project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Die vier Studenten Nakmura, Ueda, Hirio und Maruyama sind aus einer Provinzstadt nach Tokio gekommen um dort ihre Aufnahmeprüfung für die Universität abzulegen. Doch statt dem Studium haben die vier Studenten eher das weibliche Geschlecht und sexuelle Eskapaden im Kopf. Auch für Politik oder sonstige Dinge kümmern sich die jungen Leute eher wenig und vertreiben sich die Zeit mit sinnlosen Gesprächen und Tagträumereien. Vor allem ein mysteriöses Mädchen hat den jungen Männern angetan. Eines Tages sehen die vier jungen Leute bei einem Spaziergang ihren Lehrer Otake, der sich in weiblicher Begleitung befindet. Aus Neugierde und Spaß beschließen die jungen Leute dem Paar zu folgen um Herauszufinden, in welcher Beziehung die beiden zueinander stehen.
Wenig später organisiert Otake an einem Feiertag einen kleinen Ausflug, an dem neben den vier Studenten auch ein paar weibliche Mitschülerinnen anwesend sind. In einem Lokal wird gegessen und betrunken und über allerlei Dinge gesprochen. Als Otake betrunken ist, stimmt er im Lokal ein anzügliches Lied an und singt ein paar Strophen. Die vier Studenten sind von der Selbstsicherheit des Lehrers fasziniert, während sich die anderen Lokalbesucher weniger erfreut sind. Später ist Otake so betrunken, dass er von den Schülern in seine Wohnung gebracht werden muss. Die Studenten ziehen sich in ein Hotel zurück und die männlichen Studenten versuchen, den weiblichen näher zu kommen. Als Nakamura entdeckt, dass er seinen Stift im Apartment seines Lehrers verloren hat, kehrt er in der Nacht zurück und trifft seinen sturzbetrunkenen Lehrer vor einem umgefallenen Ofen, aus dem Gas strömt. Doch anstatt seinem Lehrer zu helfen, lässt er ihn zurück.
Als die Studenten am nächsten Tag erfahren, dass der Lehrer in der Nacht verstorben ist, reagieren die Mädchen schockiert, während die männlichen Studenten seltsam gefasst wirken. Auf der Begräbnisfeier des Lehrers kommt es zum Eklat, als die jungen Leute das zuvor gehörte Lied anstimmen und mit anderen Studenten in Streit geraten. Während Nakamura versucht, der Geliebten seines Lehrers näher zu kommen, ergehen sich alle in seltsamen Tagträumereien, in denen sie sich im vollen Hörsaal an einem Mädchen aus ihrem Kursus vergehen. Als Nakamura beschließt, dieses Fantasien der betreffenden Mitschülerin mitzuteilen, steuert alles einem tragischen Höhepunkt entgegen…
Als Nummer 2 der Serie „Japanische Meisterregisseure“ bringt Polyfilm Video nach Oshima Nagisas kontroversen Film „Das Grab der Sonne“ aus dem Jahre 1960 nun dessen sieben Jahre später entstandenen „Sing a Song of Sex“. Während Nagisa in „Das Grab der Sonne“ die Verlierer des wirtschaftlichen Aufschwungs der Nachkriegsjahre anhand der Bewohner einer Slumsiedlung portraitiert, geht es in „Sing a Song of Sex“ um eine Gruppe von Studenten aus wohlhabenden Hause, die aus heutiger Sicht subtil gegen gesellschaftliche Normen und Vorgaben rebellieren und sich lieber für das weibliche Geschlecht, dem Singen von schmutzigen Liedern und unnützen Gesprächen interessieren, als den Beschäftigungen nachzugehen, die das Umfeld von ihnen erwartet.
Leicht macht es Oshima Nagisa dem Zuschauer allerdings nicht. „Sing a Song of Sex“ bzw. „A Treatise on Japanese Bawdy Songs“ wurde ohne ein ausgearbeitetes Drehbuch mit einer Handvoll von Anhängern und Mitarbeiter als Gemeinschaftsproduktion gedreht und die Geschichte ist im Grunde alles andere als leicht zu verstehen. Das liegt einerseits an der Tatsache, dass es kein Drehbuch gab und viel von den Darstellern improvisiert wurde, andererseits natürlich auch an der Art der Inszenierung, bei der man als Zuschauer nicht weiß, was jetzt gerade real, oder sich nur in der Fantasie der Protagonisten abspielt. Zahlreiche Szenen inklusive dem merkwürdigen Finale wirken - zumindest auf mich - sehr surreal, unwirklich und metaphorisch. Nach der ersten Sichtung wusste ich wirklich nicht so recht, was ich von dem Streifen halten soll. Das zweite große Problem ist ja die Tatsache, dass der ganze Film sehr politisch ausgefallen ist und neben dem Vietnam-Krieg vor allem das problematische Verhältnis zwischen Japan und Korea behandelt wird. So geraten die Studenten im letzten Drittel anscheinend zwischen die Fronten der unterschiedlichen politischen Einstellungen von Japan und Korea, welches im Film mit amerikanischem Einschlag repräsentiert wird.
