project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Die kleine Karen (Brooke Shields) ist der Liebling und ganze Stolz ihrer geschiedenen und allein-erziehenden Mutter Catherine (Linda Miller). Das junge Mädchen ist hübsch und mit ihrer zuvorkommenden und gewinnenden Art auch der Liebling ihres Bruders Vater Tom (Rudolph Willrich), der als Pfarrer in der örtlichen Kirche beschäftigt ist. Auch bei der Verwandt- und Nachbarschaft hat Karen im Gegensatz zu ihrer etwas bösartigen Schwester Alice (Paula E. Sheppard) durchwegs hohe Beliebtheitswerte. Doch am Tage ihrer Erstkommunion, die Karen schon sehnlichtst erwartet, wird der kleine Sonnenschein bestialisch während der Messe ermordet und zusammen mit einer brennenden Kerze in eine Holzkiste gesteckt noch bevor ihr Pfarrer Tom eine Hostie in den Rachen werfen kann.
Der Verdacht fällt auf Alice, die sich mit ihren seltsamen Verhalten auch zunehmend verdächtig macht und auch mit den Schleier ihrer toten Schwester in der Tasche ihres Regenmantels aufgefunden wird. Ein psychologisches Gutachten der Schule ergibt, das Alice über ein erhöhtes Gewaltpotential verfügt. Der herbeigeeilte Vater (Niles McMaster) und auch Catherine sind jedoch von der Unschuld ihrer Tochter überzeugt und der verzweifelte Vater stellt selbst Ermittlungen an. Wenig später wird Catherines Schwester Annie (Jane Lowry) nach einem kurzen Disput mit Alice im Stiegenhaus von einer maskierten Gestalt angegriffen und schwer verletzt. Obwohl weder Annie noch der Nachbar Mr. Alphonso (Alphonso DeNoble) den Angreifer genau erkennen konnten, sind beide von der Schuld der kleinen Alice überzeugt.
Alice wird auf die Polizeistation gebracht und einem Lügendetektor-Test unterzogen. Das Mädchen ist felsenfest überzeugt, dass es sich bei dem Angreifer auf ihre Tante um ihre tote Schwester Alice handelt. Eine Vermutung, die auch aufgrund des Testergebnisses unterstützt wird. Und das sich sowieso niemand mehr so sicher ist, wird das kleine Gör in ein Heim für verhaltensgestörte Jugendliche gesteckt und von einer Kinderpsychologin eingehend untersucht. Diese diagnostiziert eine beginnende Schizophrenie und schlägt den Eltern vor, das Kind zu seinem eigenen Schutz eine Weile unter Obhut zu belassen. Der Vater, der noch immer von der Unschuld seiner Tochter überzeugt ist, stößt bei seinen Ermittlungen auf weitere Unstimmigkeiten und erhält einen ominösen Anruf. Als der sich mit dem Anrufer treffen möchte, schlägt der Mörder neuerlich zu...
Manchmal wird es dem Filmfreund echt nicht leicht gemacht. Wer ahnt denn schon, dass hinter einem (sorry!) derart geschmacklosen Cover und einem Film, der mit der jungen Brooke Shields beworben wird, so ein grundsolider und spannender Slasher steckt. „Communion – Messe des Grauens“ ist vielleicht besser unter seinem weniger reißerischem Alternativ-Titel „Alice, sweet Alice“ bekannt und überzeugt durch eine interessante Geschichte voller Wendungen, einer coolen Optik und einer atmosphärisch dichten Inszenierung. Warum der Film weitgehend eigentlich so unbekannt ist, lässt sich nach Sichtung desselben auch nicht ganz nachvollziehen. Der Film bedient sich und zitiert auch ausgiebig große Klassiker des Suspense-Kinos, ohne jedoch auch nur annähernd wie ein Plagiat zu wirken. In einer Szene wird zum Beispiel ausgiebig Hitchcocks „Psycho“, an den auch die Musik sehr stark erinnert, die bunten Regenjacken wiederum erinnern an den Euro-Klassiker „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ von Nicolas Roeg. Trotz dem munteren Zitate-Kino bietet die Geschichte und Inszenierung genug Eigenständigkeit um zu überzeugen.
