project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
Sie sind nicht angemeldet.
„Cannibal Holocaust“, der im Jahre 1979 entstandene Film des italienischen Regisseurs Ruggero Deodato ist wohl unbestritten einer der kontroversesten Filme, die jemals das Licht der großen Leinwand erblickt haben. Seit seinem Entstehen schockte der Streifen Millionen von Menschen und sorgt auch noch 30 Jahren nach seinem Erscheinen noch immer für offene Münder, flaue Mägen und extreme Reaktionen. Ein Streifen der umjubelt und umstritten ist, die Mondo-Thematik auf die Spitze getrieben hat, einen wahren Boom an Kannibalenfilmen auslöste und trotz zahlreicher Geschmacklosigkeiten wohl keinen Zuschauer unberührt lässt. Über „Cannibal Holocaust“ muss daher wohl auch nicht mehr viel gesagt werden. Der Streifen zählt zu dem bekanntesten und härtesten Vertreter des italienischen Kannibalenfilms und wohl jeder geneigte Leser hat diesen Streifen zumindest einmal gesehen und wohl auch mindestens einmal in heimischen DVD-Regal.
Über „Cannibal Holocaust“ oder auch „Nackt und zerfleischt“, wie er im deutschsprachigen Raum auch vermarktet wurde, ist auch schon vieles geschrieben und noch mehr gesagt worden. Aber mit dem Erstlingsheft des Magazines „Tenebrarum“, welches von Martin Beine im Eigenregie auf die Beine gestellt und veröffentlicht wurde, ist im Jahre 2009 wohl eines der schönsten, schriftlichen Huldigungen zu „Cannibal Holocaust“ gelungen. Ein optisches, wie auch inhaltliches Highlight, welches für den Fan dieses Streifens eigentlich unverzichtbar ist. „Tenebrarum“ ist ein neues Magazin aus Deutschland, welches es sich zur Aufgabe gemacht hat, den aufgeschlossenen Lesern in jeder Ausgabe einen bestimmten Film umfassend und ausführlich in deutscher, sowie englischer Sprache vorzustellen. Das heißt, dass dem Leser neben hübschen Bildern zum Film auch noch jede Text vor die Linse geknallt wird. Und im Gegensatz zu bisherigen Publikationen ergeben diese Texte dann auch noch Sinn, sind fehlerfrei und vergehen sich nicht bloß in reißerischen Ausdrücken.
Magazin Nummer 1 widmet sich also ausführlich der ungekrönten Nummer 1 des italienischen Kannibalenfilms. Neben einer ausführlichen Inhaltsbeschreibung gibt es im dem 96seitigen Heft auch noch zahlreiche andere Artikel wie z.B. die Entstehung, Dreharbeiten, filmhistorische Einflüsse und Parallelen. Interessant auch die Unterschiede zwischen Drehbuch und fertigen Film, sowie die kleinen Unterschiede von unterschiedlichen Synchronfassungen. Weiters werden die zahlreichen Darsteller sowie der ebenfalls nicht unumstrittene Regisseur Ruggero Deodato und Drehbuchautor Gianfranco Clerici näher vorgestellt und auch der ganze Ärger, der „Cannibal Holocaust“ seinen Machern beschert hat, wird näher beleuchtet. Insofern lässt „Tenebrarum Nr. 1 – Cannibal Holocaust“ wirklich wenig Wünsche offen. Und neben den Texten gibt es natürlich massig Bildermaterial, welches sich aus Fotosätzen und Plakaten aus den Ländern zusammensetzt, wo der Film auch im Kino gezeigt wurde. Interessanterweise gibt es auch den vollständigen Fotosatz aus dem deutschen Kinoeinsatz, der im Gegensatz zu anderen Filmen des selben Genres nicht von der FSK beanstandet wurde.
