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project: equinoX Forum / the perfect son

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#1 08.June 2010 14:33:02

jogiwan
drama-princess
Ort: graz (austria)
Registriert: 23.January 2006
Beiträge: 2256

the perfect son

Zeit seines Lebens steht Theo (David Cubitt) im Schatten seines älteren Bruders Ryan (Colm Feore). Der ist erfolgreicher Anwalt und der ganze Stolz der Familie, während der kreative Theo aufgrund seiner Drogen-Vergangenheit von einer Entzugsklinik in die nächste wandert. Sein Leben bekommt er einfach nicht auf die Reihe und auch seine große Liebe Sarah (Chandra West) hat er aufgrund seiner Sucht verloren. Beim Begräbnis des Vaters treffen die beiden sehr unterschiedlichen Brüder nach Jahren der Trennung wieder einmal aufeinander und müssen erkennen, wie sehr sie sich mittlerweile entfremdet haben. Ryan hat wie üblich alles perfekt organisiert, während Theo vor den Trümmern seines Lebens steht.

Wenig später versucht Theo einen Job zu finden, was aufgrund seiner Drogenvergangenheit natürlich alles andere als einfach ist. Er sucht den Kontakt zu Sarah, die jedoch ebenfalls nichts mehr mit ihm zu tun haben möchte, da sie einfach schon zu oft enttäuscht wurden. Dennoch stürzt sie sich in eine kurze Affäre mit ihrem Ex-Freund. Doch die gute Zeit dauert nicht lange und der unvermeidliche Absturz lässt nicht lange auf sich warten. Theo landet wieder einmal in einer Ausnüchterungszelle und ist am Tiefpunkt seines Lebens angekommen. Doch Ryan lässt seinen Bruder nicht in Stich und hilft ihm wieder auf die Beine und Theo beschließt, sein Leben maßgeblich zu ändern.

Als Theo eines Tages unangekündigt seinen Bruder besucht, erwischt er Ryan mit einem anderen Mann im Bett. Dieser fühlt sich ertappt und offenbart seinem schockierten Bruder die ganze Wahrheit. Er ist homosexuell und hat sich bei seinen zahllosen Affären mit AIDS infiziert. Mittlerweile befindet er sich im Endstadion und die Ärzte haben ihn bereits aufgegeben. Trotz starker Medikamente und Infusionen versucht er dennoch ein halbwegs normales Leben zu führen. Theo ist natürlich mehr als überrascht, seinen Bruder so zu sehen, ist jedoch gleichzeitig auch sehr zornig, dass dieser vor seinen Eltern über Jahrzehnte das Bild des perfekten Sohnes aufrecht erhalten hat und über seine Veranlagung geschwiegen hat.

Eines Tages bricht Ryan in einer Sauna zusammen und als Theo ihm helfen möchte, werden beide Opfer eines schwulenfeindlichen Übergriffes. Ryan wird schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert und Theo erstmalig damit konfrontiert, dass sein Bruder wohl oder übel aufgrund der heimtückischen Immunerkrankung bald sterben wird. Er beschließt seinen Bruder nicht alleine seinem Schicksal zu überlassen und möchte seinen ungleichen Bruder auf seinem letzten Weg zu begleiten. Und während Theo zunehmend seine Existenz festigt, seine Sucht überwindet und auch wieder zu Sarah findet, muss sich sein Bruder mit der Tatsache abfinden, bald zu sterben....

Der kanadische Streifen „the perfect son“ von Regisseur Leonard Farlinger portraitiert zwei sehr unterschiedliche Brüder, die sich über die Jahre hinweg auseinandergelebt haben und die aufgrund eines tragischen Schicksal wieder für kurze Zeit zu einander finden. Während Ryan nach außen hin der erfolgreiche Anwalt ist und nach konventionellen Denken her natürlich der perfekte Sohn ist, hat er in Wirklichkeit nicht den Mut seiner Umwelt zu verkünden, dass er eigentlich homosexuell ist und wahrt bei seinen Eltern den guten Schein. Sein Bruder hingegen steht immer in dessen Schatten und durch seine Abhängigkeit schlittert er immer tiefer in persönliche Katastrophen.

Als eines Tages der Vater der beiden verstirbt, treffen die beiden nach Jahren wieder aufeinander. Ryan ist der erfolgreiche Anwalt, der gutsituiert mitten im Leben steht, während sein jüngerer Bruder – das schwarze Schaf der Familie - eine Reihe von Aufenthalten in Entzugskliniken hinter sich hat. Während Ryan noch eher den Kontakt zu seinem Bruder sucht, fühlt sich dieser durch seinen scheinbar übergroßen Bruder unter Druck gesetzt und versucht sein Leben selbst in den Griff zu bekommen, was jedoch aufgrund seines Suchtverhaltens gründlich misslingt. Erst als er entdeckt, dass die Existenz seines Bruders ebenfalls auf Lügen basiert und dieser dem Tode geweiht ist, schafft er es sein bisheriges Leben zu überdenken und erstmalig Verantwortung zu übernehmen.

