project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Am vorletzten Tag ihres gemeinsamen Badeurlaubes im Südosten Mexikos treffen die beiden Pärchen Jeff (Jonathan Tucker) und Amy (Jena Malone), sowie Eric (Shawn Ashbury) und Stacy (Laura Ramsey) auf den Deutschen Mathias (Joe Anderson). Gemeinsam wird Party gemacht und auch der Tequila fließt in Strömen. Mathias macht den vier amerikanischen Studenten den Vorschlag, am nächsten Tag gemeinsam einen Ausflug in das Landesinnere zu machen, um dessen Bruder Heinrich und seine Freundin bei einer aztekischen Ausgrabungsstätte zu besuchen, die auf keinem aktuellen Reiseführer verzeichnet ist. Da sich der gemeinsame Urlaub abgesehen von Sonne, Strand und Alkohol bis dato wenig spektakulär entwickelt hat, lassen sich die Vier auch gerne überreden und willigen ein.
Am nächsten Tag starten die fünf Touristen gemeinsam mit dem Griechen Dimitri mit Rucksack, Flipflops und guter Laune in den abenteuerlichen Ausflug in das Landesinnere. Mit Bus und Taxi landet der Trupp dann auch wenig später im Dschungel und findet den versteckten Trampelpfad, der zu dem sagenumwobenen Maya-Tempel führt. Doch die Freude währt nur kurz, den als die jungen Leute den Tempel erreichen und betreten wollen, werden sie von aufgebrachten Einheimischen umzingelt, die sie mit Waffen bedrohen. Als Dimitri vermitteln will, wird ihm der halbe Kopf weggeschossen. Der Rest der Truppe ist schockiert und flüchtet in Panik auf die Spitze des verfallenen und mit seltsamen Pflanzen überwucherten Tempels. Dort entdecken sie auch die verlassenen Zelte von Heinrich und dessen Freundin. Abgeschieden von der Außenwelt, ohne Handyempfang, nur mit einem Mindestmaß an Ausrüstung und Verpflegung ausgerüstet und ohne Aussicht auf Hilfe sind sie auf der Pyramide gefangen.
Als aus den Ruinen immer wieder ein Handy-Klingeln zu vernehmen ist, begibt sich Mathias mit Hilfe einer Seilwinde in das Innere des verfallenen Tempels. Doch der Strick reißt und der Deutsche bleibt mit zerschmetterten Beinen und gebrochenen Rückrat im Innern der Pyramide liegen. Bei dem Versuch ihn zu bergen, verletzt sich auch Stacy am Knie. Und wenig später entdecken die geschockten Jugendlichen auch den Grund, warum sie von den Eingeborenen festgehalten werden. Die unbekannte Ranke mit ihren roten Blüten ist nicht so harmlos wie sie aussieht. Die Ausläufer der Pflanze sind blutgierig und dringen während des Schlafes durch die Wunden von Stacy und Mathias in deren Körper ein. Als das Wasser knapp wird und auch der Zustand von Mathias immer schlechter wird, entscheiden sich die Restlichen zu einem drastischen Schritt und amputieren ihm beide Beine. Als er trotzdem verstirbt liegen die Nerven bei den jungen Amerikanern entgültig blank und ein Alptraum aus Gewalt und Wahnsinn nimmt seinen Lauf aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint...
Eines gleich vorweg: der amerikanische Horrorstreifen „Ruinen“ des jungen Regisseur Carter Smith war ja für mich persönlich eines der wenigen Highlights im Filmjahr 2008. Zwar kein Klassiker über den man noch in Jahrzehnten spricht, aber trotzdem sticht dieser Beitrag aus mehreren Gründen aus der Masse der Teen-Twen-Torture-Streifen mehr als positiv hervor. Den im Gegensatz zu anderen Filmen verfügt „Ruinen“ über eine (halbwegs) originelle Story, die ihre Darsteller zu barbarischen Handlungsweisen zwingt, die jedoch für den Zuschauer immer nachvollziehbar sind. Und trotz teils drastischer Effekte liegt das Hauptaugenmerk der Inszenierung nicht auf das Zeigen größtmöglicher Brutalität, sondern auf die düstere Atmosphäre und die psychische Belastung durch ein auswegloses Szenario gelegt. Trotzdem hat der kurzweilige Film ein paar der grausigsten Szenen der Filmgeschichte und ist trotz der – meines Erachtens nicht ganz nachvollziehbaren - FSK-16-Freigabe selbst für hartgesottene Zuschauer kein Zuckerschlecken.
