project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Der in Philadelphia geborene Jurist und Fotograf Howard Roffman ist neben seiner Tätigkeit für die Firma „Lucasfilm“ dem schwulen Publikum vor allem durch seine erotischen Fotografien bekannt, die er seit Anfang der Neunziger unter die Leute bringt. Schon seit jungen Jahren hat der bekennende Homosexuelle ein Faible für hübsche Jungs und wollte deren natürliche Schönheit auch in Bildern festhalten. Im Jahre 1991 lernte er das Paar John und Gary kennen, das zu diesem Zeitpunkt in San Francisco lebte und von dem Roffman fotografiert werden wollte. Zwischen dem Paar und Roffman entstand eine Freundschaft und als diese den jungen Kris in ihre Beziehung integrierten, posierten alle drei für „Three“, dem wohl bislang erfolgreichsten Werk Roffmans. Dieser Bildband beschreibt in erotischen Bildern den doch etwas ungewöhnlichen Alltag der drei jungen Männer, die zum damaligen Zeitpunkt glücklich in London in einer Dreier-Beziehung lebten. Dabei bieten die Bilder auch sehr intime Einblicke in das erotische Verhältnis der drei attraktiven Männer.
Mittlerweile ist Roffman angesehener Fotograf und für seine natürlichen Portraits von nackten Männerkörpern weltweit erfolgreich. Bisher wurden 15 Bildbände veröffentlicht und seine Aufnahmen für zahlreiche Kalender und Postkarten verwendet. Er wird von einer bekannten Galerie in New York vertreten und ist in den letzten Jahren auch durch seine Zusammenarbeit mit der Erwachsenen-Filmfirma „Bel Ami“ und dem einschlägigen deutschen Verlag „Bruno Gmündner“ bekannt geworden. Seine Modele sind daher mittlerweile auch eher aus dem Osten und gefallen dem männlichen Betrachter vor allem durch die athletischen Körper, den unschuldigen Gesichtern und sonstigen Dingen, die bei dieser Art von Fotografien halt sofort ins Auge stechen. Mittlerweile lebt Roffman mit seinem langjährigen Partner Duane Waters in San Francisco.
Ich bin ja eigentlich kein großer Freund von erotischen Bildbänden und das einzige Büchlein, mit Bildern von nackten Männern hab ich irgendwann mal zum Geburtstag geschenkt bekommen und fristet seitdem ein Schattendasein in dem unerreichbarsten Regionen meines Bücherregals und hat wohl auch schon dementsprechend Staub angesetzt. Die Firmen „Bel Ami“ und „Bruno Gmündner“ bringen jetzt ja auch nicht unbedingt Werke die meinem männlichen Beuteschema entsprechen und daher waren mir die Werke von Howard Roffman bis dato auch überhaupt kein Begriff. Aber darum geht es ja eigentlich auch nur am Rande, da es bei diesem Text ja auch um dem Streifen „Three“ gehen soll, der unmittelbar zur Entstehung des Bildbandes von Regisseur Stephen Bulfield realisiert und von Roffman produziert wurde. Die illustre Dreier-Beziehung lebt zu diesem Zeitpunkt in London in einer Wohnung und wird von Howard Roffman besucht, der den Junges nicht nur den druckfrischen Bildband überreicht, sondern bei dieser Gelegenheit auch gleich noch ein paar Bilder von den Jungs anfertigt. Nebenher geben die drei Männer auch einen recht intimen Einblick in ihr tägliches Leben und erzählen vom Beginn ihrer doch etwas ungewöhnlichen Liebe, die zum damaligen Zeitpunkt bereits zwei Jahre glücklich bestand.
Wenn man den knapp 55minütigen Streifen so ansieht und den Text das Covers liest, dann soll dem Zuschauer wohl vermittelt werden, dass diese Dreier-Beziehung (die offensichtlich auch schon länger nicht mehr in der Form bestehen soll) wohl das Nonplusalwaysultra der modernen Beziehungsformen sein soll und eigentlich für alle schwulen Männer erstrebenswert ist. Alle drei Beteiligten sind glücklich, lieben einander, haben ein mehr als reges Sexualleben untereinander und sowieso und überhaupt profitieren alle drei Männer in der Beziehung von dieser Dreierbeziehung bzw. den unterschiedlichen Eigenschaften der beiden anderen. Keiner kommt zu kurz und jeder hat auch die Möglichkeit sich selbst zu entfalten, ohne den jeweilig anderen zu vernachlässigen, da sich dieser ja auch noch mit einer weiteren Person vergnügen kann.
