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Myung-woo ist ein Lehrer an einer Mädchenschule in Korea und führt dort ein eigentlich ruhiges und beschauliches Leben. Das ändert sich eines Tages schlagartig, als der herzensgute Mensch einen Handtaschendieb verfolgt und von der Polizistin Gyeong-jin irrtümlich für eben diesen gehalten wird. Nach einen aufsehen erregenden Verfolgungsjagd durch die Strassen der Millionenmetropole wird Myung-woo von Gyeong-jin verhaftet und auf ihr Revier gebracht. Obwohl Myung-woo sich gleich in die resolute Polizistin verguckt, ist diese von dem vermeintlichen Dieb wenig angetan und selbst, als sich seine Unschuld entpuppt und Myung-woo sich als hervorragender Portraitmaler entpuppt, ist sie zu dem jungen Mann trotzdem alles andere als freundlich.
Schon wenig später führen die Wege der beiden schon wieder zusammen, als der Lehrer mit der Polizistin gemeinsam auf Streife geht und Schüler zu kontrollieren. Und auch an diesem Abend gibt es für Myung-woo jede Menge ungeplanter Action, da sich Gyeong-jin mit ihren unorthodoxen Methoden mit einer Schülergruppe anlegt und diese auf offener Strasse verprügelt. Doch das ist erst der Anfang einer turbulenten Nacht, die schon weniger später in einer irren Verfolgungsjagd gipfelt, in der die beiden unvermittelt eine Drogenübergabe im großen Stil platzen lassen. Im darauffolgenden Bandenkrieg geraten die Beiden zwischen dir Fronten, können jedoch glücklicherweise unbeschadet entkommen, während sich die Banden gegenseitig niedermetzeln.
So ein Erlebnis schweißt aber natürlich zusammen und die beiden ungleichen Menschen werden ein Paar. Myung-woo erfährt von der traurigen Kindheit von Gyeong-jin, die in jungen Jahren ihre Zwillingsschwester aufgrund eines Unfalls verloren hat. Seitdem hat Gyeong-jin schwere Schuldgefühle und wurde nur deswegen Polizistin, da dieses der große Herzenswunsch ihrer verstorbenen Schwester war. Die beiden verbringen einen Urlaub am Lande und immer dann, wenn Gyeong-jin in Schwierigkeiten ist, versucht Myung-woo sie nach besten Kräften zu unterstützen. Doch in einer folgenschweren Nacht verfolgt Gyeong-jin einen skrupellosen Serienmörder und als Myung-woo sie neuerlich versucht, nach besten Kräften zu beschützen, fällt ein tödlicher Schuss...
Korea überrascht ja den geneigten Filmfreund und mich seit ziemlich einem Jahrzehnt mit außer- und vor allem sehr ungewöhnlichen Werken. Waren es anfänglich eher die düsteren Werke von Park Chan-Wook („Oldboy“) und Kim Ki-Duk („Seom – die Insel“), schaffte es auch „My sassy Girl“ von Jae-yong Kwak aufgrund seines ungewöhnlichen Genre-Mixes in das Blickfeld der westlichen Zuschauer. Zu Beginn gab es nicht einmal eine deutsche VÖ, als bereits das Gerücht die Runde machte, dass es sich bei dem 2001 entstandenen Werk um eine Liebeskomödie der etwas anderen Art handeln sollte. Und tatsächlich war die Mischung aus Komödie, Drama und sogar Science-Fiction erfrischend anders und begeisterte trotz Überlänge das Publikum.
„Windstruck“ ist jetzt nach „My sassy Girl“ aus dem Jahre 2001 und „Cyborg-She“ aus 2008, bereits der dritte Film des Regisseurs Jae-yong Kwak, der in meinem Player gelandet ist. Und abermals sind natürlich Grenzen-sprengende Liebe und ungezähmte Weiblichkeit wieder die zentrale Themen des kurzweiligen Films, in dem neuerlich ohne Rücksicht auf Verluste sämtliche Genres miteinander kombiniert und auf den Zuschauer losgelassen werden. Was als überzeichnete Komödie beginnt, entwickelt sich zu einer Romanze, hat etliche Action-Einlagen und entpuppt sich nach einer Kostümfilm-Einlage in der zweiten Hälfte bis zum kitschig-versöhnlichen Finale als durchwegs sehr dramatisch.
