project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
Sie sind nicht angemeldet.
Am Freitag, dem 13. Oktober 1972 zerschellte durch einen Navigationsfehlers des Bordpersonals in ca. 4000 Meter ein Flugzeug an einem Berghang in den Anden, das mit 45 Menschen an Bord auf dem Weg von Montevideo nach Uruguay unterwegs war. Von der Besatzung starben zwölf Personen unmittelbar bei dem Aufprall, während die restlichen Personen nahezu unbeschadet blieben. In den darauffolgenden Tagen starben weitere Menschen durch die arktischen Temperaturen von bis zu –40 Grad. Da das abgestürzte Flugzeug an einer anderen Stelle vermutet wurde, blieben alle Suchen erfolglos und wurden am achten Tag eingestellt.
Da an Bord des Flugzeuges keine Nahrungsvorräte vorhanden waren und in der Abgelegenheit auch keine Aussicht auf Rettung bestand mussten die Überlebenden eine drastische Entscheidung treffen. Sie aßen das Fleisch der toten Besatzungsmitglieder um ihr eigenes Überleben zu sichern. Nur wenige Besatzungsmitglieder wurden aus Pietätsgründen nicht angetastet. Doch das Drama war zu diesem Zeitpunkt noch lange nicht zu Ende. Weitere Personen starben durch zwei Lawinenabgänge, bei denen u.a. auch die Maschine unter Schnee begraben wurde oder wurden Opfer der mangelnden medizinischen Versorgung.
Am 13. Dezember besserten sich die Wetterverhältnisse und drei von den Überlebenden starteten einen verzweifelten Versuch zur Zivilisation zu gelangen. Die gefährliche Expedition ging schleppend voran und einer musste am dritten Tag zur Maschine zurückkehren, als ersichtlich wurde, dass die Vorräte nicht für alle reichen würden. Nach 10 Tagen wurden die verbleibenden Beiden von einem chilenischen Hirten entdeckt, der daraufhin das Militär informierte. Am 23. Dezember, 72 Tag nach dem Absturz wurden die restlichen 14 Überlebenden aus dem ewigen Eis gerettet.
Das Schicksal der Passagiere des Fluges 571 der Uruguayan-Air-Force im Jahre 1972 bei dem das Flugzeug durch einen Navigationsfehler in den Anden abstürzte und die Überlebenden 72 Tag unter widrigsten Umständen um ihr Überleben kämpfen musste hat die Welt bewegt und erschüttert auch heute noch durch die Tatsache, dass die Passagiere ohne entsprechende Kleidung, ohne Nahrung und auch ohne Aussicht auf eine Rettung gezwungen waren, das Fleisch der Verstorben zu essen. Besonders tragisch war dabei die Tatsache, dass sich der Hauptanteil der Besatzung aus Spieler, Betreuer und Fans einer Rugby-Mannschaft befand.
Die Geschichte ist bereits mehrfach verfilmt worden und der bekannteste Streifen über die tragischen Ereignisse dürfte wohl Frank Marschalls Film „Überleben“ mit Ethan Hawke sein, der im Jahre 1993 in die Kinos kam. An vorderster Front dabei waren aber eigentlich die Mexikaner bzw. Rene Cardona senior, der basierend auf dem (etwas plakativen) Schmöker von Clay Blair Jr. unter dem Titel „Supervivientes de los Andes“ das ganze Unglück mit Schwerpunkt Action und Kannibalismus bereits im Jahre 1976 verfilmte, der auf Wikipedia jedoch wenig wohlwollend als „dilettantisch“ und „nur ein kontroverser Aufreger“ bezeichnet wird.
Und nach meiner gestrigen Sichtung des Streifens muss ich leider wirklich gestehen, dass der Streifen „Überleben“ von Mister Cardona senior (nicht zu Verwechseln mit seinem Junior) trotz der Mitwirkung von Hugo Stiglitz in der vorliegenden Form nicht ganz überzeugend ausgefallen ist. Da leider nahezu auf keinen der zahlreichen Charaktere eingegangen wird, beschränkt sich die Handlung des knapp 81 Minuten langen Werkes aus dem Jahre 1976 dann auch lediglich auf die Schwerpunkte Action, Kannibalismus und Expedition unter erschwerten Bedingungen und alles andere wird nur nebenher – wenn überhaupt - gestreift. „Überleben“ ist für ein Low-Budget-Werk aus dem Land des Tequila zwar immer noch sehr gut ausgefallen, aber man wird den Verdacht nicht los, dass trotz eingeschränktem Budget und unbekannter Schauspieler doch wesentlich mehr möglich gewesen wäre, als das Zeigen von wenigen, gorigen Szenen als Höhepunkt.
