project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Magier Montag (Ray Sager) ist ein großer Meister seines Faches. Wo andere Zauberer lächerliche Kaninchen aus dem Hut zaubern und billige Kartentricks vorführen, fasziniert der charismatische Magier sein Publikum mit bluttriefenden Tricks aus der Gore-Kiste. Da werden Jungfrauen nicht einfach mit der obligatorischen Säge halbiert, sondern ordentlich mit der Elektrosäge zerteilt, das die Gedärme nur so durch die Gegend spritzen. Köpfe werden mit Metallnägeln durchbohrt und anschließend zermanscht und weiteren Assistentinnen gleich ganze Löcher in Körper gestanzt. Doch nur Sekunden später stolzieren die vermeintlichen Opfer wieder unversehrt von der Bühne.
Das Publikum ist angesichts solcher gewagten Aktionen natürlich mehr als begeistert. Auch die toughe Talkshow-Moderatorin Sherry (Judy Cler) kann sich der Faszination der bluttriefenden Tricks nicht entziehen und hätte Montag gerne in ihrer täglichen Show. Der ist anfänglich nicht interessiert, willigt jedoch ein, als er erfährt, dass Sherrys Show live im Fernsehen übertragen wird. Ihr Verlobter und Sportreporter Jack (Wayne Ratay) ist jedoch nicht sonderlich begeistert und hält Montag für einen billigen Illusionisten. Doch wenig später häufen sich unerklärliche Todesfälle und die jungen Frauen, an denen Montag seine blutigen Tricks vorgenommen hat, werden Stunden später tot und mit jenen Wunden aufgefunden, die ihnen zuvor in der Show zugefügt wurden.
Die Polizei steht erst einmal vor einem großen Rätsel und vermutet, dass es sich bei dem Mörder um einen psychopathischen Nachahmungstäter handelt. Doch zu diesem Zeitpunkt ist der journalistische Instinkt von Jack und Sherry bereits geweckt und die beiden stellen ihre eigenen Nachforschungen an. Zur gleichen Zeit häufen sich jedoch auch seltsame Phänomene im Umkreis des Paares und Jack ist wenig begeistert, dass der obskure Magier in der Show seiner Verlobten auftreten soll. Wenig später sterben zwei weitere Damen ohne erkennbare Fremdeinwirkung an seltsamen Verletzungen und die Polizei reagiert beinahe hilflos. Als dann auch noch der besagte Fernsehauftritt von Montag ins Haus steht, spitzt sich die Lage für Jack und Sherry bedrohlich zu...
Regisseur Herschell Gordon Lewis muss man einfach lieb haben. Der sogenannte „Godfather of Gore“ war ja der erste Filmemacher, der seine billig heruntergekurbelten Filmchen mit ordentlich Blut und Gewalt aufpeppte und so seine Zuschauer in Angst, Ekel und Entsetzen versetzte. Und so schon lange bevor Lucio Fulci, Joe D´Amato und Konsorten in den späten Siebzigern und frühen Achtzigern ohne Rücksicht auf Verluste losgesplättert haben, im Jahre 1963 mit seinem Streifen „blood feast“ ein ganzes Genre begründete. „The Wizard of Gore“, der bereits 1968 gedreht wurde - jedoch erst zwei Jahre später in ausgewählte Kinos kam – ist hier keine Ausnahme. Eine billige Inszenierung, einen dünne Story, die Platz für zahlreiche Spatterszenen bietet und zahlreiche hölzerne Darsteller ergeben einen ziemlich ungewöhnlichen Film, den man einfach in sein Herz schließen muss.
Im Grunde geht es in „The Wizard of Gore“ um die Macht der Bilder und Illusionen. Bilder, die uns Magier und Filmemacher präsentieren und die uns einen Einblick in Welten liefern, von denen wir uns im normalen Leben jedoch lieber fern halten. Doch wer sagt uns, welche Bilder echt und welche gefaket sind? Woher wissen wir, was real oder doch Fiktion ist? Ist Magier Montag ein großer Künstler oder ein sadistischer Mörder, der mit der Macht der Suggestion sein Publikum im Saal und vor den Fernsehapparaten fest im Griff hat? Doch diese existenziellen Fragen sind eigentlich auch nur nebensächlich, da dem Zuschauer eine endgültige Aufklärung der Begebenheiten verwehrt bleibt. Viel mehr kippt „the wizard of gore“ oftmals ins Traumartige und gegen Ende wird es ja so richtig strange.
Aber im Grunde ist die Story um die beiden Journalisten, die in den Bann des Magiers geraten ja auch vollkommen zu vernachlässigen, wenig spannend und auch nur der lose Aufhänger für zahlreiche, breit ausgewalzte Splatter-Szenen im Rahmen von Montags Zaubershow. Diese sind zwar billig inszeniert, verfehlen ihre Wirkung jedoch nicht. Da wird geschnippelt, geschreddert, gestanzt und geschwertschluckt, dass es nur so eine Freude ist und kein Blutstropfen unverspritzt bleibt. Und wenn dann auch noch Gedärmen gewühlt wird und Augen aus ihren Höhlen gepult werden, dann wird sich der Mainstream-Zuschauer wohl nur noch angewidert abwenden. Ich für meinen Teil glaube ja hingegen, dass Herr Herschell und seine Mitstreiter einfach Spaß daran hatten, für damalige Verhältnisse Tabus zu brechen und die Kinosäle ordentlich zu rocken.
