project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Im Walnut Lake Market bedienen Jennifer (Elizabeth Cox) und Linda (Renée Estevez) kurz vor 21 Uhr gerade die letzten Kunden, als auf einmal Jennifers Ex-Freund Craig (David Byrnes) auf einmal auf der Matte steht. Der ist nicht nur äußert cholerisch und gewaltbereit, sondern hat mit der hübschen Kassiererin noch ein Wörtchen zu reden. Als Jennifer vor über einem Jahr mit ihm Schluss machen wollte, hat Craig in einer darauf folgenden Schlägerei einen Mann im Affekt getötet und saß über ein Jahr im Knast. Auf zahlreiche Briefe und Telefonate hat Jennifer nicht reagiert, aber Craig ist überzeugt, seine Ex-Freundin zurück haben zu wollen. Als es an der Kassa zu einer hitzigen Diskussion zwischen den Beiden kommt, alarmiert die eingeschüchterte Linda die Geschäftsleitung und schon wenig später kommt es zu einem Handgemenge zwischen Craig und den beiden Geschäftsführern Bill (Dan Hicks) und Danny (Eugene Robert Glazer), sowie weiteren Angestellten des Ladens.
Craig flüchtet und versteckt sich im mittlerweile geschlossenen Laden, während Jennifer die Polizei informiert. Die anderen machen sich auf der Suche nach dem brutalen Schläger, der auch wenig später mit gemeinsamer Hilfe gefunden und unsanft aus dem Laden befördert wird. Doch schon wenig später folgt die nächste Hiobsbotschaft für die Angestellten des Walnut Lake Markets. Danny und Bill haben beschlossen, den Laden zu verkaufen und mit einer großen Abverkaufsaktion soll vor der Schließung noch der Rest der Ware verkauft werden. In einer Nacht- und Nebelaktion sollen an allen Waren neue Preisschilder angebracht werden. Jennifer und der Rest der Mannschaft ist über diese Botschaft natürlich wenig erfreut, doch sie fügen sich dem willen der Geschäftsführung und beginnen alle Waren neu zu etikettieren.
Doch schon wenig später geschehen unheimliche Dinge in den Gängen des Supermarktes. Ein Killer hat sich unter die jungen Leute geschlichen und macht in dem abgeschlossenen Markt Jagd auf die jungen Leute. Linda wird am Parkplatz attackiert und Geschäftsführer Danny findet ein unrühmliches Ende am Zettelspießer. Doch das ist erst der Auftakt einer äußerst brutalen Mordserie unter den Angestellten des Marktes. Umbarmherzig wird einer nach dem anderen einkalt ins Jenseits befördert. Nur Jennifer wird vom Killer verschont und als sich schon wenig später die Leichenberge türmen fällt der Verdacht natürlich sofort auf Craig. Doch ist der brutale Ex-Lover tatsächlich zurückgekommen um an allen Rache zu nehmen, oder schleicht sich ein weiterer Killer durch die Gänge des Supermarktes. Ein blutiger Wettlauf auf Leben und Tod nimmt seinen Lauf...
Der Slasher „Bloodnight“ a.k.a „Night of the Intruder“ a.k.a. “The Nightcrew” von Regisseur Scott Spiegel aus dem Jahre 1989 ist eigentlich ein Paradebeispiel, wie man aus einer bestimmten Sache das Maximum herausholen kann. Zur Zeit der Entstehung hatte das Genre des mordenden Killers natürlich schon längst seinen Zenit überschritten. Trotzdem schafft es Regisseur Spiegel mit seinem Low-Budget-Werk – der Streifen hat ja gerade mal 100.000 Dollar gekostet – den Zuschauer 90 Minuten lang bei Laune zu halten. Denn im Gegensatz zu den Hunderten anderen Filmen aus der selben Kiste hat Spiegel eigentlich alles richtig gemacht.
Die Geschichte von „Bloodnight“ ist eigentlich auf ein Mindestmaß reduziert und die eigentlich sympathischen Charaktere werden auch sofort ohne Schnickschnack eingeführt. Jennifer ist die sympathische Kassiererin mit Cheerleader-Optik von nebenan und auch Linda wirkt sehr sympathisch. Die beiden Geschäftsführer sind kumpelhaft und trotz der schlechten Nachrichten an diesem Abend bemüht, der jungen Mannschaft die schlechten Nachrichten schonend beizubringen. Der Rest der Belegschaft bietet die übliche Bandbreite von liebenswerten Losern bis hin zu netten Kollegen. Und so sind die Sympathien auch gleich von Beginn weg eindeutig verteilt, als der gewaltbereite Craig auf der Bildfläche auftaucht, randaliert und anschließend rausgeschmissen wird. Und als danach die Morde beginnen ist eines vor allem eines naheliegend.
Doch wie so oft geht es bei einem Slasher natürlich nicht um die Geschichte. Die ist ja nur die Rahmenhandlung für ein paar Morde, die dann auch ordentlich grafisch sein sollen. Und genau in diesem Punkt macht „Bloodnight“ auch keine Gefangenen. Hat man die ersten 30 Minuten überstanden, wird es auch richtig heftig. Denn auch wenn der erste Mord noch im Off stattfindet, gibt es ab dem zweiten Mord keine Rücksicht mehr auf zartbesaitete Gemüter. Und wenn dann beinah im Minutentakt menschliche Körper zerteilt werden, dass ist das selbst für den geeichten Zuschauer ziemlich heftig. Der Härtegrad von „Bloodnight“ ist ja zweifelsfrei im oberen Bereich anzusiedeln und die Jungs der K.N.B. Effects Group konnten sich ordentlich austoben. Die Konfrontationen mit Hydraulikpresse, Zettelspieß und Fleischersäge ist jedenfalls mehr als heftig ausgefallen und daher ist es auch nicht verwunderlich, dass es der Streifen in Deutschland nicht sonderlich leicht hatte.
