project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Der junge Krankenpfleger Dylan (Chad Bartley) freut sich auf seinen Geburtstag, den er mit seinem Freund Kenneth (Gaetano Jones) aus Phoenix verbringen möchte. Die Wohnung ist geputzt, der Fisch im Ofen, der Wein gekühlt, das Badewasser eingelassen und alles schaut nach einem perfekten Abend aus. Doch Kenneth verspätet sich und hat auch eher nur Kopf für seine Immobiliengeschichten, als für die Belange des jungen Mannes. Die Fisch ist ruiniert, das Badewasser kalt und die Stimmung des jungen Mannes auf dem Tiefpunkt. Trotzdem verbringen die beiden einen schönen Abend und Kenneth schenkt dem Geburtstagskind eine schöne Keramikvase. Dylan schmiedet schon emsig gemeinsame Zukunftspläne und nach Beendigung des aktuellen Projektes soll Kenneth ja nach Los Angeles ziehen um gemeinsam eine Zukunft aufzubauen.
Doch am nächsten Tag ist bereits wieder alles anders. Kenneth erhält einen Anruf und reist überstürzt nach Phoenix zurück. Dylan ist wenig erfreut und zerstört im Zorn das wertvolle Geschenk von Kenneth. Aber er sieht natürlich auch ein, dass die Projekte seines Freundes derzeit einfach Priorität haben. Als er von seinen Eltern zum Geburtstag etwas Geld erhält, beschließt er spontan, Kenneth nach Phoenix nach zu reisen, um ihn dort in seinem Apartment zu überraschen. Gesagt – getan befindet sich Dylan auch schon kurze Zeit später in Phoenix und sucht Kenneth in seinem Hotelzimmer. Doch dieses ist verwaist und auch die Anrufe des Jungen bleiben unerwidert. Kenneth scheint wie vom Erdboden verschwunden.
Dylan macht sich langsam Sorgen um seinen Freund und informiert die Polizei. Doch wenig später macht er eine weitere Entdeckung. Durch Zufall lernt er Demetrius (Jeff Castle) kennen, der behauptet, dass er mit Kenneth bereits seit Jahren eine Beziehung führt. Der junge Mann ist wie vor dem Kopf gestoßen und reagiert aggressiv auf diese Behauptungen. Wenig später meldet sich die Polizei, dass es Kenneth zwar gut geht, er jedoch kein Interesse hat, mit beiden Männern zu sprechen. Dylan und Demetrius müssen erkennen, dass die Beteuerungen von Geschäftsmann Kenneth wohl bei beiden nichts wert waren. Doch ein gemeinsames Schicksal verbindet und die beiden Männer kommen sich in ihrem Leid näher.
In stundenlangen Gesprächen wird über das gemeinsame Schicksal gesprochen und Dylan fühlt sich immer mehr zu dem etwas älteren Demetrius hingezogen. Auch dieser findet den jungen Mann sympathisch und die beiden Gehörnten verbringen eine Liebesnacht miteinander. Dylan tauscht ein paar Schichten und beschließt spontan noch ein paar Tage in Phoenix zu bleiben. Doch im Gegensatz zu Dylan scheint Demetrius das Erlebte nicht so gut wegzustecken. Wenig später muss er erkennen, dass seine langjährige Beziehung wohl entgültig zerbrochen und auch nicht mehr zu retten ist. Und während Dylan sich bereits eine gemeinsame Zukunft ausmalt, reagiert Demetrius zunehmend aggressiver...
Der 2006 entstandene Streifen „Phoenix“ von Regisseurs Michael Aker beschäftigt sich wieder einmal mit unserem Lieblingsthema Menschen und Beziehungen. Dabei ist dem offen schwul lebenden Regisseur und dessen Partner und Co-Drehbuchautor Sandon Berg ein schöner, wenn doch auch etwas unspektakulärer Film über zwei sympathische Menschen gelungen, die beide von ein und dem selben Partner betrogen werden. Doch anstatt am gemeinsamen Schicksal zu verzweifeln entsteht aus Sympathie füreinander eine Art Freundschaft und die beiden helfen sich gegenseitig in dieser schwierigen Phase, in der man erkennen muss, dass sämtlich Zukunftspläne, die man unabhängig voneinander mit dem selben Partner geschmiedet wurden, sich nicht mehr erfüllen werden.
Dylan hat eine Wochenendbeziehung zu dem älteren und vermeintlich erfolgreichen Kenneth. Das dieser nur wenig Zeit für den jungen Mann erübrigen kann und sich scheinbar auch nicht für dessen Leben interessiert, wird von dem Jungen angesichts dessen Geschäfte – wenn auch etwas widerwillig – akzeptiert. Doch auch wenn Dylan im Grunde glaubt, seinen Partner zu kennen, weiß er so gut wie gar nichts über seinen Freund, der ihn seit Monaten am Wochenende besucht. Umso größer ist da dann natürlich auch seine Enttäuschung, als er feststellen muss, dass dieser bereits seit Jahren mit Demetrius eine Beziehung führt. Doch Demetrius in Phoenix weiß ebenfalls nichts von seinem umtriebigen Partner und ist von der Existenz seines Nebenbuhlers genauso überrascht wie der junge Mann aus Los Angeles. Beide sind betrogen worden und beide müssen wenig später erkennen, dass ihre jeweiligen Beziehungen am Ende angelangt sind. Den jüngeren Dylan trifft es zwar zuerst mit voller Härte, jedoch hat dieser – wie in jungen Jahren nun mal üblich – die Enttäuschung wesentlich schneller weggesteckt und ist schon kurze Zeit später optimistisch gelaunt und wieder offen für Neues. Demetrius hingegen wirkt anfänglich gefasst und lässt sich sogar auf ein kurzes Abenteuer mit Dylan ein. Doch wenig später fällt er umso tiefer in ein schwarzes Loch. Und als Menschenkenner weiß man, dass er noch lange brauchen wird, um über die Enttäuschung hinweg zu kommen.
