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Die zurückgezogen lebende Schriftstellerin Leo (Marisa Paredes) steckt in einer tiefen Schaffenskrise. Unter dem Pseudonym Amanda Gris veröffentlicht sie in regelmäßigen Abständen kitsch-triefende Romane, die kommerziell äußerst erfolgreich sind, künstlerisch mit den ewig gleichen Happy-Ends jedoch alles andere als anspruchsvoll gehalten sind. Das reale Leben von Leo hat jedoch wenig mit  ihren Romanen gemein und ihre Ehe mit dem Nato-Offizier Paco (Imanol Arias) besteht eigentlich nur noch auf dem Papier. Ihre Freundin Betty (Carme Elias) macht sich daher große Sorgen um Leo und vermittelt ihr den Kontakt zu dem Redakteur Angel (Juan Echanove) der Zeitung „El Pais“, wo die talentierte Schriftstellerin endlich etwas Vernünftiges schreiben soll.

In der Redaktion angekommen übergibt sie Angel ein paar Aufsätze und einen tragischen Roman und die beiden sind sich auf Anhieb sympathisch. Als das Gespräch jedoch auf Amanda Gris kommt und sich Angel als glühender Verehrer der Autorin outet, ist Leo irritiert und verlässt aufgebracht die Redaktion. Kurze Zeit später erhält sie einen Anruf von Angel, der Leo die Möglichkeit bietet, sich in einem Beitrag kritisch über den neuesten Roman der Kitschautorin zu äußern. Leo sieht ihre Chance gekommen schreibt einen glühenden Verriss ihres eigenen Werkes.

Als Leo jedoch zwischenzeitlich Besuch von ihrem Gatten erhält, entpuppt sich das herbeigesehnte Wiedersehen als Desaster, als ihr Paco von seinen Scheidungsabsichten erzählt. Er hält es an der Seite der Träumerin nicht mehr aus, die sich in ihrem Leben niemals ihren Ängsten stellen konnte und diese lediglich in ihrem Romanen zu einem positiven Ausgang brachten. Als Leo auch noch erfährt, dass ihr Mann sie jahrelang mit ihrer besten Freundin Betty betrogen hat, ist es entgültig an der Zeit, sich von den Fesseln ihrer Vergangenheit und verkitschten Romanwelten zu lösen und sich endlich ihren eigenen Problemen zu stellen...

„Mein blühendes Geheimnis“ ist Pedro Almodovars elfter Film und behandelt mit einer leidenden Schriftstellerin wieder einmal das Lieblingsthema des Regisseurs. Nach einer ganzen Armada an grellen und hoch-stilisierten Werken, die in Werken wie „High Heels“ und „Kika“ eine Art Höhepunkt fanden, war Pedro Almodovar wohl wieder einmal nach etwas ruhigeren Tönen zu Mute und er schaffte mit dem 1995 entstandenen Werk ein eher stilles Drama über eine verzweifelten Schriftstellerin, die sich lieber in Alkohol, Tabletten und Traumwelten stürzt, als sich den tatsächlichen Problemen ihres Lebens zu stellen und erst nach einem missglückten Selbstmordversuch bemerkt, dass nur sie selbst sich auch aus ihrer selbst geschaffenen Lage zu befreien vermag.

Dabei beginnt der Film aber mit einer Szene, in der eine Frau von zwei Ärzten über den Hirntod ihres Sohnes und über die Möglichkeiten einer Organspende informiert wird. Diese Szene entpuppt sich jedoch alsbald ganz typisch als gestellte Szene einer Schulung für Ärzte, die von Leos Freundin Betty geführt und von der Kamera aufgezeichnet wird. Aufmerksame Leser werden  natürlich schon vermuten, dass die Figur der Manuela, die hier von Kiti Manver verkörpert wird, dann natürlich auch der Prototyp der leidensfähigen Manuela aus seinem grandiosen Werk „Alles über meine Mutter“ darstellt, der den spanischen Ausnahmeregisseur vier Jahre später neuerlich zu Oscar-Ehren führen sollte.

