project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Am Abend des 5. Dezember 2001 treffen sich in einer kleinen Stadt in Kärnten ein paar Jugendliche. Nach dem traditionellen Perchtenlauf wird mit Joints und Alkohol der ohnehin guten Stimmung noch etwas nachgeholfen. Cole Black erfährt von seiner Freundin Sarah, dass eine leidenschaftliche Nacht der Beiden nicht ohne Folgen geblieben ist. Doch bevor sich der werdende Vater freuen kann, werden die Beiden von ihren Freunden überrascht und Sarah mit einer Rute verdroschen. In Panik flüchtet sie auf eine Straße, wird von einem herankommenden Auto erfasst und verunglückt tödlich. Obwohl es ein Unfall war, beschließen die anderen aus Angst um ihre Zukunft, die Schuld an Sarahs Tod Cole in die Schuhe zu schieben. Dieser reagiert angesichts dieses Komplottes panisch und nimmt bei einer Tankstelle die junge Penelope als Geisel, die nur durch den beherzten Einsatz der örtlichen Polizeibeamten, gerettet werden kann. Daraufhin verliert Cole vollkommen den Verstand und wird in ein Irrenhaus gesteckt.
Fünf Jahre nach dem tragischen Unfalltod kehrt Penelope Anfang Dezember nach einem Studium in Wien und einem Auslandspraktikum zurück in das verschneite Städtchen. Dort hat sich die ausgebildete Journalistin nämlich für einen Job beim regionalen Fernsehen beworben. Die Ankunft wird von ihren Freunden natürlich entsprechend gefeiert und auch ihr ehemaliger Freund ist ganz begeistert von der mittlerweile sehr selbstbewussten Frau. Dummerweise zur gleichen Zeit entflieht jedoch auch Cole aus seiner Anstalt. Obwohl er von seinen behandelnden Ärzten als extrem suizid-gefährdet eingestuft wird, hat der gute Herr jedoch ganz andere Pläne. Denn er ist zurückgekommen um an den Beteiligten des Unfalles vor einem halben Jahrzehnt, Rache zu nehmen. Er tötet den ahnungslosen Samy, schnappt sich dessen Krampuskostüm und versteckt seine Leiche.
Doch anstatt die Bevölkerung zu warnen, beschließt die örtliche Polizei mit dem Wirtschaftskammerpräsidenten James, die Flucht von Cole nicht öffentlich zu machen. Da der jährliche Perchtenlauf ins Haus steht, will man aus wirtschaftlichen Gründen die Bevölkerung nicht verunsichern. Ein Umstand, der Cole natürlich sehr entgegen kommt. Nun kann er in aller Ruhe nach einander den Beteiligten einen Besuch im Krampuskostüm abstatten. Und als Zweiter wird auch gleich der Unglückslenker von dem Psychopathen um die Ecke gebracht. Zur gleichen Zeit merkt aber auch Journalistin Penelope, dass etwas in der ruhigen Stadt nicht stimmt. Personen verschwinden und auch ihr Vater und weitere Personen aus ihrem Bekannten- und Verwandtenkreis reagieren zunehmend verunsichert und panisch. Ihre Tante Melissa will von einem Tag auf den anderen die Stadt verlassen und auch die Mutter von Cole scheint spurlos vom Erdboden verschwunden.
Durch ihr journalistisches Gespür und im Zuge ihrer Recherchen für den TV-Sender kommt Penelope gemeinsam mit ihrer Freundin Angie langsam hinter die ganze Sache. Sie vermutet bereits, dass Cole in einem Perchtenkostüm unterwegs ist und Jagd auf die Personen macht, die in den Unfall vor fünf Jahren verwickelt waren. Anfangs schenkt ihr zwar niemand Glauben, aber als sich die Leichenberge türmen und auch noch der Grabstein von Sarah gestohlen wird, ahnen alle Beteiligten, dass sich eine tödliche Gefahr unter ihnen befindet. Doch zu diesem Zeitpunkt tummeln sich bereits gut 200 Perchten in der kleinen Stadt und unter ihnen ist auch der zu allem bereite Cole. Am traditionellen „Tag der Teufel“ kommt es während der Brauchtumsveranstaltung zu einem Wettlauf zwischen Leben und Tod für Penelope und ihrem verbliebenen Freundeskreis. Doch das Grauen nimmt weiter unbarmherzig seinen Lauf.
