project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Der Wiener Michi (Michael Fuith) reist nach Berlin um dort seiner Ex-Freundin Gabi (Anna Graczyk) die Schlüssel zur ehemalig gemeinsamen Wohnung persönlich zurück zu geben. Doch der eigentliche Plan des herzensguten Mannes ist es jedoch, seine Herzensdame wieder für sich zu gewinnen um gemeinsam in eine glückliche Zukunft zu starten. Als Michi in Gabis Wohnung ankommt, trifft er dort jedoch nicht auf seine Ex, sondern auf einen Klempner, der sich gerade aggressiv an einem Heizkörper zu schaffen macht. Als Michi Sekunden später von dem wütenden Mann attackiert wird, eilt ihm der junge Klempner-Azubi Harper (Theo Trebs) zur Seite und mit gemeinsamen Kräften schaffen sie es, den tobenden Mann aus Gabis Wohnung zu bugsieren und sich darin zu verbarrikadieren.
Wenig später läuft im Fernsehen nur noch das Testbild und auch sämtliche Handynetze sind zusammengebrochen. Durch ein Radio in Gabis Küche erfahren die beiden Männer von einer mysteriösen Viruserkrankung, die sich rasend ausbreitet und die Menschen nach erfolgten Infektion und Adrenalinschub zu tollwütigen Besten mutieren lässt. Obwohl Michi krank vor Sorge um seine Gabi ist, scheint eine Flucht unmöglich und wie andere Mieter halten sie sich weiter in Wohnung vor der Bedrohung versteckt. Als Michi sein im Stiegenhaus verlorenes Handy holen möchte, werden die beiden neuerlich attackiert und schaffen es nur mit Mühe die Angreifer abzuwehren und sich im Schlafzimmer verschanzen.
Da ohne Lebensmittel und Wasser die Überlebenschance jedoch gleich null sind, kommt Michi auf die Idee, das zerlegte Bett zu einem Rammbock umzufunktionieren und dadurch die Mauer zur Nachbarwohnung zu durchbrechen. Durch den Lärm werden jedoch auch die Infizierten angelockt und in letzter Sekunde brechen die Beiden durch und treffen in der Nachbarwohnung auf eine Frau (Brigitte Krenn), die ebenfalls bereits infiziert ist. Michi wird verletzt und auf der Flucht über den Dachboden von Harper getrennt. Dort trifft er endlich auf Gabi, die sich mit Kai vor der Bedrohung verschanzt hat. Doch die Wiedersehensfreude hält sich in Grenzen, da Michi nicht nur infiziert ist, sondern mit Kai nun auch dem wahren Trennungsgrund gegenüber steht...
Zombie-Filme haben ja im Horror-Business generell eine lange Tradition und zahlreiche Filmemacher aus allen möglichen Ländern mit großen und kleinem Budget haben sich schon an Variationen der altbekannten Thematik mit ebenso mehr oder weniger großem Erfolg versucht. Umso seltsamer ist es da eigentlich, dass es meines Erachtens bis dato keinen einzigen nennenswerten Beitrag aus deutschen Landen zu vermelden gibt. Doch das hat sich mit „Rammbock“, einer deutsch-österreichischen Co-Produktion in Zusammenarbeit mit dem ZDF (!!!) nun gründlich geändert. Marvin Krenns Werk ist nicht nur ein sehr guter Zombiefilm, sondern schafft es auch noch, seine Geschichte auf kurzweilige und spannende Weise zu erzählen und dabei auch noch eine klaustrophobische Stimmung aufzubauen, die sich vor internationalen Vorbildern auch gar nicht zu verstecken braucht.
Die Geschichte über den sympathischen Antihelden aus Wien, der unvermittelt in Berlin statt erhoffter Versöhnung mit der Ex auf aggressive Zombies trifft und sich daraufhin mit einer Handvoll Personen in einem Wohnblock verschanzen muss, erinnert den aufgeschlossenen Zuschauer wohl auch aufgrund der Bedrohung durch infizierte Zombies und dem überschaubaren Handlungsort am ehesten noch an den spanischen Realtime-Shocker „[Rec]“. In „Rammbock“ gibt es jedoch keine wackeligen Handkamerabilder und auch der Gore-Faktor wird im Gegensatz zum spanischen Werk etwas heruntergeschraubt.
Dennoch funktioniert „Rammbock“ erstaunlich gut, da die Geschichte wieder einmal aus dem Blickwinkel der Protagonisten erzählt wird, die auch gar nicht wissen, womit sie es im Grunde zu tun haben. Die Bedrohung beginnt von einer Sekunde auf die andere und die Kommunikation der Überlebenden funktioniert über einen Innenhof. Menschen, die zwar Tür an Tür wohnen, jedoch noch nie wirklich miteinander kommuniziert haben, sind auf einmal auf einander angewiesen und auch die vermeintlichen sicheren Wohnung entpuppen sich zunehmend als Orte, aus denen es kein Entrinnen gibt und so entwickelt die Geschichte zunehmend eine klaustrophobische Stimmung, die den Zuschauer förmlich gefangen nimmt.