Die Liebesgeschichte der beiden ungleichen Partner ist dabei wieder einmal herrlich haarsträubend ausgefallen und über eine etwaige Realitätsnähe sollte sich der geneigte Zuschauer ja absolut keine Gedanken machen. Wie auch in der Geschichte über die den Tod überdauernde Liebe, die Gyeong-jin im Mittelteil des Filmes ihrem geliebten Myung-woo erzählt, so hat „Windstruck“ durchaus märchenhafte Züge. Ungewöhnlich ist aber sicher für diese Art von Romanze, dass bei der Halbzeit des Filmes ein Partner verstirbt und der Rest des Filmes von Selbstmordversuchen, Verfolgung eines Serienmörders und Wiedererlangung der Lebensfreude handelt, die zwar sehr dramatisch sind, aber immer wieder von humoristischen Momenten unterbrochen sind. Das Ende ist ebenfalls versöhnlich und erinnert wohl nicht ganz zufällig frappant an den Beginn von „My sassy girl“.
Ganz so gut, wie der eben genannte Streifen und auch „Cyborg-She“ wollte mir „Windstruck“ trotz schönen Bildern und interessanten Soundtrack dann aber auch nicht gefallen und auch wenn an anderer Stelle geschrieben wird, dass die unterschiedlichen Genres hervorragend zusammenpassen, so fand ich die Action-Szenen und vor allem die Story mit dem Serienkiller als nicht ganz gelungen. Das eine ausgebildete Polizistin, die einen in einem Abstand von wenigen Metern verfolgt und zwei Magazine verfeuert, ohne ihn zu treffen, fand ich gelinde gesagt auch etwas doof. Genauso wie die Yakuza-Massenballerei wirkt diese Szenen imho wie ein Fremdkörper und passen nicht so recht zum eher leichtfüßigen Grundton oder auch dramatischen Rest des Streifens.
Gar keinen Grund zu meckern bietet aber neuerlich die technische Umsetzung des Streifens, der von Regisseur Jae-yong Kwak wieder sehr schön in Szene gesetzt wurde. Die Aufnahmen sind sehr schön gelungen und auch die Verfolgungsjagden sind sehr kurzweilig und temporeich inszeniert. Die Geschichte ist durchdacht und eigentlich vollkommen unvorhersehbar und bis auf die eben genannten Schönheitsfehler auch ganz gelungen. Warum die weiblichen Protagonisten bei Kwak jedoch immer resolut, handgreiflich und extrem kratzbürstig sein müssen, weiß wohl nur der Regisseur selbst. Bei den Darstellern gibt es auch nichts zu bemängeln und mit Jeon Ji-hyeon gibt es dieselbe Hauptdarstellerin, wie schon bei seinem Blockbuster „My sassy girl“ zu bewundern. Die spielt dann auch ihre ähnliche Rolle voller Elan und Ganzkörpereinsatz. Jang Hyeok als herzensguter Lehrer, dessen Leben von der Polizistin vollkommen auf den Kopf gestellt wird, wirkt dagegen eher ruhig, besonnen und auch beinahe etwas verträumt.
Die DVD aus dem Hause Constantin bringt diesen kurzweiligen Streifen in sehr guter Bild- und Tonqualität auf Silberling mit einer FSK 16-Freigabe. Glücklicherweise hat es auch der etwas längere Directors-Cut auf den Silberling geschafft, der im Gegensatz zur ehemaligen koreanischen Kinoversion auch eine Zusatzszene bietet, in der Gyeong-jin von zwei vorlauten Jungendlichen mit sonderbaren Wünschen vom Selbstmord abgehalten wird. Die deutsche Synchronisation ist ebenfalls sehr gelungen und wer sich das Teil lieber im Original anschauen möchte, kann dieses dank deutscher Untertitel auch gerne tun. Auch Bonusmaterial ist vorhanden und die Scheibe bietet kurze Interviews mit Regisseur und den beiden Hauptdarstellern, sowie ein viertelstündiges „Making-Of“, ein Musikvideo, Darstellerinfos, sowie eine Trailershow.
Unterm Strich bleibt ein kurzweiliger, aber nicht gänzlich geglückter Streifen im Stil von „My sassy girl“ übers Lieben, Leiden und den Verlust des Partners, der mit allerlei Humor und Action-Szenen aufgepeppt wurde. Die Geschichte ist erfrischend unkonventionell, allerdings über die Gesamtlänge imho nicht ganz so geglückt wie bei „Cyborg-She“, der mich dann doch eine Spur mehr begeistern konnte. Der wirre Genre-Mix mit vielen Zitaten hat dort auch einen Tick besser funktioniert und auch wenn das Ende versöhnlich ist, so gibt es bei „Windstruck“ doch einige Dinge, die mir nicht ganz so gut gefallen haben. Wer sich jedoch für ungewöhnliche Geschichten interessiert und sich – so wie ich – auch von einer Portion Kitsch und Romanze nicht abschrecken lässt, sollte aber durchaus eine Blick riskieren. Und wem „Cyborg-She“ und „My sassy girl“ gefallen hat, der kann ohnehin bedenkenlos zugreifen: 7/10 Punken
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review - ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=6930
Pics dafür habe ich im Netz gefunden
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