project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Der junge, ambitionierte und auch etwas exzentrische Regisseur Marcus (Reshad Strik) bekommt nach seinem fulminanten Debut-Film und einem durch eine Schaffenskrise unvollendeten zweitem Werk durch seinen Produzenten Josh (Henry Thomas) die Möglichkeit einen dritten Film zu realisieren. Die Wahl des Regisseurs fällt auf die Verfilmung einer düsteren Geschichte über ein Roma-Mädchen, das einen Pakt mit dem Teufel machte und daraufhin von den Bewohnern ihres Dorfes zu Tode gequält wurde. Schon einmal hat sich im Verlauf der Filmgeschichte ein Regisseur namens Béla Olt (Eli Roth) im Jahre 1928 an die Verfilmung des Stoffes gewagt, doch dieser verschwand mitsamt seiner Crew auf mysteriöse Weise vom Drehort in Transsilvanien und gilt seither als vermisst.
Marcus ist fasziniert von dieser Begebenheit und ist wild entschlossen, das Werk Bélas auf seine Weise zu vollenden, obwohl das gedrehte Material von damals spurlos verschwand und einzig allein ein Foto seiner damaligen Hauptdarstellerin mit entsetzt-entrückten Blick erhalten blieb. Als der junge Regisseur mit seinem Team zu dem abgelegenen Drehort in Rumänien fährt, plagen ihn immer wieder mysteriöse Visionen und schon wenig später ereignen sich ebenfalls seltsame Begebenheiten. Beim Dreh mit der Hauptdarstellerin Romy taucht auf einmal eine schemenhafte Gestalt neben ihr auf und als das Material am Abend gesichtet wird, tauchen Szenen aus Olt´s Film auf dem belichteten Material auf.
Während Marcus immer öfters seltsamen Visionen verfällt in denen sich Gegenwart, Vergangenheit und grausame Fiktion vermischen, drängt Josh auf die rasche Fertigstellung des Filmes. Als jedoch eines der Crew-Mitglieder nach dem anderen auf ungewöhnliche Art und Weise verstirbt oder spurlos verschwindet, beginnt die technische Mannschaft zu rebellieren und kann nur mit einer Gehaltserhöhung kurzfristig beruhigt werden. Als weitere Todesfälle passieren kommt es jedoch endgültig zum Eklat zwischen Belegschaft und Filmemacher und auch Marcus scheint nun völlig den Bezug zur Realität zu verlieren. Er driftet zunehmend in eine Welt aus Gewalt, Blut und Wahnsinn ab, in denen der erneut Zeuge des grausamen Paktes des Zigeunermädchens wird, dass nun versucht, den gescheiterten Plan von damals zu beenden…
Es war einmal ein Regisseur names Fruit Chan, der drehte im Jahre 2004 gemeinsam mit seinen Kollegen Takashi Miike („Audition“) und Park Chan-wook („Oldboy“) einen Episoden-Horrorfilm mit dem Titel „Three… Extremes“ in denen jeder für sich eine grausige Kurzgeschichte realisierte. Dabei war Chans gruselig-grausige Episode über verjüngende Teigtaschen mit ominösem Inhalt so erfolgreich, dass diese Episode noch im selben Jahr mit Bai Ling in der Hauptrolle nochmals als Langfilm realisiert wurde und dabei durchaus erfolgreich war. Doch dann wurde es relativ ruhig um den chinesischen Indie-Regisseur aus Hongkong und es vergingen fünf Jahre, bis sich Chan wieder an die Realisierung eines Horrorfilmes wagte.
„Don´t look up“ aus dem Jahre 2009 ist dann auch ein Remake des gleichnamigen, japanischen Gruslers von Hideo Nakato, der schon für „Dark Waters“ das Drehbuch schrieb und bei „Ring 2“ die Regie übernahm. Eigentlich keine schlechten Voraussetzungen für soliden Horrorspaß der gruseligen Sorte, doch bei „Don’t look up“ ist dann irgendwie alles falsch gelaufen bzw. gründlich in den Sand gesetzt worden. Das etwas arg verwirrende Drehbuch bietet dem Zuschauer Wendungen, grausige Passagen und seltsame Personen am laufenden Band und doch fügen sich die zahlreichen Elemente mehr schlecht als Recht zueinander. Die Optik des Streifens erinnert an billige TV-Produktionen und wären nicht die teils herben, wenn auch vielfach aus dem Rechner stammenden Gore-Szenen, man würde sich wohl in einem ebensolchen vermuten.