Im Verlauf der Geschichte folgt „Rammbock“ sicherlich den üblichen Genre-Pfaden, allerdings wird in dem interessanten Streifen im Gegensatz zu vergleichbaren Werken nahezu auf eine polizeiliche oder militärische Präsenz verzichtet. In dem eigenständigen Film gibt es keine auftrainierten Helden, die sich mit Waffengewalt durch Horden von Zombies metzeln und die Person, von der man am ehesten eine Heldentat erwarten würde, ist auch einer der ersten, der im Film über den Jordan geht. Somit verbleibt die Last der Rettung auf den schmalen Schultern des Wiener Menschenfreundes, der sich wenig später auch noch anderen Ängsten stellen muss. Und auch wenn man das Ende durchaus erahnen kann, so bietet „Rammbock“ genügend Momente um ihn aus dem Einheitsbrei herausstechen zu lassen.
Generell ist „Rammbock“ sehr gut, temporeich und professionell inszeniert und hat mit vergleichbaren Werken aus der deutschen Amateurkiste so rein gar nichts am Hut. Schade ist vielleicht nur die Tatsache, dass man das Werk nicht vielleicht noch 10 Minuten länger gemacht hat, da der 2010 entstandene Streifen mit knapp 60 Minuten Laufzeit doch etwas kurz für Spielfilm-Verhältnisse ausgefallen ist. Doch in diesen Minuten kommt garantiert keine Langweile auf und auch die Settings im bedrohlich-bewölkten Berlin sind sehr, sehr stimmig ausgefallen. Regisseur Marvin Krenn und Drehbuchautor Benjamin Hessler sind ja auch offensichtlich selbst Fans von vergleichbaren Werken und das sieht man dem fertigen Streifen auch zu jeder Sekunde an.
Was dem Gorehound vielleicht nicht so gefallen wird, ist die Tatsache, dass auf üppige Headshots und Ausweidungen verzichtet wird. Laut den Machern definiert sich ein Zombie-Film ja auch nicht unbedingt über den Gore-Gehalt, was angesichts der Mutter aller Zombiefilme „Night of the living dead“ ja auch sicher nicht von der Hand zu weisen ist. Nachdem auch Geld vom ZDF im Spiel war und diese „Rammbock“ ja auch bereits ausgestrahlt haben, war auch kein Gore-Granate zu erwarten. Und auch ohne ausartenden Schmoddereien ist „Rammbock“ immer noch ein verdammt guter Film, der den aufgeschlossenen Zombiefreund sicherlich nicht enttäuschen wird.
Das „Rammbock“ aber auch so gut funktioniert liegt auch an den tollen Schauspielern. Michael Fuith kennt der Steirer ja vor allem durch sein Mitwirken in der Tragikomödie „Kotsch“ von Helmut Köpping. Die Mutter des Regisseurs, Brigitte Kren ist ja in Österreich ebenfalls aus einigen TV-Serien, wie z.B. „Vier Frauen und ein Todesfall“ sehr bekannt und dürfte in „Rammbock“ die wohl ungewöhnlichste Rolle ihres Lebens spielen. Theo Trebs als zurückhaltender Harper überzeugt ebenfalls auf der ganzen Linie und sowieso und überhaupt wurden für den Film sehr interessante Schauspieler und Komparsen gecastet, die für einen Genre-Film auch nicht unbedingt selbstverständlich sind.
Die DVD aus dem Hause „Filmgalerie 451“ ist ebenfalls sehr gelungen und bietet den Streifen in tadelloser Bild- und Tonqualität. Die Scheibe ist codefree und bietet neben der deutschen Tonspur auch noch englische Subs und den ebenfalls mehr als gelungenen Kurzfilm „Schautag“ vom selben Regisseur und Drehbuchautor, der mir als oller Kurzfilmspezi ja sogar noch einen Tick besser gefallen hat. Abgerundet wird das mehr als positive Gesamtbild mit einem launigen Interview mit Marvin Krenn und Benjamin Hessler, ein kurzes „Making-of“, sowie Teaser, Trailer, Fotogalerie und einem Wendecover, dass seltsamerweise jedoch auf beiden Seiten die Freigabe-Plakette der FSK trägt.
Unterm Strich ist dem Duo Krenn und Hessler ein sehr solider Zombie-Streifen gelungen, der Genre-Motive interessant variiert und auf interessante Weise weiterführt. Obwohl der Fokus der Geschichte ist eher auf eine klaustrophobische Stimmung als auf Gewalteskapaden gelegt ist, hat der Film keinerlei Durchhänger und punktet vor allem durch solide Inszenierung und sympathischen Darstellern. Mir hat „Rammbock“ jedenfalls sehr gut gefallen und solange Regisseure und Drehbuchautoren die Möglichkeit haben, derartige Projekte zu realisieren, ist die deutschsprachige Kinolandschaft noch nicht verloren. Zwei Daumen nach oben für diesen tollen Horrorstreifen und eine absolute Kaufempfehlung für jeden Zombiefan!
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@ Jochen,
vielen Dank für das Review - ist nun auch schon Online:
http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=7215
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