Konkurrenzverhalten innerhalb des Familienverbandes ist ja eigentlich ein Thema, das den Großteil der Menschen auf dieser Welt in irgendeiner Form betrifft, sofern man nicht gerade als Einzelkind auf die Welt kommt. Sobald sich der Nachwuchs mehrt ist man ja schon automatisch mitten in einem ewig-währenden Konkurrenzkampf um Aufmerksamkeit. Das beginnt unbewusst vom Kindesalter an und dauert oft bis ins hohe Alter. Da geht es dann jedoch vorwiegend um Ausbildung und Gehalt und natürlich auch, wer da wieder die produktivste Familie gründet um die Eltern wiederum mit jeder Menge Enkelkindern zu beglücken.

Doch nicht immer sind die Vorraussetzungen für diese Art von Konkurrenzkampf gleich und manche Personen sind aufgrund geschlechtlicher Neigung, Aussehen oder Ausbildung von Vornherein nicht für die Pole-Position geschaffen. Und auch Theo hat im Vergleich zu seinem Bruder innerhalb der Familie wohl immer den Kürzeren gezogen. Als kreativer Querkopf hat er gegen den eloquenten und konservativen Anwalt natürlich keine Chance und hat sich vermutlich auch aufgrund des mangelnden Vertrauen von Seiten der Familie in Alkohol und Drogen gestürzt. Das er im Grund für sich selbst die Verantwortung übernehmen muss, lernt Theo erst, als ihn die tödliche Krankheit seines Bruders wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt.

„The perfect son“ ist jetzt aber nicht unbedingt der Film mit schwuler Thematik, als der er im Vorfeld verkauft wird, da die Geschichte schlussendlich aus dem Blickwinkel des heterosexuellen Theo erzählt wird. Auch werden wieder einige Zuschauer kritisieren, dass die Figur des schwulen Ryan jetzt auch nicht unbedingt positiv daherkommt und der todkranke Mann relativ zynisch mit seiner Vergangenheit, der tödlichen Immunerkrankung und zahllosen Affären umgeht. Natürlich ist es logisch, dass man als homosexueller Zuschauer die schwule Figur natürlich als sympathische Identifikationsfigur sehen möchte, doch dieses ist in „a perfect son“ nur bedingt der Fall. Regisseur Farlinger, der auch das Drehbuch verfasst hat und seinen Bruder an die heimtückische Krankheit verloren hat, findet aber in seinem Werk scheinbar mühelos die Balance zwischen Dramatik und optimistischen Momenten. Denn auch wenn die Thematik eigentlich alles andere als leichtverdaulich ist, so ist der Streifen nicht der erwartete Downer und verzichtet auch, zu sehr auf die Tränendrüse zu drücken.

Das „the perfect son“ aber auch sehr gut funktioniert, liegt an den beiden sympathischen Darstellern David Cubitt und Colm Feore, die den beiden Rollen auch die nötige Dramatik einhauchen und zu jeder Zeit glaubwürdig bleiben. Vor allem David Cubitt ist als ewig-zweifelnder Schreiberling mit mangelnden Selbstbewusstsein ist sicherlich eine positive Entdeckung. Aber auch der viel beschäftigte Seriendarsteller Colm Feore als Schrankschwester mit tödlichen Geheimnis überzeugt auf der ganzen Linie. Bei den restlichen Darstellern gibt es ebenfalls nichts zu meckern und auf die Schnelle würden mir auch keine größeren Kritikpunkte einfallen. Die DVD überzeugt ebenfalls und bietet neben Trailer und Bildergalerie auch noch einen Audiokommentar.

Der Streifen ist auch mehr als solide inszeniert, bietet dem Zuschauer trotz eher kostengünstiger Machart, doch einiges an Schauwerten und mit kontroversen Themen wie Aids, Homosexualität und Sucht sicherlich viel Stoff für anschließende Diskussionen. „The perfect son“ ist einer der Streifen, die durchaus auf größeres Interesse stoßen würden, wenn sie z.B. auf Arte laufen würden, in dessen Programm er auch sehr gut passen würde. Ein interessantes und vor allem ungewöhnliches Drama aus Kanada mit optimistischen Untertönen, das zwei unterschiedliche Welten bzw. ungleiche Brüder zusammenbringt und dabei noch die universelle Geschichte erzählt, das ein jeder selbst für sich und sein Schicksal verantwortlich ist, man den anderen akzeptieren muss und es dabei auch nie schaden kann, sich dabei auch noch ein wenig um andere zu kümmern. Ein ruhiger Film, dem ich aber dennoch gerne 8,5 von 10 Punkten gebe! Tipp!

Beitrag geändert von jogiwan (08.June 2010 18:57:52)


It´s fun to stay at the YMCA...

*** Gretl... the prince !!! ***

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#2 09.June 2010 16:18:49

chilidog
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Re: the perfect son

@ Jochen,

Danke fürs Review - ist nun auch schon Online - http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=6482

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