project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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In einer düsteren Zukunft wandelt Mo (Dylan McDermott) mit seinem Freund Shade (William Hootkins) durch die verstrahlten Ruinen ehemaliger Großstädte um dort liegengelassenen Elektroschrott zu sammeln und für wenig Geld als Händler weiterzukaufen. Eines Tages trifft er bei einem ebensolchen auf einen anderen Schrottsammler (Carl McCoy), der in einer sogenannten Todeszone den Kopf und ein paar Gliedmaßen eines Cyborgs gefunden hat und verkaufen möchte. Mo gibt den mysteriösen Sammler was er möchte, weil er den seltsam aussehenden Androiden-Kopf seiner Freundin und Schrottkünstlerin Jill (Stacey Travis) an Weihnachten schenken möchte. Die restlichen Teile überlässt er dem Händler und macht sich auf zu seiner Freundin. Diese ist zwar anfangs gar nicht erfreut, dass ihr Ja-Nein-Langzeit-Lover mit Gefährten und einem Roboterbestandteil im Gepäck am Weihnachtstag vor der Türe steht, doch sie lässt die beiden herein.
Während sich Shades bald einmal verabschiedet verbringt Mo mit Jill eine heiße Nacht. Am nächsten Morgen wirft Jill das Schweißgerät an, um den Roboterkopf für ihre neueste Skulptur zu verarbeiten. Zur gleichen Zeit beginnt der Schrotthändler Nachforschungen über den Roboterart zu betreiben und entdeckt, dass es sich bei dem Androiden jedoch um eine neuartige Cyborg-Variante handelt, der die Fähigkeit besitzt, sich aus der geringsten Energiequelle selbst zu regenerieren. Doch bevor er Mo informieren kann, stirbt er durch einen Teil der totbringenden Gefechtsdrohne. Und während Mo sich wieder auf den Weg macht, um weiter seinem Job nachzugehen, beginnt der Roboter sich aus umliegendem Elektroschrott neu zu erschaffen und in Jills Haushaltscomputer einzukoppeln. Schon wenig später ist die Künstlerin hilflos in ihrer eigenen Wohnung gefangen und der Roboter beginnt sein Kriegsprogramm unerbittlich durchzuführen…
In„M.A.R.K.13“ bzw. „Hardware“, dem interessanten Regiedebut von Richard Stanley aus dem Jahre 1990 ist die Menschheit im 21. Jahrhundert an ihrem Ende angelangt. Er zeigt eine Zivilisation am Abgrund, eine post-apokalyptische Welt, in der der Stärkere gewinnt und das Schwache ausgemerzt wird. Die Menschen sind verstrahlt, genetisch mutiert und längst nicht mehr fähig, gesunde Nachkommen zu zeugen. Die großen Städte sind ausgestorben und die Menschen hausen in heruntergekommenen Siedlungen, während sich die, die es sich leisten können, in hochtechnisierten Sicherheitswohnzonen zurückgezogen haben. Und genau in dieser Zeit gerät ein Liebespaar, das unterschiedlicher nicht sein könnte, in die Fänge eines totbringenden Cyborgs, der von der Regierung entwickelt wurde um technisierte und entmenschlichte Kriege für sich zu entscheiden. Und so kommt es dann auch nicht von ungefähr, dass der Roboterkopf von der Künstlerin ein neues Stars´n Stripes-Outfit verpasst bekommt, bevor er in einer Skulptur voller zerstörter und verbrannter Puppen seine vermeintlich letzte Bestimmung findet. Die Handlung von „Hardware“ ist nämlich durchaus politisch zu verstehen und zeugt von der damaligen Angst der Bevölkerung vor der Eskalation des kalten Krieges.
Doch der Großteil des Publikums wird sich für den politischen, philsophischen und religiösen Aspekt, den man auch hineininterpretieren könnte wohl eher nicht interessieren, da der Film ja vor allem durch seine Optik punktet und nebenher auch noch ein paar drastische Gore-Szenen zu bieten hat. Was als allererstes auffällt ist natürlich der übermäßige Einsatz von Farbfiltern, die man sonst ja eher aus italienischen Produktionen eines Mario Bavas oder Dario Argentos her kennt. Und eine gewisse Nähe zu diesen Werken ist auch gar nicht von der Hand zu sprechen. Denn wie auch bei Argento, der „Hardware“ für das italienische Kinoplakat als „Schreckensvision der Zukunft“ bezeichnet, rückt gegen Ende die Geschichte etwas in den Hintergrund und macht Platz für durchkomponierte Bilder, die den gesamten Film eher in die Nähe von Kunstfilmen als herkömmlichen Splatterfilmen rückt. Dass es sich bei „Hardware“ um das Indie-Debut eines Clip-Regisseurs handelt, der nebenher für nur knapp 1,5 Millionen US-Dollar inszeniert wurde, ist angesichts des Endproduktes ja schon etwas verwunderlich und ist nur in manchen Szenen, wie den doch unvorteilhaft-gealterten Computer-Grafiken zu sehen.
