project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
Sie sind nicht angemeldet.
Die hübsche, talentierte und leider auch etwas kleinwüchsige Schülerin Dee Dee (Pia Zadora) hat nur einen großen Wunsch. Nämlich Sängerin zu werden und Karriere zu machen. Diesen Traum teilt sie sich zwar mit Milliarden anderer Mädchen in ihrem Alter, doch immerhin hat sie einen Freund namens Frankie (Craig Sheffer) der ebenfalls als Sänger aktiv ist. Doch Frankie denkt gar nicht daran, das Mikrofon bzw. seine Bandkollegen mit seiner Freundin zu teilen und verbietet ihr jegliche Gesänge und sonstige Aktivitäten. Doch wie der Zufall so spielt landen in der beschaulichen Stadt ein paar Außerirdische, die gerade auf der Suche nach einer Musikrichtung namens Rock´n Roll. ABCD (Tom Nolan), FGHI, JKLM, NOPQR und STUVWXYZ sehen zwar aus wie normal Menschen, tragen jedoch furchtbar rosarote Anzüge und haben auch sonst gar seltsame Verhaltensweisen. Um nicht weiter aufzufallen geben sich die Außerirdischen kurzerhand als Band aus.
Als ABCD in einer Bar zufälligerweise auf Dee Dee trifft, ist es um den Testosteron-gesteuerten Alien geschehen und er verliebt sich Hals über Kopf in das Erdenmädchen. Auch Dee Dee sieht ihre Chance gekommen und schießt – berechnend wie Teenager nun einmal sind - ihren cholerischen Boyfriend sofort in den Wind. Auf einer großen Veranstaltung ihrer Schule, auf der auch Frankie und seine Band auftreten soll, bekommt Dee Dee dank ABCD die Chance erstmals ihre gesanglichen Qualitäten vor großem Publikum unter Beweis zu stellen. Doch Frankie ist stinksauer auf seine Ex und versucht den Auftritt zu sabotieren. Dummerweise haben sich auch noch zwei Massenmörder, grenzdebile Polizisten, eine mutierte Krake unter das tanzfreudige Publikum gemischt und die gesamte Veranstaltung droht in einem Fiasko zu enden. Doch ABCD nutzt die Gunst der Stunde um Dee Dee einen Antrag zu machen. Er bringt sie auf sein Raumschiff und stellt sie vor die wohl härteste Entscheidung ihres bisherigen Teenagerlebens…
Um einen erfolgreichen Musikfilm zu machen benötigt man eigentlich immer dieselben und daher bereits bekannten Zutaten: einen erfolgreichen Star mit vielen Fans, ein paar schmissige Nummern mit Mitgröhl-Potential, die behutsam in eine Rahmenhandlung gebettet werden, die natürlich zu 100 % auf die ersten beiden Zutaten maßgeschneidert sind. Dann noch ein paar unverbrauchte Gesichter, eine schnulzige Love-Story, ein paar abgestandene Gags die nicht zu zotig wirken, lustige Einfälle für Kinder und eine schrullige Person älteren Semesters zum Knuddeln und Liebhaben, damit auch die Demenz-geplagte Oma- und Opa-Generation ein bisschen auf ihre Kosten kommen. Dann alles gut verrühren, 80 % des Budgets für Marketingzwecke draufgehen lassen, gleichzeitig den Soundtrack veröffentlichen und hoffen, dass die Teenager-Fans neben den unvermeidlichen Ausgaben für Clerasil , Drogen und Alkohol auch noch ein paar Euros für eine Kinokarte übrig haben.
Oftmals funktioniert dieses eigentlich leicht zu durchschauende Konzept ja auch sehr gut. Man bedenke ja nur die Tatsache, dass selbst ein cineastisches Leichtgewicht a la „Mamma mia!“ weltweit über 600 Millionen Dollar eingespielt hat und sich noch immer wie geschnitten Brot verkauft. Leider gibt es allerdings auch Filme, in denen einige elementare Grundsätze , die ich einen Absatz weiter oberhalb ausgeführt habe, leider nicht berücksichtigt wurden. „Voyage of the Rock Aliens“ mit dem schnuckeligen Rock-Zwerg Pia Zadora aus dem Jahre 1987 ist einer dieser Kandidaten, die gnadenlos an den Kinokassen gefloppt ist. Aber was hat Regisseur James Fargo im Gegensatz zu vielen seiner Berufskollegen und –kolleginnen falsch gemacht? Ganz einfach – einfach alles!
