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Der Tierarzt Patrick (Aiden Gillen) und seine Frau Louise (Eva Birthistle) müssen auf schmerzliche Weise den überraschenden Tod ihrer jungen Tochter Alice (Ella Connolly) verkraften, die durch eine Hundeattacke ums Leben kam. Um dem Schmerz zu entgehen, ziehen die beiden in den verschlafenen Ort Wake Wood, wo sich Patrick um die Tiere der örtlichen Bauern und Louise um die Apotheke kümmert. Doch auch in der Ruhe und Abgelegenheit findet vor allem die trauernde Mutter keine Ruhe und die Ehe der Beiden steht kurz vor dem Ende.
Eines Nachts fasst Louise den Entschluss ihren Mann und den Ort zu verlassen und bitte Patrick sie zum Bahnhof zu bringen. Als auf dem Weg dorthin der Wagen eine Panne hat und die beiden bei dem angesehenen Bürger Arthur (Timothy Spall) Hilfe suchen, wird Louise Zeuge von einem gruseligen Ritual vor dessen Scheune. Doch die junge Frau bleibt nicht unentdeckt und Arthur sucht das abreisewillige Paar in ihrem Haus auf und macht ihnen ein schier unglaubliches Angebot.
Durch seine heidnischen Kräfte ist es dem Druiden möglich, die verstorbene Tochter der Beiden aus dem Totenreich für drei Tage zurück ins Leben zu holen, sodass Patrick und Louise noch einmal Zeit mit ihrer Tochter verbringen können und sich auch so von ihr verabschieden können. Doch die Rückkehr ist mit einigen Auflagen versehen und nach drei Tagen muss das junge Mädchen auch endgültig und unwiderruflich zu den Toten zurückkehren und die Eltern in dem Ort verbleiben und das Geheimnis bewahren.
Die trauernde Louise willigt ein, während Patrick skeptisch bleibt. Doch schon wenig später beginnen im Dorf die Vorbereitungen zu dem Ritual und tatsächlich schafft es Arthur mit Hilfe des Paares und der restlichen Dorfbevölkerung, sowie einem frischen Leichnam das junge Mädchen in einem grausigen Ritual zurück zu den Lebenden zu holen. Louise ist überglücklich und auch Patrick freut sich über die Rückkehr der kleinen Alice.
Doch schon am nächsten Tag geschehen seltsame Dinge und die kleine Alice entwickelt seltsame Verhaltensweisen. Als die ersten toten Tiere in der näheren Umgebung der wieder-vereinten Familie auftauchen schlägt auch die Gunst der Dorfbevölkerung zunehmend in Feindschaft um und auch Arthur bittet Louise eindringlich, Alice gehen zu lassen. Louise versucht daraufhin mit ihrer Tochter zu flüchten, was jedoch misslingt und als es wenig später unter den Bewohnern des Ortes die ersten Todesopfer gibt, ergreift Patrick einen drastischen Schritt…
Die britischen Hammer-Studios produzierten in den Fünfzigerjahren bis Anfang der Siebziger atmosphärische Horror-Filme am laufenden Band, die in der Blütezeit des Studios auch weltweit immense Erfolge einfuhren. Doch irgendwann war das Publikum übersättigt von dieser Art des fantastischen Films und mit dem zunehmenden Erfolg von härteren und wüsteren Werken aus Italien und den Staaten begann der unweigerliche Abstieg des britischen Studios, das offensichtlich mit ihren Werken die Zeichen der Zeit verkannt hatten. 1979 entstand dann auch der letzte Film, der durch seinen finanziellen Mißerfolg die Studios endgültig in den Ruin trieb.
Über die Jahre gab es jedoch immer wieder Gerüchte, dass die ehemals erfolgreichen Studios reaktiviert werden sollten und im Jahre 2007 übernahm der niederländische TV-Tycoon John de Mol die Produktionsfirma „Hammer Film Productions“. Im Jahre 2010 begannen die ersten Dreharbeiten zu neuen Filmen und mit „Wake Wood“ von Regisseur und Drehbuchautor David Keating steht uns jetzt auch einer der ersten Hammer-Filme der nächsten Generation ins Haus, der auf interessante Weise versucht, die bekannten Trademarks des berühmten Studios ein zeitgemäßes Update zu verpassen.
