project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Nach einer globalen Katastrophe ist die Welt, wie wir sie kennen nahezu unbewohnbar geworden. Die Erde rumort und spuckt Feuer, wodurch der Boden keine Ernte mehr abwerfen kann. Bäume fallen einfach um und auch der Himmel zeigt sich nur noch von seiner wolkenverhangenen Sorte, was eine ständige Kälte zur Folge hat. Die Städte sind verlassen, die Tiere sind verendet und auch die Spezies Mensch steht in dieser postapokalyptischen Szenario vor ihrem Ende. In dieser unwirtlichen Welt ist ein namenloser Mann (Viggo Mortensen) mit seinem Sohn (Kodi Smit-McPhee) und den Habseligkeiten in einem Einkaufswagen unterwegs um für den Winter im wärmeren Süden eine Unterkunft zu finden.
Doch die Reise der Beiden ist voller Gefahren und nicht nur die Erde und das Klima, sondern auch die verbliebene Menschheit ist feindselig geworden. Neben ständigem Hunger und Durst sind plündernde Banden die größte Gefahr und da die Nahrung immer knapper wird, sind viele von ihnen zu Kannibalen geworden und haben moralische Werte längst über Bord geworfen. Doch trotz aller Entbehrungen und Gefahren versucht der Mann seinem Sohn Werte zu vermitteln, die noch aus einer Zeit stammen, in der er glücklich mit seiner Frau (Charlize Theron) ein Leben als herzensguter und verständnisvoller Mensch führte.
Im täglichen Kampf um das Überleben und Nahrung ist es jedoch schwer, dem Junge diese Menschlichkeit zu vermitteln und als die beiden fast von einer Bande Plünderer entdeckt werden, erschießt der Mann ein Bandenmitglied um seinen Jungen zu schützen. Dieser reagiert verstört und kann die Handlungen seines Vaters nicht verstehen. Jede Begegnung mit weiteren Menschen auf ihrer entbehrungseichen Reise stellt das Verhältnis der Beiden zunehmend auf die Probe und der Junge beginnt, die Handlungen seines Vaters und dessen zunehmend egoistisches Verhalten zu hinterfragen...
„The Road“ von Regisseur John Hillcoat ist eigentlich schon ein seltsames und auch unangenehmes Stück von einen Film. In der Tradition von Arthouse-Endzeit-Schockern der letzten Zeit wie „Children of Men“ und „Die Stadt der Blinden“ bekommt der Zuschauer eine düstere Endzeit-Vision präsentiert, die wirklich schwer verdaulich ist und in der die Hoffnung auf eine bessere Welt für die Protagonisten nahezu keinen Platz findet. In der Verfilmung des Romanes von Cormac McCarthy, der auch die Vorlage zu „No Country for old men“ schrieb, ist alles düster, trostlos und bedrohlich und diese Stimmung überträgt sich auch auf den Zuschauer.
Die Geschichte, die sehr episodenhaft angelegt ist, handelt von einem Mann, der mit seinem Sohn durch die zerstörte Welt zieht um im Süden ein besseres Leben zu finden. Während die Erinnerungen an seine Frau und eine bessere Zeit zunehmend verblassen, versucht er dem Junge seine Werte von Liebe und Menschlichkeit zu vermitteln und stößt mit jedem Kontakt mit weiteren Menschen an seine Grenzen, während der Sohn zunehmend das Verhalten seines Vaters hinterfragt, der Menschen erschießt, Bettler zurücklässt, Diebe ebenfalls beklaut und auch ansonsten jeden Kontakt mit weiteren Menschen verhindert. Doch dieser Zusammenhalt ist den Menschen gänzlich abhanden gekommen und dabei wäre vermutlich genau das der Schlüssel zu einer besseren Welt.
Im Grunde bietet der Streifen dann auch alles, das eigentlich einen erfolgreichen Film ausmachen sollte. Eine preisgekrönte Buchvorlage von einem weltbekannten Autor, ein talentierter Cast mit klingenden Namen wie Viggo Mortensen und Charlize Theron , eine tief-düstere und zweifelsfrei gelungene Optik samt bedrückender Atmosphäre, eine gute Inszenierung und eine humanistische Botschaft, mit der sich jeder in irgendeiner Art und Weise identifizieren kann. Dennoch wollte der Film bei mir nicht so recht zünden und trotz aller Bauteile ist die Summe des Ganzen trotz der Lobeshymnen im Netz eine doch sehr zwiespältige Angelegenheit, die mich letztendlich doch unbefriedigt zurückgelassen hat.