Der österreichische Low-Budget-Streifen „Tag der Teufel“ aus dem Jahre 2007 wird ja gemeinhin als alpenländische Antwort auf John Carpenters „Halloween“ gehandelt. Und so wie der Kultsteifen über den psychopathischen Michael Myers, basiert auch „Tag der Teufel“ auf einem traditionellen Brauch. Doch während das Halloween-Fest, mittlerweile auf der ganzen Welt bekannt ist, werden die traditionellen Perchten wohl nicht jedem Filmfan auf diesem Planeten ein Begriff sein. Daher muss ich an dieser Stelle mal wieder etwas weiter ausholen. Bei den Perchten handelt es sich ursprünglich eigentlich um einen heidnischen Brauch, mit dem von als Teufel und Hexen schaurig-maskierten Personen in den Raunächten der Winter ausgetrieben werden sollte. In Österreich gibt es aber noch eine weitere sehr eigentümliche Tradition, der im restlichen deutschsprachigen Raum nicht verbreitet ist, nämlich die des sogenannten Krampus. Der ist im alpenländischen Raum der Begleiter vom Nikolaus und bestraft am Vorabend des Nikolaus die bösen Kinder und entführt sie in seinem Weidenkorb zwecks erzieherischer Maßnahmen. Mittlerweile hat man auch aus touristischen Gründen in einigen Teilen Österreichs jedoch beide – mitunter etwas seltsam anmutende - Bräuche zusammengefasst und es finden in der Vorweihnachtszeit zahlreiche Perchtenläufe statt, die am 5. Dezember dann ihren Höhepunkt finden.
Und an diesem Tag ziehen – vornehmlich die Burschen – maskiert durch die Strassen, suchen sich weibliche Objekte um diese mit der Weidenrute ein bisschen in die Mangel zu nehmen. Und was den Rest des Jahres unter vorsätzlicher Körperverletzung fallen würde, ist an diesem Tage dann kein Problem. Ein bisschen Gekreische, ein paar böse Blicke und danach ist schon das nächste Opfer dran. Da macht es dann auch Spaß an einem eiskalten Dezember Abend sich die Füße in den Bauch zu stehen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass dieser Brauch in der letzten Zeit sogar einen ziemlichen Boom erlebt und im Winter touristisch weniger begünstigte Gebiete belebt. Und solange sich alles im erträglichen Rahmen bewegt, hat auch die Polizei nix dagegen und alle sind zufrieden. Denn entgegen der allgemeinen Erwartung sind diese Veranstaltungen auch ziemlich friedlich und sind vor allem für Kinder ein unvergessliches Erlebnis.
Und eben dieses Treiben um – und am Perchtenlauf handelt das Drehbuch, dass von den beiden österreichischen Regisseuren Stefan Peczelt und Elmar Weihsmann gezimmert wurde. Die Geschichte eines Marihuana-Junkies, der aufgrund eines traumatischen Erlebnisses vollkommen den Verstand verliert und in ein Irrenhaus geliefert wird. Vor dort bricht er natürlich aus und macht Jagd auf die Personen, die er für seine Situation verantwortlich macht. Und eigentlich läuft sein Plan auch ganz gut, wäre da nicht die selbstbewusste Journalistin Penelope, die den Braten riecht und versucht, ihr Umfeld auf die drohende Gefahr aufmerksam zu machen. Doch natürlich hört anfänglich niemand auf die junge Dame und es müssen sich erst die Leichen türmen, damit sie Gehör findet. Dann folgt ein recht actionreiches Finale, doch wie es am Ende ausgeht, wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten.
