project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Luke (Mike Dytri) ist ein schwuler Herumtreiber und Stricher und steht die meiste Zeit an den Straßen von Los Angeles um Autos anzuhalten und als Autostopper in der Gegend herumzufahren. Doch die Stadt scheint dem jungen Mann nicht wohlgesonnen und so begegnet er auf seinen Abenteuern allerlei obskuren Personen. Von einem durchgeknallten Serienkiller-Lesbenpärchen klaut er eines Tages eine Waffe und das Auto. Doch damit kommt er nicht weit und steht wenig später schon wieder an den Straßen der Millionenmetropole. Eines Nachts wird er Zeuge, wie ein Aufriss von dessen Ehefrau ermordet wird und flüchtet in die Nacht. Doch diese bietet ebenfalls keinen Schutz und so wird er wenig später von fünf Schlägern bedroht, die ihm ebenfalls nach dem Leben trachten.
Zur gleichen Zeit fährt der introvertierte Jon (Craig Gilmore) ziellos durch die nächtlichen Straßen der Stadt, der kurze Zeit zuvor erfahren hat, dass er den HIV-Virus in sich trägt. Für ihn kommt dass einem Todesurteil gleich und stürzt den sensiblen Schriftsteller und Kinokritiker weiter in Depressionen. Nur seiner Freundin Darcy kann er sich anvertrauen, die aber in seiner Situation ebenfalls keine große Hilfe ist. Und so sinniert Jon über sein Leben, als plötzlich Luke auf die Straße springt und sein Auto anhält. Er hat gerade die fünf Schläger erschossen und weiß nicht wohin. Jon nimmt Luke mit zu sich nach Hause und als er erfährt, dass beide die totbringende Immunkrankheit in sich tragen, stürzt er sich Hals über Kopf in eine heiße Affäre mit dem attraktiven Luke.
Doch schon wenig später muss Jon zur Kenntnis nehmen, dass Luke impulsiv, aggressiv und auch kriminellen Machenschaften abgeneigt ist. Luke sieht seine Krankheit als Freibrief, zu tun und lassen was ihm beliebt und es der Gesellschaft, die er für seine Situation verantwortlich macht, einmal so richtig zu zeigen. Jon hingegen hat die übliche Nachricht noch immer nicht verdaut hat und möchte in seiner Situation lieber alleine sein. Er setzt den Heißsporn auf die Straße um mit seinem gewohnten Leben weiter fortzufahren. Doch schon wenig später bricht Luke, der gerade einen Polizisten erschossen hat in seine Wohnung ein und droht sich vor den Augen von Jon selbst zu ermorden.
Beide beschließen die Stadt und ihr bisheriges Leben hinter sich zu lassen um einen Freund von Luke in San Francisco zu besuchen. Doch aus dem Plan wird nichts und die beiden finden sich bald ohne fixer Bleibe auf der Straße wieder. Ohne ein Ziel zu haben, fahren Luke und Jon auf einer Art Odyssee auf den Free- und Highways der Staaten entlang. Als Jon eines Tages krank wird und nach Hause möchte, muss selbst Luke erkennen, dass die Liebe zwischen den beiden Männern keine Zukunft hat und er setzt einen drastischen Schritt um seine bedingungslose Zuneigung zu beweisen...
Der asiatisch-amerikanisch-stämmige Regisseur Gregg Araki wurde am 17. Dezember 1959 in Kalifornien geboren und studierte an der Universität von Kalifornien. Diese schloss er 1982 ab und arbeitete danach als Filmkritiker. Mit knapp 5.000 Dollar realisierte er im Jahre 1987 seinen ersten Indie-Film. Zwei Jahre später gründete er seine eigene Produktionsfirma „Desperate Pictures“ und drehte „Long Weekend“. Im Jahre 1992 kam „The Living End“, der auf dem renomierten Sundance-Festival seine Premiere feierte und auch für den großen Preis der Jury nominiert war. Danach folgten seine „Teenage Apocalypse-Trilogie“, die auch international bei den Kritikern sehr gut ankamen. Weitere TV-Produktionen u.a. für MTV folgten und im Jahre 2007 drehte er die Kiffer-Komödie „Smiley Face“ mit Anna Faris, der wohl zu seinem bisher bekanntesten Werk zählt.
Doch von diesem Big Budget-Werk ist „the living End“ ja thematisch und inszenatorisch meilenweit entfernt. Gedreht im Guerilla-Stil, also ohne Drehgenehmigungen erzählt dieses schwule Low-Budget-Road-Movie aus dem Jahre 1992 die Geschichte zweier sehr unterschiedlicher Männer, die durch Zufall aufeinander treffen, durch eine todbringende Krankheit miteinander verbunden sind und sich nach einer kriminellen Handlung mit einer gestohlenen Kreditkarte nach dem Motto „Fuck the World“ auf den Weg in eine ungewisse Zukunft machen.
Der Film selbst geht in Ordnung, kann sich aber vor allem zu Beginn nicht so wirklich entscheiden, ob er jetzt ernst oder ironisch daherkommen soll. Irgendwie fand ich die Szenen mit dem Serienkiller-Pärchen, dem bisexuellen Ehemann, der von seiner Gattin ermordet wird und den „3 Stooges“ ja nicht so optimal als Auftakt für einen eher dramatischen Film mit einem ernsten Thema. Ab der Hälfte wird der Film dann zum Road-Movie, was dann ja auch nicht unbedingt zu meinem Lieblings-Genre zählt. Trotzdem ist der Film sicherlich angesichts seiner Produktionskosten gut gelungen und das der Indie-Streifen mit Indie-Musik, billiger Machart und dramatischer Geschichte mit viel Raum für Interpretationen gerade beim „Sundance Festival“ gut angekommen ist, ist auch verständlich. Ich persönlich hätte mir vielleicht eine Spur weniger zähe 90er-Coolness und dafür vielleicht eine tiefergehende Charakterisierung gewünscht.
Die DVD aus dem Hause CMV-Laservision bringt diesen dennoch interessanten Film in einer aufgemotzten Version, die anlässlich der Wiederaufführung erstellt wurde. Dabei wurde die ursprüngliche 16mm-Kopie gereinigt, digitalisiert und neu abgemischt. Das merkt man dem Streifen auch an, der für die Art der Entstehung auch in einer sehr guten Qualität präsentiert wird. Neben der englischen Originalfassung gibt es auch optionale Untertitel, sowie einen informativen Audiokommentar des Regisseurs. Abgerundet wird das positive Gesamtbild mit der obligatorischen Bildergalerie sowie zahlreichen Trailern aus der Drama-Ecke.
Und so bleibt unterm Strich ein schwules Roadmovie über zwei schwule Grenzgänger, die sich auf ihren persönlichen Rachefeldzug gegen die Gesellschaft befinden und dabei auch nicht viel auslassen. Für mich persönlich war es aber doch zuviel „Road“ aber zuwenig „Movie“ und auch schauspielerisch müssen einige Abstriche gemacht werden. Weitaus unglücklicher finde ich aber den für heutige Verhältnisse etwas lapidaren Umgang mit der doch sehr sensiblen Aids-Thematik. Das Nachfolgewerk „totally f***ed up“ hat mir da dann doch etwas besser gefallen. Trotzdem ist „The Living End“ sicherlich ein wichtiger Film des Genres und hat gemeinsam mit seinen Nachfolgefilmen den Ausnahme-Status des Regisseurs im sogenannten Queer-Cinema zu Recht begründet. 5/10 Punkten!
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@Jochen,
Danke fürs Review - ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=5950
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