project: equinoX Forum

Der etwas seltsame Einsiedler und Analphabet Umgar (Herb Robins) betreibt an einem idyllischen See in den Bergen ein heruntergekommenes Ferienlager für Gäste mit herabgesetzter Erwartungshaltung. Nebenher züchtet er Würmer, zu denen er auch ein freundschaftliches Verhältnis pflegt. Mit seinem verschrobenen Verhalten ist er aber das Feindbild Nummer 1 des örtlichen Industriellenverbandes, die den schrulligen Gesellen am liebsten in eine Nervenheilanstalt stecken und sein Land enteignen würden um darauf eine richtige und gewinnbringende Ferienanlage zu bauen. Doch das geht vorerst nicht, da Umgar rechtmäßiger Eigentümer der Liegenschaft ist, auch wenn ihm das aufgrund seiner Leseschwäche gar nicht bewusst ist.

Doch Umgar hat sowieso noch eine Rechnung mit den feindseligen und moralisch-bankrotten Stadtbewohnern, insbesondere mit dem Bürgermeister offen, der seinen Vater  beim Bau eines Staudamms finanziell über den Tisch gezogen und sogar ermordet haben soll. Dazu hat er mit Chemikalien aus der Landwirtschaft eine mysteriöse Wurmsorte gezüchtet, die fleischfressend ist und mit gigantischem Hunger die gesamte Ernte der Stadt zerstören und diese somit in den Ruin treiben soll. Doch sein Plan geht auf und Umgar muss entdecken, dass seine Würmer bei Verzehr die Menschen ebenfalls zu Riesenwürmern mutieren lässt.

Doch das scheint Umgar nicht sonderlich zu beeindrucken und als ein Gast seiner Ferienanlage Ärger macht, verwandelt er diesen kurzerhand ebenfalls in einen Riesenwurm und versteckt die mutierten Wesen in seiner heruntergekommenen Behausung. Damit fängt der Ärger für den Einsiedler natürlich erst richtig an und als er in der Nacht auch noch Besuch von weiteren mutieren Mensch-Wurmwesen bekommt, die im nahen See leben und auf der Suche nach Weibchen sind, verwandelt der herzensgute Mensch in seiner Verzweiflung weitere Besucher seiner Anlage in riesige Wurmwesen.

Das Verschwinden der Menschen bleibt auf Dauer jedoch nicht unentdeckt und durch Zufall erfährt Umgar von der sympathischen Fern, dass er längst in Besitz eines wichtigen Dokumentes ist, dass ihn zum rechtmäßigen Eigentümer erklärt und das Projekt zu Fall bringen könnte. Doch die Industriellenvereinigung ist für die Durchsetzung ihrer Interessen zu allem bereit und schreckt auch vor bizarren Mordversuchen nicht zurück. Als auch noch eine Bürgerversammlung eskaliert und die Gegner des Projektes trotz eindeutiger Dokumente verprügelt werden, dreht Umgar so richtig auf und fährt mit seinen speziellen Würmern in die Stadt um dort ein für allemal Rache an seinen Gegner und auch gleich der ganzen Stadt zu üben...

Haha, keine Ahnung, welches Kraut Herb Robins im Vorfeld geraucht bzw. welche sonstigen Substanzen er sich eingeworfen hat, als er zu der Idee seines Streifens „Die Wurmfresser“ gekommen ist bzw. das Drehbuch verfasste. Was dem Zuschauer hier in knapp 90 Minuten zugemutet wird, spottet wirklich jeglicher Beschreibung, ist einfach unglaublich und erinnert mich in seinem bitterbösen Seitenhieben auf die amerikanische Gesellschaft und seiner trashigen Inszenierung ohne Rücksicht auf Verluste sogar ein bisschen an den legendären „Pink Flamingos“ von John Waters aus dem Jahre 1972.

Auf so eine Geschichte muss man ja auch erst einmal kommen und jedes Mal, wenn man als aufgeschlossener Trashologe vermutet, dass es nicht mehr ärger kommen kann, setzt Robins sogar noch einen drauf und überrascht den Zuschauer mit einer weiteren Idee, die reihenweise die Kinnladen runterklappen lassen. Dabei ist „Die Wurmfresser“ vor allem eines: abgrundtief ekelhaft! Bei dem ganzen Anblick der Würmer und wie diese sogar noch verzehrt werden, kann einem schon leicht übel werden. Und leicht ist man während der Sichtung auch geneigt, die kritischeren Untertöne zu übersehen, die Herb Robins nebenher auch noch in seinen Film gepackt hat.   

