project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Andre Toulon (William Hickey) ist ein Puppenmacher des alten Schlages und gestaltet im Jahre 1939 in einem riesigen Hotel an der kalifornischen Küste in einem Zimmer seine ungewöhnlichen Puppen. Doch Toulon hat ein unglaubliches Geheimnis: dank jahrtausenderalter ägyptischer Mythologie kann er seinen Puppen Leben einhauchen und ist somit selbst eigentlich unsterblich. Doch da die frechen Puppen auch in den endlosen Gängen des Hotels unterwegs sind, bleibt dieses Geheimnis nicht lange unentdeckt. Als zwei finstere Männer in das Hotel kommen und Toulon abzuholen, wird dieser von seinen Puppen gewarnt. Er versteckt diese in einem Geheimfach in seinem Zimmer und begeht Selbstmord.
Fünfzig Jahre danach ist das Geheimnis von Toulon ja schon fast vergessen, als zufällig der etwas dubiose Neil (Jimmie F. Skaggs) dem Zauber der lebenden Puppen auf die Spur kommt. Als dieser jedoch unerwartet verstirbt, versammeln sich Alex (Paul Le Mat), Frank (Matt Roe), Dana (Irene Miracle) und Carissa (Kathryn O´Reilly), vier ehemalige Kollegen in dem verlassenen, weil renovierungsbedürftigen Hotel. Alle vier verfügen über mediale und übersinnliche Kräfte und sind vom abrupten Ableben von Neil ebenso erstaunt wie die frisch gebackene Witwe Megan (Robin Frates). Die exzentrische Hellseherin Dana ist überzeugt, dass mehr hinter der Sache steckt und auch Alex vermutet aufgrund einer im Vorfeld geträumten Vision in den Mauern des Hotels ein dunkles Geheimnis. Beide liegen damit gar nicht so falsch und schon wenig später sind die teuflischen Puppen von Toulon neuerlich unterwegs, um den Hotelgästen nach dem Leben zu trachten…
Im Jahre 1987 drehte Stuart Gordon für den Produzenten Charles Band nach seinen Erfolgen mit „Re-Animator“ und „From Beyond“ ein nettes kleines Filmchen namens „Dolls“ über todbringende Puppen. Davon inspiriert schrieb Charles Band kurze Zeit ein ähnliches Skript und beauftragte Regisseur David Schmoeller, dieses zu verfilmen. Herausgekommen ist dabei der erste Teil von „Puppet Master“, der bis zum heutigen Tage auf sage und schreibe acht (!!!) Sequels gekommen ist. „Puppet Master“ zählt somit neben „Freitag der 13.“ (10 Teile), „Halloween“ (8 Teile) und „Nightmare on Elm Street“ (7 Teile) zu den langlebigsten Serien des Horror-Genres.
Wenn man sich den ersten Teil jedoch einmal objektiv ansieht, kann man es ja fast nicht glauben, dass die Serie auf derart viele Nachfolgefilme gekommen ist. „Puppet Master“ ist ja im Grunde ein kleines und billiges End-Achtziger-Filmchen, dass mit ein paar seltsam-aussehenden Puppen mit so komischen Namen wie „Pinhead“, „Tunneler“, „Blade“ und „Leech Woman“, jeder Menge Dauerwellen und Schulterpolster und einer eigentlich sehr einfachen und nicht immer logischen Geschichte aufwartet. Subjektiv gesehen macht der ganze Puppenzirkus mit seinem billigen Charme, und seinen Stop-Motion-Effekten auch wieder ordentlich gute Laune und sollte in keiner gut-sortierten Horror- oder Trash-Sammlung fehlen.
Herzstück des ganzen Filmes sind natürlich die niedlichen Puppen mit ihren tödlichen Waffen. In den Händen ihres Schöpfers sind die ja eigentlich harmlos und werden erst in den Händen des niederträchtigen Neils zu todbringenden Waffen für seine ehemaligen Kollegen, die allesamt über übernatürliche Fähigkeiten verfügen. „Blade“, für den offensichtlich Klaus Kinski Pate stand, verfügt über eine rasiermesserscharfe Klinge, während „Pinhead“ zwar nur über einen kleinen Kopf, dafür aber große und kräftige Hände verfügt. Der „Tunneler“ bohrt sich mit seinem metallischen Kopf am liebsten durch menschliches Gewebe, während die einzig-weibliche Puppe namens „Leech Women“ seltsame Blutegel (?) aus ihrem hübschen Puppenmund hervorwürgt, die dann den bedauernswerten Opfern das Blut aus dem geschundenen Leibe saugen. Insgesamt also eine hübsche Armada von todbringenden Puppen, die von der Effekt-Crew rund um David Allen auf die Leinwand gezaubert wurden. Den Puppen wird ja mittels Stop-Motion-Technik Leben eingehaucht und das ist imho auch sehr gut gelungen. Jedenfalls ist es eine Freude in der heutigen, von CGI-geprägten Zeit noch so herrlich-handgemachte Effekte bewundern zu dürfen.