Die Ausgangssituation von „Tag der Teufel“ ist dabei natürlich sehr ähnlich wie in „Halloween“, nur das es sich bei Cole Black natürlich nicht um einen zweiten Michael Myers handelt. Cole ist nicht von Grund auf Böse, sondern wird durch den tödlichen Unfall seiner Freundin, zu viel Gras und dem Verhalten seiner Freunde traumatisiert. Jedoch gibt es mit dem Ausbruch aus der Irrenanstalt, der Geschichte mit dem Grabstein und der Maske natürlich während des Filmes laufend Parallelen zu Carpenters Geschichte. Und ob die Anfangssequenz jetzt „Halloween“ dreist kopiert oder doch parodiert wird, das liegt vermutlich im Auge des Betrachters. Von einer plumpen Kopie kann jedenfalls nicht gesprochen werden, da sich die Geschichte ja schon gänzlich anders entwickelt und die Ausgangssituation ja auch schon für Dutzende weitere Slasher herhalten musste.
Dass man sich ein wenig bei Carpenter bedient hat, geben die verantwortlichen Beteiligten ja auch unumwunden zu. Schließlich ist der wirtschaftliche Erfolg dieser amerikanischen Billig-Produktion aus dem Jahre 1978 immer noch der heilige Gral und Motivation unzähliger hoffnungsfroher Regisseure aus allen Herren Länder. Und wenn man mit wenig Kohle einen Film drehen möchte, der in zahlreichen Foren gehypt und schlussendlich auch noch Gewinn abwerfen soll, dann dreht man am besten einen Horrorfilm der härteren Sorte. Doch wer sich jetzt mit „Tag der Teufel“ einen harten Splatter-Streifen a la Ittenbach oder Schnaas erwartet, wird wohl zwangsläufig enttäuscht werden. So gibt es zwar viel Blut und auch eine derbere Szene, allerdings setzt der österreichische Streifen auf etwas, was den Werken der vorher genannten Regisseure oftmals fehlt: nämlich ein Mindestmaß an Atmosphäre und Spannung. Sicherlich wurde aber auch bei „Tag der Teufel“ nicht alles richtig gemacht und an die Spannung von „Halloween“ reicht die Kopie ähm... Hommage natürlich nicht annähernd heran, trotzdem besitzt der Film durchaus gute Momente und die positiven Aspekte überwiegen auf jeden Fall.
Aber es handelt sich immer noch um einen Low-Budget-Film und Otto Mainstreamgucker wird mit diesem Werk natürlich keine große Freude haben. Und auch ich habe natürlich einige Punkte, die mir etwas missfallen haben. So spielt die Handlung zwar in einer Kärntner Kleinstadt, die Protagonisten haben jedoch so klingende Namen wie „Andrew Anderson“ oder „Cole Black“. Wenn man schon ein regional-begrenztes Brauchtum als Aufhänger für die Geschichte nimmt, dann sollten meiner Meinung nach auch die Namen dementsprechend authentisch gewählt werden. Denn auch wenn das Werk zeitgleich in Englisch gedreht wurde, so empfinde ich die seltsame Namensgebung schon als etwas störend. Auch die Tatsache, dass sich die Darsteller im Film permanent mit ihren Filmnamen oder Verwandtschaftsgrad ansprechen, wirkt doch etwas seltsam aufgesetzt.
Die Geschichte selbst geht klar, auch wenn die Charaktere von toughen Reporterin, über die resolute Tante, bis hin zum schmierigen Produzenten teils schon sehr klischeehaft ausgefallen somd. Lustig fand ich jedenfalls die impulsive und zickige Melissa, die im Film alles anpfaucht und verklagen will, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Die Darsteller agieren dabei natürlich auch in unterschiedlicher Qualität. Hauptdarsteller Christine Dune macht ihre Sachen eigentlich ganz gut und auch der restliche weibliche Cast ist nicht nur hübsch, sondern auch talentiert. Und wenn die tote Sarah dann noch die Augen bewegt, dann sind sowieso alle glücklich. Bei den männlichen Darstellern hingegen müssen dagegen – ohne jemanden nahe treten zu wollen - schon Abstriche gemacht werden. Größtenteils sind die Leistungen für Low-Budget-Verhältnisse aber überdurchschnittlich ausgefallen. Da hat man definitiv in den letzten Jahren wesentlich schlechtere Sachen gesehen.
