project: equinoX Forum

Zack (Seth Rogen) und Miri (Elizabeth Banks) kennen sich seit Ewigkeiten, sind ständig pleite und wohnen gemeinsam seit Jahren in einer gut organisierten WG. Was weniger gut läuft ist jedoch das Bezahlen von Rechnungen, da sich die beiden lieber unnötiges Zeug im Internet bestellen, als die Wasser- oder Stromrechnungen zu bezahlen. Als am Tag des Klassentreffens auch noch das Wasser in der Wohnung abgestellt wird, müssen beide handeln. Als Zack zufällig auf den Freund eines Klassenkollegen trifft, der als schwuler Pornodarsteller erfolgreich sein Geld verdient, fassen die Beiden in der darauffolgenden Nacht den Entschluss, ihrem chronischen Geldmangel mit dem Dreh eines eigenen Pornos entgegenzutreten.

Gesagt, getan finden Zack und Miri mit Delany (Craig Robinson) einen Arbeitskollegen von Zack, der als Produzent agieren möchte und bereit ist, Geld in die ganze Sache zu stecken. Im darauffolgenden Casting sind auch gleich ein paar Darsteller mit Erfahrung und auch ein Kameramann gefunden. Die beiden Nachwuchsregisseure wollen aber nicht nur einen handelsüblichen Gonzo-Porno drehen, sondern wollen mit vollen Körpereinsatz etwas ganz großes schaffen: einen Sci-Fi-Porno, der George Lucas´ Krieg-der-Sterne-Sage lustvoll auf die Schippe nimmt. Doch als die Beiden von einem zwielichtigen Vermieter  übers Ohr gehauen werden, steht der illustre Trupp ohne Kostüme, Equipment und Drehort wieder ganz am Anfang ihrer Bemühungen.

Doch Zack und Miri lassen sich nicht beirren und beschließen spontan die Dreharbeiten mit einem improvisierten Drehbuch in dem Coffee-Shop, in dem Zack tagsüber arbeitet durchzuführen. Und so werden schon kurze Zeit später an dem gemütlichen Ort nach Dienstschluss heiße Pornoszenen gedreht. Auch Zack und Miri haben einen gemeinsamen Auftritt, der jedoch nicht nach Plan verläuft. Statt einer heißen Sex-Szene drehen die beiden vor den Augen aller anderen eine romantische Liebesszene, die nicht so recht zu dem Rest der ganzen Sache passen will. Denn was die anderen schon längst bemerkt haben, wird Zack und Miri erst nach ihrem gemeinsamen Auftritt bewusst: sie sind schon längst ineinander verliebt und ein heilloses Liebeschaos nimmt seinen Lauf…

In der Komödie „Zack and Miri make a Porno“ von Kevin Smith gibt es Zack und Miri, die – ohne es zu wissen - eigentlich für einander bestimmt sind und die erst durch den Dreh eines gemeinsamen Pornos aufgrund chronischen Geldmangels entdecken, was sie eigentlich gegenseitig empfinden. Und so präsentiert und der Regisseur von „Clerks“ und „Chasing Amy“ nicht nur die Probleme, die beim Dreh eines Erwachsenenfilmes so auftreten können, sondern im Grunde eine durchaus romantische Komödie mit zwei sympathischen Darstellern in dem doch eher unromantischen Business der Pornoindustrie.   

Gar so Porno ist „Zack and Miri make a Porno“ ja dann auch gar nicht ausgefallen. Es wird zwar viel über Sex und Pornos gesprochen, allerdings handelt es sich ja immer noch um eine amerikanische Produktion, die das Thema zwar erfrischend unvoreingenommen angeht, aber doch das typisch Verklemmte und damit verbundene Klischees nicht ganz ablegen kann. Schon allein das Wort „Porno“ im Titel hat ja die selbsternannten Sittenwächter weltweit an die Decke gehen lassen und der Regisseur war mit allerlei kuriosen Dingen konfrontiert. So musste z.B. der Titel der DVD auf „Zack and Miri“ gekürzt werden, damit dieser von der größten Handelskette in den USA überhaut ins Sortiment genommen wurde. Der Film wurde erst nach Protest des Regisseurs auf ein R-Rating heruntergestuft und in Thailand wurde der Streifen aufgrund möglicher Nachahmer gleich ganz verboten.

Es ist also immer noch erfrischend einfach mit Porno-Thematik in Amerika einen handfesten Skandal zu verursachen und Kevin Smith müsste es nach seinem Film „Dogma“ ja eigentlich wissen, was dabei rauskommt, wenn man sich mit der christlichen Lobby anlegt. Doch in Zeiten wo längst pornografische Szenen in Arthouse-Filmen wie „Shortbus“, „Hundstage“ oder auch „Idioten“ ihren Platz gefunden haben, wirkt „Zack and Miri make a porno“ für europäische Verhältnisse doch etwas altbacken, konservativ und eher wie eine Mischung aus „Harry und Sally“, der Laber-Serie „Gilmore Girls“ und eine amerikanische Teenie-Komödie auf höherem Niveau. Natürlich kann man sich nicht erwarten, dass bei einem Hollywood-Film irgendwelche Hardcore-Szenen zu sehen sind, aber für meinen persönlichen Geschmack hätte der Film in Zeiten zunehmender Sexualisierung ruhig noch eine Ecke deftiger, dreckiger und direkter sein können als minutenlange Gespräche über Vibratoren und „Fleshlights“, eine entbehrliche Szene über die Folgen von Analverkehr und das Anheuern von verruchteren Darstellern wie Traci Lords (Pornostar in Rente) und Katie Morgan (Pornostar in voller Blüte).

