project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Noch in derselben Nacht, in der in einem vom Gesundheitsamt isolierten Wohnhaus im Herzen von Barcelona der Kontakt zu der Reporterin Angela und den restlichen Bewohnern des Hauses abgebrochen ist, wird ein Swat-Team unter der Leitung von Dr. Owen (Jonathan Mellor) in das Gebäude geschickt, um für die Evakuierung von Überlebenden zu sorgen. Da in den blutdurchtränkten Stiegen und Gängen jedoch kein Lebenszeichen zu vernehmen ist, ändert Dr. Owen seinen Plan und möchte gemeinsam mit den vier Männern der Einsatztruppe in der Wohnung im Dachgeschoß eine Blutprobe sichern. Dort angekommen scheint auch die versiffte Wohnung menschenleer und auch von der gesuchten Probe ist keine Spur.
Schon bald stoßen die Männer jedoch auf seltsame Wesen, die hochgradig aggressiv sind und von Dr. Owen, der in Wirklichkeit Priester ist, nur mittels Exorzismus-Riten in Zaum gehalten werden kann. Als einer nach dem anderen schließlich angegriffen wird, stoßen die verbliebenen Männer schließlich auf drei Jugendliche und einem Feuerwehrmann, die sich unterirdisch Zutritt zu dem Wohnhaus verschafft haben und sich nun mitten in einem blutigen Alptraum befinden. Als wenig später auch noch die vollkommen verstörte Reporterin Angela (Manuela Valesca) gefunden wird und die Überlebenden den Kampf gegen den Ursprung der mysteriösen Erkrankung aufnehmen, steht einem blutigen Finale nichts mehr im Wege…
Der spanische Horrorstreifen [rec] aus dem Jahre 2007 schaffte ja scheinbar mühelos jenes, was so viele Horrorfilme neuzeitlicher Bauart so gerne beim Zuschauer auslösen wollen: nämlich fassungslose Angst und panisches Entsetzen. Mit wackeliger Handkameraoptik, einem Mindestmaß an Story und jeder Menge Schock-Effekte in Real-Time-Erzählweise schafften die beiden Regisseure Jaume Balaguero („The Nameless“/“Darkness“ und Paco Plaza („Romasanta“) das Kunststück aus alten Versatzstücken des Genres und einer sympathisch-nervigen Hauptdarstellerin einen temporeichen und eigentlich ganz famosen Terrorstreifen zu zaubern, bei dem trotz allerlei Ungereimtheiten auch bis zum vorhersehbaren Finale auch gar nicht mehr zum Durchatmen gekommen ist. Das Tolle an dem Streifen war ja, dass man bereits im Vorfeld immer gewusst hat, dass etwas passieren wird und man sich dann dennoch immer wieder aufs Neue erschreckte.
Da der Streifen ja sehr erfolgreich war und selbst das amerikanische 1:1-Remake namens „Quarantäne“ in Rekordzeit gezimmert wurde, haben die Spanier in Sachen Nachfolgefilme jetzt jedoch die Nase eindeutig vorn und während Teil 2 vom spanischen Original gerade jetzt gerade seinen Verkaufsstart auf DVD und Blu-Ray erleben darf, wird im Hintergrund schon fleißig an „[Rec] Genesis“ (2011) und „[Rec] Apocalypse“ (2012) geschraubt. Nach dem fulminanten Auftakt mit Teil 1 kommt mit Teil 2 jetzt allerdings leider schon etwas Leerlauf ins Spiel und die Möglichkeit die Fehler aus dem ersten Teil auszumerzen, ist von Balaguero und Plaza leider verabsäumt worden und wo sich der erste Teil ein überraschend geradliniger Zombie-Infizierten-Film mit blutigen Effekten erwiesen hat, entpuppt sich Teil 2 jetzt mit einer großen Portion Exorzismus-Tralala mit christlichen Background als leider doch etwas missglückt.
„[Rec]²“ erinnert ja in vielerlei Hinsicht an „The Descent 2“, zu dem ich ja auch erst vor kurzem ein paar Zeilen tippen durfte. Die Geschichte schließt nahtlos und zeitlich unmittelbar an den Vorgänger an, die Grundinhalte werden nahezu unverändert übernommen und im Mittelteil wird unversehends auch noch die Hauptdarstellerin aus Teil 1 etwas missglückt aus dem Ärmel gezaubert. Aber während „The Descent“ im Grunde die Geschichte des Vorgängers gleich nochmals erzählt und die Personen lediglich für den Bodycount einführt, macht man bei „[Rec]²“ jedoch den Fehler, die Geschichte in eine etwas unglückliche Richtung zu lenken, die auch irgendwie so gar keinen Sinn ergibt. So scheinen die Infizierten aus Teil 1 nun unter dem Einfluss eines von Dämonen besessenen Mädchens zu sein, das auf Kruzifixe reagiert und auch die länger Inkubationszeit, die im ersten Teil ja noch etwas gedauert hat, ist im Teil 2 einer Kickstart-Infektion gewichen, die neben ein paar anderen Sachen nicht so recht Sinn ergeben mögen.
