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Reece lebt als Assistent des amerikanischen Botschafters mit seiner attraktiven Verlobten Caroline in Paris. Obwohl er nebenher immer wieder auch als Agent für kleinere Aufträge abbestellt wird, ist sein Leben im Großen und Ganzen eher ruhig und beschaulich. Zu beschaulich für den ambitionierten Amerikaner, der lieber als Vollzeit-Agent die Welt zu einem besseren Platz machen würde. Noch bevor seine Ansuchen auf eine dementsprechende Ausbildung stattgegeben werden, bekommt er eines Nachts überraschend den Auftrag, am Flughafen seinen neuen Partner Wax abzuholen.
Doch der entpuppt sich entgegen aller Erwartungen als laut und ordinär und zieht mit seinem rüden Wortwahl auch mehr Aufmerksamkeit auf sich, als es für einen Agenten in geheimer Mission üblich ist. Ehe sich Reece versieht, befindet er sich mit eine Vase voller Koks inmitten unbarmherziger Bandenkriege, bei denen Wax unerbittlich Herscharren von Bösewichtern aus dem Weg räumt. Während Reece anfänglich gar nicht weiß, worum es bei dem Auftrag eigentlich geht, kristallisiert sich immer mehr heraus, dass mit Drogengeldern Terroristen unterstützt werden, die in Paris einen Anschlag geplant haben.
Als im Zuge einer Wohnungsdurchsuchung auch Fotos auftauchen, auf denen Reece zu sehen ist, stellt sich heraus, dass sich auch der ahnungslose Botschaftsangestellte im Visier der Terroristen befand. Als in seiner Wohnung auch noch zahlreiche Wanzen gefunden werden wird klar, dass sich auch seine Freundin Caroline tiefer in terroristischen Kreisen befindet, als sich der junge Mann jemals vorstellen hätte können. Als diese mit den Vorwürfen konfrontiert wird, schießt diese ohne mit der Wimper zu zucken auf ihren Verlobten und verschwindet über die Dächer von Paris. Und während Max weiter seine Spur verfolgt, versucht der verletzte Reece ebenfalls den Plänen der Terroristen auf die Spur zu kommen und hat bereits kurze Zeit später einen furchtbaren Verdacht...
Im Jahre 2008 schickte Regisseur Pierre Morel in einem von Luc Besson produzierten Streifen den bisher eher für seine ernsteren Rollen bekannten Schauspieler Liam Neeson in Paris als kaputter Ex-Agent auf eine beispiellose Tour de Force. Seine bierernste Jagd auf albanische Mädchen- und Drogenhändler war nicht nur ziemlich spannend und in mehrerer Hinsicht überraschend, sondern bietet auch jeden Menge Action. Da sich auch der grafische Gewaltanteil im Gegensatz zu vergleichbaren Werken durch geschickte Montierung und schnelle Schnittfolgen ziemlich zurückhaltend gab, hatte auch die FSK nichts gegen eine vergleichsweise niedrige Freigabe und der „96 Hours“ wurde durch gute Kritiken zu einem Überraschungserfolg.
Nun, zwei Jahre nach dem Erfolg des Filmes, dachte man sich wohl, dass man den Erfolg des Streifens doch wiederholen könnte und schuf mit „From Paris with love“ neuerlich einen Actionstreifen, der eigentlich nach dem gleichen Muster vorgeht und auch wieder Paris als Schauplatz für seine Handlung hat. Leider hat man sich bei „From Paris with love“ im Gegensatz zu „96 hours“ im Verlauf des Streifens aber doch ein paar gröbere Schnitzer geleistet und vor allem der Twist in der Mitte stößt allgemein und verständlicherweise auf wenig Gegenliebe.
„From Paris with love“ beginnt eigentlich ganz beschaulich und irgendwie sogar ein bißchen langweilig. Die Figur des Reece wirkt sehr brav und taugt daher auch nur bedingt als Sympathieträger. Doch mit der Ruhe ist es sowieso vorbei als John Travolta als Wax ins Spiel kommt, der hoffnungslos überzeichnet auf den unvorbereiteten Zuschauer losgelassen wird. Dann rappelt es auch ordentlich in der Kiste und der Streifen geht trotz brutaler Szenen doch in Richtung humorvolles Buddy-Movie, das vor allem von der krassen Unterschiedlichkeit seiner beiden Figuren lebt.
