project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Die beiden Brüder Mateo (Mario Almada) und Fernando (Fernando Almada) betreiben seit ihrer Rückkehr aus dem Vietnamkrieg in Texas eine Pferdefarm. Doch das Leben der beiden ist nicht ganz ohne konfliktfrei, da der örtliche und etwas korrupte Polizeichef Leo (Carlos Cardan) den Brüdern das Leben auf privaten Gründen zur Hölle macht. Als eines Tages eine bewaffnete Drogengang in einer Bar ein regelrechtes Massaker anrichtet und alle Besucher des Lokales mit Maschinenpistolen erschießen, kommt Mateo unglücklicherweise als erstes zum Tatort und wird daraufhin von Leo und seinen Polizisten als mutmaßlicher Täter festgenommen.
Fernando beobachtet alles aus der Ferne und flüchtet sich in das Wochenendhaus seiner Lebensgefährtin Susan (Hilda Aguirre), das von Rene, dem Freund von Leos Tochter Diana bewohnt wird. Diese ist jedoch eigentlich die leibliche Tochter von Mateo, da deren Mutter Elsa (Martha Elena Cervantes) vor Jahrzehnten ursprünglich mit Mateo liiert war, jedoch irrtümlich die Nachricht erhielt, dass dieser im Krieg gefallen sei. Doch dieses Geheimnis wird von allen Beteiligten streng bewahrt und daher setzt Leo auch alle Hebel in Bewegung um seinen ewigen Nebenbuhler für immer wegzusperren, obwohl alles für dessen Unschuld spricht.
Leo hat seine Rechnung jedoch ohne Fernando gemacht, der bereits eifrig an der Befreiung seines Bruders tüftelt. Gemeinsam mit Elsa, die glücklicherweise als Sozialarbeiterin auch uneingeschränkt Zugang zum Gefängnis hat, wird ein Plan ausgearbeitet, der Mateo befreien soll, damit die beiden Brüder die wahren Schuldigen finden können um so ein für alle Mal ihre Unschuld zu beweisen. Der Trick funktioniert und in einer aufsehenerregenden Aktion gelingt Fernando seinen Bruder aus dem Gefängnis zu holen.
Obwohl die beiden von Leo und seinen Männern verfolgt werden, gelangen Mateo und Fernando bald auf die Spur von Diskothekenbesitzer Tony (Jorge Reynoso), der Drogen in den Körpern von hochgiftigen Schlangen ins Land schmuggelt. Bei einem Überraschungsbesuch erschießen Mateo und Fernando ein paar von Tonys Leuten und bringen einen zur Polizei, damit dieser gegen seinen Boss aussagt. Als dieser jedoch droht, Diana bei ihrer Hochzeit mit Rene etwas anzutun und schon wenige später seine Drohung auch in die Tat umsetzt, steuert alles einem blutigen Höhepunkt entgegen...
Hossa! Gibt es eigentlich das Genre der Telenovelaction? Eine passendere Bezeichnung für das etwas obskure Werk des mexikanischen Regisseurs Pedro Galindo III aus dem Jahre 1985 fällt mir ja spontan nicht wirklich ein. Das ich mexikanische Filme mag, hat sich vielleicht ja schon herumgesprochen und auch „Cobra Gang“ ist natürlich keine Enttäuschung, wenn man auf etwas konstruierte Actionfilme mit ordentlich Pathos mit leicht trashiger Note steht. Denn auch wenn der von mir sehr verehrte Hugo Stiglitz leider nicht mit von der Partie ist, so hat man mit den beiden vielbeschäftigten Almado-Brüder Mario und Fernando ja eigentlich auch zwei sympathische Stars an Bord.
Wider Erwarten ist der Focus der Geschichte ja auch nicht auf der titelgebenden „Cobra Gang“ sondern auf die beiden alternden Brüder Mateo und Fernando gelegt, die als Pferdezüchter und Gutmenschen amerikanische Traditionen wie Recht und Ordnung notfalls auch mit Waffengewalt verteidigen. Als einer der beiden unschuldig verhaftet wird, fühlt sich der andere dazu berufen, diesen zu befreien um danach selbst das Gesetz in die Hand zu nehmen und die skrupellose Drogengang selbst zur Strecke zu bringen.
