project: equinoX Forum

Joel (Jason Bateman) ist eigentlich nach Strich und Faden zu beneiden. Er besitzt ein großes Haus, ist mit einer hübschen Frau verheiratet, fährt einen protzigen BMW und auch seine Fabrik für Sirup-Erzeugung läuft derart gut, dass er darüber nachdenkt, diese zu verkaufen um sich mit dem Erlös danach zur Ruhe zu setzen. Doch irgendwie läuft es bei Joel eigentlich gar nicht rund und eines Tages sogar alles aus dem Ruder. Durch einen bizarren Arbeitsunfall verliert der aufstrebende Arbeiter Step (Clifton Collins Jr.) einen Hoden und der Verkauf der Firma scheint durch einen anstehenden Schadenseratzprozess bedroht. Auch mit seiner frigiden Frau Suzie (Kristen Wiig) läuft sein Monaten nichts mehr im Bett, da sich diese lieber Shows im Fernsehen ansieht, als im Bett ihren ehelichen Pflichten nachzukommen. Und weil das alles noch nicht reicht, hat er bemitleidenswerte Mann auch noch mit einem übereifrigen, aufdringlichen und nervigen Nachbarn zu kämpfen.

Als sich Joel eines Tages in die hübsche Aushilfsarbeiterin Cindy (Mila Kunis) verguckt, entschließt er gemeinsam mit seinem Kumpel Dean (Ben Affleck) sein ödes und vorhersehbares Leben von Grund auf zu ändern. Im Drogenrausch beschließt er mit Dean, die Treue seiner Gattin zu testen und heuert zu diesem Zweck den grenzdebilen, aber körperlich gut ausgestatteten Callboy Brad (Dustin Milligan) an, der Suzie während Joels Abwesenheit verführen soll, damit sich Joel bei einem eventuell danach folgenden Seitensprung nicht so schlecht fühlen muss. Doch auch dieses Unterfangen geht ordentlich in die Hose, da es mit der Treue seiner Gattin nicht weit her ist und diese gleich mehrfach in die Arme des engagierten Gigolos stürzt.

Auch Cindy treibt ein falsches Spiel und ist als Trickbetrügerin und zwanghafte Kleptomanin hinter dem Geld anderer Leute her. Sie bezirzt nicht nur Joel, sondern auch Step und drängt diesen dazu, Joels Firma aufgrund dem 50 %igen Verlust seiner Männlichkeit nach Strich und Faden in Millionenhöhe zu verklagen. Sie heuert einen Anwalt mit dubiosen Praktiken an, der Joel auch sogleich mit unorthodoxen Mitteln in die Mangel nimmt. Der Verkauf der Firma droht zu platzen und auch die seine Beschäftigten steigen aufgrund des drohenden Arbeitsplatzverlustes auf die Barrikaden und drohen mit Streik. Joel packt seine Koffer und zieht von zuhause aus und steht eigentlich vor den Trümmern seines bisherigen Lebens. Doch Joel beschließt. sich nicht so einfach unterkriegen zu lassen und versucht sein Leben wieder zu normalisieren. Doch das ist gar nicht so einfach...

Ein Satz mit X – das war wohl nix! Nachdem die Scheibe gestern in freudiger Erwartung einer Komödie in meinem Player gelandet ist, muss ich ehrlicherweise gestehen, dass ich mich selten – und ich spreche hier von jahrelanger Erfahrung im Trashbereich – derart durch einen Film quälen musste. Zugegeben, ich bin ja sowieso nicht unbedingt der Komödienfreund und schon gar nicht, wenn diese aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten stammen, aber Mike Judges „Ausgequetscht“ ist weder lustig, noch sonst wie amüsant oder gar unterhaltsam, sondern bietet eine extrem langatmige Geschichte über einen sympathischen Charakter, der durch diverse Umstände auf allerlei skurrilen Charaktere trifft und mit allerlei seltsamen Entwicklungen zu kämpfen hat.

Das so etwas ja durchaus funktionieren kann, hat uns ja zuletzt auch der Überraschungshit „Hangover“ gezeigt, in dem vier Freunde nach einer Junggesellenabschiedsparty vor den Trümmern ihres Lebens stehen und die Geschehnisse einer durchzechten Nacht wieder Stück für Stück rekonstruieren müssen und dabei von einer skurrilen und unerwarteten Situation in die nächsten kommen. Doch im Gegensatz zum temporeichen Blockbuster von Todd Phillips kommt „Ausgequetscht“ trotz ähnlichem Ablauf eigentlich nie so richtig in die Gänge und jedes vorhandene Potential der Geschichte wird von seinen Protagonisten zu Tode gequasselt.

Meines Erachtens ist das größte Problem des Films, dass die Figuren, die von Regisseur Mike Judge für seinen Film erdacht worden sind, einfach alles viel zu unsympathisch, lieblos und größtenteils dumm, degeneriert oder kriminell ausgefallen sind. Der einzig halbwegs normale Charakter ist Joel, der zwar ein guter Mensch ist, bei dem man sich jedoch fragen muss, wie er mit seiner naiven und antriebslosen Art jemals zu einer eigenen Fabrik gekommen ist. Diese ist dann anscheinend auch nur von dummen, rassistischen oder missgünstigen Arbeitern bevölkert, die sich gegenseitig das Leben schwer machen. Und auch die eigene Gattin ist zwar erfolgreich, stürzt sich aber sofort in eine Affäre mit einem debilen Poolboy, mit dem jede halbwegs vernünftige Frau ja nicht mehr wie zwei Worte wechseln würde. Und das ist ja auch nur die Spitze des Eisberges, da natürlich auch noch eine attraktive Trickbetrügerin, ein schmieriger Anwalt, ein zugekiffter Buddy mit hirnrissigen Ideen und ein aufdringlicher und spießiger Nachbar in die Geschichte gedrückt werden müssen. Amerikaner kritisieren ja oftmals die Tatsache, dass sie außerhalb des eigenen Landes verzerrt wahrgenommen werden. Sieht man „Ausgequetscht“ und seine seltsamen Protagonisten, muss man sich aber gar nicht wundern, warum die Amerikaner im Ausland so einen schlechten Ruf haben.