In Wikipedia ist der Begriff einer (Liebes-)Beziehung wie folgt definiert: Die Liebesbeziehung zweier oder mehrerer Menschen bedeutet umfassende gegenseitige Akzeptanz und erotische Anziehung und beginnt oft mit Verliebtheit. Sie schließt Sexualität natürlich mit ein und sind sie von Dauer, nennt man sie Partnerschaften. In einer kürzeren, von vornherein nicht auf Dauer angelegten Liebesbeziehung nennt man Affäre und in einer ebensolchen spielt Sexualität eine größere Rolle. Und es hat ja schon einen Grund, warum die herkömmlichste Beziehungsform immer noch aus zwei Menschen besteht und monogam sein sollte. Kommt ein Dritter dazu oder wird auf die Seite geschlagen sind die Probleme – egal ob hetero oder homo – natürlich vorprogrammiert und früher oder später sind Tränen meist vorprogrammiert.
Was im Bildband von mir aus noch harmonisch und erotisch rüberkommen mag und vermutlich auch die Fantasie den männlichen Betrachter beflügelt, ist bei näherer Betrachtung natürlich absoluter Bullshit. Das was im Film dem Zuschauer als glückliche Beziehung verkauft werden soll ist jedoch meines Erachtens im Grunde ja nichts anderes als eine offene Beziehung bzw. eine schwule WG in der jeder mit jedem vögelt. Das mag jetzt wiederum für manche erstrebenswert sein und wer wie – offensichtlich die drei Beteiligten auch entgegen deren Ausführungen – gesteigerten Wert auf Sex legt, für den mag diese Form die natürlich mehr Möglichkeiten als eine monogame Beziehung bieten. Ob einer Dreierkiste aber auf Dauer so erfüllend ist und auch über lange Jahre den entsprechenden Kick bringt, sei jetzt ohnehin einmal dahingestellt. Ob diese Menage-a-trois in dieser Form auch auf Dauer wirklich so bestanden hat, oder doch marketing-technisch etwas nachgeholfen wurde, kann ich an dieser Stelle jedoch nicht beurteilen. Das man jedoch zu dritt in einem Doppelbett auf Dauer nächtigt, will ich an dieser Stelle aus Gründen der Bequemlichkeit jedoch bezweifeln.
Ich will daher auch an dieser Stelle auch gar nicht viel über die sogenannte Beziehung der drei Männer sagen, die im Laufe der 55 Minuten Laufzeit auch gar nicht mal so sympathisch rüberkommen. Bei der Sichtung des Filmes bekommt man ja den Eindruck, als würde die Beziehung von John und Gary ja ohnehin nicht unbedingt unter einem guten Stern zu stehen und Kris ja eher dazu dient, einer eingeschlafenen Beziehung wieder den nötigen Kick zu verleihen. An das Prinzip der ewigen Treue glaube ich ja ebenso wenig wie an die Sinnhaftigkeit von Beziehungen, die von vornherein als „offen“ angelegt werden. Wer nicht alleine sein möchte, aber mit jeden in die Kiste steigen möchte, hat halt irgendwann ein Problem, vor allem wenn die Attraktivität über die Jahre verloren geht. Und wer mit Ü-40/50 nicht irgendwann alleine und frustriert dastehen möchte, muss beizeiten halt darauf schauen, dass er seine Hormone im Zaum hält und sich einen entsprechenden Partner sucht, solange man noch die Auswahl hat.