Erschwerend kommen jedoch die etwas komplizierten Familienverhältnisse dazu, die auch beim Zuschauer kurzfristig zur Verwirrung führen könnten. So ist der eine Bruder Fernando mit Susan zusammen, die ihrerseits die Tante von Rene ist. Dieser ist mit Diana lliiert, die zwar eigentlich die leibliche Tochter von Mateo und Elsa ist, davon aber nichts weiß, da ihre Mutter ja mittlerweile mit dem Polizisten Leo zusammenlebt. Und genau diese unorthodoxen Strukturen sorgen am Ende ja auch noch zusätzlich für mächtig Zündstoff.
Ehrlich gesagt konnte ich mir angesichts der doch etwas gewagten Mischung aus sentimentaler Soap und blutiger Action ein Schmunzeln ja nicht wirklich verkneifen. Auch die Tatsache, dass sich hauptsächlich übergewichtige Mexikaner in theatralischen Actionsequenzen abmühen müssen und dabei sichtlich Mühe haben, macht die Sache ja auch nicht wirklich glaubwürdiger. So etwas können dann wohl auch nur die Mexikaner bringen, ohne sich vollends lächerlich zu machen. Im Land der Tacos und des Tequilas haben ja wohl Telenovelas und auch Actionfilme eine lange Tradition und warum dann nicht gleich beide Dinge zu einem kurzweiligen Etwas verbinden, bei dem auch Actionfreunde schon einmal die Biere und Taschentücher bereit halten können.
Wer aber Filme wie „Blutiger Highway“, „Yako“ oder auch „Eine Frau kennt keine Gnade“ bereits gesehen hat, weiß aber natürlich ohnehin, was auf einen zukommt und auch wenn „Cobra Gang“ selbstredend vollkommen ironiefrei daherkommt, sollte man die ganze Selbstjustiz-Sache tunlichst nicht zu ernst nehmen. In Punkto Gewalt pendelt sich der Film im unteren Mittelmaß ein und obwohl es durch das Massaker zu Beginn einen Bodycount jenseits von Gut und Böse und auch blutige Shotouts zu bewundern gibt, so ist man aus Mexiko schon durchaus Härteres gewohnt. Das Finale mit dem nicht ganz so großen Rumms ist auch ganz okay und sowieso und überhaupt kommt trotz gestreckter Handlung kaum Langeweile auf.
Bei den Darstellern hat man auch alles richtig gemacht und wieder einmal die beliebten Almado-Brüder gecastet, die man auch schon im Doppelpack aus dem lustigen Roadmovie-Thriller „Blutiger Highway“ kennt. Auch wenn die beiden Brüder bei uns nicht sonderlich bekannt sind, so sind die beiden in Mexiko wohl absolute Stars. Die IMDB listet bei Mario 342 (!!!) Rollen und auch Fernando bringt es immerhin auf knapp 150 Titel. Besonderes Highlight ist aber Jorge Reynoso als Tony, der irgendwie wie eine Kreuzung aus Javier Bardem und Mops aussieht und immer böse in die Kamera guckt. Bei den restlichen Bösewichten gibt’s dann auch noch ein paar bekannte Gesichter, die man auch schon in „Eine Frau kennt keine Gnade“ gesehen hat und auch der Rest vom Cast ist ganz gut ausgewählt.
Die DVD aus dem Hause CMV-Laservision bringt den Film in sehr passabler Qualität und auch der deutsche Ton kann durchaus überzeugen. Als Bonusmaterial gibt es zwar nur eine Bildergalerie und sechs Trailer aus der sympathischen Trash-Collection. Unterm Strich ist „Cobra Gang“ ein systemerhaltender Thriller aus mexikanischen Landen, der recht sympathisch mit wirren Familienverhältnissen, Korruption und allerlei Schießereien punkten kann. Der sympathische Cast und der flotte Moog-Soundtrack weiß ebenfalls zu gefallen und selbst die Geschichte kommt für B-Verhältnisse ganz kurzweilig daher. Mit Mexiko-Bonuspunkt gibt’s dann auch gerne 7 von 10 Punkten auf der Trash-Skala.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review - ist nun auch endlich Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=7002
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