Andererseits ist diese neue Entwicklung der Geschichte aber natürlich auch reine Geschmackssache. Statt „28 weeks later“ geht die ganze Partie halt jetzt eher mehr in Richtung „Exorzist“ und „Das Ding aus einer anderen Welt“, wobei man natürlich schon gespannt sein darf, wie die nächsten Teile ausfallen werden. Interessant ist jedoch die Tatsache, dass dieses Mal gleich auch mehrere Kameras zurückgegriffen werden kann. So verfügt jedes Mitglied des Einsatzkommandos über eine Kamera, die am Helm montiert ist und auch die Jugendlichen, die unverhoffter weise in das Gebäude eindringen sind neben einer großen Portion Naivität auch mit einer Handkamera bewaffnet. Zusammen mit der Kamera aus dem ersten Teil macht das also sechs Aufnahmequellen, die in den fertigen Film einfließen. Dabei wird dadurch auch die Möglichkeit genutzt, einen Teil der Geschichte aus zwei Perspektiven zu erzählen.
Was mich aber auch etwas verwundert hat, ist die Tatsache, dass „[Rec]²“ im Vergleich zum Vorgänger schon auch etwas zahmer daherkommt, was sich ja auch bei der niedrigeren FSK-Freigabe bemerkbar macht. Für eine Fortsetzung hätte ich mir ja schon erwartet, dass die beiden Horrorfans hinter der Kamera schon so richtig aufdrehen. Sicherlich ist der Streifen auch kein harmloses Vergnügen und ein paar Effekte haben es durchaus in sich, andererseits sind die Schock-Effekte und vor allem die Schreck-Momente beim Vorgänger doch besser und vor allem unerwarteter ausgefallen. Die Übergriffe durch Infizierte hätten aber für meinen Geschmack ja durchaus etwas häufiger und heftiger ausfallen können. Andererseits soll hier jetzt keinesfalls der Eindruck entstehen, dass sich bei „[Rec]²“ Langeweile in irgendeiner Form einstellen könnte. Das Tempo ist nämlich immer noch sehr hoch und dieses Mal geht es auch ohne Einleitung ziemlich schnell zur Sache.
Besonders gefreut hat es mich ja, dass die sympathische Manuela Valesco als Reporterin Angela auch im zweiten Teil wieder mit von der Partie ist und somit weiter im Kampf gegen Infizierte und sonstige böse Mächte beschäftigt ist. Wie es aussieht, wird uns Frau Valesco ja auch noch in dem nächsten Teil mit ihrer attraktiven Erscheinung bereichern. Ihr zur Seite steht Jonathan Mellor als Dr. Owen, dessen Rolle aber vermutlich bewusst nicht sonderlich sympathisch angelegt ist und Vertreter der katholischen Kirche (auch wenn sie diese nur verkörpern) ja generell mit eingeschränkten Sympathiewerten zu kämpfen haben. Die restlichen Darsteller bleiben auch aufgrund des Drehbuches eher farblos oder bis oben hin in der Kampfmontur verhüllt und bis auf die etwas nervigen Kids sticht eigentlich niemand aus dem eher unbekannten Cast heraus.
Die Blu-Ray aus dem Hause Universum bringt die Fortsetzung des spanischen Kult-Schockers in natürlich sehr guter Bildqualität, bei der viele der Aufnahmen jedoch aufgrund der Machart des Filmes natürlich nachbearbeitet wurden. Hochglanz-Bilder bei Amateuraufnahmen, die auch gerade durch ein Stiegenhaus hetzen, würde ja auch nicht sonderlich Sinn machen. Die Synchro ist ebenfalls gelungen und auch die Tonqualität bietet in der deutschen, sowie der spanischen Fassung keinen Anlass zur Kritik. Neben einem hübschen Cover (leider ohne Wendecover) gibt es auch noch einiges an Bonusmaterial für den geneigten Fan. Neben dem „Making of-„ und einem „Behind the Scenes“ gibt es auch eine kurzweilige Featurette über eine Art Werbetour der beiden Regisseure bei diversen europäischen Filmfestivals, sowie noch eine paar Teaser und Trailer.
Unterm Strich ist „[Rec]²“ ein solider Schocker, der zwar nahtlos an seinen Vorgängern anschließt, aber dann doch thematisch in eine andere Richtung geht. Statt Zombie-Action gibt’s auf einmal Besessene, was mir persönlich nicht ganz so gut gefallen hat. Wer mit Teil 1 und seiner wackeligen Handkamera-Optik wenig anfangen konnte, kann sich Teil 2 sicherlich gleich ganz schenken - alle anderen werden sich auch Nachfolger wieder gut unterhalten fühlen. „[Rec]²“ startet gleich von Null auf Hundert und hält sein doch relativ hohes Tempo dann auch bis zum Schluss. Die kleineren Mängel des Vorgängers wurden nicht ausgebügelt und ganz ehrlich gesagt, bin ich von den beiden sympathischen Regisseuren aber aufgrund der neuen Wendung in der Geschichte als Zombiefan doch schon ein klein wenig enttäuscht. Aber das ist meine vollkommen subjektive Meinung und nichtsdestotrotz freue ich mich aber schon auf den nächsten Teil. 6,5/10 Punkten
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review - ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=6838
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