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Kevin ist ein junger und ambitionierter Filmemacher und hat von seinem Vater, einer Trashfilm-Legende die ehemals berühmten Cheatam-Studios übernommen. Leider laufen die Zeiten für Low-Budget-Puppenhorror-Streifen jedoch eher schlecht, sodass sich Kevin bei der Produktion seiner neuesten Streifen neben miesen Drehbüchern, schlechten Kritiken im Vorfeld, abgesprungenen Investoren und aufmüpfigen Schauspielern auch noch mit allerlei anderen Schwierigkeiten konfrontiert sieht. Zu allem Überfluss steht an diesem Abend auch noch die attraktive Heather von der „End of Rainbow“-Stiftung mit dem todkranken und an den Rollstuhl gefesselten Jungen Tommy vor den Türen des Studios, der als letzter Wunsch in seinem Leben gerne einmal hinter die Kulissen seines von ihm vergötterten Studios blicken möchte.
Während Kevin die Beiden am Studiogelände herumführt und allerlei Personen vorstellt, müssen Heather und Tommy erkennen, dass es hinter den Fassaden des Studios ordentlich gärt und die Stimmung eigentlich ziemlich mies ist. Doch das wahre Grauen steht allen Beteiligten eigentlich noch bevor, denn unter die schier unüberschaubare Anzahl von Angestellten, Komparsen, FX-Technikern und Darstellern hat sich noch ein weiterer, ungebetener Gast in einer Schachtel von trockenen Backwerk eingeschlichen. Es ist der „Gingerdead Man“, der Geist eines Massenmörder in Gestalt eines kleinen, aber umso bösartigen Lebkuchenmannes, der natürlich an diesem Abend nichts Gutes im Schilde führt.
Damit der „Gingerdead Man“ seinen Geist wieder in den Körper eines Menschen transferieren kann, muss er in der eilends gefundenen Anleitung fünf Menschen töten, eine Jungfrau opfern und mit dessen Blut die Ecken eines Pentagrammes beträufeln. Also gar nicht so einfach und so verliert der „Gingerdead Man“ auch keine Zeit und mordet sich unbarmherzig und effektiv durch die zahlreichen Angestellten des Filmstudios. Und so wird dem schwulen Maskenbildner ein Lockenstab in den Hintern befördert, dem FX-Mann die Hand abgesägt und ein Liebespärchen wird auf der Toilette in bester „Bay of Blood“-Manier gleich im Doppelpack ermordet.
Als es für Kevin eigentlich gar nicht mehr schlimmer kommen kann, muss er und Heather aber auch noch entdecken, dass Tommy nicht der todkranke Junge ist, für den er sich ausgegeben hat. In Wirklichkeit ist er ein verkappter Drehbuchschreiber, der mit einer umgeschnallten Bombe am Körper endlich die Anerkennung sucht, die er seines Erachtens schon längst verdient hat. Mit Hilfe der unwissenden Heather hat er sich in die Studios geschlichen um mit Kevin und seinen schäbigen Filmen abzurechnen. Und so sieht sich Kevin wenig später nicht nur einem mordenden Miniatur-Keksmann, sondern auch noch einem psychopathischen Schreiberling konfrontiert, die Beide nichts Gutes im Schilde führen…
Im Jahre 2005 drehte der Puppentrash-Experte Charles Band („Demonic Toys“ und „Puppet Master“) einen Streifen namens „Gingerdead Man“ mit Gary Busey in der Hauptrolle, in der die Asche eines hingerichteten Massenmörders irrtümlich in einer Lebkuchengewürzmischung landet und dieser ausgebacken ein paar Leute im Umfeld der hübschen Sarah killt und nur mühsam wieder in die ewigen Jagdgründe der Kalorien gebracht werden kann. Der Billig-Streifen mag zwar hierzulande nicht so wirklich bekannt sein, dürfte aber zumindest in den Staaten doch ein bisschen Kohle eingespielt haben. Grund genug für die Fortsetzungs-Weltmeister von „Full Moon Produktions“, knapp drei Jahre danach den diabolischen Keks neuerlich auf die Menschheit loszulassen.
Und so gibt es in „Gingerdead Man 2 – die Passion der Kruste“ ein blutiges Wiedersehen mit dem Lebkuchenmann, der sich abermals für keinen heimtückischen Mord zu schade ist. Damit der geneigte Zuschauer aber überhaupt weiß, warum es diesen zimthaltigen Terrorkeks überhaupt gibt, bekommt der Zuschauer zu Beginn des Streifens die Story des ersten Teiles in Schnelldurchlauf um die Ohren geknallt. Die ist natürlich etwas doof, aber natürlich kein Vergleich zu dem Sequel. Hier wird Story-technisch ja so ziemlich alles verbraten, was der geneigte Fan in der Theorie wohl gerne in einem derartigen Streifen sehen möchte. Da man so einen Streifen natürlich gar nicht ernst nehmen kann, versuchten die Macher erst gleich gar nicht, selbiges bei „Gingerdead Man 2“ zu versuchen.