Mir persönlich ist der vollkommen auf Stimmungskiller getrimmte Film dann auch schon fast ein bisschen zuviel des Guten und die nachdenkliche Botschaft wird von den eindrucksvollen und dennoch trostlosen Bildern fast erschlagen. Die eigentlich auch sehr amerikanische Geschichte mit ihrem erhobenen Zeigefinder der Moral hinterlässt bei politisch interessierten Menschen sicherlich zusätzlich einen schalen Nachgeschmack und da ich auch nicht unbedingt so ein Familienmensch bin, konnte ich die Bestrebungen und Seelenqual des Vaters sicher auch nicht in der vom Regisseur beabsichtigten Weise nachvollziehen.
Die angepeilte Zielgruppe ist mir bei „The Road“ ohnehin nicht ganz klar und einen herkömmlichen Endzeit-Actionfilm mit jeder Menge Waffenpräsenz und Schießereien sollte man sich bei dem 2009 entstandenen Werk auch gar nicht erwarten. Endzeit-Actionfans wird das Roadmovie schlichtweg zu langweilig sein, während Horrorfans die Geschichte wohl ebenfalls zu gefühlsduselig und wenig spektakulär daherkommen wird, die wiederum für das Mainstream-Publikum zu düster und deprimierend ausgefallen ist. Horror- und Endzeit-unerfahrene Zuschauer werden von Regisseur Hohn Hillcoat dann auch sicher an die Grenzen des Erträglichen geführt und von einem etwaigen Unterhaltungswert will ich im Zusammenhang von „The Road“ dann auch gar nicht sprechen.
Die Darsteller sind jedenfalls gut gewählt und vor allem Viggo Mortensen überzeugt als zweifelnder Vater mit viel Mut zur Hässlichkeit, ohne dessen Vielschichtigkeit der Film wohl auch zum Scheitern verurteilt gewesen wäre. Auch Kodi Smit-McPhee („Let me in“) zwar agiert ganz passabel, verblasst aber angesichts der tollen Leistung von Mortensen. Charlize Therons Szenen sind zwar relativ kurz, aber auch die Oscar-gekrönte Schauspielerin agiert mit viel Mut zur Hässlichkeit und überzeugt wie auch die namhaften Nebendarsteller wie Robert Duvall („Der Pate“), Guy Pearce („Memento“) und Michael K. Williams. Die Inszenierung des Streifens ist ebenfalls zweifelsfrei gelungen und die düsteren Bilder menschenleerer Städte und trostlosen Landstrichen sind wirklich beeindruckend. Nahezu 80 % des Streifens wurde unter freien Himmel gedreht und dann nochmals im Rechner auf dreckig und Asch-, Staub- und Mausgrau getrimmt.
Universum Film bringt den Film wie gewohnt in sehr guter Bild und Tonqualität in der deutschen und englischen Fassung, sowie einem informativen Audiokommentar von Regisseur John Hillcoat. Im Bonusbereicht bietet die Scheibe neben einem elfminütigen Interview mit dem Regisseur auch noch ein kurzes Making-Of, in denen zahlreiche Beteiligte zu Wort kommen und auch etwas auf den Casting-Prozess eingegangen wird. Neben unveröffentlichten und erweiterten Szenen gibt es auch noch eine ausgiebige Trailershow.
Objektiv betrachtet ist „The Road“ sicherlich ein bedrückender und intensiver Endzeit-Film, der sich nicht an die Genre-Regeln hält und mit tollen Darstellern und einer grandios-düsteren Optik punkten kann, aber rein subjektiv ist der Funke bei mir einfach nicht übergesprungen. Die Geschichte von Vater und Sohn, die in einer post-apokalyptischen Welt an die Grenzen ihres menschlichen Einfühlungsvermögens gelangen war nicht ganz mein Fall. Irgendwie ist der Streifen einfach zu gewollt und daher kann ich die teils überschwänglichen Bewertungen und Kommentare zu dem Streifen nach meiner Sichtung nicht so richtig nachvollziehen. „The Road“ ist zweifelsfrei ein „Downer“, der einen unvorbereitet sicher vollkommen am falschen Fuß erwischen würde, aber eigentlich hätte ich mir neben einer grandiosen Optik und Darstellern doch etwas mehr erwartet: 6-7/10 Punkten
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/inde … ge_id=7462
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@Jochen,
fand den recht gut gemacht, kein Überflieger - hätte mir auch etwas mehr erwartet - aber ein guter und schön düsterer Film.
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