project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Während einer Anatomiestunde mit seinen Studenten bemerkt ein Professor (Walter Patriarca) einer New Yorker Klinik, sowie seine attraktive Assistentin Lori (Alexandra Delli Colli), dass bei einem Leichnam schon wieder ein Teil im wahrsten Sinne des Wortes abhanden gekommen ist. Das ist nicht das erste Mal und außerdem der Reputation der Klinik nicht gerade förderlich. Und schon wenig später findet sich ein weiteres Opfer, dem das Herz bei lebendigem Leibe etwas unsachgemäß entfernt wurde. Während manche bei den Vorkommnissen an einen harmlosen Studentenscherz denken, vermutet Lori, die nebenher auch Anthropologie studiert, dass mehr hinter der ganzen Sache steckt. Wenig später wird ein Krankenpfleger auf frischer Tat ertappt, als dieser gerade herzhaft in ein ebensolches Organ beissen möchte. Doch der Pfleger entzieht sich seiner Verhaftung durch einen actionreichen Sprung aus dem Fenster, landet unsanft am Asphalt und flüstert vor seinem Tod noch ein paar mysteriöse Worte in das aufmerksame Ohr von Lori.
Wenig später sitzen der Professor und die Assistentin bereit im Büro von Dr. Peter Chandler (Ian McCulloch), seines Zeichens Angestellter des FBI. Denn diese seltsamen Vorfälle sind keinesfalls auf New York beschränkt sonder durchziehen die gesamten USA. Die Gesundheitsbehörde ist natürlich angesichts der Fälle von Kannibalismus keinesfalls erfreut und hat Peter beauftragt, Licht in diese mysteriöse Sache zu bringen. Rasch ist auch eine entfernte Inselgruppe namens „Molukken“ als Schuldiger der Sache ausgemacht und eine Expedition geplant. Dort gibt es eins mysteriöse Insel, die von ihren Einheimischen Kito genannt wird und wo es auch noch Fälle von Kannibalismus geben soll. Lori ist nicht erfreut und erst auch einmal gar nicht bereit an diesem gefährlichen Ausflug ans Ende der Welt mitzumachen.
Gutes Zureden und einen Einbruch in ihrer Wohnung später ist die Anthropologin und Medizinerin dann doch bereit, gemeinsam mit Peter, seinem Assistenten George (Peter O´Neal) und der neugierigen Journalistin Susan (Sherri Buchanan) die gefährliche Reise anzutreten. Auf der Inseltruppe angekommen, treffen sich die vier Abenteurer mit dem etwas dubiosen Dr. Obrero (Donald O´Brien), der bereits einige Jahre in der Wildnis lebt um dort die Eingeborenen medizinisch zu betreuen. Doch neben kühlen Getränken und einer Dusche gibt es für Lori auch noch einen abgetrennten Kopf in ihrem Bett als Gastgeschenk. Doch das scheint die Stimmung nicht sonderlich zu trüben und der illustre Trupp macht sich am nächsten Tag gemeinsam mit einem Führer namens Molotto (Dakar) und drei Trägern auf, um diese mysteriöse Insel zu finden. Durch einen Motorschaden wird aber die Fahr jäh unterbrochen und die ganze Mannschaft muss auf einer anderen Insel einen Zwischenstopp einlegen.
Doch welch ein Glück, nachdem alle drei Träger von Einheimischen unsanft über den Jordan geschickt wurden, entdecken Peter und Lori, dass sie doch auf der richtigen Insel gelandet sind. Doch die Freude über diese Entdeckung währt nur kurz, als auch George und Susan von den einheimischen Kannibalen verschleppt werden. George wird in seine Einzelteile zerlegt und verspeist, während Susan vorerst mit dem Leben davonkommt. Lori und Peter haben Glück und können durch das beherzte Einschreiten von ein paar Untoten aus der Hand der Kannibalen flüchten. Peter bemerkt, dass es auf der Insel wirklich nicht mit rechten Dingen zugeht und irgendjemand ein gehörig-falsches Spiel mit den amerikanischen Abenteurern treibt. Doch die Wahrheit ist wie üblich noch schlimmer, bestialischer und grausamer als erwartet und Peter und Lori finden sich in einem grauenhaften Albtraum aus Kannibalismus, Menschenversuchen, Zombies und Opferkult wieder, aus dem es kein Entrinnen scheint. Das Grauen nimmt seinen Lauf...