All zu viel will ich an dieser Stelle dann auch gar nicht mehr schreiben bzw. verraten: „Tenebrarum Nr. 1“ ist wohl derzeit wirklich das Nonplusalwaysultra, wenn es um „Cannibal Holocaust“ geht. Hier wird diesem kontroversen Streifen auch endlich die schriftliche Plattform präsentiert, die er eigentlich verdient hat. Eine ausführlichere, schriftliche Abhandlung mit einem mehr an Bildmaterial wird man daher weltweit wohl nicht finden. Und mit jeder einzelner der 96 optisch ansprechend gestalteten Seite merkt der geneigte Leser, wie viel Herzblut in dieses lobenswerte Projekt geflossen ist. Hier wurde liebevoll Bildmaterial zusammengetragen, Bonusmaterial studiert, Interviews gesichtet und auch in anderen Publikationen ausführlich recherchiert. Ein mehr als gelungenes Werk eines Fans für Fans, das natürlich auch entsprechend honoriert werden sollte.
„Tenebrarum“ ist jedoch nicht im Handel und auch auf keinem Teleshopping-Kanal erhältlich und kann derzeit nur exklusiv über die Homepage www.tenebrarum.de geordert werden. Das Magazin kostet EUR 12,-- zuzüglich Versand (EUR 1,45 innerhalb Deutschlands) und wird bei Bedarf natürlich weltweit verschickt. Nummer 2, welches sich ausführlich dem Streifen „Zombies unter Kannibalen“ widmen wird, ist bereits in Arbeit und soll im September 2009 erscheinen. Auf der Homepage ist dann aber auch zu lesen, wie es einem ambitionierten Schriftsteller ergehen kann, wenn er an den falschen Verleger gerät. Der Text, der als Vorlage für das Erstlingesheft diente, war ursprünglich für ein Kapitel eines Buches gedacht, dass dann schlussendlich zwar mit den Ideen von Martin Beine veröffentlich wurde, ohne diesen jedoch als Autor anzuführen oder entsprechend zu honorieren. Das ist natürlich unterste Schublade und es bleibt zu hoffen, dass mit den Verkaufszahlen des Magazins und zukünftigen Gerichtsverhandlungen die Gerechtigkeit siegen wird.
Abschließend bleibt zu sagen, dass Martin Beine mit „Tenebrarum Nr. 1 – Cannibal Holocaust“ wirklich ein tolles Fanzine gelungen ist, dass sich ausführlich und intelligent mit dem kontroversesten Kannibalenfilm ever auseinandersetzt und dem geneigten Leser gebündelt wohl alle relevanten Informationen zu diesem Film bietet. Ein Magazin, das eigentlich in keiner gepflegten (Italo-)Sammlung fehlen sollte und dank der hochwertigen Aufmachung auch jeden einzelnen Cent wert ist. Ich freue mich jedenfalls schon auf die nachfolgenden Ausgaben und weil „Cannibal Holocaust“ auch zu meinen Lieblingsfilmen zählt, kann ich daher an dieser Stelle auch nur eine ausdrückliche Kaufempfehlung aussprechen. Das Teil ist informativ, Form und Inhalt stimmen und auch der Preis ist angesichts des Endproduktes sehr moderat. Bitte mehr davon!
Offline
@ Jochen,
vielen Dank für das tolle Review - was auch schon Online ist: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=5321 - und auch vielen Dank für den Tipp mit dem Magazin, dass wirklich ganz toll ist!
Offline
@ chilidog: gern geschehen... ich finde das Magazin ja auch wirklich sehr gut gelungen und bin natürlich auf die nächsten Ausgaben gespannt. "Zombies unter Kannibalen" ist ja mein allerliebster Zombie-Flick
Offline
jogiwan schrieb:
@ chilidog: gern geschehen... ich finde das Magazin ja auch wirklich sehr gut gelungen und bin natürlich auf die nächsten Ausgaben gespannt. "Zombies unter Kannibalen" ist ja mein allerliebster Zombie-Flick
Japp, auf die zweite Ausgabe bin ich natürlich auch gespannt - vielleicht klappt es dazu ja auch wieder mit einer Rezension, hab dem Autor auf jeden Fall schon mal unser Interesse bekundet.
Offline