project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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In einem nach dem zweiten Weltkrieg geteilten Japan wachsen die beiden Schüler Hiroki und Takya heran. Ihr großes Interesse gilt neben der Schule und sportlicher Betätigung vor allem der Physik und die beiden arbeiten in jeder verfügbaren Sekunde in einer stillgelegten Lagerhalle an einem kleinen Flugzeug, dass sie aus Bestandteile von zurückgelassenen Kriegsmaterialien basteln. Denn der große Traum der Beiden ist zu einem riesigen Turm auf der Insel Eso jenseits der Grenze zu fliegen, der seit jeher eine große Faszination auf die beiden Schüler ausübt. Um sich neue Bauteile und Treibstoff des Flugzeuges überhaupt leisten zu können, arbeiten die beiden in einer Waffenzulieferungsfirma, dessen draufgängerischer Boss Okabe den beiden Nachwuchstüftlern auch mit Rat und Tat zur Seite steht.
Doch neben der Faszination für Sport, Technik und Physik haben auch beide Jungs ein Faible für die Klassenkameradin Sayuri, deren Familie durch die Grenze getrennt wurde und die dadurch ebenfalls für das gigantische Bauwerk jenseits der Grenze schwärmt. Takuya ist fasziniert von der musikalischen Begabung des Mädchens und deren zurückhaltenden Art. Obwohl das geplante Flugzeug nur Platz für zwei Besatzungsmitglieder bietet, wird Sayuri in den Plan eingeweiht und Takuya verspricht dem Mädchen, sie zum gegebenen Zeitpunkt auch mit über die Grenze zum scheinbar unerreichbaren Turm zu nehmen. Die drei verbringen einen tollen Sommer miteinander, an dessen Ende die drei jedoch getrennt werden. Sayuri verschwindet von einem Tag auf den anderen spurlos und auch die beiden Schüler gehen daraufhin getrennte Wege.
Drei Jahre später führt das Schicksal die beiden Männer jedoch wieder zueinander. Die Krise im geteilten Japan spitzt sich zu und das Land steht kurz vor dem Krieg. Die beiden Männer erfahren, dass Sayuri nach dem gemeinsamen Sommer nicht ohne Grund von der Bildfläche verschwand, sondern von einer mysteriösen Krankheit befallen wurde, die sie seit Jahren schlafen lässt. Durch Forschungen stellt sich heraus, dass das Schicksal von Sayuri untrennbar mit dem des Turmes verbunden ist, der auch vom Großvater des Mädchens geplant wurde. Doch dieser entpuppt sich auch zunehmend als Bedrohung und als sich eine Rebellentruppe unter Okabe daran macht, das Machtinstrument ein für alle mal zu zerstören, finden alle drei noch einmal zusammen, um das scheinbar Unmögliche zu wagen um an den Ort ihres früheren Versprechens zu gelangen...
Nach einigen Kurzfilmen und dem Erfolg seines knapp 25minütigen Streifens „Voices of a distant star“ aus dem Jahre 2003, realisierte Regisseur Makato Shinkai mit „The place promised in our early days“ sein erstes abendfüllendes Werk ab, das neuerlich seine bevorzugten Themen wie Sci-Fi, Freundschaft, Liebe und Erwachsenwerden beinhaltet. Wenn man im Internet aber Stimmen zu dem Film liest, merkt man sehr rasch, dass Makato Shinkai mit der doch sehr fiktiven Geschichte seines Streifens jedoch nicht unbedingt den Nerv der Masse von Anime-Freunde getroffen hat. Themen wie träumende Parallel-Universen und Quantenphysik ist ja auch nicht jedermanns Sache und irgendwie wird man das Gefühl nicht los, als hätte Makato auch einfach zuviel auf einmal in sein Spielfilmdebüt gesteckt. Am Ende des Streifens bleiben dann leider auch irgendwie viel zu viele offene Fragen zurück und wer sich als Finale die erlösende Auflösung der ganze Sache erwartet, wird ebenfalls enttäuscht zurückbleiben.