Holla die Wald-, Wiesen- und Kannibalenfeh! Was sich Drehbuchautor Romano Scandariato am Höhepunkt der Zombie- und Kannibalenwelle für sein Drehbuch zu „Zombi Holocaust“ bzw. „Zombies unter Kannibalen“ ausgedacht hat, grenzt schon beinahe an einem Verbrechen am Intellekt eines jeden mündigen Zuschauers. In meinem absoluten Zombie-Lieblingskracher werden nämlich so unbedarft Versatzstücke aus den eben erwähnten Genrefilmen mit einer großen Portion „Mad Scientist“ vermengt, dass wohl wirklich kein Auge trocken bleibt und bei der ersten Sichtung keine Kinnlade geschlossen bleibt. „Zombies unter Kannibalen“ ist ein schier unglaubliches Werk, wie es wohl nur aus dem Land des Stiefels kommen kann.
Die Geschichte ist ja eigentlich gar nicht so schlecht, hätte man sich doch bloß auf einen Kannibalenfilm geeinigt. Doch das war den Produzenten wohl nicht gut genug und so tauchen ab der zweiten Hälfte auch mysteriöse Zombiewesen auf, die ihrerseits auch noch über Intelligenz verfügen und sogar mit Messern auf die Abenteuer losgehen. Doch auch das war noch nicht genug und man hat auch noch einen durchgeknallten Mediziner eingebaut, der nach Lust und Laune Menschenversuche abhält, wobei da schon mal was daneben gehen kann. Herzstück des durchaus komplexen Filmes ist dann auch eine ausgedehnte Operationsszene an einem unschuldigen Mädchen, welche beinahe bedrückend ausgefallen ist.
Doch auch wenn sich der Film selbst furchtbar ernst nimmt, der Zuschauer wird den gleichen Fehler wohl nicht begehen. Denn spätestens bei der herrlichen Szene, in der eine Schaufensterpuppe aus dem Fenster des Spitals gekippt wird, weiß der Genre-geeichte Zuschauer, dass „Zombi Holocaust“ ein trashiges Feuerwerk ist, bei dem weder auf Logik, noch auf den Zuschauer Rücksicht genommen wird. Und diese humorvolle Mischung aus Ernsthaftigkeit und Infantilität zieht sich durch den ganzen Film bis hin zum haarsträubenden Finale, welches jedoch an dieser Stelle nicht verraten wird. Wer sich nach knapp 85 Minuten jedoch nicht wirklich auskennt was gerade passiert, dem sei gesagt, dass er damit wohl nicht alleine dasteht.
Doch auch wenn ich den Film persönlich sehr humorvoll finde, so hatten wohl die Zensoren weltweit bei dem Streifen des italienischen Regisseurs Marino Girolami (hier unter seinem Pseudonym Frank Martin) wohl weniger zu lachen. Denn auch wenn dankenswerterweise auf Tiersnuff jeglicher Art verzichtet wird, gibt es in dem Teil jede Menge derben Splatter, der wirklich nicht schon schlechten Eltern ist. So gibt es in den ersten 15 Minuten gleich mal drei aufgeschnittene Brustkörbe und eine abgesägt Hand, während in der zweiten Hälfe wirklich nach Herzenslust geschreddert wird, das man aus dem Stauen nicht mehr rauskommt. Da werden Augen rausgepult, Gehirne freigelegt und nicht kooperativen Versuchsobjekten kurzerhand die Stimmbänder durchgezwickt. Somit sicherlich kein Film für Vegetarier oder zartbesaitete Personen und es ist daher nicht verwunderlich, dass der Film in Deutschland natürlich prompt auf dem Index gelandet ist.
