project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Emily (Renée Zellweger) ist eine engagierte und couragierte Sozialarbeiterin, die sich besonders um Kinder und Jugendliche aus zerrütteten Familienverhältnissen kümmert. Der Job ist anstrengend und lässt wenig Zeit für private Dinge, sodass sie auch die Annäherungsversuchen ihres Arbeitskollegen und Freundes, dem Kinderpsychologen Doug (Bradley Cooper) dankend ablehnt. Eines Tages wird die mit Arbeit zugedeckte Emily mit einem neuen Fall konfrontiert. Ein zehnjähriges Mädchen namens Lilith (Jodelle Ferland), dessen schulische Leistungen sich in den letzten Monaten rapide verschlechtert haben, scheint ihre Hilfe zu benötigen. Vor Ort zeigen sich die Eltern aggressiv und wenig kooperativ, sodass Emily befürchtet, dass das familiäre Umfeld dem Kind schaden könnte. Der Vater weigert sich mit Emily zu sprechen und auch Liliths Mutter macht keinen vertrauenserweckenden Eindruck.
Obwohl Emily dem blassen Mädchen helfen möchte, sind ihr jedoch vorerst die Hände gebunden, da offensichtlich dem Mädchen weder Gewalt noch sonstige Dinge angetan werden. Sie steckt dem Mädchen ihre Nummer zu und erhält schon wenig später eines Abends einen drastischen Hilferuf von der Kleinen. Die Sozialarbeiterin ist hochgradig alarmiert und bittet den befreundeten Polizisten Mike (Ian McShane) mit ihr gemeinsam nach dem verschüchterten Mädchen zu sehen. Und tatsächlich befindet sich Lilith in höchster Gefahr und wird von den Beiden in letzter Sekunde aus der Hand ihrer scheinbar psychopathischen Eltern befreit, die bereits ein Grab für das Mädchen im Keller ihres Hauses ausgegraben haben.
Während die Eltern in die geschlossene Abteilung landen sucht Emily für das bemitleidenswerte Mädchen einen Platz bei fürsorglichen Pflegeeltern. Doch dieses Unterfangen ist gar nicht so einfach und so entschließt sich die alleinlebenden Sozialarbeiterin zu einem drastischen Schritt. Sie beantragt das Sorgerecht für das Kind und bekommt es in einer Verhandlung auch tatsächlich zugesprochen. Lilith zieht bei Emily ein und die beiden haben eine gute Zeit. Doch schon wenig später entdeckt Emily an dem Mädchen seltsame Seiten und auch die Eltern warnen Emily eindringlich vor dem Kind. Als dann Lilith eines Tages in einer Therapiestunde mit dem jungen Diego spricht und dieser in der drauffolgenden Nacht seine Eltern im Schlaf mit einer Eisenstange meuchelt, beginnt Emily an ihrer Entscheidung zu zweifeln, doch zu diesem Zeitpunkt befindet sich sie und ihr Umfeld bereits in höchster Gefahr....
Diabolische Satansbraten in Horrorfilmen haben ja eigentlich schon seit Jahren Hochsaison und spätestens seit dem Erfolg von „The Ring“ und seinen zahlreichen Nachfolgefilmen wissen wir ja eigentlich zur Genüge, dass das eigentliche Grauen von kleinen, blassen Mädchen mit langen Haaren ausgeht. Derzeit scheinen Killerkinder aber wieder besonders in Mode zu sein und mit „The Orphan“, „Babysitter wanted“ und auch „The Children“ gab es in der vergangenen Zeit auch eine Handvoll Filme, die dieses auch eindrucksvoll dokumentieren. Und auch in „Fall 39“ des in Deutschland geborenen Regisseurs Christian Alvart geht das Grauen wieder einmal von einem bösartigen Gör aus, das seine Umwelt terrorisiert und auch ein paar Schritte weitergeht. Die Geschichte ist dann irgendwie auch ganz okay und vor bis zu der Backofen-Szene ist „Fall 39“ auch ganz spannend ausgefallen.
Danach kippt der Film leider etwas und bietet irgendwie einen Handlungsverlauf, der erstens ziemlich vorhersehbar ist, und zweitens auch schon leidlich bekannt wirkt. Drehbuchautor Ray Wright, der sich auch schon für das vermurkste „Pulse“-Remake verantwortlich zeichnete, aber sich mit dem Remake von „The Crazies“ wieder rehabilitierte, orientiert sich offensichtlich auch sehr an Filmen wie „The Grudge“ oder auch „The Ring“ und vermixt das Ganze mit „Mirrors“, einer großen Portion „Das Omen“ und sonstige Filmen aus der Terrorkids-Kiste. Herausgekommen ist dabei zwar jetzt kein unbedingt schlechter Film, aber irgendwie hätte ich mir persönlich schon etwas mehr Ecken und Kanten und weniger vorhersehbare Entwicklungen gewünscht.
