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Die junge Saki Morimi trifft bei der Abschlussreise ihrer Klasse in den USA in Washington auf den jungen Akira, der nackt und ohne Erinnerungsvermögen, dafür mit einem seltsamen Handy und einer Waffe in der Hand die Aufmerksamkeit der Polizei vor dem „Weißen Haus“ auf sich zieht und so das schüchterne Mädchen vor der Verhaftung rettet. Als Saki dem nackten Jungen aus Dank darüber ihren Schal und Jacke überlässt, bemerkt diese kurze Zeit später, dass sich darin noch ihr Reisepass und sämtliche Ersparnisse befinden.
Saki folgt dem jungen Mann durch die Stadt, der seinerseits durch sein Mobiltelefon zu einer heruntergekommenen Wohnung geleitet wird, in dem er Waffen, Geld und unterschiedliche, aber auf ihn ausgestellte Pässe findet. Akira befürchtet in kriminelle Machenschaften verwickelt zu sein und entdeckt, dass er über 8,2 Billionen Yen an Kapital verfügt und jeder Zeit mit einer Person namens Yuice Kontakt aufnehmen kann, die sich gegen Geld für die prompte Umsetzung seiner Wünsche kümmert.
Akira vermutet in kriminelle Machenschaften verwickelt zu sein, doch die schüchterne Saki kann nicht so recht glauben, dass der sympathische Junge tatsächlich mit den terroristischen Anschlägen zu tun hat, die Japan in den vergangenen Monaten heimgesucht haben und bei denen 20.000 sogenannter NEETs (beschäftigungslose Schulabgänger, die noch bei ihrer Eltern leben) spurlos verschwunden sind, zu tun hat. Da Saki ohnehin nicht so recht weiß, was sie nach der Schule mit ihrem Leben anfangen soll, beschließt sie, den Jungen bei der Suche nach der eigenen Identität zu helfen.
Durch Yuice erfährt Akira, dass er nicht nur ein Shopping-Center gekauft hat, sondern auch mit elf anderen Personen als sogenannter „Selecao“ an einem globalen Spiel teilnimmt, dass derjenige gewinnt, der es schafft mit seinem Kapital und Ideen das Land Japan zu retten, das nach Jahren des Aufschwungs wirtschaftlich und gesellschaftlich an der Klippe steht. Doch das mysteriöse Spiel kann nur eine Person gewinnen und endet, wenn das Kapital verbraucht wird ohne sein Ziel zu erreichen oder die Person von einem anderen Teilnehmer liquidiert wird. Und so startet für Akira, die schüchterne Saki, sowie deren Freunde das größte Abenteuer ihres Lebens…
„Eden oft he East“ ist eine japanische Anime-Serie, die in 11 Episoden zu je 22 Minuten die komplexe Geschichte der schüchternen Saki erzählt, die auf einer Klassenreise auf den heldenhaften Draufgänger Akira trifft, der in ein abenteuerliches Spiel globalen Ausmaßes verwickelt ist. Die komplexe Handlung ist dabei teils fiktional, teils an authentische Begebenheiten angelehnt und bietet nebenher auch einen interessanten Einblick in die Gefühlswelt der japanische Jugend, die sich zunehmend nicht mehr dem Leistungsdruck der Gesellschaft unterwerfen mag.
Auf den ersten Blick klingt die Story ja eigentlich sehr abstrakt und der Zuschauer weiß ebenso wenig wie Saki und Akira welche Organisation, Person oder sonstige Macht hinter der ganzen Sache bzw. dem Spiel steckt. Erst im Verlauf der Episoden wird Licht ins Dunkel gebracht und der Zuschauer erfährt etwas über die näheren Zusammenhänge der sogenannten „Selecaos“ und der Organisation im Hintergrund. Doch auch das ist im Grunde nur ein Teil der Geschichte, da in der Serie auch noch andere Handlungsstränge wie z.B. die Liebesgeschichten, familiären Hintergründe und Freundschaften von Saki und ihrem Umfeld in die Handlung eingebunden werden.