In „Voyage of the Rock Aliens“ stimmt einfach gar nichts. Hier wurde einfach alles so gnadenlos in den Sand gesetzt, dass der Filmfan während 90 Minuten aus dem Staunen gar nicht mehr rauskommt. Gleich zu Beginn wird gleich völlig unmotiviert Pia Zadoras größter Hit „when the rain begins to fall“ gemeinsam mit Jermaine Jackson aus dem Jahre 1984 verbraten. Zugegeben, der Song war auch nur in Europa erfolgreich, während er in den Staaten unter ferner lief, trotzdem sollte der größte Hit des Musikfilm-Stars ja immer der Höhepunkt des Streifens sein. In „Rock Aliens“ wird dieser , wenn auch 3 Jahre zu spät, jedoch gleich in den ersten paar Minuten gezeigt, ohne das der Clip irgendwas mit dem restlichen Film zu tun hat. Dummerweise wird dann der Streifen auch noch mit Jermaine Jackson beworben, ohne dass der werte Herr im Rest des Filmes nochmals auftauchen würde. Das ist natürlich ein grober Schnitzer und wurde vom Zielpublikum natürlich auch bestraft.
Die restlichen Songs sind wie z.B. „let´s dance tonight“ und „little bit of heaven“ sind zwar schon auch bekannt, aber natürlich nicht so der Kracher und die restlichen Songs, die um die dürre Handlung herumgezimmert wurden, können nicht so wirklich überzeugen. Womit wir auch schon beim nächsten Thema sind. Wem um Gottes Willen ist nur diese absolut bescheuerte Geschichte mit diesen dämlichen Weltraumfritzen eingefallen? Das toppt ja sogar noch die Verbrechen, di e George Lucas in den letzen Jahren an seinen Fans bzw. der Menschheit angetan hat. Die Rahmenhandlung mit den Aliens, den Umwelt-verschmutzen See und den entflohenen Killern samt Ruth Gordon als Sheriff ist jedenfalls so eine derartige Bankrotterklärung an die Intelligenz und Zurechnungsfähigkeit des Zuschauers, dass man sich wirklich fragen muss, wie die Produzenten die Kohle für diesen Schund zusammentragen konnten. Denn was nach dem voll ausgespielten Musikclip auf den Zuschauer losgelassen wird, zählt mühelos zu dem schlechtesten Dingen aus den Untiefen der 80erJahre, die jemals auf Zuschauer losgelassen wurde.
Leider war auch der Star des Filmes, nämlich Pia Zadora zu jener Zeit als der Streifens in den USA veröffentlicht wurde, auch nicht der große Star. Und es gibt wohl kaum eine zweite Sängerin und Schauspielerin, dessen Karriere so durchwachsen ist, wie die des 1,52 großen Pia Zadora. Größtenteils musste die als Pia Alfredi Schipani auch große Häme einstecken und die goldene Himbeere als adäquate Auszeichnung jahrelang ihr ständiger Begleiter. Als sich die schauspielerische Karriere nicht nach Wunsch entwickelte, verlagerte sich die Dame wieder mehr auf ihre Gesangskarriere, die sich in den USA im Gegensatz zu Europa auch nicht so wirklich erfolgreich verlief. Im Gegensatz zu Deutschland, wo ihr Duett mit Jermaine Jackson wochenland die vorderen Plätze in der Hitparade blockierte, erreichte der Song in den USA gerade mal Platz 54 der Billboard-Charts. Nach ein paar weiteren Hits, die ebenfalls in „Rock Aliens“ verbraten wurden, war aber auch in Europa der Zug abgefahren und es folgten Cover-Versionen und musikalische Flops, die keine große Beachtung mehr fanden. Schlussendlich hat Frau Zadora angeblich aufgrund der anhaltenden negativen Kritik die Singerei endgültig gelassen und ist nur noch als Schauspielerin in kleinen Rollen aktiv.
Das es mit dem Singen nicht geklappt hat, ist eigentlich verwunderlich, dass es mit der Schauspielerei nicht klappen konnte, ist spätestens nach dem Konsum von „The Voyage of the Rock Aliens“ wenig verwunderlich. Da wird die gute Dame ja selbst von dem wie ein Kugelgrill aussehenden Bordcomputer mühelos an die Wand gespielt. Aber das ist eine Gemeinsamkeit, die Frau Zadora mit dem Rest des Casts gemeinsam hat. Nicht einmal der erprobte B-Movie-Hero Michael Berryman („The Hills have eyes“) kann da noch was retten. Da muss wohl jemand in der Altpapiertonne in Hollywoods Hinterhöfen gesucht haben, um derartig viele Pappnassen für einen Streifen zusammenzubringen. Und in der Altkleidersammlung wurde für die grottigen und Augenkrebs-verursachenden Kostüme wohl auch gleichzeitig gewütet.
