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Rio de Janairo, 1997: Captain Nascimento (Wagner Moura) ist Kommandant eines Bataillons der paramilitärischen Eliteorganisation BOPE, die von der Regierung in den Favelas im Kampf gegen Drogendealer und korrupte Polizisten eingesetzt wird. Doch immer öfter stößt der junge Nascimento an seine psychischen und physischen Grenzen. Der Job ist hart, brutal, lebensgefährlich und verlangt tagtäglich bedingungslosen Einsatz mit höchster Konzentration. Als ihn die schwangere Freundin dazu drängt, seinen gefährlichen Job aufzugeben, bittet Nascimento seine Vorgesetzten, ihn von seinem Dienst freizustellen. Da jedoch der Papstbesuch ansteht und ein Favela von Drogengangstern gesäubert werden soll, drängen ihn seinen Vorgesetzten, dringend einen Ersatz für sich zu finden.

Zur gleichen Zeit arbeiten die Jugendfreund Matias (Andre Ramira) und Neto (Caia Junqueira) als Polizisten in den Strassen der Favelas und müssen entdecken, dass für ihren Idealismus kein Platz mehr gibt. Die Vorgesetzten bei der Polizei sind ebenso korrupt wie die Gangster und verdienen sich mit Schutzgelderpressung und Drogenhandel zusätzlich Geld zu ihrem spärlichen Gehalt. Als Neto durch eine gewagte Idee seine Vorgesetzten übervorteilt um Geld für dringend benötige Reparaturen von Polizeifahrzeugen zu erhalten, lösen sie dadurch beinahe einen Krieg zwischen Banden und Polizisten aus und werden von Nascimento und seinen Elite-Soldaten der BOPE im letzten Moment vor dem sicheren Tod gerettet.

Spontan beschließen die Beiden sich für die Truppe zu bewerben und werden auch tatsächlich in den engeren Kreis der Bewerber aufgenommen. Das Boot-Camp ist hart,  unmenschlich und Captain Nascimento drillt die potentiellen Kandidaten bis zum Exzess. Während viele der Kollegen aufgeben, beißen sich Neto und Matias bis zum Ende der Ausbildung durch und schaffen es tatsächlich in die engere Wahl für die Nachfolge des Captains. Während sich der impulsive Neto an der Waffe als todbringende Bedrohung für seine Gegner entpuppt, gerät der besonnenere Neto durch seine Vergangenheit bald ins Visier von Drogendealern. Als Nascimento von seiner Freundin endlich zu einer endgültigen Entscheidung gedrängt wird, ändert das die Schicksale aller Beteiligten nachhaltig...

Rio de Janaira bietet als zweitgrößte Stadt in Brasilien nicht nur Platz für über 6 Millionen Menschen, traumhafte Stände und einen eindrucksvollen Karneval, sondern naturgemäß auch die Wirkungsstätte für jede Menge Korruption, Drogenhandel, Prostitution und sonstige illegale Machenschaften. Die Dealer sind waffentechnisch und finanziell dem schlecht verdienenden Polizeiapparat längst überlegen und so haben sich die unterschiedlichen Parteien auf einen Konsens geeinigt. Die Polizei lässt den Dealern ihr Geschäft und nascht nebenher mit Schutzgelderpressung ein wenig am kriminellen Geschäft mit.

Als der Streifen „Tropa de Elite“ im Jahre 2007 in die brasilianischen Kinos gekommen ist, löste der ungeschönte Blick auf korrupte Polizisten, Drogendealer und die paramilitärische Elite-Truppe BOPE und ihre zweifelhafte Vorgehensweise in seinem Entstehungsland einen handfesten Skandal und zahlreiche Diskussionen über die Arbeitsweise der Polizei und BOPE aus. Und auch als der Film im Jahre 2008 bei der Berlinale mit dem goldenen Bären ausgezeichnet wurde, gab es zahlreiche Stimmen, die den brutalen Film aufgrund der Darstellung von Gewalt und Folter heftig kritisierten. „Tropa de Elite“ ist auch kein Film der leisen Töne, sondern zeichnet ein erschütterndes Bild über die tägliche Arbeit der Polizei in einer Stadt, in der jeden Tag durchschnittlich 3 – 4 Menschen Opfer von Drogenkriminalität werden. Der Versuch, Gewalt mit Gegengewalt zu bekämpfen ist natürlich von vornhinein zum Scheitern verurteilt und verursacht natürlich nur noch mehr Leid an allen Fronten.

