project: equinoX Forum

Auf den ersten Blick wirkt die etwas ältere Betty (Deborah Harry) ganz normal, ist ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft und gerade mitten in den Vorbereitungen zu einer durchgeplanten Dinner-Party inklusive Champagner und Festtagsbraten. Doch in Wirklichkeit ist Betty eine durchtriebene Hexe und hat für ihren Braten den kleinen Timmy (Matthew Lawrence) gekidnappt, der gelegentlich als Zeitungsausträger in der Nachbarschaft jobbt. Nun ist dieser in der Küche in einem Verließ eingesperrt und wird von Betty mit Keksen gemästet, damit er im Ofen gegart und mit Füllung ausgestopft am Abend der feierlichen Runde vorgesetzt werden kann. Doch Timmy will nicht sterben und versucht natürlich alles, um das zu verhindern und erzählt der etwas verträumten Betty dazu Geschichten aus ihrem Lieblingsbuch, um sich und seine Haut zu retten.

„Lot 249“ Archäologie-Student Edward Bellingham (Steve Buscemi)  ist von seinen Kommilitonen Lee (Robert Sedgwick),  Andy (Christian Slater) und dessen Schwester Susan (Julianne Moore) um das dringend ersehnte Stipendium betrogen worden. Einerseits wurde er anonym des Diebstahls bezichtigt und der Aufsatz, mit dem der arrogante Lee vor der Kommission geglänzt hat, stammt eigentlich aus der Feder von Susan, die mit dem jungen Mann eine Beziehung führt. Als Bellingham eines Tages jedoch in den Besitz eines Sarkophags samt vertrocknetem Inhalt gelangt, sieht er den Tag seiner Rache gekommen und nutzt sein Wissen und die ägyptische Mythologie um sich ein für alle Mal grausam an seinen Mitstreitern zu rächen.

„The Cat from Hell“: der exzentrische Millionär Drogan (William Hickey) heuert den erfolgreichen Profikiller Halston (David Johansen) für einen seltsamen Job an. Er soll im Auftrag des Pharmazie-Tycoons eine kleine schwarze Katze töten, die sich in den Gemäuern des düsteren Hauses tummelt, deren Körper vergraben und dem Millionär als Nachweis über die vollbrachte Tat am nächsten Tag den Schwanz des Tieres präsentieren. Halston ist zwar irritiert, stellt angesichts der Prämie keine Fragen, obwohl ihm Drogan eine absurd-klingende Geschichte über eine angeblich mordlüsterne Katze erzählt, die gekommen ist, um an Drogan Rache zu üben. Als Halston alleine in dem Haus zurück bleibt kommt es bald zum Psychoduell zwischen dem eiskalten Killer und dem schwarzen Schnurrer und schon bald muss ersterer erkennen, dass er sein Opfer unterschätzt hat…

„Lovers Vow“: der glück- und erfolglose Künstler Preston (James Remar) lebt in New York und wird eines Tages von seinem Agenten gefeuert, da seine Werke unverkäuflich sind. Er betrinkt sich in einer Bar und wird wenig später Zeuge, wie der Eigentümer der Bar von einem Dämon angefallen und grausam getötet wird. Doch Preston wird verschont, in dem er dem Dämon verspricht, sein Leben lang nicht über ihn und den schicksalshaften Abend zu sprechen. Preston willigt ein und lernt noch in derselben Nacht  die sympathische Carolina (Rae Dawn Chong) kennen. Von diesem Zeitpunkt an, geht es für den Künstler aufwärts und neben beruflichen Erfolg, stellt sich auch das persönliche Glück für Preston ein. Zehn Jahre später hat er die Ereignisse auch schon fast vergessen, als er den schicksalshaften Fehler begeht und sein vor langer Zeit getätigtes Versprechen bricht und sich seiner Frau Carolina anvertraut…

Die von George A. Romero zwischen den Jahren 1983 bis 1988 produzierte TV-Serie „Tales from the darkside“ bzw. „Geschichten aus der Schattenwelt“, entstand eigentlich durch den Erfolg des Episoden-Horrorfilms „Creepshow“ aus dem Jahre 1982, in dem Romero eine Handvoll Kurzgeschichten von Stephen King verfilmte. Wie vergleichbare Produkte wie „Geschichten aus der Gruft“  oder „The Twilight Zone“ wurden Kurzgeschichte von unterschiedlichen Autoren verfilmt und in 4 Staffeln 89 Episoden gedreht, wobei als krönender Abschluss  im Jahre 1990 für ein Budget von knapp 3,5 Millionen $ ein gleichnamiger Kinofilm mit so illustren Stars wie Debby Harry, Christian Slater und James Remar gedreht wurde.

