project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Die vierzehnjährige Susie Salmon (Saoirse Ronan) ist ein typischer Teenager und lebt im Jahre 1973 mit ihrer fürsorglichen Eltern Jake (Mark Wahlberg) und Abigail (Rachel Weisz), sowie ihren beiden jüngeren Geschwistern Lindsay (Rose Mclver) und Buckley (Christian Thomas Ashdale) in einer kleinen Stadt in den USA. Das aufgeweckte Mädchen träumt von einer Fotografenkarriere und knipst alles, was ihr vor die Linse ihrer kurz zuvor zum Geburtstag geschenkten Kamera bekommt. Als sie jedoch binnen kürzester Zeit auch alle 24 Filme verschießt, kommt es zum Streit, da die Eltern nicht alle Filme zugleich entwickeln lassen wollen. Doch schon kurze Zeit später scheint alles vergessen, als sie nach einem Filmkurs von ihrem großen Scharm Ray (Reece Richtie) angesprochen wird.
Als sie am gleichen Tag auf dem Nachhauseweg von ihrem Nachbarn Harvey (Stanley Tucci) angesprochen wird um ihr einen Raum unter der Erde zu zeigen, schöpft sie zunächst keinen Verdacht. Sie folgt dem bieder aussehenden Mann auch ohne Angst in den unterirdischen Raum, der dieser nur zu einem Zweck errichtet hat. Harvey ist ein mehrfacher Kindsmörder, hat Susie bereits seit langer Zeit im Visier und tötet kurze Zeit später das Mädchen, dass zu Hause bereits von ihrer Familie vermisst wird. Als Susie weiter verschwunden bleibt alarmieren ihre Eltern die Polizei und der Vater macht sich auf um im nahen Einkaufscenter nach seiner Tochter zu suchen. Doch diese bleibt wie vom Erdboden verschluckt.
Während das Leben auf der Erde weiter geht und die Ehe ihrer Eltern an dem tragischen Schicksalsschlag zu zerbrechen droht, landet Susie in einer Art Zwischenwelt. In dieser Vorstufe zum Himmeln landen die Seelen der Menschen, die sich noch nicht von der Familie lösen können oder auch noch eine Aufgabe zu erledigen haben. Susie möchte ihre Lieben nicht im Stich lassen und beobachtet aus der Ferne ihre Familie, die zögerlichen Ermittlungen und das Leben ihres Peinigers. Als dieser nach einiger Zeit neuerlich den Drang zu töten verspürt und Lindsay in das Visier des Serienkillers gerät, spitzt sich die Lage weiter zu...
Das Peter Jackson ein besonderes Händchen für als unverfilmbar geltende Literatur hat, ist ja eigentlich weithin bekannt. Was er sich aber bloß dabei gedacht hat, nach seiner fulminanten „Herr der Ringe“-Trilogie einen derart verkitschten Thriller nach der Vorlage von Alice Sebold auf die Leinwand zu zaubern, weil wohl nur Filmmagier selber. „In meinem Himmel“ wäre zwar im Grunde schon okay und bietet eine traurige Geschichte über die Auswirkungen eines tragischen Mordes mit tollen Darstellern im schicken Siebziger-Look, ertränkt diese dann jedoch unnötigerweise unter Tonnen von verkitschten Bildern aus dem Rechner, dass man sich glatt in einem Werbeclip einer Sekte wähnt, die mit irgendwelchen Versprechungen, was denn mit unsere Seele nach dem Tode so alles passieren kann, nach neuen Mitgliedern ködert.
Dabei beginnt „In meinem Himmel“ auch ganz vielversprechend und der Zuschauer erfährt ganz unvermittelt, dass die quirlige Susie, die ihre Geschichte aus dem Off erzählt, wenig später von einem Nachbarn vergewaltigt und ermordet werden wird. Zuerst wird man als Zuschauer noch bewusst auf falsche und von Vorurteilen basierte Fährten gelockt, während man danach bereits die Vorbereitungen des späteren Mörders sehen kann. Doch nach dem Mord kippt die beklemmendee Stimmung des Films und die Handlung teilt sich in die Ereignisse auf der Erde und Susies eigener Fantasiewelt. Und spätestens ab diesem Zeitpunkt begeht Jackson den Fehler, dass zu tun, was wohl jeder von ihm erwartet und zaubert surreale Bilderwelten auf die Leinwand, die – gelinde gesagt – zuckerkranke Menschen mit Tonnen von Zuckerguss in den Tod treiben könnten.
Anstatt sich auf die Trauer der Familie zu konzentrieren, die aufgrund des tragischen Schicksalsschlages zu zerbrechen droht, legt Jackson den Focus seiner Geschichte größtenteils auf die Bilder aus dem Zwischenhimmel, die sich der vierzehnjährige Teenager erschafft um sich nicht mit den grauenvollen Dingen aus jener Nacht des Mordes zu beschäftigen. Ersteres wäre ja sicherlich interessanter gewesen und so Dinge wie die zunehmende Entfremdung der Eltern werden im weiteren Verlauf des Filmes lediglich angedeutet. Auch die humoristischen Elemente mit der grandiosen Susan Sarandon wirken eher wie Fremdkörper im ansonsten eher düsteren Grundton des Filmes. Am Ende setzt sich der Film auch zwischen alle Stühle und bietet trotz fesselnder Ausgangslage, tollen Darstellern wohl auch aufgrund der aufgefahrenen CGI-Geschütze bloß ein mittelprächtiges Endergebnis, dass mich leider in seiner Gesamtheit nicht wirklich überzeugen konnte. Angeblich gab es in der ursprünglichen Version ein anderes Ende, dass den Verbleib des Serienmörders nicht wirklich geklärt hat und den Testzuschauern nicht wirklich zugesagt hat. Gemäß dem amerikanischen „Auge-um-Auge“-Empfinden, wurde dann flugs ein alternatives Ende nachgedreht, in dem der Mörder den gerechten Unfalltod erleidet und regungslos mit zerschmetterten Glieder am Fuße des Abgrundes liegen bleibt.