Und teils ist das Keating mit seinem Streifen zweifelsfrei gut gelungen, auch wenn „Wake Wood“ sicherlich kein perfekter Film und aufgrund seiner Machart und Indie-Optik eingefleischten Hammer-Fans wohl eher weniger gefallen wird. Die doch etwas gewöhnungsbedürftige Mischung aus englischen Druiden-Horror „Wicker Man“ (ohne Musik-Einlagen) und Stephen Kings „Friedhof der Kuscheltiere“ steht ja auch eher in der Tradition aktueller britischer Indie-Horror-Streifen und erinnert trotz bedrohlicher Stimmung und düsterer Atmosphäre eher weniger an Streifen wie „Dracula“ oder „Frankenstein“.
Die Geschichte über die geheimnisvollen Vorgänge in dem abgelegenen Ort klingt zwar auf den ersten Blick spannend und auch der Auftakt von „Wake Wood“ ist durchaus stimmig und bedrohlich ausgefallen. Bis zur heidnischen Ritual wird dem aufgeschlossenen Fan jedenfalls einiges geboten und alles sieht nach bester Indie-Horror-Manier aus. Nach dem Auftauchen von Alice verfolgt der Streifen dann aber die gleiche Richtung wie das berühmte Werk von Stephen King und bietet zu allem Überfluss dann auch noch eine absolut ähnliche Schluss-Pointe. Da wäre wohl viel mehr möglich gewesen und das gegen Ende dann auch Gore-technisch ziemlich aufgedreht wird, dient wohl auch eher dazu, die etwas mangelnden Ideen des Drehbuchs etwas auszugleichen und zumindest die Schmodder-Fraktion bei Laune zu halten.
Wer darüber hinwegsehen kann, dass man im Grunde ein englisches Remake von „Friedhof der Kuscheltiere“ vor die Linse bekommt, der wird sicherlich mit einem passablen Streifen mit guten Darstellern entlohnt, aber irgendwie hätte ich mir dann als Lebenszeichen der reanimierten „Hammer Film Production“ doch etwas Eigenständigeres erwartet. „Wake Wood“ ist prinzipiell zwar kein schlechter Film, handwerklich solide und auch durchaus grausig gemacht, aber am Ende hat man doch irgendwie das Gefühl, ein simples Plagiat gesehen zu haben.
Dabei sind auch die Darsteller des Streifens gut gewählt und vor allem Eva Birthistle („The Children“) als verzweifelte Mutter, die ihr Kind auf schreckliche Weise verloren hat, überzeugt in dem düsteren Streifen eigentlich auf der ganzen Linie. Auch Aiden Gillen ist für die Rolle des Tierarztes gut gewählt und bietet wie der vielbeschäftigte und ständig präsente Timothy Spall („Harry Potter und der Feuerkelch“) eine solide Leistung. Die restlichen Darsteller sind mir zwar allesamt unbekannt, aber bieten auch keinen Anlass für etwaige Kritik.
Die ungekürzte Blu-Ray-Disc mit FSK18-Freigabe aus dem Hause Atlas Film Home Entertainment im Vertrieb von Koch Media ist ebenfalls gelungen und bietet den Streifen in guter Bild- und Tonqualität, wobei natürlich aufgrund der Machart sicherlich keine bahnbrechenden Bilder zu erwarten sind. In einem knapp zwanzig-minütigen „Making of“ kommen Cast und Crew auch ausführlich zu Wort, wobei diese jedoch offensichtlich nur über den englischen Ton verfügt und auch auf das eigentlich mittlerweile obligatorisch gewordene Wendecover ohne Kennzeichnung muss der Fan leider verzichten. Abgerundet wird der Silberling dann noch mit dem Original-Trailer, sowie einer Trailershow mit fünf weiteren Werken aus dem Hause Atlas Home.
Unterm Strich ist „Wake Wood“ dann eine doch etwas zwiespältige Sache. Eigentlich hab ich mich gut unterhalten gefühlt und auch die Art und Weise der Inszenierung ist durchaus mein Dings. Allerdings erinnert der Streifen aber der Hälfte dann einfach zu sehr an „Friedhof der Kuscheltiere“ und bietet zu allem Überfluss auch noch dessen Schlusspointe in leicht abgewandelter Form, sodass man fast schon von „zu Guttenberg´ischen“ Verhältnissen sprechen kann. Die Inszenierung ist zwar gelungen, die Effekte lobenswert handgemacht, auch die Darsteller sehr solide und dennoch mochte der Funke nach dem starken Auftakt doch nicht so recht überspringen. Insofern ist es schon etwas schade, dass man aus „Wake Wood“ und dem Potential der Geschichte nicht mehr machen konnte: 6/10
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=7690
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