Leider muss ich nach gestriger Sichtung leider feststellen, dass sich weder Regisseur John Harrison, noch George A. Romero, Stephen King und die restlichen Beteiligten mit Ruhm bekleckert haben und der Episodenhorror nicht nur reichlich vorhersehbar, sondern auch thematischziemlich abgedroschen daher kommen. Verbunden sind die drei eigentlichen Geschichten mit der Geschichte einer Hexe, die in bester „Hänsel und Gretel“-Manier den Zeitungsjungen aus der Nachbarschaft mästet um ihn danach in einem abendlichen Dinner ihren Besuchern zu kredenzen. Doch dieser will natürlich nicht sterben und erzählt der Hexe drei Geschichten aus ihrem Lieblingsbuch, das zufälligerweise auch den selben Titel wie der Film trägt.

Die drei restlichen Geschichten sind leider insgesamt betrachtet alles andere als spannend, bieten dafür aber den ein oder anderen grausigen Effekt, den man sich vielleicht in der Heftigkeit nicht erwartet hätte und auch kaum Free-TV-tauglich ausgefallen ist. Während „Lot 249“ mit seinem Mumien-Killer leider gänzlich spannungsfrei aber zumindest System-erhaltend ausgefallen ist auch wenn der Plottwist am Ende wenig originell ausgefallen ist, so bietet diese Episode neben den von mir geschätzten Christian Slater auch noch eine blutjunge Julianne Moore, die ja mittlerweile in der A-Liga der Hollywood-Diven agieren darf.

„Cat from Hell“ hingegen basiert auf einer Kurzgeschichte von Horror-Maestro Stephen King, die von George A. Romero adaptiert wurde. Leider ist diese Episode nicht nur gänzlich vorhersehbar, sondern auch noch die schwächste aller drei bzw. vier präsentierten Geschichten. „Lover´s Vow“ am Ende sorgt dann zwar für ein halbwegs versöhnliches Ende, erinnert mich aber zu sehr an die wesentlich bessere Geschichte „The Woman in the snow“ aus dem japanischen Episoden-Horrorfilm „Kwaidan“ von Regisseur Masaki Kobayashi aus dem Jahre 1964, der im Grunde die gleiche Geschichte mit anderem Schauplatz präsentiert. Trotzdem ist die dritte Episode wohl noch die Beste und überzeugt neben James Remar („The Warriors“) auch noch mit einer ekeligen Verwandlungsszene.

Insgesamt betrachtet ist aber der ganze Streifen eher sehr durchschnittlich und erinnert abgesehen vom erhöhten Gore-Gehalt auch sehr an eine TV-Produktion. Die drei Geschichten sind mäßig spannend und bieten lediglich altbekannte Motive, die dann auch noch leidlich-spannend auf die Leinwand gezaubert werden. Regisseur John Harrison hat zuvor auch lediglich bei einigen Episoden der gleichnamigen Serie und anderen TV-Produktionen Platz genommen und war mit Ausnahme eines Kinofilms („Clive Barkers Book of Blood“) auch danach nur im TV-Bereich als Regisseur tätig. Seine Inszenierung ist im Grunde zwar ganz passabel und einige ungewöhnliche Kameraperspektiven zeugen durchaus von Potential, doch scheitert dieses doch recht schnell an den uninspirierten Geschichten, die aus dem Horror-Hut gezaubert werden. Von einer „hochbesetzten (?) Achterbahnfahrt des unvorstellbaren Grauens“ wie uns das hübsche Cover der CMV-Laservision-DVD weiß machen möchte, ist „Geschichten aus der Schattenwelt“ dann schon weit entfernt.

Die Bild- und Tonqualität der Scheibe hingegen bietet keinen Anlass zur Kritik und bringt den Episodenhorror aus dem Jahre 1990 auch in guter Qualität. Neben der deutschen Synchronisation gibt es wie üblich auch die englische Originalvariante und als Bonus zwei englische und einen deutschen Trailer, einen Audiokommentar von Regisseur Harrison und Drehbuchautor George A. Romero, sowie die deutschen Trailer zu den vor kurzem erschienenen Streifen „Ritter der Dämonen“ und „Bordello of Blood“, die als Kinofilme der Serie „Geschichten aus der Gruft“ hervorgingen. Abgerundet wird das positive und ungekürzte Gesamtbild dann auch noch mit zwei geschmackvollen Cover-Varianten, sowie einer nummerierten Sonderauflage in Form einer Super-Jewel-Box als Nr. 25-Jubiläumsausgabe der Retro-Edition.

Unterm Strich ist „Geschichten aus der Schattenwelt“ trotz klingender Namen durchschnittliche, bis etwas enttäuschende Horrorkost für Zwischendurch, die  man zwar gut nebenher gucken kann, der morgen jedoch schon wieder vergessen ist. Den uninspirierten Geschichten hätte eine gehörige Portion schwarzer Humor oder zumindest den Anflug von Selbstironie jedenfalls nicht geschadet und so bleibt dem Zuschauer auch maximal die letzte Episode mit James Remar und Rae Dawn Chong länger in Erinnerung, während die ersten beiden Storys gleich einmal vergessen sind. Da hätte ich mir vom Team George A. Romero, Stephen King und den weiteren Mitstreitern dann doch etwas mehr erwartet. Aber viele Köche verderben bekanntlich den Brei und das wird in „Geschichten aus der Schattenwelt“  auch wenig eindrucksvoll durchexerziert: 4-5/10 Punkten