In „Die Wurmfresser“ bekommen dann aber in einer Art Rundumschlag eigentlich alle ihr Fett ab. Egal ob korrupte Politiker oder gewinnmaximierende Industrielle, Umweltschützer, Plantagenbesitzer, geldgeile Weibsbilder, moralisch bankrotte Stadtbewohner oder konsumgeile Urlauber, alle werden in dem Streifen wenig dezent aufs Korn genommen und es gibt in dem Streifen nahezu keine sympathischen Personen und selbst die werden am Ende noch von der Lynchjustiz der tobenden Bevölkerung bedroht. Das Ende ist ja natürlich komplett over-the-Top und so ein würdiger Abschluss für das desaströsen Filmchen.

Neben der vollkommen skurrilen Handlung voller noch seltsameren Entwicklungen gibt es zudem noch reihenweise schlechte Darsteller, die sich in Overacting dann auch noch permanent zu überbieten versuchen. Ich kenne ja wenig Streifen, in denen die mitwirkenden Schauspieler, diese Bezeichnung so derart wenig verdienen wie in „Die Wurmfresser“. Die einzige Anforderung an die Darsteller war dann wohl auch die Bereitwilligkeit, sich die ekeligen Würmer in den Mund zu stecken und eine Zeit lang darauf herumzukauen bzw. auch hinunterzuschlucken.

Auch die kostengünstige Machart sieht man dem Streifen natürlich zu jeder Sekunde an, obwohl man neidlos zugestehen muss, dass die Wurmwesen doch recht lustig ausgefallen sind. Doch außer echten und gefakten Würmern und etwas ekeligem Make-up sieht man eigentlich keinerlei explizite Szenen. Die bizarre und unterschätzte Trash-Komödie hat im amerikanischen Raum dann auch ein „PG“-Rating erhalten, was auch wesentlich eher der Realität entspricht, als die deutsche Freigabe, die den blutarmen Film schon in eine etwas falsche Ecke rückt.

Die „Trash-Collection“ ist aber natürlich der Ort, wo sich der Streifen dann auch am Wohlsten fühlt. Der 1977 entstandene Streifen ist Trash mit jeder Sekunde seiner Laufzeit und überzeugt eigentlich auf allen Fronten. Die Bildqualität ist eher durchschnittlich, was bei dieser Art von Film aber durchaus in Ordnung geht. Auch die vielen Verschmutzungen lassen den eigentlich sympathischen Streifen dann gleich noch eine Ecke schmuddeliger wirken. Auch die Tonqualität ist für Technik-Fetischisten wohl eher mau und über die deutsche Synchro hülle ich sowieso lieber den Mantel des Schweigens. Positiv zu erwähnen ist aber der schmissige Titelsong, sowie die aufwendigen Malereien zu den Title-Credits, die von Sherri Vernon, die man sonst auch aus dem ein oder anderen Ted V. Mikels Werk auch als Schauspielerin kennt.


Unterm Strich ist „Die Wurmfresser“ eine herrlich überdrehte und vollkommen groteske Komödie mit viel schlechten Geschmack, bei der sich Spaß und Ekel die Waage halten und die nebenher auch noch ordentlich in alle Richtungen austeilt. Geschmacklosigkeiten am laufenden Band, gepaart mit subversivem Humor und technischen Dilettantismus. Auf der Trash-Skala punktet „Die Wurmfresser“ dann natürlich vollends und wird Freunde des schlechten Geschmacks auch nicht enttäuschen - Otto Normalzuschauer hingegen wird naturgemäß eher weniger seine Freude haben. Robins Werk ist dann wohl auch nur für die Abgebrühtesten unter uns geeignet, aber wenn Ted V. Mikels seine Finger im Spiel hat, muss man schließlich auch wissen, auf was man sich einlässt! Filthy, trashy, Fun!

Beitrag geändert von jogiwan (23.February 2011 18:05:30)