Inspiration für seine Geschichte und seinen Film fand Regisseur Akers laut eigenen Angaben in dem Streifen „Die mit der Liebe spielen“ von Michelangelo Antonioni aus dem Jahre 1960, der mir jedoch leider noch nicht bekannt ist. So wie in „Phoenix“ wird hier jedoch scheinbar zu Beginn des Filmes ein Charakter eingeführt, der irgendwann verschwindet und für den Verlauf des Filmes nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Diese Idee hat Akers so gut gefallen, dass er diese auf für seinen Film verwendet hat. Auch bei „Phoenix“ scheint es anfänglich um Dylan und seine Beziehung zu Kenneth zu gehen. Doch der verschwindet im ersten Drittel spurlos und taucht auch im Verlauf des Filmes nicht mehr auf. Dennoch dreht sich der gesamte Film um ihn, auch wenn er nicht mehr Erscheinung tritt.
Der Film selbst ist natürlich typisch-amerikanisches Indie-Kino, dem man aber die kostengünstige Machensweise gerne nachsehen kann. Die Bilder, die Regisseur Aker für seine Geschichte eingefangen hat, sind immer sehr stimmig und auch die Locations sind ebenfalls sehr schön gewählt. Die Settings sind zwar sehr Ikea-lastig, aber das wirkt angesichts der schwulen Thematik ja dann auch umso realistischer. Generell wird in „Phoenix“ klischeefreier Realismus auch sehr groß geschrieben. Auch der Soundtrack hat mir sehr gut gefallen und die Songs untermalen die Stimmungen der Darsteller auch sehr gut. Die Geschichte find ich gut, vermutlich aber auch, weil ich in jungen Jahren ja ähnliches erleben durfte. Aber schlechte Erfahrungen machen ja eigentlich alle im Laufe des Lebens und es geht ja schlussendlich darum, aus seinen Fehlern zu lernen und sich dadurch nicht gleich aus der Bahn werfen zu lassen.
Bei den Darstellern hat man eigentlich ein gutes Händchen bewiesen. Chad Bartley als junger Dylan hat nicht nur eine gute Figur und ein hübsches Gesicht, er ist auch ein wandlungsfähiger Schauspieler, dem man seine Rolle als enttäuschter Lover, der jedoch wieder ratzfatz auf den Beinen ist, auch gerne ab. Jeff Castle als Demetrius steht ihm eigentlich um nichts nach. Die Figur ist vielleicht nicht mehr ganz so knackig, aber wie man in den zurückhaltend-inszenierten Liebeszenen sehen kann, auch immer noch eine Sünde wert. Auch die weiteren Darsteller sind sehr solide, auch wenn man meiner Meinung nach auf das alternde Pärchen, die gar zu tuntig über die Vorteile einer offenen Beziehung referieren, hätte verzichten können.
Die DVD von CMV-Laservision bringt uns diesen dritten abendfüllenden Film von Michael Aker in der englischen Originalversion mit optionalen deutschen Untertiteln. Die Bildqualität ist gut, was jedoch für einen Independent-Film mehr als in Ordnung geht. Leider gibt es auf der DVD außer dem Trailer zum Film und weiteren Streifen aus der „Coming-of-age“-Serie keinerlei sonstiges Bonusmaterial, was ich persönlich etwas schade finde. Ein Making-of oder ein paar Interviews wären ja sicherlich interessant gewesen. Positiv anzumerken ist, ist jedoch die Tatsache, dass sich CMV-Laservision dazu entschloss hat, die bereits mehrfach durchgekaute neue FSK-Plaketten-Diskussion mit einem Wendecover zu umgehen.
Abschließend bleibt zu sagen, dass Regisseur Michael Aker mit seinem Streifen „Phoenix“ ein unspektakulärer, ruhiger und weitgehendst klischeefreier Film über zwei sympathische schwule Männer gelungen ist, die jeweils auf unterschiedliche Art mit der Tatsache umgehen, dass sie von einer Person über längeren Zeitraum betrogen wurden. Mir hat „Phoenix“ aufgrund meiner eigenen, sehr ähnlichen Erfahrungen jedenfalls sehr gut gefallen und ich kann daher an dieser Stelle auch nur eine Empfehlung an das schwule Zielpublikum aussprechen. Der Streifen ist zwar etwas unspektakulär, aber kurzweilig und entlässt den Zuschauer am Ende mit einem optimistischen Gefühl. Der moralische Zeigefinger bleibt eingepackt, auch die Tränendrüse wird nicht benötigt und selbst die Sexszenen wirken erfrischend ungekünstelt. Eigentlich eine gelungene Abwechslung zu den sonstigen Filmen aus der Schwulenkiste, die ja vorwiegend von Outing-Problemen oder gesellschaftlicher Unterdrückung handeln. Und weil ich das Ergebnis auch in Punkten ausdrücken sollte, gebe ich an dieser Stelle gerne 7 von 10 Punkten.
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@ Jochen,
Review ist nun Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=5191
Vielen Dank!!!!
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