Die sehr übertrieben und selbst für Anime-Verhältnisse arg unrealistisch wirkende Rahmenhandlung, in die Makato Shinkai seine eigentlich universelle Geschichte über Freundschaft und Liebe bettet, wird vielen Zusehern wohl auch zu hanebüchen daherkommen und auch für meinen Geschmack trägt der Regisseur mit dem ganzen technischen und quantenphilosophischen Firlefanz auch etwas zu dick auf. Die Spannung bzw. die Neugierde des Publikums, was schlussendlich hinter dem mysteriösen Turm und dessen Bedeutung steckt, kann oder will Makato Shinkai dann auch nicht befriedigen und der Film endet auch für meinen Geschmack etwas zu abrupt. Die vielen Fragen, die sich rund um die Geschichte ergeben, werden jedenfalls zum Großteil nicht beantwortet und es entsteht schon irgendwie der Verdacht, dass hier zwar einige gute Ideen im Vorfeld zur Verfügung standen, die jedoch meines Erachtens dann doch nicht ganz so geglückt zusammengefasst werden konnten.
Trotzdem ist „The place promised in our early days“ natürlich kein schlechter Film auch wenn er nicht unbedingt so massenkompatibel ausgefallen ist. Er zeichnet sich vor allem im wahrsten Sinne des Wortes aber durch seine wunderbar-stimmigen Bilder aus. Wie auch schon im Vorgänger „voices from a distant star“ gelingt es dem ambitionierten Regisseur wie kein Zweiter, die zahlreichen Facetten des Lichts einzufangen. Auch wenn er seine Kunst im Nachfolger „5 centimeters per second“ sogar noch perfektioniert hat, sind die Bilder in dem 2004 entstandenen Werk wirklich grandios und es glitzert, glänzt und reflektiert an allen Ecken und Enden. Das Licht wird gebrochen, wirft Schatten und es gibt kaum eine Szene, in der natürliches Licht nicht in irgendeiner Form eine Rolle spielt.
Die Realisierung des Streifens erfolgte nahezu im Alleingang und alle wichtigen Produktionsprozesse wurden von Makato Shinkai auch akribisch überwacht. Der war es zu diesem Zeitpunkt und nach einigen Kurzfilmen auch gewohnt, alles Arbeiten im Alleingang zu erledigen. Angesichts der Qualität des Nachfolgewerkes „5 centimeters per second“ sieht man aber schon sehr eindrucksvoll, dass es nicht schaden kann, ein paar der anfallenden Arbeiten auch an andere Personen abzutreten um sich so auch auf die wirklich wichtigen Dinge zu fokussieren. Insofern scheitert „the place promised in our early days“ dann wohl auch ein wenig an der Unerfahrenheit des jungen Anime-Regisseurs.
Die Blu-Ray-Disc aus dem Hause „Rapid Eye Movement“ spielt dann aber eigentlich alle Stückerl, wobei auch gesagt werden muss, dass die bisher erhältlichen DVD-Veröffentlichungen aus demselben Hause auch qualitativ sehr hochwertig waren. Als Bonusmaterial gibt es Interviews, Trailer und auch einen kurzen Sprachkurs, der ein ganz witziges Gimmik ist. Der Bonus dürfte also mit dem, bereits zweifach auf DVD veröffentlichten Material identisch sein. Ob sich daher ein Umstieg von DVD auf Blu-Ray lohnt muss wohl jeder für sich selber entscheiden. Leutchen, die den Film noch nicht ihr Eigen nennen, sind ja wohl mit jeder der drei Darreichungsformen bestens bedient, auch wenn die Blu-Ray sicherlich die beste Bildqualität bietet.
Unterm Strich bleibt ein etwas überambitioniertes Werk, dass über eine schöne Optik verfügt, aber inhaltlich aufgrund seiner etwas unglaubwürdigen Geschichte, deren Erklärung uns der Regisseur auch noch größtenteils schuldig bleibt, doch auch etwas enttäuscht. Wer die Optik etwas über die Geschichte stellt, wird zwar von der Dreiecksgeschichte sicher nicht enttäuscht werden - allen andern sei gesagt, dass der Film mit jeder Sichtung wächst. Makato Shinkais ungewöhnliche Art seine Geschichten zu erzählen ist ja mittlerweile auch schon bekannt. „The place promised in our early days“ ist zwar besser als „voices from a distant star“, aber auch klar schlechter als sein bisheriges Meisterwerk „5 centimeters per second“. Aufgeschlossene Anime-Fans sollten aber definitiv einen Blick riskieren: 7/10 Punkten.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review - mache ich heute noch mit fertig - Screenshots werde ich schon dafür finden.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review - ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=6900
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