Als der Streifen mit Erscheinen der US-DVD im Herbst 2008 erstmals in meinem Player gelandet ist, hab ich abgesehen von durchaus positiven Stimmen nichts über diesen Streifen gewusst. Und eigentlich hab ich mir auch eher einen handfesten Slasher erwartet, in dem ein paar Ami-Doofköppe in die Hände eines durchgeknallten Maya-Kultes geraten und dann nach der Reihe rituell geopfert und massakriert werden. Doch zu meiner Überraschung wurde meine Erwartungshaltung so überhaupt nicht erfüllt und nach einem eher ruhigen und humorvollen Auftakt landet der Zuschauer unvermittelt in einem ernsten und grimmigen Horrorfilm ohne Kompromisse über Touristen, die unvermittelt in einer tödlichen Falle landen aus der es keinen Ausweg gibt. Das Eine ergibt das Andere und die Protagonisten landen in einem Strudel aus Angst, Paranoia und Selbstzerstörung, der mit dem alternativen Ende auch böse und unerwartet konsequent ausgefallen ist.
Sicherlich mag für manche Zuschauer die Bedrohung durch eine mysteriöse Pflanze lächerlich und unglaubwürdig erscheinen, aber immerhin handelt es sich um einen Horror-Film, bei dem man in Punkto Logik schon mal ein- oder gleich zwei Augen zudrücken kann. Ich persönlich finde die Idee sehr originell und vor allem auch optisch sehr gut umgesetzt. Eine uralte, trickreiche aztekische Killerpflanze die auf Menschenfleisch aus ist und deren Quarantäne auf den Ruinen einer verfallenen Maya-Pyramide von Eingeborenen zum Schutz der restlichen Menschheit überwacht wird, ist schon sehr ausgefallen und sieht man auch nicht alles Tage. Und als die Mitzwanziger bemerken, wie ausweglos ihre Situation ist, beginnen in ihrer Panik zwischen Hoffen und Bangen auch bald die obligatorischen Psychospielchen. Schuldzuweisungen werden ausgesprochen, es wird gestritten und Angst und Paranoia greift zunehmend um sich. Wenig später ist die Bedrohung nicht mehr nur die Pflanze oder gewaltbereite Eingeborene, sondern geht wie so oft auch innerhalb der ohnehin bereits dezimierten Truppe aus.
Die Vorlage des Filmes stammt auch von dem Bestseller-Autor Scott Smith und war im deutschsprachigen Raum unter dem Titel „Dickicht“ auch wochenlang höchst umstritten in den Bestsellerlisten. Smith hat für die Drehbuch-Adaption seines Erstlingswerkes namens „ein einfacher Plan“, welches von Sam Raimi verfilmt wurde bereits eine Oscar-Nominierung erhalten und die Rechte seines zweiten Werkes waren bereits verkauft, als er erst ein paar Kapitel geschrieben hatte. Und so entstand neben dem eigentlichen Roman auch eine gestrafftere Drehbuch-Variante, die auch etwas von der 480 Seiten starken Original-Variante abweicht. Die Meinungen zum Roman sind wie die zum Film dann auch sehr durchwachsen und reichen von oberflächlicher Billigst-Trivial-Literatur bis hin zum spannenden und packenden Psychothriller. Meiner Meinung nach ist „Ruins“ einfach ein unterhaltsamer Film, der den geneigten Zuschauer für 90 Minuten bestens unterhält und auch gar nicht mehr möchte.
Das der Film auch so gut funktioniert liegt aber neben der Vorlage, den gorigen, vorwiegend handgemachten Effekten und der packenden Inszenierung von Jung-Regisseur Carter Smith größtenteils an den jungen Darstellern, die sich auch wohltuend von sonstigen Filmen aus der gleichen Ecke abheben. Jenna Malone kennt der aufmerksame Zuschauer aus dem grandiosen „Donnie Darko“ und auch hier spielt Miss Malone ihre Rolle der zurückhaltenden Amy zu jeder Sekunde glaubwürdig. Auch der 1982 geborene Jonathan Tucker („Texas Chainsaw Massacre Remake“ und „Hostage“) spielt jungen Medizinstudenten, der sich genötigt sieht, unter der glühenden Sonne Mexikos improvisierte, medizinische Eingriffe auszuführen, sehr gut. Den sympathischen Shawn Ashmore kennt man aus hingegen vor allem als „Iceman“ aus der X-Men-Trilogie und auch Laura Ramsey als Stacy ist hübsch anzusehen und agiert sehr überzeugend.
