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Die Abenteuer des kleinen Panda (1972):
Die aufgeweckte und stets freundliche Mimiko lebt mit ihrer Großmutter in einen kleinen Häuschen in der Nähe eines japanischen Dorf. Da Mimiko ohne Eltern aufwachsen muss, ist das Mädchen weitgehend selbstständig und kümmert sich eher um die Großmutter als umgekehrt. Als die Großmutter für ein paar Tage nach Nagasako verreisen muss, freut sich Mimiko schon auf die aufregendem Tage ohne großmütterlicher Aufsicht und verspricht natürlich brav zu sein und jeden Tag einen Brief über die zuvor erlebten Abenteuer zu schreiben. Und die lassen auch gar nicht lange auf sich warten, da sie bei ihrer Rückkehr vom Bahnhof bemerken muss, dass sie überraschend Besuch von einem riesigen Panda und dessen Pandajungen bekommen hat.
Der große Panda und der kleine Pandy sind von einem nahem Zoo ausgebrochen um die große und weite Welt kennen zu lernen und haben in dem Haus des aufgeweckten Mädchen kurzerhand Unterschlupf gefunden. Waisenkind Mimiko ist hellauf begeistert und erklärt den Panda zu ihrem neuen Vater und übernimmt für den Halbwaisen Pandy die Mutterrolle. Doch diese neue Rollenverteilung ist für dem Panda und Mimiko gar nicht so einfach, da Papas ja schließlich arbeiten müssen und Mimiko den kleinen Pandy dadurch mit in die Schule nehmen muss. Dort gibt sie den kleinen Pandy als Stofftier aus, was jedoch auf Dauer natürlich nicht funktioniert und der kleine Pandy löst schon bald das totale Chaos aus.
Die Abenteuer des kleinen Panda: der Zirkus im Regen (1973)
In der Nähe von Mimikos Haus hat ein großer Zirkus mit exotischen Tieren seine Zelte aufgeschlagen und zwei Männer sind auf der Suche nach einem kleinen Tigerjungen, der aus seinem Käfig ausgebrochen ist um die Welt zu erkunden. Als die beiden den kleinen Tigi in Mimikos unversperrten Haus vermuten, geraten diese durch den Anblick des riesigen Pandas in Panik und verlassen fluchtartig das Gebäude und werden von Mimiko für Einbrecher gehalten, noch bevor sie den eigentlichen Grund ihres Besuches mitteilen können. Pandy entdeckt jedoch an seinem Teller und seinem Handtuch verräterische Spuren und finden den kleine Tigi friedlich schlummernd in seinem Bettchen.
Der kleine Tigi kann aber natürlich nicht bei Mimiko, Panda und Pandy bleiben und vermisst auch seine große Tigermama. Kurzerhand wird das Junge zu seiner Mutter zurückgebracht, worauf sich der Direktor mit drei Freikarten revanchiert. Doch in der Nacht naht bereits die nächste Katastrophe und die Gegend und auch Mimikos Haus wird durch eine gigantische Regenfront unter Wasser gesetzt. Die Menschen können sich zwar auf die Hügel retten, doch die Zirkustiere treiben ab und auch die Vorstellung droht so natürlich im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser fallen. Als Mimiko ein Hilferuf von dem kleinen Tigi erhält, machen sich die drei auf dem Weg um die Zirkustiere und die Show zu retten.
Anfang der Siebzigerjahre grassierte in Japan ein wahres Panda-Fieber. Nachdem das Land von China ein Pärchen der scheuen Tiere als Leihgabe erhalten hatte, war die Bevölkerung vollkommen verrückt nach den Bambus-verzehrenden Säugern mit der ungewöhnlichen Schwarz-Weiß-Optik und dem kuscheligen Aussehen. Dass die bedrohte und als äußerst scheu geltende Tierart mit den eigenwilligen Ernährungsgewohnheiten neben untypische Verhaltensweisen auch noch über eine Reproduktionsfaulheit verfügt und in Gefangenschaft nur schwer zu halten ist, hat ebenfalls zu den besonderen Image dieser Bären-Art beigetragen. Diese hält auch heutzutage noch ungebrochen an und seit im Wiener Tiergarten mittlerweile sogar zwei Pandajungen in Gefangenschaft zur Welt gekommen sind und dieser daraufhin von Menschenmassen gestürmt wurde, weiß man, dass der Panda-Hype noch immer voll im Gange ist und die Anziehungskraft dieser Tiere ungebrochen ist.