Doch in „Mein blühendes Geheimnis“ geht es auch nicht um Manuela, sondern um Leo, einer Schriftstellerin, die mit allerlei Problemen konfrontiert ist. Nach zahlreichen Kitschromanen befindet sie sich in der Schaffenskrise, hat Ehe-Probleme und auch die ewigen Konflikte ihrer hypochondrischen Mutter, die bei ihrer Schwester lebt, sind der guten Laune ebenfalls nicht wirklich zuträglich. Gute Ratschläge ihres Umfeldes schlägt sie kategorisch aus und immer mehr verstrickt sich die egoistische Schreiberin in einer Art Traumwelt, in der sie sich wie eine ihrer Romanheldinnen an Wunschvorstellungen klammert, die sich jedoch nicht in die Realität übertragen lassen. Als sie jedoch erkennen muss, dass ihr Leben schlussendlich nur noch auf Selbstbelügungen beruhen und sich der Gatte nicht nur geografisch immer mehr von Leo entfernt, bricht für die sensible Frau eine Welt zusammen und sie begeht in ihrer Hilflosigkeit einen Selbstmordversuch, ehe sie sich besinnt und ihre Probleme sukzessive selbst in Angriff nimmt.

Obwohl „Mein blühendes Geheimnis“ mit einer interessanten Geschichte, skurrilen Charakteren und einer grandiosen Hauptdarstellerin in Form der von mir sehr geschätzten  Marisa Paredes eigentlich alles beinhaltet, dass einen erfolgreichen Film des spanischen Regisseurs so ausmacht, so hat es bei dem 1995 entstandenen Werk doch etwas länger gedauert, bis bei mir der Funke übergesprungen ist. Trotz der üblichen Mischung aus Drama und Komödie wirkt der Film durch den Nebenhandlungsstrang der tanzenden Haushälterin und der teils sehr schwülstigen Musik ebenfalls wie aus einem Kitschroman entsprungen und wird nur gelegentlich durch subversivere Momente unterbrochen. Auch der Charakter der Leo wirkt für Almodovarische Verhältnisse seltsam schwach, egoistisch und hilflos und benötigt sehr lange, sich aus dieser Lage auch zu befreien.

Auch die Darsteller sind für einen Film des spanischen Regisseurs meines Erachtens seltsam ambivalent. Während Marisa Paredes natürlich gewohnt grandios agiert und den Film eigentlich auch alleine trägt, gibt es jedoch die etwas zwiespältige Performance von Joaquín Cortes, der zwar ein ausgezeichneter Tänzer ist, im schauspielerischen Bereich jedoch schon ein paar Defizite aufweist. Zum Ausgleich gibt es jedoch auch wieder viele bekannte Gesichter aus dem Stamm-Ensemble, wie zum Beispiel Rossy de Palma, Chus Lampreave und Kiti Manver. Und auch Imanol Arias, den homosexuellen Königssohn im Exil aus dem Film „Labyrinth der Leidenschaft“ ist in einer kleinen Rolle als Leos untreuer Ehemann zu sehen.

Im Gegensatz zu anderen Werken des spanischen Meisterregisseurs hatte „mein blühendes Geheimnis“ auch aufgrund der gemäßigten Geschichte und Inszenierung keinerlei Probleme bei Publikum und Kritik und hat von Kinowelt und Universum schon mehrere DVD-Veröffentlichungen erhalten. Der Film läuft auch immer wieder im Free-TV und dürfte daher auch zu den bekanntesten Werken von Almodóvar zählen. In meiner persönlichen Rangliste ist „La flor de mi secreto“ hingegen auf den hinteren Rängen zu finden und ist mit seiner braven Geschichte und (bewusst) höhepunktslosen Inszenierung einfach viel zu konventionell ausgefallen. Nicht falsch verstehen, der Film ist immer noch sehr gut und Woody Allen würde seine Seele für ein derartiges Drehbuch verkaufen, aber das Talent des Regisseurs für eine ungewöhnliche Optik, sympathisch-verschrobene Charaktere und abgründige Geschichten kommt in seinem imho an den Mainstream angepassten Streifen auch viel zu selten zum Vorschein. 6,5/10 Punkte

PS: witziges Detail am Rande: wenn die Handlung des ungeliebten, weil zu dramatischen Romans von Amanda Gris im Film bekannt vorkommen sollte: die Geschichte hat Almodovar elf Jahre später unter dem Titel „Volver“ verfilmt.