Selbstredend steht „Zombie Holocaust“ aber auch zweifelsfrei für den Untergang des italienischen Genre-Kinos in den Achtzigern. Denn auch wenn der Film durchaus Spass macht, so muss man doch zugestehen, dass hier nur allseits bekannte und bereits mehrfach durchgekaute Zutaten, zu einem absolut unglaubwürdigen Ergebnis verbraten werden, die natürlich Otto Normalzuschauer nicht gut finden wird. Besonders bei „Woodoo Schreckensinsel der Zombies“ von Onkel Lucio wird natürlich geklaut ohne Ende ich bilde mir ein, dass die Szene mit dem angebundenen Esel, bei dem der Jeep vorbei fährt, sogar aus dem eben genannten Streifen geborgt wurde.
Im Gegensatz zu „Woodoo“ wurde der Steifen jedoch laut Aussagen des FX-Verantwortlichen wurde der Streifen jedoch nicht auf einer Südseeinsel gedreht, sondern in Italien am Strand abgedreht, an dem zufälligerweise auch ein paar Palmen zu finden waren. Und bei genauerer Betrachtung sehen die Wald- und Wiesenszenen dann auch gar nicht mehr so exotisch aus, sondern, es wurden einfach ein paar fremdländisch-anmutende Sträucher und Bambusstämme geschickt am Bildschirmrand platziert, sodass sich für 95 % der Zuschauer erst gar nicht die Frage stellt, wo der Film denn tatsächlich gedreht wurde. Doch auch im Finale bzw. der großen Opferungsszene sieht man bei genauem Hinsehen, dass sich neben den asiatischen Darstellern auch ein paar italienische Komparsen eingeschlichen haben, die optisch nicht so recht zu den restlichen Kannibalen passen wollen.
Bei den Darstellern hingegen hat man alles richtig gemacht. Die Verantwortlichen haben sich wohl gedacht, wenn schon „Woodoo“ von Lucio Fulci ausgiebig zitiert wird, dann könnte man doch gleich auch denselben Hauptdarsteller anheuern. Und so darf Ian McCulloch dann seine Rolle als Abenteurers, der an Untote gerät gleich nochmals spielen. Ihm zur Seite steht eine junge Alexandra Delli Colli mit stoischem Gesichtsausdruck, die sich gleich mehrfach im Film entkleiden darf. Zwei Jahre später hat sich die gute Dame durch ihre Rolle der sexuell-frustrierten Lady in „Der New York Ripper“ ja für immer und ewig in die Herzen der Italo-Fans gespielt. Auch Sherry Buchanan und Peter O´Neal machen ihre Sache sehr gut, haben aber leider danach in keinen nennenswerten Streifen mehr mitgespielt. Donald O´Brien als durchgeknallter Chirurg mit der Extraportion Größenwahn sieht man als italophil-interessierter Cineast aber immer wieder in den unterschiedlichsten Filmen.
„Zombies unter Kannibalen“ ist aber auch einer dieser Filme, die die meisten Filmfreunde unter uns natürlich ihr Eigen nennen. Das liegt einerseits natürlich an der Qualität des Filmes, andererseits auch an der sehr günstigen Ösi-DVD aus dem Hause NSM, die den Film in annehmbarer Qualität auf Silberling gepresst hat, der auch für eine Handvoll Kröten zu haben ist. Nebenher gibt es auch noch eine Doppel-DVD aus dem Hause XT im schicken Retro-Look, die den Streifen in 3 Fassungen bringt. Einerseits die deutsche Variante, in der jede Menge lustiger Dialog rausgeschnitten wurden, die italienische Fassung, sowie eine spezielle Fassung in der entbehrliche Szenen, die vormals der Schere zum Opfer gefallen sind, wieder in den Film integriert wurden. Interessanteste Fassung ist hierbei natürlich die italienische Fassung. In den USA soll es ja auch noch eine weitere Schnittfassung namens „Dr. Butcher M.D.“ geben, die das Hauptaugenmerk auf den Mad-Scientist-Aspekt des Filmes legt, welche jedoch offensichtlich nicht erhältlich ist. Die amerikanische DVD unter dem Titel „Zombi Holocaust“ von „Shriek Show“ entspricht ja der italienischen Fassung. Alle drei Scheiben bieten eine durchschnittliche Bildqualität, die beiden deutuschen Silberlinge jedoch abgesehen von der deutschen Kinofassung keine durchgehende Synchro, sondern Untertitel bzw. nachsychronisierte Szenen, über die ich an dieser Stelle jedoch lieber den Mantel des Schweigens breite. Egal für welche Fassung man sich entscheidet - viel falsch machen kann man nicht.
