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Im Jahr 2029 ist die Menschheit am Scheideweg angelangt. Durch die immer größeren Datenmengen und Anforderungen ist der menschliche Körper an seine Grenzen gelangt und wird immer mehr durch künstliche und leistungsfähigere Teile ergänzt, die sich nach Belieben reproduzieren lassen. Und so ist es auch kein Wunder, dass die Grenzen zwischen Mensch und Maschine immer mehr verschwindet. Jedes Körperteil und Organ ist austauschbar, nur das Gehirn des Menschen, in dem sich sein Geist – der sogenannten Ghost – befindet, kann nicht ersetzt werden und unterscheidet ihn von Computerwesen. Doch es ist auch eine Zeit, in der Programmierer immer mächtiger werden und ihr Wissen für terroristische Zwecke verwenden.
Und so ist auch der Major Kusanaki von Sektion 9, die abgesehen von einem Ghost keine menschlichen Bestandteile mehr besitzt mit ihren Partnern Batou und Togusa einem Hacker namens Puppetmaster auf der Spur, der sich scheinbar mühelos in die Ghosts von Regierungsbeamten hackt um diese danach nach Belieben zu manipulieren. Der Puppetmaster scheint der Spezialeinheit immer einen Schritt voraus, überwindet alle Sicherheitsbarrieren und manipuliert wahllos Opfer mit generierten Erinnerungen. Da eine große Konferenz ansteht reagieren Politiker zunehmend panisch und es wird mit Hochdruck versucht, diese Sicherheitslücken zu füllen und den terroristischen Hacker ein für allemal dingfest zu machen.
Doch während alle Versuche den Hacker ausfindig zu machen fehl schlagen, macht sich ein synthetischer Cyborg selbstständig auf den Weg zu Sektion 9 und verkündet den verblüfften Beamten, dass er der gesuchte Hacker sei und ersucht um politisches Asyl. Der Cyborg erklärt, nie einen menschlichen Körper besessen zu haben und seinen Ghost selbstständig aus dem Netz generiert zu haben. Die Verbrechen hat er lediglich begangen, um Sektion 9 auf ihn aufmerksam zu machen, da er den Kontakt zu Kusanagi gesucht hat. Doch noch eher der Puppetmaster mehr verraten kann, wird er von Beamten einer anderen Spezialeinheit nahezu zerstört und entführt.
Kusanagi, die zunehmend an ihrer eigenen menschlichen Identität zu zweifeln beginnt, nimmt die Verfolgung auf und es kommt zu einem erbitterten Kampf in einem stillegelegten Lagerhaus um die Überrest des Puppetmasters. Doch Kusanagi schafft es mit Hilfe ihrer Partner, den Cyborg zu retten und dringt danach in das Bewusstsein des Hackers ein und erfährt die wahren Beweggründe des Puppetmasters. Er möchte seinen generierten Ghost mit dem menschlichen von Kusanagi verschmelzen um so die natürliche Fortpflanzung zu umgehen und so auch eine neue Lebensform, die nichts menschliches mehr in sich trägt, entstehen zu lassen…
„Ghost in the Shell“ von Regisseur Mamoru Oshii nach einer Manga Vorlage von Masamune Shirow ist neben „Akira“ wohl der bekannteste SCi-Fi-Anime und sorgte mit seiner ungewöhnlichen Geschichte und brutalen Inszenierung Mitte der Neunziger dafür, dass sich das Genre des japanischen Zeichentrickfilmes für Erwachsene – zwar sehr langsam, aber dennoch - auch in der westlichen Welt durchsetzten konnte. Bis dato waren diese ja eher als harmlose Kinderunterhaltung aus dem Hause Disney bekannt und auch ich konnte mir damals nicht wirklich vorstellen, dass solche Filme auch tatsächlich funktionieren könnte. Flugs waren beide Teile geordert und als dann das erste Mal „Ghost in the Shell“ und „Akira“ in meinem VHS-Player landeten war ich natürlich komplett geflasht.
Der 1995 entstandene „Ghost in the Shell“ bietet ebenso wie „Akira“ auch eine sehr alptraumhafte Zukunftsperspektive, in der der Mensch seine natürlich-körperliche Erscheinungsform nahezu verloren hat und sich mittels künstlicher Gliedmaßen und Organen den erhöhten Anforderungen der Gesellschaft angepasst hat. Alles ist miteinander vernetzt und die technischen Möglichkeiten scheinen unbegrenzt. Die menschliche Hülle ist im Grunde wertlos geworden und nur der sogenannte Ghost unterscheidet den „natürlichen“ Menschen von Cyborgs. Diesen kann man zwar kopieren, doch ein Individuum ist nur durch menschliche Reproduktion möglich. Doch mit dem Erscheinen des Puppetmasters verschwindet auch diese Grenze zwischen Mensch und Maschine zunehmend wirft die Story weitere Fragen auf, die der Film letztendlich jedoch nicht beantwortet.