Doch auch der Rest hebt sich wohlwollend aus der Masse von Genre-Beiträgen heraus. Den Scott Spiegel schafft es, den begrenzten Raum des Supermarktes in eine bedrückende Atmosphäre zu kippen und glänzt auch durch interessante und ungewöhnliche Kameraperspektiven und einem sehr bösen Humor, der nicht von ungefähr an Sam Raimis Kultstreifen „Tanz der Teufel“ aus dem Jahre 1981 erinnert. Scott Spiegel und Sam Raimi verbindet ja auch eine jahrelange Freundschaft und Spiegel war auch an dessen Streifen „Within the woods“ beteiligt, der als Vorläufer zu „Tanz der Teufel“ gilt. Raimi wiederum hat gemeinsam mit seinem Bruder Ted eine Rolle in „Bloodnight“ übernommen und auch Bruce Campbell ist am Ende in einem kurzen Auftritt zu sehen.
Scott Spiegel selbst hat neben einigen früheren Kurzfilmen und dem hier besprochenen Streifen aber auch noch andere Werke geschaffen, die der geneigte Fan kennen wird. So das Sequel zu Rodriguez´ „From Dusk till dawn“, das direkt auf Video veröffentlicht wurde und zu dem er auch selbst das Drehbuch verfasst hat. Weiters gründete er gemeinsam mit Eli Roth und Boaz Yakin gründete er die Produktionsfirma „Raw Nerve“, die wiederum die Filme „Hostel 1 & 2“, sowie das Remake „2001 Maniacs“ produziert haben. Aktuell arbeitet Spiegel an einem Film namens „Spring Break ´83“, der dieses Jahr in die amerikanischen Kinos kommen soll.
Bei den Darsteller kennt man vor allem natürlich Bruce Campbell, der jedoch nur in einer Minirolle als Polizist zu sehen ist. Sam Raimi ist natürlich noch bekannt, während hingegen der Rest des Casts eher unbekannt ist. Renée Estevez ist die Tochter von Martin Sheen und somit die jüngere Schwester von Charlie Sheen und Emilio Estevez. Elizabeth Cox hatte nach „Bloodnight“ nur zwei Auftritte in TV-Serien und hat seitdem nichts mehr von sich hören lassen. Auch der restliche Cast ist danach mit Ausnahme von Dan Hicks nicht mehr wirklich in Erscheinung getreten. Die darstellerischen Leistungen sind aber allesamt solide und für Low-Budget-Verhältnisse sogar überdurchschnittlich.
Die DVD aus dem Hause CMV-Laservision bringt diesen kleinen, dreckiger Slasher in guter Bild und Tonqualität, die im Vergleich zur bisherigen DVD von Dragon noch ein bisschen aufgepeppt wurde. So sind beim Schnellvergleich vor allem in den dunklen Szenen noch ein bisschen mehr zu sehen. Neben der deutschen Synchronfassung gibt es auch die englische Variante und als Bonus drei unterschiedliche Trailer zu dem Film, der unter verschiedenen Namen vermarktet wurde. Als Bonus gibt es noch zwei erweiterte Gore-Szenen, die es jedoch aus nachvollziehbaren Gründen dann nicht in den fertigen Film geschafft haben. Das ganze kommt dann noch mit zwei weiteren Trailern in einer hübsch gestalteten Buchbox.
„Bloodnight“ ist ein spannender und äußerst brutaler Spät-Slasher aus dem Jahre 1989, der dem geneigten Zuschauer alles vor die Linse knallt, was zum Erfolg des Genres in den Achtzigern beigetragen hat. Eine simple Geschichte ohne Schnickschnack, stimmige Locations, unverbrauchte Gesichter, dunkle Gänge, unheimliche Geräusche und krasse Kills. Dazu kommen innovative Ideen und Kameraführungen und eine Prise dunkelster Humor, der trotz oberen Härtegrad immer wieder zum Schmunzeln verleitet. In welchen Film sieht man schon einen Killer, der sein Opfer mit einem abgetrennten Kopf k.o. schlägt? Der nette Gag am Ende rundet das Gesamtbild positiv ab und in Anbetracht der Produktionskosten kann man dem gesamten Team eigentlich nur gratulieren. Sicherlich einer der besseren Streifen aus den Achtzigern, der sich immer noch gut schauen lässt. Und auch wenn die Musik teils nicht so stimmig augefallen ist, der Supermarkt nur Fleisch, Bier und Frühstücksflocken zu verkaufen scheint und auch mehrmals – seltsamerweise – das deutsche (!!!) Lifestyle-Magazin „Tempo“ mit Sting am Cover im Bild zu sehen ist, gebe ich an dieser Stelle gerne 8 von 10 Punkten!
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@ Jochen,
Review ist nun Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=5463
Danke nochmals!!!
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