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Rodel lebt seitdem sein Vater gestorben ist und seine Mutter einen neuen Mann geheiratet hat, zusammen mit einem Freund in einer kleinen Wohnung im Armenviertel von Manila. Damit er sich das Schulgeld überhaupt leisten kann, bietet er seine Dienste in einem schwulen Massagesalon namens „Heavenly Touch“ an. Doch dort sind nicht nur schwedische Massagen und Shiatsu gefragt, für ein extra Trinkgeld bieten die Jungs auch noch ganz andere Dienste an, um das männliche Publikum im wahrsten Sinne des Wortes zufrieden zu stellen. Geführt wird der Laden von der fürsorglichen Mama Orange und dem korrupten Ex-Polizisten Tong, der die Jungs auch immer wieder verprügelt oder gleich von der Bildfläche verschwinden lässt.

Eines Tages trifft Rodel auf der Strasse zufällig einen Jugendfreund namens Jonard, mit dem es das Schicksal ebenfalls nicht gut gemeint hat. Sein Vater ist mit einer anderen Frau durchgebrannt und seine Mutter seitdem apathisch und alkoholkrank. Das Geld fehlt vorne und hinten, dass sogar der Besuch der Schule in Gefahr ist. Als Rodel von den finanziellen Problemen erfährt, schlägt er vor, dass Jonard sein Geld ebenfalls als Masseur verdienen sollte. Der ist zwar nicht sonderlich begeistert, schwule Männer zu massieren, doch aufgrund der bevorstehenden Pleite willigt er ein und wird von Rodel in die Geheimnisse der Massage eingeführt.

Wenig später ist Jonard auch schon mitten im Geschehen und lernt, wie man auch rasch zu viel Trinkgeld und anderen Geschenken kommt. Auch für Jonard läuft die Sache ganz gut, als er zufällig an die nymphomanische und attraktive Sheila vermittelt wird, die von Sex mit dem jungen Mann nicht genug bekommen kann. Doch der hat sich mittlerweile schon längst in Jonard verliebt. Als das verdiente Geld ist für die Familie von Jonard noch immer zu wenig und der junge Mann gerät auf die schiefe Bahn. Tong betreibt nebenbei auch noch einen florierenden Handel mit Drogen und als die Zwangsdelogierung vor der Türe steht, wird Jonard zum Dealer und wird nach einer Razzia verhaftet und ins Gefängnis gesteckt.

Rodel trifft sich auch außerhalb seiner Dienstzeiten mit der reichen Sheila und wird eines Tages von dessen eifersüchtigen Freund verprügelt. So erfährt auch Tong, dass sich Rodel nicht an die Vereinbarungen gehalten hat und ist naturgemäß stinkesauer. Und während Jonard mit einer langen Strafe wegen Drogenhandels im Gefängnis zu verrotten droht, eskaliert auch die Lage im Massagesalon. Tong versucht, seinen Jungs ein für alle Mal eine Lektion über Mitarbeiter-Loyalität zu erteilen, doch diese sind nicht mehr bereit, die Gewalt so einfach hinzunehmen. Die Lage eskaliert und nach einem brutalen Handgemenge liegt plötzlich ein Toter am Boden des Massagesalons...

Als ich vor einigen Monaten das Drama „Walang Kawala“ des philippinischen Indie-Regisseurs Joel Lamangan gesehen habe, war ich doch einigermaßen irritiert. Der Film bietet eine freizügige und doch sehr ungewöhnliche Mischung aus schwulen Sex und brutaler Gewalt und eine zarte Liebesgeschichte zwischen zwei Männern, die Opfer eines brutalen Polizisten bzw. dessen Menschenhandel-Bande werden. In dem 2009 gedrehten „Heavenly Touch“ bietet der Regisseur nun einen Einblick in die schwulen Rotlichtviertel von Manila, in denen junge Männer ihre Dienste in dubiosen Massagesalons und Tanzclubs anbieten um sich mit dem verdienten Geld über Wasser halten zu können.

Doch die eigentlich Nutznießer sind natürlich die meist korrupten und gewaltbereiten Hintermänner, die für ihre Profite auch über Leichen gehen. Und nicht alle jungen Männer, die sich auf diese Art der Tätigkeit einlassen, überstehen dieses unbeschadet. Also nicht unbedingt ein sympathisches Umfeld, in dem Lamangan seine schwule Liebesgeschichte zwischen zwei Jugendfreunden angesiedelt hat. Ein Ort, in dem ein Leben nicht viel zählt und junge Männer ihre Körper für etwas Geld an das zahlende Publikum verkaufen. Doch Lamangan porträtiert in „Heavenly Touch“ nicht nur die korrupte Seite Manilas mit ihren unzähligen Sexclubs, sondern widmet einen Teil der Geschichte auch den familiären Problemen und dem Umfeld seiner Porotagonisten, die oftmals gar keine andere Wahl haben, als sich das Geld mit sexuellen Diensten zu verdienen.

