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Die junge Marion hat es nicht gerade leicht. Nicht nur, dass sie ihre Jugend zwischen Schule und Kampf gegen den Babyspeck in der verschlafenen Küstenstadt Stanford Bay verbringen muss. Der eigene Vater ist ihr betrunken mit dem Auto gegen den Fuß gebrettert, sodass sie aufgrund eines komplizierten Splitterbruchs nun eine Schiene tragen muss, die ihren Bewegungsradius doch etwas einschränkt und noch dazu nicht einmal sonderlich schick aussieht. Doch der Unfall hat die Familie nicht näher gebracht, ganz im Gegenteil. Der herrische Vater kontrolliert ständig die Freizeitgestaltung der gehbehinderten Tochter und das diese sich mit dem angeblichen Taugenichts Joey trifft, ist ihm ein besonderer Dorn im Auge.
Und weil das alles nicht reicht, hat Marion seit dem Unfall auch noch seltsame Visionen von einem Mann, der in ihren Träumen Personen auf grauenvolle Art und Weise ermordet und dabei ein von Johannes Brahms intoniertes Schlaflied auf einer handgeschnitzten Flöte pfeift. Als diese Visionen immer stärker zunehmen zweifelt Marion langsam an ihrem Verstand und auch ihr Umfeld reagiert zunehmend mit Unverständnis. Selbst ihr Freund Joey glaubt langsam, dass Marion nicht mehr alle Tassen im Schrank hat. Doch wie der genre-erfahrene Zuschauer natürlich schon längst ahnt, sind diese Träume natürlich nicht bloß Hirngespinste einer pubertierenden Göre, die gerade gegen ihre Eltern rebelliert. Denn der psychopathische Paul, der eben aus der Irrenanstalt entflohen ist, bedroht natürlich weit mehr als nur Marions Nachtruhe, sondern macht sich mordend mit einem gestohlenen Lastwagen auf den Weg nach Stanford Bay.
Um ein bisschen Ruhe zu finden macht Marion einen ausgedehnten Spaziergang am Strand und entdeckt dort zufällig Paul, der gerade versucht, eines seiner Opfer im schwarzen Müllsack unter die Erde zu bringen. Als er Marion entdeckt verfolgt er das Mädchen mit einer Axt, die jedoch trotz ihres Handicaps entkommen kann. Zu Hilfe gerufene Freunde entdecken jedoch weder Paul noch eine Leiche. Doch der Killer hat sich mittlerweile an die Fersen von Marion gemacht und entdeckt diese auch am örtlichen Gymnasium. Am Abend bricht er in das Haus ein und tötet Marions Vater auf bestialische Weise. Marion kann flüchten und versteckt sich auf dem Gelände einer Sägerei. Doch Paul scheint Marion immer einen Schritt voraus zu sein und folgt ihr. Und so kommt es zwischen Holzstämmen und riesigen Sägen kommt zur tödlichen Konfrontation…
Guten Abend, gute Nacht, mit Rosen bedacht, mit Näglein besteckt, schlupf unter die Deck´. Naja, eine gute Nacht scheinen die sechs (!!!) Verantwortlichen des Drehbuches ja nicht gerade gehabt zu haben. Die Geschichte von „Dream Slayer“ a.k.a. „blood song“ ist ja im Grunde schon ziemlich doof ausgefallen. Ein psychopathischer Killer, der einst mit ansehen musste, wie seine Mutter samt Liebhaber über Gebühr für ihren außer-ehelichen Fehltritt vom eigenen Ehemann bestraft wurde. Als auch noch der Vater vor den Augen Pauls Selbstmord begeht, ist das Einzige, was den schlagartig zum Vollwaisen gewordenen Jungen bleibt, eine handgeschnitzte Flöte.
Dummerweise hat Paul jedoch anscheinend nur eine Melodie gelernt und zwar das vom bereits textlich erwähnten uralten Volkslied. Doch Paul treibt sein Umfeld damit leider entgegen dem Ursprungszweck jedoch nicht ins Traumland, sondern eher ebenfalls in den Wahnsinn. Kurzerhand wird er in die Klappse gesteckt, wo er jedoch neuerlich aufgrund seines Flötenspiels nach 27 Jahren entkommen kann. Denn was dem werten Paul an musikalischen Talent fehlt, dass macht er mit erhöhter Gewaltbereitschaft wieder wett. Wer sein Flötenspiel kritisiert wird kurzerhand um die Ecke gebracht. Das macht nicht nur Paul zufrieden, sondern auch die Anzahl seiner Kritiker überschaubar.
Richtig dümmlich wird es jedoch, als Marion ins Spiel kommt. Die hat aufgrund des familiären Unfalles viel Blut verloren und benötigt dringend eine Blutspende. Doch Marions Blutgruppe ist natürlich so derartig selten, dass natürlich nur der psychopathische Paul dieselbe hat. Und seit der Blutspende scheint Marion nun irgendwie mit dem Killer verbunden zu sein und sieht den fleißig dahin meucheln. Doch bis ihr jemand Gehör und Glauben schenkt, müssen schon erstmal ein paar Leichen gefunden werden. Dann gibt’s ein scheinbar großes Finale und dann folgt das für die Entstehungszeit obligatorische Shocking-Ende mit dem der Zuschauer mit jahrzehntelanger Slasher-Erfahrung natürlich ähm… nie und nimmer gerechnet hätte.
