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Sebastian (Adrian Grenier) ist siebzehn und lebt mit seiner Schwester Jessica (Marni Lustig), Mutter Joan (Margaret Colin) und Stiefvater Hank (Clark Gregg) in einem kleinen, amerikanischen Stadt. Als die Schwester in Yale aufgenommen wird, gibt es eine kleine Familienfeier, zu der auch Sebastian leiblicher Vater Hartley (John Shea) mit seiner Freundin erscheint. Wenig später verkündet Hank den verblüfften Stiefkindern, dass er sich einer Geschlechtsumwandlung unterziehen möchte. Jessica ist daraufhin so erbost, dass sie Hals über Kopf mit ihrem Freund nach Kalifornien zieht. Joan ist nicht bereit, mit Hank weiter zusammen zu leben und zieht mir ihren Sohn nach England.

Doch dort ist Sebastian nicht glücklich und geht acht Monate später in die Staaten zurück. Dort angekommen klopft er an die Türe von Hank, der sich mittlerweile Henrietta nennt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten raufen sich die beiden unterschiedlichen Charaktere zusammen und Henrietta unterstützt den Jungen so gut es geht. Doch Sebastian hat nur Flausen im Kopf, möchte Abenteuer erleben und zerstört sich dabei beinahe selbst. Er verliebt sich in eine Mitschülerin und verlässt diese wenig später. Er besäuft sich bis zur Bewusstlosigkeit und landet in der Notaufnahme, sucht die Gefahr und lässt auch ansonsten keine Gelegenheit aus, um irgendwo anzuecken. Doch wenig später stellt ein tragisches Ereignis sein Leben neuerlich auf den Kopf...

Liest man die Inhaltsangabe der amerikanischen Tragik-Komödie „The Adventures of Sebastian Cole“ von Tod Williams aus dem Jahre 1998, muss man als Filmfan wohl als erstes an das Indie-Transgender-Roadmovie „Transamerica“ denken, in dem Felicity Hoffmann kurz vor ihrer Geschlechtsumwandlung mit ihren kleinkriminellen Sohn konfrontiert wird und die beiden während ihrer Fahrt durch Amerika zueinander finden. Und auch in „Die Abenteuer des Sebastian Cole“ geht es um eine ähnliche Thematik, wenn auch die Geschichte aus einem anderen Blickwinkel erzählt wird. Hier ist der Fokus auf den Jugendlichen gelegt, der in einer durchaus schwierigen und ungewöhnlichen Familiensituation seinen Weg finden muss und dabei allerlei falsche Abzweigungen nimmt.

Die Geschichte und die Inszenierung ist dabei gar nicht mal so reißerisch ausgefallen, wie man im Vorfeld vielleicht annehmen könnte, sondern der ganze Streifen kommt durchaus realistisch und auch eher ruhig daher. Tod Williams beschreibt in seiner Geschichte die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens, wenn elterliche Vorbilder fehlen und sonstige Identifikationsfiguren auch nur begrenzt vorhanden sind. Der leibliche Vater wechselt ständig seine Partnerinnen, die Großeltern ultra-konservativ, die Schwester macht sich bei der erstbesten Gelegenheit aus dem Staub und die Mutter ist alkoholkrank und flüchtet vor ihrer Verantwortung ins Ausland. Und so bleibt Sebastian nur noch Hank bzw. Henrietta, mit der eine Zweckgemeinschaft eingeht. Diese bedauert den Verfall des Familienbundes genauso wie Sebastian und ist mit ihrer Ruhe der einzige Fels in der Brandung um den Jungen Halt und Geborgenheit zu geben. Sebastian will aber lieber eine Freundin, doch das alles ist natürlich nicht so einfach und schon gar nicht in seiner Situation. Und so rebelliert der oftmals unverstandene Junge gegen das System, seine Familie, seiner Lehrer und lässt dabei keine Gelegenheit aus um auch gehörig auf die Schnauze zu fallen.

