project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Der Vampir Graf Mitterhouse (Robert Tayman) lebt mit seiner menschlichen Geliebten in seinem Schloss und entführt die kleinen Kinder des naheliegenden Ortes um deren Blut zu trinken. Als die Anzahl der verschwundenen Kinder zunimmt und es der Dorfbevölkerung endgültig zu viel wird, stürmt ein aufgebrachter Mob unter der Leitung des Schuldirektors Müller (Laurence Payne) das Schloss und der Graf wird nach einem blutigen Kampf mit einem Holzpflock erledigt. Doch der sterbende Graf verflucht die anwesenden Männer und schwört, dass diese noch gemeinsam mit ihren Kindern zu leiden haben. Auch die Geliebte des Grafen wird zur Strafe von der aufgebrachten Menge verprügelt und im Schloss zurückgelassen, welches kurzerhand mittels Sprengstoff in die Luft gesprengt wird.
Fünfzehn Jahre später hat eine geheimnisvolle Krankheit das kleine Dorf befallen und deren Bewohner auf unbarmherzige Weise dezimiert. Während der Arzt Dr. Kersh (Richard Owens) an eine bislang unbekannte, jedoch heilbare Infektion glaubt, sind die restlichen Dorfbewohner davon überzeugt, dass der Fluch des Grafen nach so langer Zeit Wirklichkeit geworden ist und alle damals Beteiligten und deren Nachkommen zum Tode verdammt sind. Als auch noch das Dorf unter Quarantäne gestellt wird und jeder Fluchtversuch mittels Waffengewalt verhindert wird, versucht der Arzt gemeinsam mit seinem Sohn Anton (John Moulder-Brown) die Barrieren zu durchbrechen um für die Bewohner des Dorfes ein Heilmittel zu besorgen.
Während dem Arzt die Flucht durch einen Trick gelingt, kehrt Anton in das Dorf zurück und trifft dort auf einen Wanderzirkus mit seltsamen Gestalten und exotischen Tieren. Während einerseits die Verwunderung über die Ankunft der Zirkusleute groß ist, freuen sich die vom Schicksal gebeutelten Dorfbewohner über jede Abwechslung ihres tristen Alltags und heißen die Fremden auch willkommen. Bei der abendlichen Show werden die zahlenden Besucher dann auch Zeuge von gar seltsamen Attraktionen und Kunststücken, ihre Betrachter bei den nachfolgenden Aufführungen immer tiefer in den Bann ziehen. Als jedoch immer mehr Menschen im Umkreis des Wanderzirkus verschwinden, ahnen die Bewohner, dass die fahrenden Leute nichts Gutes im Schilde führen…
Die Filme aus den britischen Hammer-Studios verbindet man ja gemeinhin eher mit klassischen Gruselgestalten und wohligem Gänsehaut-Vergnügen der etwas gediegenen Sorte, was in diesem Zusammenhang jedoch keinesfalls negativ gemeint ist. Unzählige Filme mit einer Extraportion Gothic-Atmosphäre und Trockeneis-Nebel, mysteriösen Schönheiten und großen Namen wie Christopher Lee und Peter Cushing wurden in der Zeit zwischen 1950 und den frühen Siebzigern gedreht, die heute berechtigterweise als absolute Klassiker des Genres gelten und sich noch immer größter Beliebtheit erfreuen.
Dass es neben gemäßigten Grusel-Spaß für die ganze Familie jedoch auch etwas anders geht, beweist uns Regisseur Robert Young bzw. „Circus der Vampire“, der doch etwas von den vorangegangenen Filmen abweicht und neben einer gelungen Variation des klassischen Vampir-Themas auch für Hammer´sche Verhältnisse wesentlich blutigere Effekte und ungewohnte Szenen sexueller Natur mit den klassischen Hammer-Trademarks wie außergewöhnlichen Settings und tollen Darstellern kombiniert. Herausgekommen ist dabei ein absolut grandioser Streifen, der mit enormen Tempo loslegt, dann das Tempo ein wenig drosselt und dennoch bis zum spannenden Finale auch nahezu keinen Durchhänger hat.