Die Story über den Keksmann, das abgehalfterte Horror-Studio, die Dreharbeiten zu „Tiny Terror 9 – Fegefeuer der Winzlinge“ und den durchgeknallten Drehbuchschreiber ist natürlich kompletter Nonsens, der zusammengeschusterten Art. Aufgelockert wird das Ganze dann mit ein paar müden Gags, die aber meist gar nicht zünden. Selbst ein Sleaze-Faktor kommt mit der drallen, aber doch schon etwas gealterten 80er-B-Movie-Queen Michelle Bauer nicht zu kurz, was aber auch nicht so wirklich gefallen will. Abgerundet wird der Streifen durch miese Effekte, die zwar teilweise handgemacht sind und noch miesere Darsteller, die zwar irgendwie sympathisch aber doch allesamt farblos und austauschbar bleiben.
„Gingerdead Man 2 – die Passion der Kruste“ ist also komplett auf Trash gefönt und so ein derartiges Unterfangen geht ja zumeist ordentlich in die Hose. Mir persönlich hat das Endergebnis aber eher mäßig gefallen und nicht wirklich überzeugt. Sicherlich kommt der mit knapp 70 Minuten Laufzeit eher Freizeit-schonende Streifen durchaus sympathisch daher und hat auch definitiv seine Momente, insgesamt gesehen ist er aber selbst für Charles-Band-Verhältnisse doch etwas zu billig ausgefallen. Das Potential des demonischen „Gingerdead Man“ wird ja leider auch nicht wirklich ausgeschöpft und der kleine Mann kommt einfach viel zu selten und wenn – dann zu unblutig in Einsatz.
Die DVD aus dem Hause KNM/Movie Power bringt diesen zwiespältigen Low-Budget-Vertreter des Puppenhorror-Genres in durchschnittlicher bis guter Qualität und einer nur teilweise gelungenen deutschen Synchro, die für Filme dieser Art aber durchaus in Ordnung geht. Wer der englischen Sprache mächtig ist, kann sich „Gingerdead Man 2“ ja immerhin auch in der englischen Originalfassung angucken. Neben dem Originaltrailer gibt es auch noch eine ausgiebige Trailershow und eine Art Doku über eine Werbeveranstaltung der Produktionsfirma „Full Moon“ aus dem Jahre 2005, in der Regisseur Charles Band vor Publikum ein paar Anekdoten über das Filmemachen zum Besten gibt und auch Fans zu Wort kommen. Weiters gibt es einen Song dessen Sohn Alex Band zu hören, der bis zum Jahre 2005 der Sänger der Gruppe „The Calling“ war. Abgerundet wird die Doku mit zahlreichen Ausschnitten aus den noch zahlreicheren Filmen der Produktionsfirma.
Mainstream-Gucker werden sich jedenfalls mit Entsetzen von dieser Low-Budget-Produktion samt superdämlicher Grundidee abwenden, die mit aller Gewalt versucht, sich auch ordentlich selbstironisch zu geben. Der Trashfan hingegen kann durchaus auf seine Kosten kommen. Wer sich bei den zahlreichen Puppenhorror-Streifen aus dem Hause „Full Moon Produktion“ noch nicht zu Tode gesehen hat, kann sich an dem Erstlingswerk von Regisseurin Silvia St. Croix ja durchaus erfreuen. So richtig gute Laune wollte sich bei mir allerdings nicht einstellen. Ein paar humorvolle Momente retten den ansonsten doch etwas blutarmen Film auch nicht wirklich. Andererseits hab ich auch schon viel Schlechteres in dem Bereich gesehen. Objektiv gesehen, wäre ja wesentlich mehr möglich gewesen und so beende ich meine bereits viel zu langen Ausführungen zu diesem schundigen Werk auch mit einer doch eher unterdurchschnittlichen Wertung: 4 von 10 Punkten.
Beitrag geändert von jogiwan (24.January 2010 16:33:52)
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@ Jochen,
Danke fürs Review: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=6015
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Ich frage mich ja wirklich, wie man auf so eine Idee kommt, einen zimthaltigen Terrorkeks zum Star eines ganzen Filmes zu machen??? Unglaublich...
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