Doch wenn man Herrn Cardona Sr. an dieser Stelle vorwerfen würde, dass er die tragischen Ereignisse aus dem Jahre 1972 zu einem wenig-feinfühligen und doch etwas reißerischem Werk verarbeitet hat, so würde man dem Herrn doch etwas Unrecht tun. Die eigentliche Fassung auf der Scheibe von CMV-Laservision dürfte wohl die bisher auf VHS erhältliche Version sein, bei der offensichtlich ein paar Szenen eingefügt wurden, die aufgrund der expliziten Darstellung bisher der Schere zum Opfer gefallen waren. Dieses ist zwar an dieser Stelle nur eine Vermutung meinerseits, aber aufgrund einer etwas abweichenden Bildqualität bei der Szene, in dem Fleischstücke aus dem Rücken eines Toten geschnitten werden, dürfte das wohl nicht soweit hergeholt sein. Diese Fassung des Filmes ist aber anscheinend die Fassung, die auch international vermarktet wurde.
Auf der Nr. 76 der „Trash-Collection“ befindet sich aber auch eine spezielle Langfassung in spanischer Sprache, die bisher nur im amerikanischen Raum auf DVD erhältlich war. Und siehe da, diese Version, die auch knapp 25 Minuten länger dauert und ein besseres Bild bietet, jedoch nur mit Originalton inkl. nicht-optionaler Untertitel in englischer Sprache verfügbar ist, wertet den Film doch wesentlich auf und beleuchtet auch die einzelnen Schicksale hinter dem Unglück auf wesentlich sensiblere Art und Weise, als man es in der eigentlichen Fassung zu Gesicht bekommt. In dieser Version erinnert der Streifen dann auch eher an die zahlreichen Katastrophenfilme aus der Zeit und bietet auch wesentlich mehr Spannung und Schauwerte, als in der gestutzten Variante.
Eigentlich sehr schade, dass diese Langfassung wohl nie für den internationalen Raum synchronisiert worden ist, denn in der bisher erhältlichen Fassung lässt der Film schon einiges an Potential ungenützt und auch die wenigen Dialoge, die schlechten Tricks und die größtenteils vermummten Darsteller tragen ja nicht gerade dazu bei, die Verzweiflung und die missliche Lage der verunglückten Passagiere dem Zuschauer näher zu hinterleuchten. Und so verkommt „Überleben!“ dann auch eher zu einem trashigen Exploitationwerk, dass den dramatischen Umständen im Jahre 1972 auch sicherlich nicht im Geringsten gerecht wird. Wenn man nämlich auf Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Uruguayan- … e-Flug_571) nachliest, was den Fluggästen damals im Verlauf der 72 Tage wirklich alles widerfahren ist und welcher unbändige Überlebenswillen an den Tag gelegt wurde, kann einem beim Lesen wirklich schon ganz anders werden.
Dass „Überleben!“ jedoch im Rahmen der Trash-Collection unter die Leute gebracht wird, mag aber irgendwie nicht ganz glücklich erscheinen, da das Drama wie auch schon „Guyana – Kult der Verdammten“ von Sohnemann Cardona aufgrund der Nähe zu realen Ereignissen nicht so recht zu den restlichen Werken der Serie passen mag. Die Bildqualität ist ebenfalls nicht besser als unterer Durchschnitt und hat mir in der farbenfroheren Extended-Fassung etwas besser gefallen. Für diese Art von Film geht aber sowohl Bild als auch Ton in Ordnung, auch wenn man sich als Fan natürlich immer eine bestmögliche Qualität wünscht. Als Bonus gibt es den Originaltrailer zum Film, zahlreiche weitere aus der Mexiko-Ecke, sowie die bereits erwähnte Langfassung mit spanischen Ton und englischen Untertiteln, die jedoch nicht optional sind.
Unterm Strich bleibt ein etwas trashiger und auf Action zusammengestutzter Katastrophenfilm der kostengünstigen Machart über eine dramatische Begebenheit, die im Jahre 1972 und danach die Welt in Atem hielt und seitdem zahlreiche Filmemacher und Autoren für zahlreiche Werke, Bücher und Dokus inspirierte. Während sich die längere Extended-Fassung eher an die realen Begebenheiten hält, wird in der zusammengekürzten Export-Fassung die Handlung der Geschichte auf ein Minimum reduziert, sodass der Streifen eher zu einem Actioner verkommt und selbst die Leistung des von mir sehr geschätzten Hugo Stiglitz nicht richtig zur Geltung kommen. „Überleben!“ hätte man daher schon wesentlich besser machen können und wer über Englischkenntnisse verfügt, sollte sich auch eher die im Bonus mitgelieferte Langfassung ansehen. Die würde von mir auch glatt 2 Punkte mehr als die Exportfassung bekommen, aber so gibt es für die Nr. 76 der „Trash-Collection“ an dieser Stelle mit Hugo-Extrapunkt lediglich 6 von 10 Punkten.
Offline
@ Jochen,
vielen Dank fürs Review: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=6898
Offline