Die Geschichte über die Wichtigkeit des menschlichen Individuums ist auch 15 Jahre nach Erscheinen zwar noch immer vollkommen „over-the-Top“, aber nicht minder interessant. Über die Gefahren der Menschheit durch die zunehmende Technisierung der Welt ließe sich wohl stundenlang diskutieren und wenn man das Zeitgeschehen verfolgt, aktueller denn je und im Grunde hat die zunehmende Vernetzung der Welt mit all seinen Möglichkeiten den Menschen ja nicht unbedingt näher gebracht. Und in Zeiten in denen eigentlich Daten aller Art auch allen Menschen zur Verfügung stehen, besteht natürlich die Gefahr, dass die Menschheit auf ein angestrebtes Idealbild zusteuert und sich so selbst unbewusst einer Normierung unterzieht. Wenn dann auch noch wie im Film der menschliche Körper einer leistungsorientierteren Form weichen muss, bleibt nicht mehr viel übrig, was der Mensch so großartig unter Selbstbestimmung und Verwirklichung versteht.
Doch auch wenn sich die Frage nach dem Sinn des Lebens durch den Film zwangsläufig stellt, so ist „Ghost in the Shell“ kein rein philosophischer Film geworden, sondern verpackt seinen originelle Geschichte in ein wahres Action-Feuerwerk in einem post-apokalyptischen Szenario, die man so bis dato wohl nicht gesehen hat. Zeichnerisch ist der Streifen jedoch oldskoolig ausgefallen, d.h. auf den Einsatz von CGI wurde weitgehend verzichtet. Denn auch wenn der Nachfolger „Ghost in the Shell 2: Innocence“ aus dem Jahre aus dem Jahre 2004 die technischen Möglichkeiten noch viel weiter ausreizt, so ist der erste Teil gerade dadurch wesentlich stimmiger ausgefallen. Denn ironischer weise sorgen ja gerade diese Computer-Effekte dafür, dass der Streifen doch wesentlich seelenloser daherkommt, als der erste Teil. Leider wurde mittlerweile auch von „Ghost in the shell“ eine neue Version angefertigt, in denen viele Szenen mit CGI aufgepeppt wurden und die uns demnächst wohl auch erreichen wird.
Auf DVD erschien der Streifen bereits im Jahre 2005 in einer sogenannten Ultimate Edition, in der das Teil sogar mit Sprechern der Serie „Stargayte“ nochmals neu synchronisiert wurde. Angeblich soll sich diese Fassung auch wesentlich näher an die japanische Originalfassung, was jedoch mangels Sprachkenntnisse natürlich nicht überprüft werden kann. Die Bild- und Tonqualität ist eigentlich sehr gut und bietet keinerlei Anlass zur Kritik. Das Bonusmaterial ist für eine Ultimate Edition jedoch etwas spärlich und bietet außer einem halbstündigen Making-Of und dem Original-Trailer lediglich ein paar Texttafeln und weitere Trailer aus dem Anime-Programm von Panini-Video.
Unterm Strich bleibt ein sehr guter und vor allem ungewöhnlicher Vertreter des Anime-Genres, der nicht zu Unrecht Kultstatus besitzt. Wer sich jedenfalls ein tumbes Action-Feuerwerk erwartet, dem werden sich schon bald die Gehirnwindungen kräuseln. Denn auch wenn man es vielleicht nicht unbedingt erwarten würde, so besitzt der Streifen doch Anspruch und regt auch zum Nachdenken an. Das einzige, was man dem Film vielleicht vorwerfen könnte, ist seine doch etwas kurze Laufzeit und die Tatsache, dass der Streifen wohl mehr Fragen aufwirft, als dass er letztendlich beantwortet. Ein Film über eine alptraumhafte Zukunft, in der Mensch sein nicht mehr das bedeutet, wie wir es uns heutzutage noch vorstellen. Ein richtungsweisender Film, der Filmemacher weltweit beeinflusste, ein Sequel und weitere Ableger initiierte und selbst 15 Jahre nach Entstehung immer noch immer zu den besten animierten Streifen gezählt werden kann: 9/10 Punkten.
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@ Jochen,
sodele, Review #1 ist Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=6424
Vielen Dank!!!!
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