Die Geschichte über den Vampir-Grafen, der vom wütenden Mob gelyncht wird und Jahre später von den Mitgliedern eines Wanderzirkus wieder reanimiert werden soll ist eigentlich ganz gelungen und vor allem der temporeiche Start ist doch sehr ungewöhnlich. Das der Graf auch eine menschliche Freundin als Lustsklavin hält weicht ebenfalls von den herkömmlichen Vampir-Strickmuster ab. Durch den Zirkus und den Darbietungen der Artisten inklusive Formenwandler, gruseligem Zwerg und Spiegelkabinett bekommt der Film außerdem auch eine surrealistische Komponente, die sicherlich außergewöhnlich ausgefallen ist.
Trotzdem gehen gerade bei diesem Film die Meinungen sehr auseinander und viele empfinden „Circus der Vampire“ als einer der schlechtesten Hammerfilme. Das mag schon sein und das Drehbuch von Judson Kinberg wandert durchaus in trashigen Gefilden. Da offensichtlich während den Dreharbeiten das Budget überschritten wurde, konnte einige geplante Szenen nicht realisiert werden und auch das Publikum honorierte den Streifen angeblich nicht in der gewünschten Form. Trotzdem macht gerade der trashige Aspekt einen großen Reiz des Filmes aus, den ich in meiner Sammlung auch gar nicht missen möchte.
Bei den Darstellern muss man zwar ebenfalls auf die ganz großen Namen verzichten, aber auch die Darsteller aus der zweiten Hammer-Reihe machen ihre Sache eigentlich ganz gut. Bekanntestes Gesicht ist vermutlich Anthony Higgins als Formenwandler Emil, der zwei Jahre später als türkischer Muselmann einer christlichen Nonne namens „Flavia“ in dem gleichnamigen Film von Gianfranco Mingozzi den Kopf verdrehte. Adrienne Corry überzeugt als Zigeunerin, der junge John Mould-Brown als tapferer Arztsohn und auch Laurence Payne kennt man auch einschlägigen Filmen. Einzig und allein Robert Tayman als Graf Mitterhouse ist mit seiner Frisur etwas gewöhnungsbedürftig, aber insgesamt ist der Cast doch ganz stimmig ausgefallen.
Für die deutsche Veröffentlichung dieses liebenswerten Streifens zeichnen sich abermals die netten Leutchen von Koch Media verantwortlich, die ja bereits einige Perlen des britischen Filmstudios unter die Leute gebracht haben. Nachdem es der Streifen bereits im Jahre 2003 auf einen empfehlenswerten Silberling geschafft hat, beschert uns das Label nun eine Neuauflage des Streifens auf DVD und Blu-Ray-Disc. Mir lag für meinen kleinen Text die DVD vor, die den Film auch in sehr guter Bild- und Tonqualität präsentiert. Das wird vermutlich auch bei der Blu-Ray-Disc nicht anders sein und den fertigen Scheiben wird auch noch ein Booklet beiliegen. Leider gibt es aber außer einer Bildergalerie, dem Trailer und einem CD-Rom-Comic aber kein weiteres Bonusmaterial zum Film.
Unterm Strich bleibt ein leicht-trashiger und überzeichneter, aber dafür umso liebenswerter Vampir-Streifen der etwas besonderen Art, der gewohnte Pfade verlässt und dem Zuschauer neben seiner ungewöhnlichen Geschichte auch ein paar ungewöhnlich blutige Bilder liefert. Der „Circus der Vampire“ macht aber gerade aufgrund seiner kleinen Schwächen, Übertreibungen, skurrilen Charakteren und seinem immens hohen Tempo doch irrsinnig Spaß und funktioniert in der großen Runde genauso wie bei einer alleinigen Sichtung. Ich mag den Streifen einfach sehr, sehr gerne und würde subjektiv natürlich prompt die volle Punktzahl vergeben, während nach objektiven Kriterien eine 7-8 für diese launige Vampir-Zirkus-Sause wohl ebenfalls vertretbar ist.
Beitrag geändert von jogiwan (08.May 2011 17:26:06)
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=7663
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