project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Um die Gräuel des Irak-Krieges entgültig hinter sich zu lassen, unternimmt der amerikanische Soldat David (Jake Muxworthy) auf Empfehlung eines Freundes in den Bergen eine Mountainbike-Tour. Dort fährt er in von einem menschenleeren Gipfel zum Anderen und versucht so auf andere Gedanken zu kommen. Bei einem seiner Ausfahrten trifft David in einem abgelegenen Gasthaus in den Alpen auf die junge Angeline (Karina Testa), die kurze Zeit später von den beiden Jägern Freddy (Ottaviano Blitch) und Buck (Chris Coppola) belästigt wird. Als David und der Hüttenwirt versuchen, der jungen Dame aus ihrer misslichen Situation zu helfen, ziehen sich beide den Unmut der beiden Hinterwäldler zu.
David schwingt sich auf sein Rad und in der darauffolgenden Nacht ist dieses Erlebnis mit den beiden Jägern auch schon wieder fast vergessen. Als Davids Zelt während eines Unwetters vom Sturm zerstört wird, trifft der junge Mann neuerlich auf Angeline, die den jungen Mann dann auch in ihrem Zelt übernachten lässt. Die beiden Biker sind sich sympathisch und so wird beschlossen, die Tour gemeinsam fortzusetzen. Doch die Idylle kippt rasch, als die beiden bemerken, dass sie noch immer von Freddy und Buck verfolgt werden, die auch vor Waffengewalt nicht zurückschrecken und die beiden harmlosen Biker durch die Wälder hetzen.
Während der Verfolgungsjagd wird David von den Jägern angeschossen, stürzt schwer mit seinem Rad und verliert kurzzeitig das Bewusstsein. Als er wieder zur Besinnung kommt, ist Angeline verschwunden und er macht sich zu Fuß auf den Weg um Hilfe zu holen, während die beiden Jäger weiter nach den beiden Bikern suchen. Nach stundenlanger Wanderung findet der verletzte David ein Haus, welches auch bewohnt zu sein scheint. Doch das Grauen hat für den kriegserprobten David noch lange kein Ende und wenig später findet er sich in einem Alptraum wieder, der sogar das Grauen des Krieges noch übersteigt...
Denkt man an Musiker im Regiestuhl, fällt einem wohl als erstes der Amerikaner Rob Zombie ein, der dem Genre-Freund bereits einige interessante Werke beschert hat. Auch der italienische Regisseur Federico Zampaglione ist hauptberuflich eigentlich der Frontman und Sänger der alternativen Band Tiromancino, die seit 1989 bereits mehrere Alben auf den Markt gebracht haben. Doch die Musik allein war dem kreativen Geist wohl nicht genug und so hat das Multitalent mit der schwarzen Komödie „nero familiare“ im Jahre 2007 auch seinen ersten Film realisiert. Während dieser jedoch hierzulande noch nicht veröffentlicht wurde, gibt es seit Mitte Jänner 2011 nun den Nachfolger „Shadow – in der Gewalt des Bösen“ auf Silberling.
In dem 2009 entstandenen Horrorstreifen, der als Beitrag zur Torture-Porn-Welle im Fahrwasser von „Hostel“ und Konsorten entstanden ist, trifft ein Kriegsveteran in den Alpen zuerst auf hinterwäldlerische Jäger und danach auf einen grausamen Einsiedler, der eine seltsame Affinität zu Kriegsverbrechern hat und auch vor blutigen Versuchen am lebenden Objekt nicht zurückschreckt. Dabei ist „Shadow – in der Gewalt des Bösen“ jedoch nicht nur ein weiterer vorhersehbarer Beitrag zur Backwood-Slasher-Torture-Porn-Welle mit möglichst-blutigen Effekten und einer minimalen Story, sondern durchaus ein gelungenes Werk, dass vor allem durch seine Tiefe Verneigung vor italienischen Genre-Regisseuren durchaus zu begeistern weiß.