Jupp, ein Hit ist Robert Angus´ und Ala J. Levis „Blood Song“ auch wirklich geraten. Denn neben der etwas lahmen Geschichte schwächelt der Film einfach noch auf zu vielen anderen Ebenen. Da wären einerseits die unsympathischen Charaktere, die irgendwie so angelegt sind, dass sich beim Zuschauer weder Mitgefühl oder Interesse einstellen mag. Da kann die arme Donna Wilkes noch so oft in letzter Sekunde dem Killer entkommen. Irgendwie hab ich mir teilweise ja schon gewünscht, der gute Paul agiere etwas konsequenter und schnappt sich das Gör 10 Minuten früher, damit der Film doch etwas schneller vergehen möge. Und die lieblosen Settings, ein ohrkrebsverdächtiger Schmachtsong in der Mitte und das mehr als lahme Finale geben dem Film den Rest. Und weil das alles noch nicht reicht gibt’s für die Zuschauer im deutschen Sprachraum auch noch einen Synchro die so derartig lustlos ausgefallen ist, dass die wohl nebenher im dunklen Hinterhof eines zweitklassigen Synchron-Studios entstanden sein muss.
Vielleicht lag es ja an der Tagesverfassung, dem Vollmond bzw. meiner verschleppten Gastritis, aber ich muss ehrlich gestehen, dass ich mich schon lange nicht mehr so durch einen Film quälen musste. Der Film ist ja natürlich im Fahrwasser von Sean Cunninghams erfolgreichen „Freitag, der 13.“ aus dem Jahre 1980 entstanden und lässt wie so oft einen psychopathischen Killer auf Teenager losgehen. Doch wo andere Filme zumindest noch paar humorvolle Momente durch kreischende Teenager und Gewalt zu bieten hat, kommt „Blood Song“ so irgendwie überhaupt nicht in die Gänge und lässt jegliche Höhepunkte und Gewaltdarstellung nahezu vermissen. Der Film ist von der ersten Sekunde bis zur letzten vollkommen lustlos und extrem spannungsarm inszeniert. Selbst als abgebrühter Trashologe, der wirklich schon viel in seinem Leben über sich ergehen lassen musste, war ich spätestens nach einer Stunde gedanklich schon eher bei meiner eingerissenen Nagelhaut und der dem anstehenden Wohnungsputz, als bei der verfolgten Marion und ihren Visionen.
Bei den Darstellern sticht natürlich auch niemand grossartig heraus. Donna Wilkes als Marion und 1,57 cm Körpergröße schon gar nicht . Die war bei den Dreharbeiten 21, wirkt aber dank Babyspeck wesentlich jünger. Die gute Dame hatte in der Endlos-Serien „Zeit der Sehnsucht“ und in „Jaws 2“ mal größere Auftritte, die ich aber zum Glück nicht beurteilen kann. Frankie Avalon ist ebenfalls im Laufe seiner Karriere mehr als Serien-erprobt, spielt den Psychopathen zwar ganz passabel und mit einer Extraportion Unzurechnungsfähigkeit, ist aber angesichts des Drehbuches natürlich auch machtlos und kann dem Film keine wirklichen Impulse verleihen. Der Rest des Casts agiert dann zwar ganz passabel, kommt aber über ein Mittelmaß auch nicht hinaus.
Das der „KinoSCHOCK aus Amerika“ (laut altem VHS-Cover) jetzt auf DVD geschafft hat, liegt natürlich an unser aller Lieblings-Label CMV-Laservision, die diesen indizierten Film im Rahmen der Trash-Collection als Nr. 61 auf Silberling gepresst haben. Neben einen poppig-bunten Cover, das die körperlichen Maße des Hauptdarstellers sehr freizügig interpretiert, gibt es den Film in englischer Fassung, sowie der bereits erwähnten, deutschen Synchronisation, die allerdings nicht wirklich als gelungen zu bezeichnen ist. Die Bild- und Tonqualität ist mittelmäßig und teils so stark abgedunkelt, dass man vor allem zu Beginn und gegen Ende schon sehr genau hinschauen muss. Neben einer Bildergalerie, die mit 2:30 allerdings auch nicht sonderlich umfangreich ausgefallen ist, gibt es noch weitere Trailer von weiteren Filmen aus der Trash-Collection.
So bleibt unterm Strich ein doch sehr unterdurchschnittlicher Slasher, mit lahmer Story und noch lascherer Inszenierung, der für mein Empfinden viel länger wirkt, als er mit 86 Minuten Laufzeit eigentlich ausgefallen ist. Aus der Geschichte hätte man jedenfalls viel mehr rausholen können und ein bisserl mehr Gore und zumindest einen Ansatz von Spannung hätte dem Film sicherlich auch nicht geschadet. Für mich persönlich neben „The Ripper“, der bisher schwächste Beitrag der „Trash-Collection“ und sollte „Blood Song“ wirklich Kultstatus besitzen, dann rührt das wohl eher von der bisherigen, mangelnden Verfügbarkeit, als an den tatsächlichen Schauwerten. Ein langweiliger Film ohne nennenswerten Momenten, den man morgen vermutlich schon wieder vergessen hat. Bessere und unterhaltsamere „Freitag-der-13.-Klone“ gibt es jedenfalls zuhauf und dementsprechend niedrig ist dieses Mal daher mit 3 von 10 Mülltonnen auch meine Bewertung. Schnarch!
Beitrag geändert von jogiwan (22.May 2008 17:28:01)
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