project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Knapp ein Jahr nachdem ihre Mutter bei einem Brand ums Leben gekommen ist, kann die introvertierte Anna (Emily Browning) die Nervenheilanstalt verlassen, in der sie nach einem Selbstmordversuch gelandet ist. Immer noch hat das junge Mädchen seltsame Albträume und kann sich an die Geschehnisse des schicksalhaften Abends, bei dem ihre Muter gestorben ist, nicht mehr erinnern. Doch ihr Therapeut hält sie trotzdem für geheilt und entlässt sie wieder in die Obhut der dezimierten Familie. Besonders freut sich Anna auf ihre ältere Schwester Alex (Arielle Kebbel), die sich monatelang nicht bei ihr gemeldet hat. Doch die Wiedersehensfreude ist getrübt, da ihr Vater (David Strathaim) mittlerweile mit der ehemaligen Krankenpflegerin Rachel (Elizabeth Banks) zusammen ist, die sich um ihre Mutter gekümmert hat.
Während Rachel versucht, sich mit Anna gut zu verstehen, macht diese keinen Hehl daraus, was sie davon hält, dass ihr Vater wieder mit einer anderen Frau zusammen ist. Und so kommt es bald zu Spannungen zwischen den beiden Frauen. Anna hat jede Nacht seltsame Visionen von ihrer toten Mutter und blassen Kindern, die sie vor einer drohenden Gefahr warnen. Auch ihr Freund Matt macht seltsame Andeutungen über den Verlauf des Abends, an dem ihre Mutter gestorben ist, stirbt aber kurz bevor er dem Mädchen die Wahrheit darüber sagen kann. Anna beginnt langsam die Zusammenhänge zu verstehen und entdeckt gemeinsam mit ihrer Schwester, dass Rachel nicht die ist, die sie vorgibt zu sein.
Bald reift in Anna die fixe Idee, dass es sich bei der attraktiven Krankenpflegerin um eine eiskalte Mörderin handelt, die ihre Mutter auf dem Gewissen hat. Immer mehr verstrickt sich die Anna in diese Idee und reagiert zunehmend panisch. Als sie entdeckt, dass in der näheren Umgebung eine Ehefrau und drei Kinder von einem Kindermädchen ermordet wurden, ist sie der fixen Überzeugung, dass es sich dabei um Rachel handelt, die auch sie und Alex aus dem Weg räumen möchte. Als sie auch noch davon erfährt, dass die Hochzeit bereits geplant ist, eskaliert die ganze Lage. Anna versucht ihren Vater von der drohenden Gefahr zu warnen, doch der schenkt ihr, ebenso wie die örtliche Polizei, keinen Glauben. Doch die Wahrheit ist wesentlich schrecklicher, als Anna es sich überhaupt vorstellen kann...
Hier ist es nun, das amerikanische Remake des koreanischen Arthouse-Horror-Dramas „A Tale of two sisters“ und eigentlich hab ich mich ja dagegen gesträubt, mir das Teil überhaupt anzutun. Aber wie so oft kommt es natürlich anders als man denkt. Zuallererst muss ich ja anmerken, dass ich das 2003 erschienene Original zweifelsfrei in meine persönliche Top 10 der besten Filme wählen würde. Regisseur Ji Woon Kim ist es nämlich gelungen, einen unheimlich unheimlichen Film zu drehen, der ebenso vielschichtig wie visionär überragend ist und den Zuschauer dabei mehrfach in die Irre führt, bis der gar nicht mehr weiß, wie ihm so recht geschieht. Verpackt in wunderschöne Bilder ist „a Tale of two sisters“ eine filmische Herausforderung, irgendwo zwischen Familiendrama, Haunted House und Psychohorror. Und selbst wenn man den Film mehrfach gesehen hat, stellen sich dem Zuschauer immer noch Fragen, für die es keine Antworten zu gegen scheint.
Also keine leichte Vorlage für einen amerikanischen Film, der natürlich auch beim etwas anspruchsloseren Publikum punkten möchte. Und so kommt es natürlich wie es kommen muss, bzw. auch schon bei „Pulse“ zu desaströsen Ergebnissen geführt hat: die komplexe Geschichte wurde so derartig vereinfacht und abgeändert, dass man sich wirklich fragen muss, warum man die Geschichte nicht gleich anders erzählt hat. Das man in sechs Jahren jedenfalls kein besseres Drehbuch zustande gebracht hat, ist schon etwas verwunderlich. Außer der Grundidee, dem bereits bekannten Plottwist (der natürlich nicht verraten wird) und ein paar ähnliche Szenen aus dem Original, geht „Der Fluch der zwei Schwestern“ doch in eine andere Richtung als die koreanische Vorlage.