Wie bereits erwähnt verfügt „Ruinen“ trotz FSK-16-Freigabe über ein paar sehr böse Effekte und vor allem die Amputationsszene in der vorher mit einem Stein die Knochen gebrochen werden müssen ist mehr als heftig und erwartet man sich in seiner Kompromisslosigkeit auch in einem Film mit derartiger Freigabe auch nicht. Und hier geschieht auch nichts im Schutze der Dunkelheit, sondern meist bei grellem Sonnenlicht. Die FSK hatte wohl mehr als einen guten Tag, denn auch wenn teilweise die Effekte nur kurz zu sehen sind, so sind weit harmlosere Filme, verstümmelt und mit höheren Freigaben bedacht worden. Während im deutschsprachigen Raum die ursprüngliche Kinoversion, die sogenannte „R-Rated-Version“ auf DVD veröffentlicht wurde, gibt es im amerikanischen Raum ja noch die mittlerweile obligatorische „Unrated-Fassung“, die neben erweiterten Dialogszenen auch noch über einen ausgedehnteren Gore-Anteil verfügt. Ich kenn beide Varianten und ob diese Erweiterungen den Film jetzt tatsächlich besser oder interessanter machen und zu welcher Variante man schlussendlich greifen möchte, ist wohl jedem selbst überlassen. Fakt ist jedoch auch, dass der Film auch in der Kinovariante sehr gut funktioniert und definitiv nix für zartbesaitete Gemüter ist.
Die DVD aus dem Hause Paramount basiert auf der „R-Rated-Version“, die im deutschsprachigen Raum auch in den Kinos gelaufen ist. Die Bildqualität ist natürlich sehr gut und neben der Originalversion in englischer Sprache, kann man sich Film auch in der deutschen und türkischen Synchronisation anschauen. Eine weitere Tonspur bietet einen Audiokommentar von Regisseur Carter, der sowohl deutsch als auch englisch untertitelt ist. Neben dem alternativen und düsteren Ende, das mir persönlich einen Tick besser gefällt als der eigentliche Schluss, gibt es noch 3 interessante Making-Of´s, die Hintergründe und Entstehung des Filmes, der im winterlichen Australien (!!!) gedreht wurde, näher beleuchten. Unter anderem bekommt man auch interessante Einblicke in die Entstehung der Pflanzen und der teils derben Effekte. Und wem das alles noch nicht reicht, kann sich auch noch 3 entfallene Szenen inklusive optionalen Kommentar des Regisseurs anschauen.
Unterm Strich eine sehr schöne und umfangreiche Veröffentlichung eines unerwartet guten, jedoch polarisierenden Filmes, welcher sich der geneigte Horrorfan auch nicht entgehen lassen sollte. Sympathische Darsteller, eine unkonventionelle Geschichte und gorige Effekte ergeben einen würdigen Vertreter des neuzeitlichen Horrorfilmes, der sicher zu den besseren Ergebnissen der letzten Zeit gezählt werden kann. In Zeiten, in der sich die Filme vor allem nur noch in Punkto Härte zu übertreffen versuchen, bei denen aber oftmals auf eine Geschichte und/oder tiefergehende Charakterisierung vergessen wird, sicherlich eine lobenswerte Ausnahme. Mich persönlich hat der packende Efeu-Grusler jedenfalls bestens unterhalten und trotz der etwas ungewöhnlichen Bedrohung auch gut gefallen. Wie gesagt, nix für die Ewigkeit und auch nix für Puristen, aber für den gelungenen Filmabend mit ein paar Freunden ist dieser unerwartet kompromisslose Pflanzenhorror mehr als ausreichend. Einlegen, Hirn ausschalten, Spaß haben und schon gar nicht von der niedrigen Freigabe abschrecken lassen. Daher gebe ich an dieser Stelle dann auch gerne 7 von 10 Popcorn-Entertainment-Punkten. Bitte mehr davon!
Beitrag geändert von jogiwan (08.January 2009 18:54:53)
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@ Jochen,
Danke für das Review - ist wieder Klasse geworden!!!
Ist nun auch Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=4753
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