Regisseur Richard Stanley kommt ja auch aus der Musik-Ecke und so ist es auch nicht verwunderlich, dass einige Musiker zu sehen sind und auch Musikclips zu sehen sind. U.a. hat Stanley auch Clips für die Indie-Gothic-Band „Fields of the Nephilim“ gedreht, die seit den Achtzigern regelmäßig auf den dunklen Tanzflächen dieser Welt zu hören sind. Sänger der Band Carl McCoy ist dann natürlich auch in „Hardware“ als Nomade zu sehen, der in der Todeszone den unheilbringenden Schädel der Gefechtsdrohne „M.A.R.K.13“ wieder ans Licht der Welt befördert. Und auch weitere Größen sind zu bewundern. So darf Iggy Pop als Moderator zwar nicht persönlich in Erscheinung treten, aber zumindest akustisch die verbliebene Menschheit über Äther beschimpfen. Und auch Rock-, Sauf- und Anarcho-Legende Lemmy von Motörhead spielt in einer kurzen Szene einen Taxifahrer und darf seinen Song „Ace of Spades“ spielen. Auch bei den restlichen Darstellern hat man nicht viel falschgemacht. Dylan McDermott als moderner Nomade Mo ist ebenso klasse wie Stacey Travis als künstlerischer Freigeist Jill. Beide Gesichter sind zwar nicht unbedingt sehr bekannt, jedoch haben beide danach in zahlreichen US-Serien weitere Nebenrollen gespielt und Travis hat es sogar in drei Episoden der derzeit so angesagten „Desperate Housewives“ geschafft. Die anderen Nebendarsteller sind ebenfalls gut gecastet und vor allem der schmierige Spanner ist grund-unsympathisch und somit perfekt für seine Rolle.
Die Geschichte des optisch ausgefeilten Sci-Fi-Horror-Films entstammt ursprünglich einer Comic-Kurzgeschichte namens „Shok“, die in einem Magazin namens „200AD“ erschienen ist und für diesen Film adaptiert wurde. Die Bestrebungen von Stanley auch noch einen weiteren Teil zu drehen scheiterte jedoch an den Rechten. Zwei Jahre nach der Premiere von „Hardware“ erschien dann der von Fans kultisch verehrte „Dust Devil“, in der der Teufel leibhaftig als cooler Westernheld Suizid-gefährdete Damen ins Jenseits begleitet. Welcher der beiden Filme jetzt das bessere Werk von Richard Stanley ist, darüber lässt sich sicherlich streiten. Mir hat „Hardware“ jedoch aufgrund der Industrial-Endzeit-Atmosphäre jedenfalls besser gefallen als der westernhafte „Dust Devil“, der imho doch ein paar langatmige Szenen zu bieten hat. Die gibt es bei „Hardware“ dann eigentlich überhaupt nicht und auch wenn es gegen Ende etwas unüberschaubar wird, so überzeugt zumindest mich der Streifen auf der vollen Linie.
Die DVD aus dem Hause CMV-Laservision ist auch wie üblich besonders gelungen. Die Bildqualität ist für eine Indie-Produktion eigentlich sehr gut und lässt den laser-paradisischen Silberling natürlich weit hinter sich. Auch die Tonqualität überzeugt sowohl in der mittelmäßigen, deutschen Synchronfassung als auch in der englischen Originalversion, auf die dankenswerterweise auch nicht vergessen wurde. Neben deutschen Trailer und einer Art Promo-Featurette mit Kommentaren von Cast und Crew gibt es massig Zugaben wie Bildergalerie, Szenen aus dem Rohschnitt, die Schnitte der deutschen Fassung, entfernte und erweiterte Szenen und auch noch allerlei anderes Zeugs. Abgerundet wird die sicherlich beste deutschsprachige Fassung auch noch mit zwei geschmackvollen Cover-Varianten ohne übergroße FSK-Plakette auf der Vorderseite.
Unterm Strich ist „M.A.R.K.13 – Hardware“ ein sehr solider Science-Fiction-Horror-Streifen, der optisch überzeugt, teils recht drastische Szenen zu bieten hat und auch inhaltlich interessant ausgefallen ist. Ein Kultfilm, der dieses Prädikat auch vollkommen zu recht trägt und neben „Alien“, „Blade Runner“ und „Event Horizon“ auch in jede gut sortierte DVD-Sci-Fi-Sammlung gehört. Schade, dass der Regisseur neben dem Nachfolgewerk „Dust Devil“ eigentlich danach keinen nennenswerten Film mehr auf die Reihe gebracht hat. Aber da aktuell wieder ein paar Werke in der Wartschleife hängen, kommt ja vielleicht noch was Ebenbürtiges nach. Sein Erstling „Hardware“ hingegen rockt, schockt und ist im Grunde auch wesentlich vielschichtiger und düsterer, als man bei der ersten Sichtung vielleicht annehmen würde. Und nebenher war der Streifen auch noch einer meiner allerersten DVDs in bescheidener Qualität in meiner noch bescheideneren DVD-Sammlung. Doch dieser Silberling wird nun endlich mit dieser schönen und würdigeren DVD von CMV-Laservision ersetzt. Und so gebe in an dieser Stelle für diesen tollen Schrottploitation-Sci-Fi-Film auch gerne 8 von 10 Punkten.
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@ Jochen
vielen Dank fürs Review - ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=5676
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