Der Film erinnert mit seiner eher ruhigen Erzählweise zu Beginn an einen klassischen Thriller. Für den Zuseher gibt es im Gegensatz zu den handelsüblichen Giallos kein offensichtliches Motiv und auch keine Verdächtigen. Alles deutet zwar auf die eifersüchtige Alice als Täterin hin, jedoch vermag man als Genre-geeichter Filmkonsument dem Mädchen doch kein derartiges Verbrechen zutrauen. Im Verlauf des Filmes nimmt dieser mit einer Prise Mystery und Drama jedoch noch einige Wendungen, sodass es dem Zuschauer beinahe unmöglich gemacht wird, den Verlauf oder Ende in irgendeiner Form voraus zu sehen. Die Auflösung sorgt dann für einen zusätzlichen Aha-Effekt, obwohl der Film zu diesem Zeitpunkt auch noch lange nicht zu Ende ist... Klingt spannend? Ist es auch!
Genre-Puristen werden ja vielleicht wieder einmal bemängeln, dass Regisseur Alfed Sole und Autorin Rosemarie Ritvo für das gemeinsam verfasste Drehbuch in zu vielen Gewässern fischen. Ich hingegen mag es, wenn man einen Film bis zum Schluss irgendwie nicht einordnen kann. Thriller, Drama, Mystery, Psychostudie und einen Hauch Dornenvögel und latente Kritik an der katholischen Kirche und ihren absurden und veralteten Moralvorstellungen, alles vermixt in einem handwerklich mehr als gelungenen Film, der leider – wie bereits erwähnt - zu Unrecht nahezu unbekannt ist. „Communion“ ist wohl nicht nur einer der ersten Vertreter bzw. Vorläufer des amerikanischen Slasher-Films, sondern zählt auch definitiv zu den besseren Thrillern aus den Siebzigern.
Auch wenn der Film als Brooke Shields erster Film beworben wird. Ihre Rolle als Karen ist doch eher klein und das sympathische Gör geht auch schneller Hops, als dass man sich ein zweites Bier vom Kühli holen kann. Die wahren Stars des Films sind ohnehin andere. Vor allem Paula überzeugt als durchtriebenes Mädchen mit seltsamen Verhalten. Laut IMDB und weiterer Internet-Recherche ist die gute Miss Sheppard ja bereits 19 Jahre alt gewesen, als sie für die Rolle der (schätzungsweise) zwölfjährigen Alice gecastet wurde. Seltsamerweise sieht die vor allem in der finalen Szene auch keinen Tag älter aus. Leider hat die gute Paula nur noch in zwei weiteren Filmen mitgespielt, bevor sie ihre Schauspielkarriere an den Nagel gehängt hat und mit ihren Freund nach Seattle verzogen ist. Regisseur Sole soll sich ja danach gewundert haben, dass die werte Dame keine Schauspiel-Karriere gemacht hat – dem schließe ich mich der Verwunderung an dieser Stelle an.
Auch Linda Miller als Mutter Catherine am Rande des Nervenzusammenbruchs ist nicht nur sehr überzeugend und talentiert, sondern auch noch sehr stylisch ins Szene gesetzt. Und auch in den Nebenrollen wimmelt es nur so von solide Leistungen und tollen Schauspielern. Allen voran Jane Lowry (bzw. deren deutsche Synchronstimme) als herrische und bestimmende Tante Annie, deren Mordversuch wohl als die beste Szene des Films zu sehen ist. Und auch den fettleibigen Nachbar Alphonso DeNoble wird man wohl nicht so schnell vergessen. Der gute Herr bekommt mindestens 9 Punkte auf der Freak-Skala und war auch in „Bloodsucking Freaks“ aus dem selben Jahr als Mädchen-Sklavenhändler zu sehen. Und Mildred Clinton als durchgeknallte Pfarrersköchin ist mit ihrer grandiosen Leistung sowieso jenseits von Gut und Böse.