Die Geschichte wurde von dem Team der Drehbuchautoren gestrafft und eigentlich allen Ecken und Kanten beraubt, die das Original aus der Masse der J-Horror-Streifen herausstechen lies. Den im Grunde passiert bei „A Tale of two Sisters“ nie das, was sich der Zuschauer eigentlich von einem derartigen Film erwarten würde. Ganz im Gegenteil zur amerikanischen Variante, bei dem leider immer genau das passiert, was man als erfahrener Zuschauer bereits erahnen kann. Wer den Streifen im Original kennt, weiß natürlich schon über den großen Plottwist Bescheid, der in der koreanischen Variante jedoch bereits in der Mitte auf die ahnungslosen Zuschauer losgelassen wird. Bei „Der Fluch der zwei Schwestern“ lassen sich die beiden Regisseure Charles und Thomas Guard bis zum Finale Zeit um dann dort die vermeintliche Bombe platzen zu lassen. Somit hat man eigentlich auch nur die Hälfte der Originalvorlage verfilmt und selbst wer die Vorlage nicht gesehen hat, kann ab einem gewissen Zeitpunkt erahnen, welche Überraschung im Finale wartet.
Aber nun die große Frage: ist „Der Fluch der zwei Schwestern“ jetzt ein guter, oder grottig-mieser Streifen. Gar nicht so leicht zu beantworten. Im Vergleich zum Original schwächelt der Streifen natürlich total und stinkt optisch und inhaltlich dagegen auch vollkommen ab. Da die beiden Filme jedoch im Grunde sehr unterschiedlich sind, hinkt aber ein Vergleich schon im Vorhinein und selbst mich als Die-Hard-Fan des Originals hat die amerikanische Variante im Vergleich zum vollkommen verhunzten „Pulse“-Remake eigentlich unberührt gelassen. Bei „Der Fluch der zwei Schwestern“ wurde erst gar nicht versucht, die Komplexität des Originals zu kopieren, sondern lediglich das Ausgangsmaterial dazu verwendet, einen weiteren unbedarften Teenie-Horror-Streifen für ein Asia-unerfahrenes Ami-Publikum zu drehen. Und als seichte Unterhaltung für Zwischendurch mag der Film dann auch durchaus geeignet sein, auch wenn sich die Durchschnittlichkeit doch durch alle Belange des Filmes zieht.
Die Optik ist Streifens ist beinahe bieder ausgefallen, während dankenswerterweise auf den Einsatz von computer-generierten Effekten beinahe verzichtet wurde. Während im Original das Grauen aber bereits von dem Haus mit seinen düsteren Tapeten und dunklen Gängen ausgeht, wurde diese Möglichkeit im Remake vollkommen verschenkt. Die Schocks sind zwar durchaus scary, erinnern aber natürlich an all die anderen J-Horror-Remakes. Die Charaktere wirken teils leider etwas arg stereotyp und vor allem die Rolle von Alex als alkoholsaufender und pöbelnder Teenager fand ich auf Dauer doch etwas nervig. Die junge Emily Browning als „Anna“ macht ihre Sache hingegen ganz gut und auch Elizabeth Banks als vermeintliche Bedrohung ist hübsch und attraktiv anzusehen.
Die DVD aus dem Hause Paramount bringt dieses auch in unseren Breiten etwas untergegangene Filmchen in sehr guter Bild- und Tonqualität, was bei neueren Produktionen ja ohnehin selbstverständlich ist. Neben der englischen Originalvariante gibt es auch eine deutsche und türkische Sprachfassung, sowie Untertitel. Neben ein paar entfallenen Szenen gibt es auch ein kurzes, alternatives Ende, welches aber im Vergleich zum tatsächlichen auch zu vernachlässigen ist. Weiters gibt es auch noch eine kurze Featurette, in der alles Beteiligten und Produzenten nochmals ausgiebig zu Wort kommen und über die Arbeiten im Vorfeld und den Dreharbeiten berichten. Auch hier kommt wieder zum Ausdruck, dass erst gar nicht versucht wurde, die Vorlage originalgetreu zu kopieren, sondern einfach einen eigenständigen Film mit dem Ausgangsmaterial zu drehen.
Abschließen bleibt zu sagen, dass „The Uninvited“ a.k.a. „Der Fluch der zwei Schwestern“ zum Glück nicht das erwartete Desaster von einem Film geworden ist, sondern ein durchschnittlicher Streifen geworden ist, der Anleihen bei einem der wohl ungewöhnlichsten Filme dieses Jahrzehnts nimmt und dieses system-erhaltend in einen weiteren Teen-Horror-Streifen packt. Für Innovationen, schwelgerische Optik oder ungewöhnliches Story-Telling ist da natürlich dann kein Platz mehr. Für Zwischendurch mag der Streifen ja durchaus geeignet sein und wer das Original noch nicht kennen sollte, kann ja durchaus einen Blick riskieren. Für all die anderen hingegen bietet „Der Fluch der zwei Schwestern“ ja dann keine sonderlich großen Überraschungen und alles was der Originalvariante hinzugefügt wurde ist im Grunde ebenso entbehrlich wie uninspiriert. „A Tale of two sisters“ bleibt natürlich komplett unerreicht und spielt sowieso in einer komplett anderen Liga. Und so gibt es für einen durchschnittlichen Film auch eine durchschnittliche Wertung: 5/10 Punkten
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@ Jochen,
vielen Dank für das Review
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