorbehalten ist und generell an dem Streifen nichts Gutes findet, gibt es im Netz aber auch viele positive Stimmen, denen „Burke & Hare“ jedoch sehr gut zu gefallen scheint. Die Wahrheit liegt dann vermutlich irgendwo in der Mitte. Richtig gut ist der Streifen zwar nicht, aber von einem Totalausfall auch weit entfernt ist John Landis´ Streifen eine gut gemachter Streifen mit sympathischen Darstellern, der halt auch wesentlich besser ausfallen hätte können.
Die Blu-Ray-Disc aus dem Hause Ascot-Elite ist aber wie üblich sehr gut ausgefallen und bringt den 2010 entstandenen Streifen ungekürzt mit 16er-Freigabe und jeder Menge Bonusmaterial. Neben Tonnen von Interviews mit Cast und Regisseur gibt es Trailer, Outtakes, B-Roll und auch ein amüsantes Feature mit dem sympathischen Regisseur bei der deutschen Premiere, das etwas zum Fremdschämen einlädt. Abgerundet wird der Silberling dann noch mit weiteren Trailern, unverwendeten Szenen und einem Wendecover.
Unterm Strich bleibt ein etwas zwiespältiger Streifen, der sich nicht so recht zwischen romantischer Komödie und launiger Gruselkomödie entscheiden kann und trotz sympathischem Cast irgendwie nicht so prickelnd ausgefallen ist. Technisch gibt es zwar wenig zu bemängeln, aber inhaltlich hätte man doch einiges besser machen können. Ein amerikanischer Regisseur, der sich an britischen Humor versucht, sowas kann dann wohl auch nicht so richtig funktionieren. Und so ist „Burke & Hare“ trotz des von mir sehr geschätzten Simon Pegg dann auch etwas über-ambitioniert und schlussendlich auch „nur“ nett ausgefallen und bleibt so auch hinter seinen Erwartungen zurück: 5/10
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=7700
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