Regisseur Alfred Sole ist 1943 in New Jersey geboren und studierte Architektur an der Universität von Florenz in Italien. Sein erster Film war einen Porno-Parody namens „Deep Sleep“, der bei den Erotik-Film-Festival in New York den ersten Preis erreichte. Mit dem Preisgeld und der Unterstützung seiner Heimatgemeinde realisierte er seinen zweiten Film „communion“ der auch bei Erscheinen sehr gute Kritiken erhielt, jedoch im Kino nur mäßig mit wenigen Kopien lief. Danach folgten noch zwei weitere Filme u.a. auch eine Horror-Parodie, bevor er sich auf das Produzieren von TV-Filmen und das Schreiben von Drehbüchern verlegte. Sole ist übrigens der Cousin von dem ebenfalls aufstrebenden Horror-Jungregisseur und Indie-Liebkind Dante Tomaselli
Der 1976 entstandene „Communion“ ist bereits im Jahre 2005 bereits unter dem Namen „Alice, sweet Alice“ auf den deutschen Markt gekommen und wird 2008 von CMV unter dem Original-Titel „Communion“ und dem etwas unpassenden Untertitel „Messe des Grauens“ wieder auf den Markt gebracht. Leider muss auch gesagt werden, dass die Covergestaltung leider ein ziemlicher Ausfall unter den ansonsten eher geschmackssicheren Veröffentlichungen meines erklärten Lieblings-Labels darstellt. Cover und Rückseite entsprechen dem Film leider nicht in geringster Weise und normalerweise würde ich so was auch nur mit der Kneifzange am Wühltisch anfassen. Dass sich dahinter eine wahre Perle des Thriller-Genres verbirgt, dass würden aufgrund des Covers wohl nur die Wenigsten vermuten.
Die Silberscheibe selber bietet wie üblich hingegen wenig Anlass zur Kritik. Die Bildqualität ist gut und auch der Ton gibt in der deutschen Synchronisation und der Originalversion keine Grund für Beschwerden. Leider gibt es jedoch außer einer Bildergalerie und dem Trailer zum Film, sowie zu zwei weiteren aus dem Hause CMV-Laservision kein weiteres Bonusmaterial. Ein Making-Of oder Interviews mit Cast und Crew wäre neuerlich interessant gewesen. Anscheinend soll es auch einen Audiokommentar von Regisseur Alfred Sole existieren, der es jedoch nicht auf die Scheibe geschafft hat. Egal, immerhin hat der Film auch schon einige Jähren am Buckel.
„Communion“ ist ein gelungener, zu Unrecht weitgehend unbekannter Vorläufer des Slasher-Films, der mit einer gelungenen Optik, einer spannenden Geschichte, einem absolut-tollen Cast und Soundtrack aufwarten kann. Ein bisschen Giallo-Flair, eine Prise „Carrie“, etwas „Dornenvögel“ und Serienkiller-Psychogramm machen den Film zu einem sehr unterhaltsamen und unvorhersehbaren Genre-Cocktail, der sich nicht hinter seinen zitierten Vorbildern wie „Psycho“ oder „wenn die Gondeln Trauer tragen“ verstecken muss. Und auch wenn der Film für heutige Verhältnisse doch etwas blutarm und auch eher langsam daherkommt, gibt es an dieser Stelle eine ausdrückliche Empfehlung für das tolle Teil. Lasst euch nicht vom scheußlichen Cover beirren und holt euch diesen kurzweiligen und vor allem unvorhersehbaren Slasher. Giallo-Freunde sollten sowieso zugreifen und alle Freunde des gepflegten Siebziger-Jahre-Films auch: defintiv 8,5 von 10 blutigen Küchenmessern! Amen!
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Mir hat der Film ebenfalls verdammt gut gefallen!!!
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Ok, Review ist nun auch Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=3585
Danke nochmal!!!
Kurze Frage, da Du das Cover ja eher bescheiden fandest. Gefällt Dir das hier besser: http://chilidog.project-equinox.de/?p=3577
Wenn ja, kann ich ja zwecks des Ersatz-Covers mal nachfragen.
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Ehrlich gesagt, find ich das genauso schlimm Das Cover ist echt ein Ausfall auf voller Linie... und hat mit dem Film nur wenig zu tun. Und die 3 Fotos auf der Rückseite sind ja auch eher schlecht gewählt. Wie gesagt, im Shop würde ich sowas nach 3 Millisekunden Begutachtung sofort überspringen. Aber das ist ja auch wieder mein subjektiver Eindruck! Irgendwem muss das Cover ja wohl gefallen haben sonst hätten die netten Leutchen von CMV-LV das ja nicht genommen
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