Die grafische Gewalt – schließlich für viele das Herzstück eines Slashers – ist für heutige C-Movie-Verhältnisse etwas zahm ausgefallen. Und außer dem Mord an Dr. Chris Long und einer geköpften Schaufensterpuppe, die die Mutter des Psychopathen darstellen soll, gibt es für den Gorehound eigentlich nicht wirklich was zu sehen. Der Bodycount ist zwar im zweistelligen Bereich, aber außer blutigen Messern und Macheten und rot gefärbten Schnee gibt es meist nicht wirklich etwas zu sehen, was den Gorehound noch hinter dem Ofen hervorlocken würde. Trotzdem stimmt das Tempo und auch die Spannung, sodass dem Zuseher im Laufe der 95 Minuten nicht langweilig wird. Wenn aber Penelope Jones in den Anfangsminunten meint: „Ich will jede Menge Bier – und Chips“, dann kann das auch für den Zuschauer nicht verkehrt sein.
Die DVD des noch jungen Labels „Illusions unltd.“ bringt den „ersten Perchten-Horrorfilm“ nun (etwas verspätet) per Mitte Dezember in einer hübschen und geschmackvollen Aufmachung auf den deutschsprachigen Markt. Der Film kommt in deutscher Originalversion mit einer dem Budget-entsprechenden Bild- und Tonqualität, die eigentlich keinen großen Anlass zur Kritik bietet. Das Bonusmaterial ist sehr umfangreich ausgefallen. So gibt es neben entfallenen Szenen unter anderem eine längere Dokumentation, in der die Perchten-Thematik näher beleuchtet wird. Dabei kommen allerlei Personen zu Wort, die etwas zu diesen traditionellen Bräuchen zu sagen haben. Inwieweit jedoch der geneigte Horror-Fan Interesse daran hat, wie ein Nikolaus- und Perchten-Besuch bei einer kinderreichen Familie abläuft, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich hab jedenfalls irgendwann mal abgedreht. Neben Interviews mit den beiden Regisseuren über allerlei Schwierigkeiten im Vorfeld gibt es auch noch ein eines mit der Hauptdarstellerin Christine Dune. Dieses Interview bzw. die Texttafeln die zwischendurch aufscheinen, sowie auch schon der Abspann des Filmes werden Rechtschreib-Puristen wohl gleich nochmals Schauer über den Rücken runterlaufen lässt. Warum man das nicht nochmals mit einem Rechtschreibprogramm gecheckt hat, wird wohl auf ewig ein Rätsel bleiben. Wer es mag, bzw. wer von der Krampus-Action nicht genug kriegen kann, hat dann auch noch die Möglichkeit, sich 5 mehr oder minder witzige Keller-Spanking-Clips mit seltsamer Musikuntermalung anzuschauen. Abschließend gibt es noch den Trailer zum Film, sowie weiteren Filmen aus dem Programm.
Abschließend bleibt zu sagen, dass die beiden Regisseure Stefan Peczelt und Elmar Weismann mit „Tag der Teufel“ für Low-Budget-Verhältnisse einen soliden Slasher gebastelt haben, der sich zwar an etwas an „Halloween“ hält, jedoch mit der doch etwas ungewöhnlich-traditionellen Perchten-Thematik außerhalb Österreichs sicher einen besonderen Exoten-Bonus zu verbuchen hat. Die Geschichte und Inszenierung gehen jedenfalls in Ordnung, die Darsteller agieren im erträglichen Rahmen und auch der Spannungsbogen und der Bodycount stimmen. Sicherlich hätte man vieles anders und wohl auch besser machen können, trotzdem handelt es sich um einen Film, der vielen Widrigkeiten im Vorfeld zum Trotz und mit viel persönlichen Einsatz überraschend gut ausgefallen ist. Wem sich also bei den Worten „Low-Budget“ und „Indie“ jedenfalls nicht gleich die Zehennägel aufrollen, der kann durchaus einen Blick riskieren. Und da mich die ganzen Perchten auch sehr an meine eigene Jugend erinnert haben, gibt’s einen Nostalgiebonuspunkt extra. Somit gebe ich für diese österreichische Werk dann auch gern patriotische 6 von 10 Punkten auf der Low-Budget-Skala.
Beitrag geändert von jogiwan (12.December 2008 17:19:24)
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@ Jochen,
Danke für das Review - ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=4635
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