project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Der etwas eigenartige Kai (Anthony Wong) arbeitet in einem Restaurant in Hongkong und hat eine Affäre mit der Gattin seines Bosses. Als er eines Tages vom eifersüchtigen Gatten in flagranti bei außerehelichen Aktivitäten erwischt wird, will ihn dieser zur Strafe kastrieren. Doch der ewig unterdrückte Kai dreht vollkommen durch, veranstaltet ein wahres Blutbad und tötet seinen Boss samt untreuer Ehefrau auf bestialische Weise. Die Jahre vergehen und Kai hat sich nach Südafrika abgesetzt, wo er in einem Lokal in Chinatown als Koch arbeitet. Doch auch dort eckt er mit seiner seltsamen Art permanent an und vor allem die Frau seines Chefs hält wenig von dem verschlossenen Koch mit düsterem Geheimnis.
Als er eines Tages mit seinen Chef in ein abgelegenes Eingeborenendorf fährt um dort billig ein Schwein zu kaufen, landen die beiden mitten in einer Begräbniszeremonie von zahlreichen Toten, die die Seuche Ebola dahingerafft hat. Doch die beiden stört das wenig, kaufen das besagte Schwein und machen sich wieder auf den Weg nach Johannisburg. Auf der Rückreise vergewaltigt Kai bei einem kurzen Zwischenstopp eine zusammengebrochene Schwarze, tötet diese abermals und infiziert sich dabei mit der tödlichen Krankheit. Doch wie ein Wunder ist Kai gegen Ebola immun und wird zum Überträger der todbringenden Seuche.
Kurze Zeit später wird Kai von seinem Chef eines Abends erwischt wird, wie er dessen Frau gerade vergewaltigen möchte. Kai dreht abermals durch, tötet die Beide und einen Kollegen auf brutalste Weise und brutzelt aus den Überresten der Getöteten schmackhafte Burger-Laibchen, die er am nächsten Tag den Gästen des Lokals serviert. Durch den Konsum der Burger erkranken die Gäste jedoch an Ebola und der Erreger verbreitet sich in der Millionenstadt auf rasante Weise. Der Verdacht fällt wenig später auf das Lokal bzw. Kai, der sich längst mit dem Geld der Ermordeten nach Hongkong abgesetzt hat um dort eine alte Bekannte zu besuchen. Dort angekommen infiziert er weiter mutwillig Personen schon wenig später sind Herrscharen von Polizisten und Seuchenexperten hinter dem brutalen Mörder her. Doch anstatt sich zu stellen, sieht Kai endlich den Zeitpunkt gekommen, sich für die Zeit der jahrelangen Unterdrückung erst so richtig an der Menschheit zu rächen…
„Ebola Syndrom" zählt neben „The Untold Story“ und „Dr. Lamb“ wohl zu den bekanntesten Vertretern der sogenannten Cat. III-Filme. Dabei handelt es sich jedoch eigentlich gar nicht um ein eigenes Genre, sondern lediglich um die höchste Freigabe, die ein Streifen in Hongkong bekommen kann. Meist handelt es sich dabei aber auch gar nicht um Horrorfilme, sondern um Filme mit sexueller Thematik, die von den staatlichen Verantwortlichen nur noch einem erwachsenen Publikum zugängig gemacht werden sollen. Landläufig verbindet der westliche Filmfreund mit diesem Begriff jedoch eine Handvoll asiatische Filme aus den Neunzigern, die relativ tabubrechend und unkonventionell mit so Themen wie Vergewaltigung, Mord und Totschlag, Gewalt gegen Minderjährige und Behinderte etc. umgehen, dabei jedoch so übertrieben sind, dass man sie mit Ausnahme der FSK bei aller Liebe niemals ernst nehmen kann.
Auch bei „Ebola Syndrom“ ist die Handlung so derart übertrieben und die Figuren so überzeichnet, dass man den Streifen trotz seiner wilden Geschichte und harten Momenten natürlich zu keiner Sekunde bedrückend ausgefallen ist. Denn im Gegensatz zu vergleichbaren Werken aus dem westlichen Raum, nimmt sich der Streifen selber nicht sonderlich ernst und hat dadurch auch einen ungemein hohen Unterhaltungswert. Sicherlich ist „Ebola Syndrome“ hart und bietet allerlei Szenen, die Otto Mainstreamgucker natürlich viel zu hart sein werden, für den geeichten Filmfreund hingegen, ist Herman Yau´s Werk natürlich ein herrlich tabubrechender Spaß der herberen Sorte, der auch in keiner gepflegten Filmsammlung fehlen sollte.