Die 3-in-1-Geschichte über den Regisseur und seinen Wahnvorstellungen, der verschwundenen Film-Crew, sowie der Sage über ein Roma-Mädchen, dass einen Pakt mit dem Teufel schließt ist auch wirklich nicht so der Bringer und selbst das zweimalige Aha-Erlebnis am Ende kann den Film nicht davor retten, dass er eigentlich im Grunde ziemlich doof ausgefallen ist und sich der Zuschauer mit allerhand Ungereimtheiten der hanebüchenen Sorte herumschlagen muss. Außerdem bietet der Streifen dann auch noch Momente, wie sie bereits in „The Ring“ oder „Ju-On“ ausgiebig zelebriert wurden und „Don´t look up“ kommt mit seinen J-Horror-Anleihen imho fast ein Jahrzehnt zu spät, auch wenn die Effekte wesentlich blutiger als in den eben erwähnten Filmen ausgefallen sind.
Die Optik wirkt aber generell ziemlich billig, die Effekte aus dem Rechner sind ebenfalls nur mäßig gelungen und auch die dümmlich-debilen Dialoge tragen auch nicht unbedingt zur Gruselstimmung bei. Und weil das alles noch nicht reicht, hat man auch noch eine Handvoll der uncharismatischsten Darsteller aus der zweiten und dritten Reihe bzw. dem Hut gezaubert, die teils recht hilflos durch die Gegend wanken. Die Rolle von dem von mir sehr geschätzten Eli Roth ist eher kurz ausgefallen und Reshad Strik ist als mental etwas neben der Spur agierender Regisseur auch nicht wirklich überzeugend. Ex-Kinderstar Henry Thomas („E.T.“) hat mir auch nicht wirklich gefallen und auch der restliche Cast, inklusive Carmen Chaplin, ihres Zeichens Enkelin von Charly Chaplin wirkt eher betont lustlos und stapft recht unmotiviert durch die wirre Handlung.
Weniger Anlass zur Kritik bietet wie üblich die Veröffentlichung aus dem Hause Koch, wobei der Film auf Blu-Ray und Doppel-DVD veröffentlicht wird. Mir lag zur Beurteilung die Blu-Ray-Disc vor, die den Streifen auch in sehr guter Qualität abliefert. Der Bonusbereich ist dieses Mal relativ üppig ausgefallen und bietet neben einem Making-Of auch noch zahlreich Interviews mit Fruit Chan, Eli Roth und weiteren Hauptdarstellern. Zahlreiche Trailer und ein „Behind the Scene“ runden das Gesamtergebnis harmonisch ab.
Unterm Strich bleibt dennoch ein wirrer Horrorfilm, der mit seinen ganzen J-Horror-Anleihen einige Jahre zu spät kommt und weder inhaltlich noch optisch sonderlich überzeugen kann. Sicherlich einer der schlechtesten Horrorfilme, die ich in letzter Zeit vor die Linse bekommen habe und der wohl auch noch für einige langweilige Stunden und ratlose Gesichter bei der heimischen DVD- und Blu-Ray-Kundschaft sorgen wird. Keine Ahnung, warum Fruit Chan den Karren mit seinen Darstellern so derart an die Wand fährt und nach seinem gelungenen „Dumplings“ einen derart unausgereiften Mumpitz serviert. „Don´t look up“ ist weder originell, noch spannend und bietet neben farblosen Schauspielern und durchschnittlichen Effekten aus dem Rechner, lediglich ein paar solide handgemachte Szenen, die aber letztendlich auch nicht mehr groß was rausreißen können: 3-4/10
Beitrag geändert von jogiwan (25.April 2011 14:21:19)
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=7662
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