Und so ist es wenig verwunderlich, dass sich im Jahre 1972 die beiden Weggefährten und späteren Studio-Ghibli-Gründer Isao Takahata als Regisseur und Hayao Miyazaki als Drehbuchautor und Key-Animateur nach einigen Kooperationen im Vorfeld neuerlich zusammentaten, um zwei Kurzfilme zu gestalten, die mit sympathisch-aufgeweckter Hauptdarstellerin, ausgiebiger Panda-Thematik und Abenteuern der zahmen Art ein junges Publikum begeistern sollten. Die Mission ist dabei wohl durchaus geglückt, auch wenn die Geschichte von der kleinen Mimiko und ihren tierischen Freunden aus heutiger Sicht wohl wenig mit den Werken zu tun haben, mit denen Miyazaki und das von ihm gegründete Studio später Berühmtheit und sogar Oscar-Ehren erlagen sollte.
Die Geschichte geht schon irgendwie klar, ist aber mit ihrer naiven Art schon bewusst auf ein sehr, sehr junges Publikum zugeschnitten, was auch der damalige Wunsch von Miyazaki war. Irgendwie erinnert mich die Kind-gerechte Sache dann auch stark an Episoden der knapp 10 Jahre entstandenen Serie „Tao Tao“, in denen ja ebenfalls ein Panda-Junges und dessen Mutter als Sympathieträger herhalten müssen. Aufregende oder gar so interessante Dinge passieren in den beiden Kurzfilmen ja nicht unbedingt und jeder halbwegs spannende Moment wird kinderfreundlich auch unmittelbar danach im positiven Sinne mittels Happy End aufgelöst. Ein etwaiger Umwelt- oder Tierschutz-Gedanke der späteren Werke spielt hier ebenfalls keine Rolle und wird im Verlauf der Geschichte auch gar nicht thematisiert. Im Vordergrund steht daher eher die ungewöhnliche Freundschaft des jungen Sonnenscheins, ihren tierischen Gefährten und den niedlichen Abenteuern, die sie gemeinsam erleben.
Die Figur der Mimiko erinnert den Zuschauer von ihrem aufgeweckten Wesen, der selbstständigen Art und mit den roten Zöpfen unweigerlich sofort an Astrid Lindgrens Pippi Langstrumpf, die wohl eindeutig für die Figur Pate stand. Zu Beginn des zweiten Teils wird außerdem auch ganz ungeniert in den Gefilden von „Goldlöckchen und die drei Bären“ gewildert, was wohl darauf hinweist, dass sich Miyazaki für europäische Jugendliteratur und Märchen interessiert. Der große Panda-Papa hat bereits eine große Ähnlichkeit mit „Totoro“ aus „Mein Nachbar Totoro“ auch wenn aufgrund des niedrigen Budgets zeichnerische Abstriche in Kauf genommen werden müssen, so erinnern die 1972 und 1973 entstandene Kurzfilme bereits in der Figurenzeichnung stark an Miyazakis Meisterwerk aus dem Jahre 1988.
Die DVD aus dem Hause Universum Film bringt die beiden Teile mit 33 bzw. 38 Minuten Laufzeit in guter Bild- und Tonqualität, die angesichts des Entstehungsjahres keinen Anlass zur Kritik bieten. Die (offensichtlich neue) Synchronisation ist ebenfalls gelungen und wer sich „Panda Kopanda“ lieber im Original anschauen möchte, kann das dank Originalversion samt deutscher Untertitel ebenfalls machen. Neben einer hübschen Verpackung und 5 niedlichen Postkarten gibt es zwar keinerlei Bonusmaterial zum Film, dafür jedoch eine ausgiebige Trailershow mit altbekannten und neuen Filmen aus dem Umfeld des Studio Ghibli.
Unterm Strich sind „Die Abenteuer des kleinen Panda“ ein unschuldiges und kindgerechtes Vergnügen für die ganze Familie, dass jedoch den älteren Zuschauer und Miyazaki-Fan wohl nicht ganz zufrieden stellen wird. Zu brav und auch zu naiv wirken Geschichte und Animation heutzutage und selbst älteren Kindern werden die Abenteuer von Mimiko und ihren tierischen Freunden in Zeiten von „Pokemon“ und Konsorten wohl ein paar Gänge zu brav sein. Trotzdem sind die beiden Kurzfilme für die kleinen Erdenbewohner, die im Anfang der Siebziger vor der Gründung der berühmten „Studio Ghibli“ entstanden sind nicht gänzlich uninteressant und der geneigte Miyazaki-Fan wird sich die DVD wohl auch in die Sammlung stellen wollen. Die Klasse von „Totoro“ oder auch „Chihiros Reise ins Zauberland“ wird zwar nicht annähernd erreicht werden, aber die beiden Werke, die an die zahlreichen Zeichentrick-Serien der Siebziger erinnern, sind ja schließlich doch auf ihre altbackende Art und Weise sympathisch: 6/10 Punkten.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review - ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=7183
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