Im Grunde bietet der Streifen viele Elemente aus „Untold Story“, der drei Jahre zuvor vom gleichen Regisseur und Hauptdarsteller Anthony Wong gedreht wurde. Dieses Mal werden die Leute jedoch nicht zu Fleischbällchen, sondern Burgerlaibchen verarbeitet. Und weil das Ganze natürlich getoppt werden muss, gibt es in „Ebola Syndrome“ neben Rape und Murder zusätzlich noch eine Seuchen-Thematik und es werden vom durchgeknallten Kai und seinen Körpersäften mutwillig ahnungslose Menschen mit der Viruserkrankung Ebola angesteckt. Aber auch sonst bietet der Streifen allerlei abartige Szenen wie z.B. das Vergewaltigen einer wehrlosen – weil schon halbtoten - Frau, Urinieren ins Gesicht, das Auslutschen eines Auges, jede Menge Tieropfer, verhackstückte Frösche und noch vieles mehr. Mal explizit – mal weniger explizit, aber immer völlig daneben und auf der anderen Seite der Geschmacksgrenze.
„Ebola Syndrom“ ist aber auch ein Streifen, der perfekt auf das Können seines Hauptdarstellers zugeschnitten ist. Anthony Wong übernimmt abermals voller Inbrunst die Rolle eines Soziopathen und setzt dem ganzen noch die Krone auf. Kai ist nicht nur völlig neben der Spur, er scheint auch über keinerlei moralische Werte oder gar Reue zu verfügen und agiert derart daneben, dass man es kaum fassen kann. Trotzdem wirkt Anthony Wongs Darstellung aber zu jeder Sekunde glaubhaft und ungekünstelt. Trotzdem möchte man im wahren Leben wohl nie einem derart-unsympathischen Menschen begegnen. Das Einzige, dass man dem 1996 entstandenen Streifen neben seiner mäßigen Musikuntermalung vielleicht vorwerfen könnte, ist eine gewisse Unentschlossenheit. So wechselt der Film ständig zwischen schwarzhumorigen Drama, Thriller und Gore-Horror hin- und her und auch die restlichen Charaktere werden nach Belieben eingeführt und spielen oft nur eine untergeordnete Rolle.
Was mich persönlich etwas verwundert hat, ist die Tatsache, dass „Ebola Syndrom“ trotz höchster Freigabe bereits vor der offiziellen Auswertung zensuriert wurde. Auf den bisher verfügbaren Silberlingen befand sich „lediglich“ die Kinofassung aus Hongkong, die um ca. 2 Minuten an Brutalität bzw. Gewaltszenen erleichtert wurde. Illusion Ltd. Ist aber der besondere Coup gelungen, diese Szenen, die bisher nur als Bonusmaterial auf der Ami-DVD verfügbar waren, wieder in den Film zu integrieren. Das geschieht zwar mit einer qualitativen Abweichung, die jedoch kaum ins Gewicht fällt und die Ösi-Fassung so wohl zur weltweit besten Fassung des Filmes macht. Und so gibt es bei der 2-Disc-Edition neben der herkömmlichen Kinofassung und einer gelungenen Synchronisation nun auch endlich eine Langfassung, die dem Freund von Filmen der etwas härteren Gangart natürlich sehr entgegen kommt.
Sicherlich ist der Streifen in Zeiten von „Hostel“, „Saw“ und den ganzen entarteten Low-Budget-Torture-Porn-Streifen, die in den letzten Jahren so massig den DVD-Markt überschwemmen, vielleicht nicht mehr ganz hart, wie zu seinem Erscheinen. In Punkto Abartigkeit und Geschmacklosigkeit überholt „Ebola Syndrom“ aber seine westlichen Vertreter natürlich um Längen und vom Schauwert und der Unterhaltsamkeit her, spielt Herman Yau´s Streifen sowieso in der ersten Liga und hat auch knapp 14 Jahre nach seinem Erscheinen kaum an Entertainment-Qualitäten verloren. „Ebola Syndrome“ ist sicherlich einer der besten Vertreter seiner Zunft und bietet alles und noch viel mehr von den Dingen, die man sich in einem derartigen Streifen erwartet. Ein Werk, wie es auch nur aus Asien kommen kann und der neben einen starken Magen auch allerlei Sonstiges vom erfahrenen Zuseher abverlangt. Denn wenn Cat.III-Dreamteam Herman Yau und Anthony Wong zuschlagen, wächst auch so schnell kein Gras mehr und das Finale in der Kai blutspuckend durch die Straßen läuft, zählt zu den unglaublichsten Momenten der Filmgeschichte und muss man einfach gesehen haben. Am besten als Double-Feature mit „Untold-Story“ gucken und dazu noch etwas beim Chinesen bestellen – wohl bekomm`s! 8/10 Punkten und das Prädikat: besonders over-the-top!
Beitrag geändert von jogiwan (09.May 2010 09:32:49)
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@ Jochen,
sodele, Review ist nun Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=6518
Vielen Dank nochmals!!!
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