Doch wie bei einem von den Weinstein-Brüdern produzierten Film muss natürlich hauptsächlich das Einspielergebnis stimmen und so hat man sich wohl nicht nur auf den Publikumsliebling Seth Rogen verlassen, sondern viele Möglichkeiten zum Aufzeigen der amerikanischen Scheinmoral gleich außer Acht gelassen und stattdessen lieber eine romantische Komödie über zwei liebenswerte Loser gedreht, die seit ihrer High-School-Abschluss eigentlich nichts richtig auf die Reihe bekommen haben. Die Grundidee der Story ist auch wirklich witzig und bietet Kevin Smith die Möglichkeit spitzfindige Dialoge im Sekundentakt abzufeuern. Die beiden Hauptdarsteller reden viel über Sex und praktizieren ihn auch. Warum also nicht mit den privaten Freunden Geld verdienen, welches noch dazu dringend benötigt wird. Und so ergibt eins das Andere und ehe sich Zack und Miri versehen, sind die beiden auch schon voll in den Dreharbeiten zu einem Laien-Porno. Wo andere Regisseure aber vermutlich vor allem das Peinliche herausarbeiten würden, wird bei Kevin Smith das Thema größtenteils sehr wertfrei betrachtet. In der Mitte des Abspannes gibt es dann auch das fertige Produkt und der Zuschauer erfährt, wie  sich die Idee zu einem Laien-Porno für seine beiden Protagonisten zu einem großen Erfolg verselbstständigt hat.

Das Drehbuch hat Kevin Smith auch in Hinblick darauf verfasst, dass Seth Rogen, den er zuvor in „Jungfrau (40), männlich, sucht…“ gesehen, die Hauptrolle des Zack verkörpert. Smith hätte den Film auch mit keinem anderen Darsteller verfilmen wollen. Umso überraschter war er natürlich, dass Rogen binnen 4 Minuten auf seine E-Mail-Anfrage positiv geantwortet hat. Für die Rolle der Miri war eigentlich Rosaria Dawson vorgesehen, die jedoch aufgrund eines anderen Engagements nicht mitwirken konnte. Seth Rogen schlug Elizabeth Banks  („Slither“ und „Spiderman“) für die Rolle vor, mit der er schon bei „Jungfrau (40)…“ zusammengearbeitet hatte. Smith war einverstanden und auch Banks vom Drehbuch begeistert. Auch die anderen Rollen wurden mit bekannten Gesichtern besetzt und so gibt es Effektkünstler Tom Savini, den Ex-Pornostar Traci Lords, Porno-Starlet Katie Morgan und auch Jason Mewes zu sehen, der schon in „Clerks“ und „Dogma“ als Drogendealer Jay zu sehen war.

Die DVD aus dem Hause Senator/Universum bringt diesen humorvollen und unterhaltsamen Streifen in gewohnt guter Qualität in der deutschen Fassung, sowie der englischen Originalvariante, die fast eine Spur witziger ausgefallen ist. So wurde der Titel des geplanten Sci-Fi-Pornos von „Star Whores“ auf „Krieg der Spermien“ eingedeutscht und auch der Titel des anderen Filmes ist mit „Swallow my Cockaccino“ auch wesentlich lustiger ausgefallen, als die deutsche Übersetzung. Beim Bonusmaterial hat man sich ebenfalls nicht lumpen lassen und bringt mit „Popcorn Porn: The Making of Zack and Miri“ gleich ein knapp 75minütiges Making-Of, in der alle Beteiligten ausführlich zu Wort kommen. Neben  zwei unverwendeten Szenen gibt es auch noch Outtakes und zahlreiche Trailer zu anderen Filmen.

Unterm Strich ist Kevin Smith mit „Zack and Miri make a Porno“ ein unterhaltsamer, wenn auch etwas zahmer Film gelungen, von dem ich persönlich doch vielleicht eine Spur mehr „Action“ erwartet hätte. Dass der wenig explizite Streifen nur aufgrund seiner Thematik dann trotzdem einen Sturm der Entrüstung in konservativen Kreisen ausgelöst hat, spricht ja wieder einmal wenig für sein Entstehungsland. Verwundern tut mich das im prüden Amerika und seinen wertekonservativen Hardlinern aber nicht wirklich. Die sehen die Jugend lieber mit brutalen Morden und massig Gore als mit ein paar nackten Tatsachen und Menschen mit Freude an der gegenseitigen Vereinigung konfrontiert. Aber es wird Kevin Smith und seiner kurzweiligen Komödie auch nicht gelingen, diese etwas seltsame Gesinnung, die schleichend auch immer mehr nach Europa überschwappt aufzuhalten oder gar zu ändern. „Zack und Miri“ ist eine humorvolle Komödie mit sympathischen Darstellern und sexueller Thematik und will vermutlich auch gar nicht mehr sein. Und obwohl ich amerikanische Komödien eigentlich gar nicht leiden mag, hat mir der Streifen des zuletzt wegen seines Übergewichts in die Medien gekommene Regisseurs doch ein verschmitztes Lächeln auf meine Lippen gezaubert: 7/10 Punkten