So finden die Studenten zuerst Spaß am Singen von schmutzigen Liedern, die laut Aussage ihres Lehrers von unterdrückten Menschen von Generation zu Generation weiter gegeben werden um den harten Alltag erträglicher zu machen. Und auch die Studenten fühlen sich in gewisser Weise unter Druck gesetzt und polarisieren so bewusst ihre Umwelt. Immer wieder werden die jungen Leute mit politischen Inhalten konfrontiert, mit denen sie allerdings nicht wirklich etwas anfangen können und es auch gar nicht wollen. Das geht Anti-Kriegs-Aktivisten, bis hin zu politischen Demonstrationen gegen das japanische Kaiserhaus bis hin zu einer Veranstaltung in denen von Koreanern amerikanische Lieder (!) gesungen werden. Ganz verstanden hab ich die Zusammenhänge ja nicht wirklich, da ich mich mit der politischen Lage in Japan Ende der Sechziger ja auch nicht so wirklich auskenne und um die Zusammenhänge zu verstehen braucht es wohl mehr als das Durchlesen von ein paar Artikel auf Wikipedia.
Und ich muss ja ehrlich gestehen, dass mir „Sing a Song of Sex“ im Gegensatz zu „Das Grab der Sonne“ irgendwie nicht so recht gefallen hat. Das liegt einerseits am drögen Start, der wirklich etwas lahm um die Ecke biegt und meines Erachtens viel zu zäh ausgefallen ist. Als dann das Unglück mit dem Lehrer passiert und die Schüler ganz gleichgültig darauf reagieren, wird der Abgesang auf Japans Jugend und die Desorientierung einer gesamten Generation dann schon wesentlich interessanter. Leider wird der Film im letzten Drittel dann zumindest von der politischen Botschaft zu Japan-bezogen, als dass man als westlicher Zuschauer (und ich halte mich ja doch für politisch interessiert) knapp 40 Jahre danach noch großartig etwas anfangen könnte. Das ist dann ungefähr so, als wenn man Uli Edles „Baader-Meinhof-Komplex“ in Japan zeigen würde. Sicherlich wird dieser politisch-motivierte und anti-patriotische Film seinerzeit kontroverse Reaktionen provoziert haben und der Regisseur selbst hat im Vorfeld von einem Wagnis gesprochen, doch heutzutage wirkt „Sing a Song of Sex“ imho doch irgendwie auf unvorteilhafte Weise antiquiert.
Vom technischen Standpunkt her hingegen ist „Sing a Song of Sex“ hingegen schon gelungen und bietet wie schon „Das Grab der Sonne“ durchkomponierte Bilder in Cinemascope, die auf der Scheibe von polyfilm Video auch in nahezu perfekter Bild- und Tonqualität wiedergeben werden. Da nie eine deutsche Synchronisation angefertigt wurde, gibt es den Streifen inklusive optionaler deutscher Untertitel. Auf Bonusmaterial muss man leider verzichten, was angesichts der Thematik doch etwas schade ist. So wäre es für das Verständnis des Filmes schon sehr zuträglich, wenn man vielleicht mehr über die politische Lage des Landes zur Entstehung des Filmes erfahren würde. Abgerundet wird das doch etwas zwiespältige Bild allerdings mit einer schönen Verpackung, bei der die FSK-Thematik schön umgangen wurde und ein umfassendes Booklet zur Serie.
Abschließend bleibt zu sagen, dass Nagisas „Sing a Song of Sex“ als Nummer 2 der Serie „Japanische Meisterregisseure“ meiner bescheidenen Meinung nach vielleicht nicht so geschickt gewählt worden ist. Während sein „Das Grab der Sonne“ eine interessante, weil universelle Geschichte von Menschen erzählt, mit denen es das Schicksal nicht so gut gemeint hat, so wird dieser improvisierte Streifen ohne entsprechend-politische Vorbildung wohl kaum seine düstere und kontroverse Kraft entwickeln, die vom Regisseur seinerzeit eigentlich beabsichtigt war. „Sing a Song of Sex“ hat einfach einen viel zu zähen Auftakt, dann zwar einen interessanten Mittelteil, doch schlussendlich ein viel zu stranges Ende, als dass mich der Film auf Dauer hätte fesseln können. Da hätte man aus den Werken Nagisas sicherlich einen besseren Streifen wählen können. Und daher gibt es an dieser Stelle dann auch nur 4 von 10 Punkten. Schade!
Beitrag geändert von jogiwan (12.December 2009 19:54:50)
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jogiwan schrieb:
sodale, jetzt wird nix mehr geändert Ich habe fertig!
Ok, super - Danke!!! .
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@ Jochen,
Review ist nun Online - vielen Dank nochmals!!!
Als nächstes wird dieser hier veröffentlicht: http://www.polyvideo.at/catalog/product … ts_id=1669 - interessant für Dich?
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Na klar! Ich find die Filme ja alle interessan. Von "Sing-a-song" hätte ich mir persönlich aber schon etwas mehr erwartet. Der nächste wird sicher wieder besser!
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jogiwan schrieb:
Na klar! Ich find die Filme ja alle interessan. Von "Sing-a-song" hätte ich mir persönlich aber schon etwas mehr erwartet. Der nächste wird sicher wieder besser!
Hab gleich mal angefragt, ob es mit der dritten DVD auch wieder klappt - sag Dir auf jeden Fall Bescheid .
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@ Jochen,
also das mit der dritten DVD aus der Reihe ("Die Nacht des Mörders") klappt! Die soll normal am 18. Dezember veröffentlicht werden, kann aber sein, dass sich das ganze auf Januar verschiebt.
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