Das ich mit dem inflationären Gebrauch von computergenerierten Bildern, sprich CGI ja etwas auf Kriegsfuß stehe, dürfte ja mittlerweile auch schon bekannt sein und auch wenn die visuellen Effekte der Firma „Weta Digital“ sicherlich gelungen sind, so sind sie doch so gehaltvoll wie ein zuckerfreier Kaugummi und sind im nächsten Moment auch schon wieder vergessen. Außerdem fühlte ich mich die ganze Zeit auch noch unangenehm an meine Grundschulzeit erinnert, als sich noch jeder die Paintbrush-Poster einer Firma an die Wand hängen wollte, die damals ihre Produkte als Beilage einer Jugendzeitschrift bewarb.
Eigentlich habe ich bei meiner gestrigen Sichtung ja nur noch die Delphine und Regenbogen vermisst, aber kann sein, dass ich diese auch nur bei der Fülle von surrealen Eindrücken schon wieder verdrängt habe. Aber warum zum Teufel muss man den Himmel immer als grellbunten Ort darstellen, in dem die Natur gerade Amok läuft. In meinem persönlichen Himmel gibt es sicherlich keine güldenen Weizenfelder und sonstige Herbstlandschaften und auch keine Endlos-Horizonte, bei denen permanent die Sonne untergeht. Wer dem Zuschauer nach dem Totalflop „Hinter dem Horizont“ so was dem Zuschauer im Jahre 2010 noch immer zumutet, müsste ja normalerweise mit einem mehrtägigen „Traumschiff“ und „Rosamunde Pilcher“-Marathon bestraft werden.
Darstellerisch gibt es aber nichts zu bemängeln und die Darsteller sind auch alle grandios. Die große Überraschung ist sicherlich die mir bislang gänzlich unbekannte Saoirse Ronan als Susie, die wohl noch eine großartige Karriere als Schauspielerin vor sich hat. Rachel Weisz ist ebenfalls wie immer sehr apart und kämpft nach Darren Aronofkys „The Fountain“ bereits zum zweiten Mal gegen übermächtige Bilder und schwache Drehbücher. Mark Wahlberg als etwas brummiger, aber fürsorglicher Dad ist ebenfalls solide und die göttliche Susan Sarandon einfach nur der Hammer. Die undankbarste Rolle des Streifens wird von Stanley Tucci auch mit Bravour gelöst, auch wenn man die Figur des Serienmörders vielleicht ein bisschen mehr hätte beleuchten können. Technisch ist der Film ebenfalls gut gelungen und Peter Jackson zaubert den Geist meines Lieblingsjahrzehnts auf die Leinwand, dass man nur noch staunen kann. Das beeindruckendste an dem Streifen sind ja dann auch nicht die Bilder der Zwischenwelt, sondern die grell-geilen Tapeten, die auch gerne in meiner Wohnung hätte.
Die DVD aus dem Hause Paramount bringt „In meinem Himmel“ mit einer FSK-12-Freigabe in perfekter Bild- und Tonqualität, wobei es leider außer dem Trailer zu „Up in the air“ kein Bonusmaterial auf den Silberling geschafft hat. Da sich der Streifen aber eigentlich geradezu anbietet auf Blu-Ray-Disc gesichtet zu werden, gibt es da neben der Single-Disc-Variante, die mit der DVD identisch ist, auch eine 2-Disc-Editionen, auf der geneigte Fans auf der Bonusdisk auch ein knapp dreistündiges „Making-Of“ präsentiert bekommen, das wohl keine Fragen offen lässt. Zu welcher der drei Varianten man greift, muss wohl jeder für sich entscheiden.
Unterm Strich hat Peter Jackson mit „In meinem Himmel“ leider ein etwas zwiespältiges Werk abgeliefert, dass irgendwie weder Fisch noch Fleisch ist und die eigentlich interessante Geschichte und ungewöhnliche Erzählperspektive aus der Sicht des Opfers in Tonnen von Pathos und kitschigen Bildern begräbt, dass für mich persönlich schon weit über ein erträgliches Maß hinausgeht. „Alice im Esoterikland“ trifft auf Serienkiller mit Biedermann-Optik, während die Familie fast daran zerbricht und dann selbst auf eigene Faust ermittelt. Das Ende war mir dann auch zu gekünstelt auf ein amerikanisches Zielpublikum zugeschnitten und die wenigen abgründigen Momente, die seine früheren Werke auszeichnen und die ich mir eigentlich auch hier erwartet hätte, kann man an einer Hand abzählen. Anderen Regisseuren würde ich vielleicht eine höhere Wertung zugestehen, aber von einem Peter Jackson hätte ich mir wahrlich mehr erwartet. 5/10 Punkten!
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review - ist nun auch endlich Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=6839
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