Doch ist der Streifen jetzt wirklich so schlecht, dass sich einem während des Filmkonsums die Fußnägel aufrollen? Eine Frage, die gar nicht so leicht zu beantworten ist. Wenn man nicht gerade Trashfan oder ein Die-Hard-80er-Jahre-Fan ist, wird „Rock Aliens“ sicherlich eine Belastungsprobe der besonderen Art sein. Aber andererseits bekommt man ja selten soviel Dilettantismus in konzentrierter Form vor die Linse geknallt. Das der Streifen auf der OFDB zweimal mit 1 und zweimal mit 10 Punkten bewertet wurde, spricht jedenfalls schon für sich. Trotz oder gerade wegen der vielen Mängel macht „Voyage of the Rock Aliens“ unter den richtigen Umständen auch wieder richtig Spaß. Während meiner ersten Sichtung hab ich jedenfalls mehrmals ungläubig Richtung TV-Gerät gestarrt und bin dann eigentlich doch recht gut unterhalten worden. In der richtigen Runde mit der richtigen Getränkeauswahl ist „Voyage of the Rock Aliens“ sicherlich der absolute Kracher.
Die DVD aus dem Hause CMV-Laservision bringt dieses schundige 80er-Jahre-Zeitdokument, auf das alle Pia-Zadora-Fans schon so lange warten, knapp zwei Jahrzehnte nach seiner Herstellung endlich auf DVD. Einerseits natürlich in der allseits beliebten Trash-Collection, wo das Teil dann auch bestens aufgehoben ist - andererseits als Nice-Price-DVD, welche trotz kettensägendem Massenmörder, Tentakelmonster und freizügigen Gesprächen über Sex mit einer FSK-Freigabe ab 6 Jahren bedacht wurde. In dieser Variante kommt die Scheibe dann dankenswerterweise auch mit einem Wendecover. Die Bildqualität ist gut und auch die Tonqualität geht vollkommen in Ordnung. Als besonderen Bonus gibt es neben einem Wende-Cover auch nochmals den Videoclip zu „When the rains beginns to fall“, das englische Ende und den deutschen Vorspann. Schade, dass es kein Making-Of oder ein weiteres Featurette zu dem Film gibt. Es wäre ja schon sehr interessant, was alle Beteiligten heutzutage zu diesem Streifen sagen würden.
Unterm Strich ist „Voyage of the Rock Aliens“ ein schier unglaubliches Feuerwerk an infantilen Ideen, die ohne Rücksicht auf Verluste auch allesamt verbraten werden. Eine Handlung die schwer in Worte zu fassen ist und ein kunterbunter Soundtrack von Rock´n Roll bis hin zu klebrigen Synthie-Gedudel mit den drei bekanntesten Hits von Frau Zadora, die wohl auch jeder kennen wird, der die Achtziger noch irgendwie mitbekommen hat. Ein knallbunter Streifen ohne Sinn und Verstand, ohne Rücksicht auf Logik oder irgendwelche Geschmacksgrenzen. Und weil das alles noch nicht reicht, hat man auch noch so derartig viele Handlungsstränge in den Film gepackt, das man als Zuschauer schon mal die Übersicht verlieren kann. Für Achtziger-Fans und Trashologen natürlich essentiell, alle anderen seinen an dieser Stelle gewarnt. Dieser Film kann ihr moralischen Empfinden und Zurechnungsfähigkeit akut gefährden. Denn wenn die Rockaliens und der pygmäische Rock-Zwerg Zadora auf die Menschheit losgelassen wird, dann bleibt kein Auge trocken, keine Kinnlade oben und kein Schenkel ungeklopft: 6 von 10 Punkten.
Beitrag geändert von jogiwan (14.July 2009 18:13:24)
Offline
@ Jochen,
dieses Review ist nun auch Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=5386
Offline
jogiwan schrieb:
den hast du ja auch gesehen, oder? Schon der Wahnsinn... das Teil!
Ich habe hin und wieder kurz reingeschaut - Andrea hat ihn sich angesehen .
Offline
jogiwan schrieb:
die fett-gedruckte Passage hab ich ausgebessert.
Ok, habs korrigiert.
Offline