Nüchtern betrachtet hält sich der Informationsgehalt der knapp einstündigen Doku auch etwas in Grenzen und beschreibt das Leben der drei Liebenden auch eher auf eine sehr oberflächliche und einseitige Weise und es wäre sicherlich interessanten, wie die Beteiligten die Sache heutzutage sehen würden. Alle drei betonen natürlich ständig, wie toll ihre Beziehungsform ist, obwohl schon in den Zwischentönen herauszuhören ist, dass in der Vergangenheit doch nicht immer alles eitel Wonne war. Irgendwann kommt dann im Laufe des Streifens Howard Roffman zu Besuch und fotografiert Kris und die restlichen Jungs in sehr freizügigen Posen, wobei hier auch Dinge zu sehen sind, die man sich vielleicht in einem Streifen mit FSK-16 nicht unbedingt erwarten würde. Nicht, dass es gar so explizit wird, aber die eingeblendeten Fotos gehen trotz ihrer Ästhetik schon etwas über herkömmliche Softpornografie hinaus. Leider hat Regisseur Stephen Bulfield in seine Doku auch noch jede Menge optischer Spielereien eingebaut, die an Videoclips erinnern, jedoch auf Dauer etwas nervig ausgefallen sind und den Sehgenuss entsprechend schmälern.
Die DVD aus dem Hause CMV-Laservision bringt diese Doku in mittelmäßig guter Bildqualität in der englischen Originalfassung mit optionalen, deutschen Untertitel. Leider gibt es zu dem Film jedoch nahezu keine Info und der Regisseur ist nicht – wie fälschlich überall angekündigt Howard Roffman selbst, sondern ein gewisser Stephen Bulfield, zu dem ich aber keine Infos finden konnte. Selbst die IMDB bietet seltsamerweise keinerlei Infos zu dem Streifen, sodass ich auch nicht sagen kann, wie die Doku im Allgemeinen von anderen Personen aufgenommen wird. Auf der OFDB ist der Streifen zumindest eingetragen, aber selbst da hat noch niemand eine Meinung veröffentlicht. Das ist aber wenig verwunderlich, da die DVD von CMV-Laservision ja auch die bislang einzige Veröffentlichung des Streifens zu sein scheint.
Unterm Strich ist „Three“ wohl alles andere als ein großer Wurf und dürfte wohl auch eher nur für die Fans des gleichnamigen Bildbandes interessant sein, die sich bezüglich der damaligen Lebensumstände der drei Männer John, Gary und Kris näher informieren möchten. Dabei sollte Mann sich tunlichst auch nicht von einer kostengünstigen Machart und Neunziger-Clip-Ästhetik abschrecken lassen. Da ich aber weder den Bildband kenne, noch für diese Art von männlicher Akt-Fotografie sonderlich empfänglich bin, hat mir der Streifen auch nicht sonderlich gefallen und die portraitierte Beziehungsform ist meines Erachtens weder neu, noch besonders, noch sonderlich erstrebenswert. Wer sich jedoch an nackter Männerhaut in Doku-Mantel erfreuen vermag, kann ja durchaus einen Blick riskieren, aber großartige Einblicke sollte man sich nicht erwarten. „Three“ bietet auch aufgrund seiner sehr einseitigen Darstellung sicherlich keinerlei Erkenntnisse, die man als aufgeschlossener Zeitgenosse nicht auch nach ein paar Bieren in örtlichen Saunaclub oder Darkroomlokal bekommen könnte... 4/10 Punkten
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@ Jochen,
kurze Frage, da es zu dem Film keinen Eintrag in die IMDB.com gibt, hättest Du eventuell die Infos zu den Credits (Regisseur, Drehbuch, Musik, Kamera, Schnitt, Produzenten, Darsteller) zur Hand?
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jogiwan schrieb:
ich guck gleich mal
Supi, dann kann ich das gleich eintragen.
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Darsteller: John, Gary, Kris, John Roffmann & their friends Howard, Helen, Peter & Luke
Regie: Stephen Bulfield
Produzenten: Howard Roffmann & Layne Derrick
Musik: Peitor Angell
Still Photography: Howard Roffman
Kamera: Vincent Lopez
Art Direction: Scott Consen
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@ Jochen,
Danke für die Infos, dann konnte ich meine News und das Review etwas mehr Infos geben. Das Review ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=6694
Vielen Dank!!!
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