Sicherlich wird auch in „Shadow – in der Gewalt des Bösen“ das Rad nicht neu erfunden und trotz dem ungewöhnlichen Ende ist die Geschichte auch nicht sonderlich innovativ. Trotzdem schafft es Zampaglione mit geringem Budget dank einer interessanten Optik, sympathischen Darsteller und einem intelligenten Plot-Twist am Ende dem bis dahin doch sattsam bekannten Handlungsverlauf den notwendigen Impuls zu verleihen, der den Streifen letztendlich positiv aus der Masse der oftmals uninspirierten Horror-Beiträge herausstechen lässt. Die politische Komponente wird zwar nicht überall auf Gegenliebe stoßen und auch die ein- oder andere Unstimmigkeit muss man auch in Kauf nehmen.
Die Story von „Shadow – in der Gewalt des Bösen“ geht durchaus klar und überrascht neben ihrer Plakativität auch mit etwas kritischeren Untertönen. Der Streifen beginnt dabei eher ruhig und mit eindrucksvollen Naturbildern italienischer Alpenregionen. Doch schon bald ist es mit der Ruhe vorbei und der Streifen entwickelt sich zu einem Terrorfilmchen, dass durchaus seine guten Momente hat. Nachdem der Backwood-Slasher-Teil abgeschlossen ist, fischt der Streifen dann in Torture-Porn-Gewässern, ohne jedoch die Gore-Schraube zu derb anzudrehen. Der Part mit dem psychopathischen Einsiedler mag am Anfang zwar etwas verwundern und auch nicht so wirklich zur restlichen Story passen, etwaige Unstimmigkeiten werden jedoch am Schluss jedoch wieder relativiert.
Auffallend bei dem Streifen ist jedoch zweifelsohne der Einfluss von Genre-Größen wie Dario Argento und Mario Bava, welches sich vor allem im Look bzw. der Farbgebung des Streifen äußert. Außerdem wird eine Szene von „Tenebre“ überdeutlich zitiert und auch das Sound-Design hat mich mehrmals frappant an die Musik der Prog-Rocker „Goblin“ erinnert. Doch würde man „Shadow – in der Gewalt des Bösen“ als plumpes Plagiat italienischer Genre-Werke bezeichnen, würde man Regisseur Federico Zampaglione sicherlich unrecht tun, da dieser trotz der Inspiration großer Namen doch noch genug Eigenständigkeit in den Film gepackt hat.
Neben der interessanten Geschichte und den eindrucksvollen Naturkulissen der julischen Alpen in der Nähe des italienischen Tarvis überzeugt der Streifen aber auch durch seine Darsteller. Die Leistungen von Jake Muxworthy („Borderland“) sind durchaus in Ordnung, auch wenn er meines Erachtens im Vergleich zu seinen Mitstreitern etwas blass bleibt. Karina Testa („Frontier(s)“ hat ja bereits Erfahrung im Genre und enttäuscht natürlich nicht. Ottaviano Blitch und Chris Coppola überzeugen als unsympathisch-tumbe Jäger und auch Nuot Arquint möchte man wohl nicht im Dunkeln begegnen.
Die DVD aus dem Hause Koch bringt den italienischen Streifen mit Entstehungsjahr 2009 in guter Bild- und Tonqualität, die neben der gelungenen Synchro auch noch die Originalversion in englischer Sprache mit an Bord hat. Obwohl am Bonusmaterial gespart wurde und auch der Vergleich mit „Hostel“ und „The Descent“ am Cover nicht ganz nachzuvollziehen ist, so bleibt unterm Strich doch ein passabler und durchaus interessanter Streifen, der zwar kein Highlight geworden ist, aber dank netter Story und Darsteller, dem günstigen Verkaufspreis und Verweise auf die Glanzzeiten des italienischen Genre-Kinos durchaus punkten kann und definitiv Lust auf mehr macht. 6-7/10 Punkten.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch endlich Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=7386
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