„Fall 39“ ist jedenfalls solide Ware aus Hollywood, bei dem von der Geschichte bis hin zu den Stars, der soliden Umsetzung und dem Ende auf Nummer sicher gebürstet wurde. Die Geschichte ist okay und setzt sich aus bekannten Motiven zusammen. Die vermarktungsfähige Hauptdarstellerin hat immerhin einen Oscar zuhause im Schrank und mit Bradley Cooper hat man auch noch einen sympathischen Darsteller an Bord, der immerhin in dem Blockbuster des letzten Jahres spielte. Die Gewalt hält sich immer etwas zurück und die wohl grausigste Szene mit den Hornissen kommt auch nahezu ohne blutige Effekte aus. Insgesamt gesehen also der ideale Halloween-Film, der mit einer FSK16er-Freigabe niemanden zu sehr verstört, gepflegt unterhält und der einem auch in Zukunft sicher noch öfters in TV-Programmzeitschriften über den Weg laufen wird.
Regisseur Christian Alvart, der 2005 mit „Antikörper“ und Heinz Hoenig in der Hauptrolle einen interessanten, deutschen Thriller abgeliefert hat und der auch als Chefredakteur des Magazins „X-Tro“ tätig war, hätte für seinen ersten Hollywood-Streifen auch einen etwas kontroverseren Streifen abliefern sollen, um sich auf Dauer ins Gedächtnis des Filmfreundes zu verankern. Da ist sein ebenfalls 2009 entstandenen Sci-Fi-Streifen „Pandorum“ mit Dennis Quaid und Ben Foster als Astronauten im Kampf gegen aggressive Kreaturen der außerirdischen Art bei den Fans dann auch wesentlich besser angekommen.
Bei den Darstellern gibt es jedenfalls nicht viel zu bemängeln. Renée Zellweger kennt man ja ansonsten eher als Bridget Jones am Rande des Nervenzusammenbruchs und auch in „Fall 39“ liefert sie eine solide Performance als Sozialarbeiterin ab, die schon auch mal an sich selber zweifelt. Die texanische Dame, die ja sonst eher mit ihrer Figur, Klamotten und/oder Beziehung (u.a. auch mit Co-Star Bradley Cooper) von sich reden macht, ist jedenfalls überraschend un-nervig. Jodelle Ferland ist als Lilith ebenfalls eine gute Wahl und wirkt je nach Bedarf entweder zerbrechlich oder diabolisch. Bradley Cooper ist sowieso immer eine Bank und auch bei den anderen Darstellern gibt es keinen Anlass zur Kritik.
Die DVD aus dem Hause Paramount bringt den Streifen in sehr guter Bild- und Tonqualität, wobei neben der deutschen und türkischen Synchro natürlich auch die englische Originalfassung an Bord ist. Untertitel gibt es ebenfalls in den drei Sprachen und auch der Bonusbereich ist relativ großzügig ausgefallen. Neben ein paar Featurettes zu Film und den Effekten befinden sich auf dem Silberling auch noch 17 (!!!) geschnittene oder alternative Szenen, die es nicht in den fertigen Film geschafft haben. Abgerundet wird das durchaus positive Gesamtbild dann schlussendlich noch mit einem alternativen Ende, dass den Probepublikum wohl etwas zu düster ausgefallen ist.
Unterm Strich ist „Fall 39“ durchaus unterhaltsame Ware nach bekannten Motiven mit bekannten Gesichtern, der für knapp 100 Minuten auch gut unterhalten kann. Die Umsetzung ist solide, die Effekte akzeptabel, nur die Geschichte war für meinen Geschmack jetzt zu sehr auf „Best-of-der-letzten-Jahre“ gestrickt. Zuschauer, die sich aber keine innovative Ware erwarten und sich auch von Renée Zellweger nicht abschrecken lassen, werden mit einer halbwegs spannenden Geschichte entlohnt, die zwar immer etwas vorhersehbar bleibt, aber mit etwas eingeschränkter Erwartungshaltung trotzdem gut zu gucken ist. Wer neben den splattrigen Filmen der aktuelleren Terrorwelle auch mal wieder Lust auf etwas Ruhigeres mit Schwerpunkt Atmosphäre hat, der wird von „Fall 39“ auch sicher nicht enttäuscht werden. 6/10 Punkten
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@ Jochen,
Danke fürs Review - soll ich hierzu auch die Screens von der Presseseite nehmen, oder magst Du selbst welche machen?
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jogiwan schrieb:
Nachdem mein DVD-Laufwerk die Scheiben nicht zu mögen scheint, würde ich dich bitten, dass du die von der Presseseite nimmst...
Hi Jochen,
alles klar, kein Thema - mach ich nun alles gleich mit fertig .
Danke Dir und schönen Abend noch!
cu Sven
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danke, danke - ich schwitz jetzt mal ne Runde weiter und später gibts vielleicht noch ein Filmchen! Dir/euch auch nen schönen Abend!
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jogiwan schrieb:
danke, danke - ich schwitz jetzt mal ne Runde weiter und später gibts vielleicht noch ein Filmchen! Dir/euch auch nen schönen Abend!
Viel Spaß beim Film - hatte heute zwei in der Pressevorführung - mache nun vier Reviews Online - das reicht mir für den Abend.
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@ Jochen,
sodele, Review ist nun auch Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=6730
Vielen Dank!!!
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