Immer schön billig, blutig und immer schön in Großaufnahme. Für Otto-Normalzuschauer sind die Werke eines Herschell Gordon Lewis ja auch nicht geeignet und selbst unter Horrorfans sind seine Filme oft umstritten. Für die einen zu billig und zu trashig inszeniert, genießt er bei der Gegenseite uneingeschränkten Kultstatus. Sicherlich sind Filme wie „2000 Maniacs“ oder „The Gore, Gore Girls“ mittlerweile eher skurrile und antiquierte Zeitdokumente, als ernstzunehmende Horrorstreifen. Auch die Art und Weise wie seine Filme oft mit niedrigsten Budget verwirklicht wurden, bietet Grund für emotionsreiche Diskussionen auf beiden Seiten. Doch auch wenn seine Streifen oft an der Schmerzgrenze des Erträglichen vorbeischrammen, bzw. diese Grenzen auch überschreiten, ist sein Platz in der Geschichte des Horrorfilms unumstritten.
Bei den Darstellern sticht vor allem Ray Sager als Magier Montag, der seinen großen Auftritt jedoch erst am Freitag hat, heraus. Overacting wäre für seine Performance mit durchdringenden Augen und grauen Fifi ja noch untertrieben. Gute Schauspieler sehen zwar anders aus, trotzdem könnte man sich für die Rolle wohl keinen besseren Darsteller vorstellen. Die weiblichen Opfer sind hübsches Beiwerk und dürfen außer exzessivem Kreischen leider keinerlei Text aufsagen. Doch ob blond, ob braun – Montag zerstückelt jedoch alle Fraun´ J. Naja, fast alle. Judy Cler als Sherry bleibt ja dieses grausige Schicksal erspart. Deren Vorzüge sind aber auch eher in ihrer Optik, als bei ihren schauspielerischen Qualitäten zu suchen. Wohl auch ein Grund, warum sie als auch ihr Kollege Wayne Ratay in keinem weiteren Film in Erscheinung getreten ist. Der Rest des Casts ist jedoch wie bei Lewis üblich, gänzlich zu vernachlässigen.
Die DVD aus dem Hause CMV-Laservision gibt es mittlerweile auch schon seit einigen Jahren. Da in Kürze jedoch auch das Remake aus dem Jahre 2007 auf den deutschen Markt kommt, erscheint das Original jetzt auch nochmals in einer feinen Edition. Da der Streifen offensichtlich nie deutsch synchronisiert wurde und sich derartiges Unterfangen auch niemals rentieren würde, kommt der Streifen in der englischen Sprachvariante inklusive optionalen deutschen bzw. niederländischen Untertiteln. Neben einem ausführlichen Audiokommentar von H.G. Lewis, welcher jedoch nicht untertitelt ist, gibt es noch zahlreiche Trailer zu ein paar seiner bekanntesten Streifen, sowie einen Bonusfilm namens „Beat Girl“, zu dem ich beizeiten vielleicht auch noch ein paar Zeilen tippen werde. Eine Bildergalerie und eine hübsche Verpackung runden das positive Gesamtbild angenehm ab.
Was soll man zu „The wizard of gore“ noch großartiges sagen: entweder man mag die Streifen von Herschell Gordon Lewis oder eben nicht. Dazwischen gibt es nicht viel. Bluttriefende Geschmacklosigkeiten am laufenden Band, gepflegte Langeweile in einer Budget-schonenden Inszenierung, sowie schlechte Darsteller ergeben bei Herrn Lewis seltsam-obskure Streifen, die den Zuseher entweder in Staunen oder fassungsloses Entsetzen versetzen. „The Wizard of Gore“ bietet da keine Ausnahme. Die Geschichte ist sehr strange, bisweilen auch nicht ganz einfach nachzuvollziehen und gegen Ende wird’s zu allem Überfluss auch noch sehr psychedelisch. Trotzdem macht „The wizard of gore“ über weite Strecken gute Laune und wird den geneigten Fan auch nicht enttäuschen. Im Gegensatz zum etwas drögen Update mit Kip Pardue und Crispin Glover gefällt mir diese herrlich old-skoolige Variante doch wesentlich besser auch wenn diese schon Tempo und Spannung vermissen lässt. Daher gibt es an dieser Stelle für die Mär des bösen Zauberers auch ohne Einsatz dessen suggestiven Kräfte schon mal wohlwollende 7 von 10 Punkte.
Beitrag geändert von jogiwan (14.May 2009 11:10:14)
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@ Jochen,
Review ist nun Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=5187
Vielen Dank !!!
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