„Die Abenteuer des Sebastian Cole“ wirken mit Ausnahme der Sportprüfung, in der ausgiebig eine ähnliche Szene aus dem Achtziger-Teenie-Klopper „Karate Kid“ zitiert wird, auch sehr authentisch und aus dem Leben gegriffen. Sicherlich ist die Geschichte mit Problem wie die Wahl des richtigen College, der unvermeidliche Abschlussball und Alkoholverbot bis 21 natürlich zutiefst amerikanisch ausgefallen, aber im Grunde haben ja fast alle jungen Menschen mit den ähnlichen Problemen zu kämpfen. Die Geschichte lässt außerdem viel Raum für Interpretationen und auch das Ende bzw. der Anfang wirkt ja fast ein bisschen surrealistisch.

Das der Film aber so gut funktioniert liegt neben der soliden Inszenierung und der ungewöhnlichen Geschichte aber vor allem an den beiden charismatischen Hauptdarstellern Adrian Grenier als Sebastian und Clark Gregg als Hank bzw. Henrietta. Adrian Grenier verkörpert den sensiblen Schüler mit Leib und Seele und auch wenn der Charakter oftmals gehörigen Mist bleibt, so bleibt die Rolle des Schülers doch immer sympathisch und nachvollziehbar. Der gute Mann hat ja mittlerweile anscheinend sogar richtig Karriere gemacht und spielte in Blockbustern wie „Der Teufel trägt Prada“, „A.I.“ und der amerikanischen TV-Serie „Entourage“, die seit dem Jahre 2004 erfolgreich in den Staaten läuft. Clark Gregg als Hank bzw. Henrietta bringt seine Rolle auch mit viel Gefühl auf die Leinwand und überzeugt sowohl als Mann, wie auch als Frau. Bei den restlichen Darstellern hat man auch nicht viel falsch gemacht und so gibt es u.a. eine junge Famke Jannsen, mit der Regisseur Williams auch fünf Jahre verheiratet war, in einer kleine Rolle vor ihrem großen Durchbruch als Phoenix bei den X-Men.

Die DVD von CMV-Laservision bringt diesen wirklich interessanten Coming-of-Age-Film wieder einmal in sehr guter Bild- und Tonqualität. Neben der Originalfassung in englischer Sprache gibt es auch die gelungene, deutsche Synchronisation. Leider gibt es neben den Originaltrailer und einer Bildergalerie kein weiteres Bonusmaterial, was bei dieser Art von Film natürlich schon interessant gewesen wäre. Aber selbst auf der Ami-Scheibe ist kein weiteres Bonusmaterial vertreten. Abgerundet wird das dennoch sehr positive Gesamtbild mit einem Wendecover ohne FSK-Logo, sowie zahlreichen Trailern zu ebenfalls empfehlenswerten Filmen wie „Cut Sleeve Boy“ und „el mar“ und noch einigen anderen.

Unterm Strich ist CMV-Laservision wieder einmal eine sehr gute Veröffentlichung eines sehr ungewöhnlichen Films gelungen, der seltsamerweise in unseren Breiten relativ unbekannt ist, während er in den USA schon längst den Kultstatus inne hat, den er auch verdient hat. „Die Abenteuer des Sebastian Cole“ bietet alles, was der geneigte Filmfan von einer Indie-Dramödie erwartet: ein kurzweilige Geschichte, interessante Charaktere, tolle Darsteller und ein Finale, dass mit „where is my mind“ von den Pixies unterlegt ist. Das dieser Song nebenher auch noch die persönliche Hymne meiner ebenfalls sehr wilden Jugend war, sorgt da noch für einen zusätzlichen Sympathiepunkt. Wie man schon merkt, war ich von dem Streifen sehr angetan und wer mit Filmen wie „Little Miss Sunshine“ und „Transamerica“ etwas anfangen kann, sollte bedenkenlos zugreifen. Und daher gebe ich dann an dieser Stelle auch gerne 8,5 von 10 Punkten.