Ursprünglich war es die Absicht des Regisseurs Jose Padilha einen Dokumentarfilm über die Arbeit der Polizei und Elite-Einheit zu drehen. Für diesen Zweck interviewte er 2 Jahre lang die unterschiedlichen Personen von Polizisten, Psychiatern, Dealern bis hin zu den portraitierten Elite-Soldaten. Doch schon bald musste er feststellen, dass diese Leute leider nicht bereit waren, vor laufender Kamera über die korrupten Vorgehensweisen zu sprechen. So entstand die Idee, einen Film zu realisieren, der zwar fiktiv sein sollte, sich jedoch komplett an realen Begebenheiten halten sollte. Drehbuchautor Rodrigo Pimentel war zwölf Jahre selbst Offizier bei der Militärpolizei und daher kongenialer Partner für dieses Vorhaben. Die Inszenierung mit wackeliger Handkamera, Anlehnung an reale Begebenheiten, OmU samt Erzähler aus dem Off lässt das Ganze extrem real erscheinen und nimmt den Zuschauer mit auf eine knapp zweistündige Reise in die erschreckende Welt voller Drogen, Korruption, Gewalt und Folter.

„Tropa de Elite“ ist jedenfalls kein Film für pazifistische Gemüter und zarte Seelen. Das Zusammenprallen von schönen Landschaften, malerischen Favelas und der brutalen Vorgehensweise der Elite-Einheit die auch vor dem Foltern von Frauen und Minderjährigen nicht zurückschreckt, könnte unterschiedlicher nicht sein. Teilweise ist die Darstellung von Gewalt sicherlich hart an der Grenze des Erträglichen. Aber auch wenn der Film extrem schnell geschnitten ist und auch der Action-Anteil recht immens ist, so vermeidet der Film zu sehr das Abdriften in Action-Gefilde, in dem es auch die zerrüttete Gefühlwelt der Protagonisten und das persönliche Scheitern und die Zweifel über die eigenen Vorgehensweise recht gut portraitiert. Die brutalen Methoden werden meiner Ansicht nach jedenfalls keinesfalls glorifiziert, sondern eher wertungsfrei und erschreckend emotionslos beobachtet.

Das Interesse an dem Film war jedoch bereits vor Kinostart so groß, dass der Film bereits im Vorfeld eine rege Verbreitung durch billige Raubkopien fand. Auch eine Fassung mit englischen Untertiteln fand durch die Unweiten den Internets bald den Platz auf Rechnern der ganzen Welt. Dennoch war der mit 4 Millionen US-Dollar budgetierte Film mit 2,5 Millionen Besucher in Brasilien auch international ein kommerzieller Erfolg, sodass seit 2010 mit Darstellern aus dem ersten Teil und unter neuerlicher Regie von Jose Padilha bereits ein Nachfolger gedreht wird.   
Darstellerisch gibt der Streifen keinen Anlass zur Kritik, auch wenn auf bekannte Gesichter verzichtet wurde. Sympathieträger oder Identifikationsfiguren darf man sich in dem brasilianischen Streifen jedoch keine erwarten. Außerdem wurde auf eine Übersetzung der Dialoge verzichtet und deutsch untertitelt. Lediglich der Erzählungen des Sprechers aus dem Off wurde deutsch synchronisiert. Inszenatorisch ist der Streifen ebenfalls sehr ansprechend ausgefallen, lediglich die Farbgebung des Filmes wirkt mit dem satten Gelbstich auf Dauer etwas unreal. 

Die DVD aus dem Hause Senator Film bringt den kontroversen Preisträger der Berlinale in gewohnt guter Bild- und Tonqualität, wobei ein Großteil des Filmes wie bereits erwähnt in portugiesischer Sprache samt deutscher Untertitel daherkommt. Auch das Bonusmaterial ist recht interessant ausgefallen und bietet einen knapp sechsminütigen Ausschnitt aus der Sendung „ttt – Titel, Thesen, Temperamente“, in dem über den Film berichtet wurde. Auch das ausführliche Interview mit Regisseur Jose Padilha ist äußerst interessant ausgefallen und bietet einen interessanten Einblick in die Entstehung des Filmes und dessen Auswirkungen.

Mir persönlich hat „Tropa de Elite“ jedenfalls gut gefallen und der Streifen braucht Vergleiche mit dem Über-Film „City of God“ eigentlich auch keinesfalls zu scheuen. „Tropa de Elite“ ist auf jeden Fall ein aufrüttelnder Film über die erschreckenden Vorgängen in den Elendsviertel einer Millionenmetropole, in der die Polizei längst korrupt ist, und Elite-Einheiten zu drastischen Mitteln greifen müssen, um im Kampf gegen übermächtige Drogenkartelle nicht unterzugehen. „Trapa de Elite“ ist ein 110minütiger Adrenalin-Kick mit leisen Zwischentönen über eine der gefährlichsten Gegenden der Welt, der jedoch aufgrund seiner drastischen Gewaltdarstellung sicherlich nicht für alle geeignet ist. Ein bisschen weniger Pathos und Testosteron und ich hätte subjektiv glatt zur Höchstwertung gegriffen, so bleiben unterm Strich 9 von 10 Punkten und ein explosives Drama mit ordentlich Diskussionpoential, dass man schon gesehen haben sollte.