Leider ist auch die Geschichte über die bizarren Entwicklungen aufgrund eines Arbeitsunfalles auch irgendwie alles andere als sonderlich gelungen. Wird zu Beginn der Focus der Geschichte auf Joel und Cindy gelegt, verschwindet letztere gegen Ende der Geschichte irgendwie vollkommen aus dem Blickfeld und taucht erst im Abspann wieder ganz kurz auf. Beweggründer und dergleichen – Fehlanzeige! Und auch der Charakter von Joel bleibt blass und unglaubwürdig. Warum der eigentlich erfolgreiche Geschäftsmann dann auch keine Freunde hat, sich von allen auf der Nase herumtanzen lässt und auf die seltsamen Ratschläge seines unsympathischen Kumpels hört, ist auch nicht nachzuvollziehen. Und während bei dem bereits erwähnten „Hangover“ die Geschichte überraschend bleibt und auch die handelnden Personen interagieren, bleiben die Charaktere in „Ausgequetscht“ farblos und jegliches humorvoll-sozialkritisches Potential der Geschichte, wie z.B. das seltsame Rechtssystem und Klassenprobleme werden eigentlich zur Gänze verschenkt.

Warum der Rolling Stone den 2009 entstandenen Film als „intelligent und extrem witzig“ bezeichnet hat, lässt sich jedenfalls nach meiner gestrigen Sichtung nicht ganz nachvollziehen und auch der Chicago Tribune bezeichnete den Film als die lustigste amerikanische Komödie des Sommers, was ebenfalls fraglich bleibt. Überzeugender klingt da schon die Aussage von Dan Zak der Washington Post, der „Ausgequetscht“ als „the most disappoiting Amercan Comedy of the decade“ (!!!)  bezeichnet hat. Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden und auch ich persönlich muss zum Lachen nicht in den Keller, aber der seltsame Filme des „Beavis & Butthead“-Erfinders hat meinen Geschmack überhaupt nicht getroffen und ich frage mich allen Ernstes, für welche Art von Zielgruppe dieser humorfreie Filme, der seine leidlich witzigen Szenen lediglich aus der Dummheit seiner Charaktere generiert, eigentlich gedreht worden ist.

Bei den schauspielerischen Leistungen kann man hingegen eigentlich nicht wirklich meckern. Der Komödien-erprobte Jason Batemann lässt mit einer Seelenruhe alle Widrigkeiten über sich ergehen und spielt den einzigen sympathischen Charakter auch ganz okay. Ben Affleck als Barkeeper und Problemlöser Dean ist mit Perücke und zugekifften Blick eigentlich gar nicht auszuhalten. In den Nebenrollen gibt es zwar jede Menge bekannter Gesichter wie z.B. Hal Sparks („Queer as Folks“), J.K. Simmons („The Closer“) und auch Gene Simmons, den Sänger von Kiss gibt es in einer unerwarteten Rolle als Anwalt zu bewundern, doch gegen das miese Drehbuch sind sie natürlich allesamt ziemlich machtlos.

Die DVD aus dem Hause Kinowelt bringt den Steifen in sehr guter Bild- und Tonqualität, die auch keine Wünsche offen lässt. Neben der deutschen Synchro gibt es die englische Originalfassung, die auch mit optionalen Untertitel betrachtet werden kann. Neben einer entfallenen Szene mit knapp 40 Sekunden haben es auch noch ein paar erweiterte Szenen in den Bonusbereich geschafft. Abgerundet wird das Gesamtbild mit einer Featurette über den Film, in dem sich Regisseur Mike Judge und sein Produzenten naturgemäß sehr wohlwollend über den Film äußern, einer Bildergalerie und zahlreichen Trailern zu anderen Filmen.

Und so bleibt unterm Strich ein sehr zwiespältiger Film, der für eine Komödie zu unlustig und für eine Satire zu lieblos und wenig durchdacht gelungen ist. Meinen Geschmack hat Mike Judge mit seinen seltsamen Werk über Loser und andere unsympathische Gesellen jedenfalls nicht getroffen. Wer den lahmen Beginn überstanden hat, wird zwar gegen Ende  mit ein paar netteren Szenen belohnt, aber vor der Pleite rettet das den Film leider auch nicht mehr und es hat wohl durchaus seine Gründe, warum der Streifen nie in die deutschen Kinos gelangt ist. „Ausgequetscht“ soll wohl humorvoll die amerikanische Gesellschaft portraitieren und auf die Schippe nehmen, bietet jedoch bis auf eine Ausnahme leider lediglich Charaktere, die entweder dumm, naiv, teilnahmslos, unsympathisch und/oder sich auf dem Drogentrip befinden. Als Komödie ein Flop und auch ansonsten hat mich „Ausgequetscht“ trotz bekannter Gesichter nicht wirklich überzeugt: 4/10 Punkten.

Beitrag geändert von jogiwan (19.July 2010 13:07:33)