So zum Beispiel auch Rodel, der sich seit Jahren alleine durchschlagen muss, nachdem sein Vater gestorben ist und ihn seine Mutter wegen einer neuen Liebe zurückgelassen hat. Damit er sich überhaupt seine Schulbildung finanzieren kann, ist er in das Milieu abgerutscht. Und auch Jonards Familie liegt mehr oder minder in Trümmern und das Geld ist mehr als knapp, nachdem sein Vater abgehauen ist. Da die Mutter alkoholkrank ist, musste seine Schwester die Schule abbrechen und auch für Jonards Ausbildung ist kein Geld mehr vorhanden. Als er von Rodel erfährt, dass es eine Möglichkeit gibt, rasch zu Geld zu kommen, ist Jonard auch bereit, Dinge zu tun, die ihm eigentlich widerstreben.

Doch im Gegensatz zu dem wesentlich düsteren „Walang Kawala“ bietet „Heavenly Touch“ auch durchaus Momente des Glücks, derbe Sprüche und auch etwas Humor. Sicherlich wirkt die Geschichte für westliche Zuseher sicherlich etwas an den Haaren herbeigezogen und auch der Charakter der nymphomanischen Sheila wirkt etwas deplaziert, trotzdem ist Lamangan ein doch sehr kurzweiliger und auch interessanter Streifen gelungen. Woran es „Heavenly Touch“ jedoch sicherlich nicht mangelt, sind die zahlreichen Softsex-Szenen, die jedenfalls sehr ungekünstelt daherkommen und für diese Art von Genre doch etwas ungewöhnlich sind. Sicherlich sollen schwule Filme auch schwulen Sex zeigen, doch in amerikanischen und europäischen Filmen hält sich dieses doch immer eher im Hintergrund, während die philippinischen Filmemacher da offensichtlich keine Hemmungen kennen.

Die überwiegend jungen Schauspieler zeigen sich jedenfalls allesamt sehr freizügig und sind auch sicherlich hübsch anzusehen. Darstellerisch gibt es auch nicht viel zu meckern, auch wenn sich in einigen gefühlvollen Szenen das obligatorische Overacting nicht ganz vermeiden lässt. Aber das gehört bei asiatischen Filmen ja auch einfach dazu. Handwerklich ist der Streifen auch ganz gut gelungen bietet keinen Anlass zur Kritik. Die Locations sind stimmig und auch die Musik ist ganz gelungen. Der einzige negative Kritikpunkt ist die Tonspur, da bei allen Szenen, die im Massagesalon spielen – warum auch immer  - ein lautes Surren im Hintergrund zu hören ist,  welches auf Dauer doch etwas nervig ausgefallen ist.

Die DVD aus dem Hause CMV-Laservision bringt diesen philippinischen Beitrag des Queer-Cinemas in guter Bildqualität in der Originalversion mit deutschen oder auch englischen Untertiteln. Obwohl es im Film auch oft und ausgiebig zur Sache geht, hat sich die FSK trotzdem zu einer 16er-Freigabe entschlossen, die imho auch gerechtfertigt ist. Wer sich jedoch nicht an der gesetzlich vorgeschriebenen Plakette zu erfreuen vermag, steht wieder einmal dankenswerterweise ein Wendecover zur Verfügung. Neben dem Originaltrailer und einer ausführlichen Bildergalerie gibt es auch noch zahlreiche weitere Trailer aus dem schwulen und anspruchsvollen Programm des sympathischen Berliner Filmlabels.

Und so bleibt unterm Strich wieder einmal ein interessanter und ungewöhnlicher Vertreter des schwulen Kinos, der mit exotischen Schauplätzen und Darstellern, sowie einer ungewöhnlichen Thematik punkten kann. „Heavenly Touch“ bietet eine gute Mischung aus Sex, Dramatik und Humor und bietet 90 Minuten grundsolide Unterhaltung in allen Bereichen. Und auch wenn sich im Internet negative Stimmen bemängeln, dass Regisseur Joel Lamangan im Grunde nur Filme über die gleiche Thematik dreht, so kann ich mich diesem Kritikpunkt nur bedingt anschließen. Sicherlich kein absolutes Highlight, aber schon interessanter Stoff für den aufgeschlossenen Filmfan, der sich nebenher auch für ungewöhnliche Geschichten aus aller Welt interessiert. Daher gebe ich an dieser Stelle auch gerne 7,5 von 10 Punkten.