Warum jetzt aber dieser Text zu dieser alten Kamelle, den es ja auch schon seit Jahren gibt, jetzt eigentlich geschrieben wurde, das liegt daran, dass im November 2009 die zweite Ausgabe des Magazins „Tenebrarum“ von Martin Beine erscheinen soll bzw. wird, welches sich ebenfalls ausführlich mit diesem Film beschäftigen wird. Neben einer ausführlicheren Inhaltsangabe und weiteren Infos zum Film gibt es dann auch wieder tonnenweise an Bilden und Aushangfotos in geschmackvoller Aufmachung. Es zahlt sich also aus, auf dieser Seite, sowie auch auf www.tenebrarum.de Ausschau zu halten, wann die Ausgabe Nr. 2 endlich erhältlich sein wird. Aber dazu erfährt der treue Leser dann zum gegebenen Zeitpunkt natürlich auch auf dieser Seite.
Tja und was soll man zu so einem unglaublichen Werk noch viel sagen. „Zombies unter Kannibalen“ ist einfach ein toller, kurzweiliger und vollkommen strunz-dummer Film, der Millionen Menschen auf dieser Welt mit seiner dämlichen Story, seiner naiven Ernsthaftigkeit, lustigen Dialogen und harten Effekten schon sehr viel Freude gemacht hat. Hier stimmt einfach nichts und doch alles: die Story ist so unlogisch wie auch aus anderen Filmen geklaut, die Auflösung ist haarsträubend, die Darsteller mit vollen Ehrgeiz dabei und ein paar Zombies gibt es ja auch noch. Nichtsdestotrotz macht der Streifen von Marino Girolami unheimlich Spaß und gute Laune und selbst Genre-Puristen werden sich dem Charme dieses Flickwerks wohl nicht entziehen können. In meiner persönlichen Alltime-Top-Trash-Film-Hitparade ist dieser italienische Zombie-Kannibalen-Kracher dann natürlich auch ganz oben zu finden. Ein Film, der in der richtigen Runde und im richtigen Moment der absolute Bringer ist und der mich als einfaches Gemüt auch jedes Mal aufs Neue erfreut, erheitert und überzeugt. Nebenher gibt es auch noch die hässlichste Wohnungseinrichtung, die jemals auf Zelluloid gebannt wurde. Daher kann es an dieser Stelle dann auch nur eine einmalige und vollkommen subjektive Ausnahme-Wertung geben: 11 von 10 Punkten
Beitrag geändert von jogiwan (02.November 2009 19:32:56)
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review!!! Ich mach es morgen mit fertig. Da sollte eigentlich auch die vier nächsten DVDs ankommen - hoffe die drehen keine Ehrenrunde, habe vergessen "Österreich" drauf zu schreiben *seufz*.
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jogiwan schrieb:
Hehe, keine Extrarunde - alles angekömmt
Da bin ich aber froh, dass die das bei der Post geschnallt haben, dass Graz in Österreich liegt und nicht irgendwo in Deutschland .
Viel Spaß bei den Filmen!
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@ Jochen,
Review ist nun auch Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=5839
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