Die Geschichte selber ist ja eigentlich nicht so der Bringer und bietet schon ein paar unlogische Momente. Wie man mit dem Erwecken von Puppen selbst zur Unsterblichkeit gelangt ist mir ja nicht ganz klar. Genauso wie die Puppen scheinbar allesamt unbemerkt durch die Gänge schleichen können und mühelos von A nach B kommen. Aber das sind ja alles Dinge, über die man sich vor, während oder nach Konsum des Filmes wohl keine Gedanken machen sollte. Die Inszenierung von David Schmoeller ist bestenfalls solide und bietet ebenfalls wie die Darsteller keine besonderen Highlights. Bis man die Puppen zu Gesicht bekommt, dauert es ebenfalls viel zu lange und bis die mal etwas anstellen ebenfalls.
Was allerdings erstaunt ist die Tatsache, dass der doch etwas harmlose Streifen mit den Terror-Püppchen in Deutschland wieder einmal so sträflich behandelt wurde. So landete der Film gleich in der gekürzten R-Rated-Fassung auf dem Index, was ich ja nach meiner Sichtung der ungekürzten Fassung nicht so recht nachvollziehen kann. In der einzigen halbwegs-heftigen Szene wurde außerdem das Blut grün eingefärbt, um eine niedrigere Freigabe in den USA nicht zu gefährden. Insgesamt bleibt der Streifen aber selbst in der nun vorliegenden Unrated-Fassung im unteren Härtegrad und lockt heutzutage sicher keinen Gorehound mehr hinter dem Ofen hervor.
Die DVD aus dem Hause CMV-Laservision bringt wie bereits erwähnt nun die Unrated-Fassung des Streifens mit 100 % Puppen-Action und allen Szenen, die im Vorfeld und bei TV-Ausstrahlungen der Zensur zum Opfer gefallen sind. Die Bildqualität geht klar und auch der Ton ist voll in Ordnung. Neben dem Hauptfilm gibt es auch noch ein 7minütiges „Behind the Scenes“ (in englischer Sprache ohne Untertitel) in denen vor allem die Beteiligten hinter der Kamera kurz zu Wort kommen. Abgerundet wird das positive Gesamtbild neben einer Bildergalerie, die mit dem eingängigen Synthie-Soundtrack von Richard Band unterlegt ist, mit dem Original-Trailer, sowie Trailern zu dem harten 80er-Slasher „Bloodnight/Intruder“ und dem erst kürzlich erschienenen „Love to kill/Fanatic“.
Unterm Strich ist „Puppet Master“ zwar nicht das von mir im Vorfeld erwartete Achtziger-Highlight, aber doch solide und gelungene Genre-Unterhaltung für Zwischendurch. Wo das Drehbuch und die Dramaturgie etwas versagt, machen es die Puppen mit ihrem Einsatz wieder wett. Die besten Szenen des Filmes sind natürlich die, in denen „Blade“, der „Tunneler“, „Pinhead“ und „Leech Woman“ mit ihren tödlichen Waffen zuschlagen. So diabolisch wie z.B. „Chucky – die Mörderpuppe“ wirken die kleinen Püppchen allerdings zu keiner Zeit und zum absoluten Kultfilm reicht es wohl auch nicht so ganz. Und so gibt es am Ende für den unterhaltsamen, aber doch etwas durchschnittlichen Streifen bzw. die gorige Alternativ-Variante zur Augsburger Puppenkiste auch eine etwas durchschnittliche Wertung plus einem Sympathie-Punkt für die tollen und von mir favorisierten Stop-Motion-Effekte: 6/10 Punkten!
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@ Jochen,
Danke fürs Review - ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=5951
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