Auch wenn sich „Eden of East“ auf den ersten Blick nach einer Action- und Technik-lastigen Geschichte anhört, so ist die Serie nicht rein für ein männliches Publikum konzipiert, sondern wird mit seiner komplexen und abwechslungsreichen Handlungssträngen sowohl männliches, weibliches, junges (FSK 12-Freigabe) aber auch etwas älteres Publikum ansprechen. Neben zahlreichen Verweisen zu Kinofilmen (insbesondere „Dawn of the dead“ und „Im Rausch der Tiefe“ und Action kommen ja auch die soziale Komponente und das Gefühlsleben zahlreicher Figuren und den „NEETs“ nicht zu kurz und auch die zunehmende (wenn auch Datenschutz-rechtlich etwas bedenkliche) Rolle des Internets und Handy-Apps werden thematisiert.
Prinzipiell ist die Geschichte dabei auch sehr gelungen, auch wenn die Auflösung wie so oft dann leider nicht ganz das halten kann, was der Auftakt der Serie und die ersten 10 Episoden versprechen. Das Potential der Geschichte wird meines Erachtens für die Serie auch nicht ganz genutzt und einige Handlungsstränge wie die Geschichte vom „Johnny Killer“ und die Identität und Handlungen der anderen „Selecaos“ werden zwar aufgenommen, aber dann nur unzureichend erklärt oder zu Ende geführt. Die Auflösung in der letzten Episode wirkt dann auch fast etwas erzwungen und dass bislang zwei Kinofilme entstanden sind, die den Inhalt fortführen lassen dann auch Erinnerungen an die Endlos-Vermarktungs-Strategien des gesamten „Evangelion“-Reihe wach werden.
Technisch hingegen gibt hingegen nichts einzuwenden und „Eden of the East“ ist vom stylischen Beginn bis zum interessanten Stop-Motion-Ende absolut auf der Höhe der Zeit. Regisseur Kenji Kamiyama, der ja bereits auch bei den Verfilmungen von „Ghost in the Shell“ technisch seine Finger im Spiel hatte, hat das von ihm verfasste Drehbuch mit dem japanischen Anime-Studio „Production I.G.“ auch technisch perfekt umgesetzt und für eine TV-Serie ist das Endergebnis auch sehr, sehr gut. Entstanden ist die Serie, die in ihrer Handlung immer wieder Bezug auf das Jahr 2011 nimmt, aber bereits 2008/2009 und wurde zwischen April und Juni 2009 auf dem Sender Fuji-TV gezeigt.
Während es der Zusammenschnitt der Serie auf Spielfilmformat unter dem Titel „Air Communication“ bereits auf die jetzige VÖ geschafft hat, sollen ab Mitte des Jahres 2011 von Universum Film dann auch noch die beiden nachfolgenden Kinofilme auf DVD und Blu-Ray veröffentlicht werden. In „Eden of the East – der König von Eden“ als auch „Eden of the East – Paradise lost“ werden die Geschichte der „Selecaos“ mit den Serien-Charakteren dann nahtlos fortgeführt und man darf gespannt sein, wie die Geschichte weitergeht.
Die Veröffentlichung der Serie ist dann ebenfalls sehr gelungen und wird Anime-Fans kaum enttäuschen. Die Bildqualität ist bei der mir vorliegenden Blu-Ray-Disc schlichtweg sehr gut und bietet keinerlei Anlass zur Kritik. Während es alle 11 Folgen auf den ersten Silberling geschafft haben, ist die zweite Disc für den bereits erwähnten Zusammenschnitt namens „Air Communication“ auf knapp zwei Stunden, sowie allerlei Interviews reserviert. Auch hier erfährt der Fan in zahlreichen Featurettes so ziemlich alles über die Entstehung, Entwicklung und Charakter-Design der Serie.
Unterm Strich bleibt eine spannende und eigentlich sehr gute Serie, die eine spannende Geschichte erzählt und gleichzeitig die Bereiche Mystery, Science-Fiction, Action, Humor und Drama abdeckt und trotz abstrakter Thematik doch immer wieder Bezug auf aktuelle Ereignisse und gesellschaftliche Entwicklungen nimmt. Die Charaktere sind sympathisch, die Erzählweise stimmig und auch technisch ist „Eden of the East“ absolut auf der Höhe der Zeit. Mir hat die Serie jedenfalls sehr gut gefallen und dass ich die gesamten Episoden dann aus Neugier auch an zwei Tagen verschlungen habe, spricht ebenfalls für sich. Top!
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch endlich Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=7660
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