Leider ist damit mit der Hälfte vorbei und das Drehbuch versucht auf einmal Dramatik und eine politische Komponente ins Spiel zu bringen, was so überhaupt gar nicht zu dem Beginn des Streifens passen mag. Eine eindimensionale Darstellung der ausländischen Bedrohung – in diesem Fall wieder einmal Chinesen, Kriminelle mit Migrations-Hintergrund bzw. islamistische Extremisten (auch wenn das nicht zur Sprache kommt) – ist man ja mittlerweile gewöhnt und ist in Actionfilmen auch gang und gäbe. Aber die Wendung in „From Paris in Love“ tut dem Film überhaupt nicht gut und hinterlässt nach einem eher knalligen Auftakt doch einen eher fahlen Beigeschmack. Mir persönlich hat die Geschichte dann auch nur mäßig gefallen und für einen Unterhaltungsfilm aus der Action-Ecke ist eine derart ernste Thematik meines Erachtens nicht geeignet.
Auch die Charaktere sind irgendwie nicht sonderlich geglückt. Während Liam Neeson in „96 Hours“ einen herrlich kaputten Charakter darstellt, ist z.B. die Rolle des Wax so derart überzeichnet, dass diese Rolle die ganze Sause schon sehr ins Komödienhafte abgleiten lässt. Wax ist laut, kokst, hat keinerlei Skrupel und jede seiner Operationen enden eigentlich im Blutbad für seine Gegner. Doch was als Buddy-Movie beginnt, hat immer noch den bereits erwähnten Twist in der Mitte, was so gar nicht passt und wenn Wax dann auch noch mit Raketenwerfer aus dem fahrenden Auto heraus auf einer stark befahren Autobahn Jagd auf Terroristen macht, dann muss man sich schon fragen, ob da nicht ein bisschen die Fantasie mit dem Drehbuchschreiber durchgegangen ist.
Handwerklich gibt es jedoch wenig zu bemängeln und wie schon in „96 Hours“ sind die Action-Sequenzen wirklich grandios in Szene gesetzt, dass der geneigte Fan auch gar nicht großartig zum Durchatmen kommt. Es rummst und kracht an allen Ecken und egal ob die Belegschaft eines China-Restaurants platt gemacht wird, Waffenmagazine in Hälse gerammt werden oder gleich ein ganzes Stockwerk in die Luft fliegt – alles ist perfekt choreografiert und effektiv in Szene gesetzt. Die grafische Gewalt hält sich abermals eher zurück oder ist so kurz geschnitten, dass man wenig davon mitbekommt. Ein paar gröbere Shotouts gibt es zwar schon, aber auch die haben die FSK anscheinend nicht sonderlich gestört, sodass der Action-reiche Streifen abermals mit einer Freigabe ab 16 Jahren davongekommen ist.
Darstellerisch ist ebenfalls auch alles im grünen Bereich, auch wenn ich das Gefühl nicht los werde, dass sich Jonathan Rhys Meyers im Action-Bereich irgendwo doch nicht so wohl zu fühlen scheint. Kann aber auch gut sein, dass auch nur seine Rolle neben John Travoltas exaltierter Darstellung des Vollblut-Agenten Wax nur nicht so richtig zur Geltung kommt. Travolta dreht auch richtig auf und scheint in seiner Rolle als zotiger und derber Repräsentant der härteren Gangart auch so richtig aufzugehen. Über seinen Look im Film ließe sich zwar durchaus streiten, aber eigentlich ist es eine Freude, dem passionierten Perückenträger als überdrehten Glatzkopf zuzusehen.
Die DVD aus dem Hause Universum Film bietet den Film in sehr guter Bild- und Tonqualität und für den interessierten Fan jede Menge Interviews, ein Making-Of, B-Roll und auch noch zahlreiche Trailer. Unterm Strich ist „From Paris with love“ aber ein doch eher zwiespältiges Vergnügen, dass nach einem humorvollen Auftakt leider viel in eine etwas seltsame Richtung geht, dass in der zweiten Hälfte dann auch nur noch eingeschränkten Fun-Faktor bietet. Auch wenn das vom Regisseur zwar durchaus gewollt ist, bleibt der Unterhaltungswert für einen Action-Film, bei dem der Anspruch durchaus erzwungen wirkt, leider ziemlich auf der Strecke. Inszenatorisch und darstellerisch zwar durchaus okay, hat mir „96 hours“ dann doch wesentlich besser gefallen: 5,5/10 Punkten
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review - ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=6896
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