project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Das junge Pärchen Mike (Josh Randall) und Sheryl (Brianna Brown) sind in einem Naturpark in West-Virginia unterwegs um dort in der unberührten Bergwelt ein romantisches, aber auch abenteuerliches Wochenende zu verbringen. Im örtlichen Ranger-Büro erfragen die beiden sympathischen Städter noch schnell die schönsten Wanderrouten und flugs macht man sich mit der Wanderausrüstung auf den Weg. Schon bald stellt sich jedoch die Frage, welche der zahlreichen Routen nun gewählt werden soll. Zum Glück treffen die Beiden gerade in diesem entscheidenden Moment auf die freundliche Einheimische Ida (Beth Broderick), die ihnen als Routen-Insiderin auch sogleich den Wanderweg nach Timber Falls empfiehlt. Dort gibt es neben wunderschönen Lichtungen auch ein Badesee, der geradezu auf die beiden Wanderer wartet. Und so sind Sheryl und Mike auch schnell überredet, auch wenn dieser Wanderweg im Gegensatz zu anderen nicht von den örtlichen Ranger patrouilliert wird.
Schon nach kurzer Wanderweg finden sich Mike und Sheryl inmitten der wunderschönsten Lichtung. Anbetrachts der idyllischen Umgebung werden die beiden von zwischenmenschlichen Gefühlen übermannt und sie fallen übereinander her und fummeln erst einmal ausgiebig. Doch der versuchte Akt der Liebe erregt auch das Aufsehen von ein paar bewaffneten Rednecks, die so etwas Knackiges wie Sheryl vermutlich nicht so oft vor die Linse bekommen dürften. Das Angebot ein bisschen mitzumischen, wird jedoch dankend abgelehnt. Als das Verhalten der Rednecks immer rüpelhafter wird, droht die ganze Szenerie zu kippen. Doch durch das beherzte Verhalten von Sheryl und dem Sponsoring von 50 Dollar für die örtliche Schnapsindustrie können die beiden unbeschadet von dannen ziehen. Der kleine Zwischenfall ist auch schnell vergessen, als die beiden ihr Lager an dem besagten See aufschlagen und auch ihren Akt der Leidenschaft zu Ende führen können.
Am nächsten Tag steht Sheryl als Erste auf um in dem See ein kleines Bad zu nehmen. Mike wird durch einen Schrei geweckt und als er zum See eilt, findet er von Sheryl nur noch eine Kette. Verzweifelt macht er sich auf die Such nach seiner Freundin, die wie vom Erdboden verschluckt ist. Wenig später sieht er zwei von den bereits bekannten Rednecks, die durch den Wald streifen, wovon einer das Handtuch von Sheryl in Händen hält. Der Verdacht liegt daher nahe, dass die hübsche Braut von den Hinterwäldlern entführt wurde. Als er einen der Rednecks zur Rede stellt, tut dieser zwar unschuldig, was Mike jedoch nicht davon abhält, ihm erst mal ordentlich das Gesicht zu zerscheppern. Die Suche geht weiter und Mike gerät immer tiefer in die Wälder. Durch ein hängendes Reh abgelenkt, gerät der Stadtmensch unvermutet in eine Bärenfalle und verliert aufgrund der Schmerzen erst einmal das Bewusstsein.
Als er wieder zu sich kommt, befindet er sich im Haus von Ida, die sich aufopfernd um ihn und seine Wunden kümmert. Auf seine Bitte, mittels Funkgerät die Ranger zu informieren, reagiert sie jedoch seltsam ausweichend. Als er das selbst in die Hand nehmen möchte, wird Ida aggressiv und versucht Mike daran zu hindern. Doch selbst mit seiner Verletzung ist er der zarten Frau überlegen und setzt sie schachmatt. Zufällig entdeckt er jedoch eine Falltür und findet in den Kellerräumlichkeiten die gefesselte Sheryl. Doch an eine Flucht ist da bereits nicht mehr zu denken. Mike und Sheryl befinden sich in den Fängen von Ida, ihrem Mann Clyde (Nick Searcy) und deren degenerierten und entstellten Bruder Deacon (Sascha Rosemann). Ihres Zeichen religiösen Hardliner, die Mike und Sheryl aus einem ganz bestimmten Grund entführt und am Leben gelassen haben. Und um diesen Plan umzusetzen, sind die Fanatiker auch ohne Rücksicht auf foltertechnische und körperteilige Verluste zu allem bereit...
Hehe, religiöser Fanatismus und seine bizarren Auswüchse. Gottesfürchtige Psychopathen die scheinbar verlorene Seelen wieder auf Gottes Pfad der Tugend zurückbringen möchten.... Der werte Chilidog wird sich schon was dabei gedacht haben, als er mich gefragt hat, ob ich Lust hätte, den Film zu machen. Angesichts meines gottlosen Lebensstils würden das bibelfeste und gewaltbereite Pärchen Ida und Clyde bei mir ja wohl so richtig aufdrehen und noch ganz andere Kaliber auffahren. Vermutlich hätte ich dann wohl an dieser Stelle bereits keine Finger zum Tippen mehr. Insofern bin ich dann sicherlich auch die richtige Wahl, um den Film und seine religiösen Aspekte zu bewerten. Anspielungen gibt es ja diesbezüglich zuhauf. So bekommt man zu Beginn gleich eine an eine Kreuzigung erinnernde Szene serviert. Auch die Folterungen von Mike erinnern mit Auspeitschen und den Wunden von der Bärenfalle sehr an den Leidensweg einer bekannten Person aus dem neuen Testament. Aber keine Sorge, gar zu religiös wird’s dann doch wieder nicht und diese Aspekte können auch getrost außer Acht gelassen werden, denn mit Nächstenliebe haben Ida und Clyde ja nicht wirklich was am Hut.
Das hübsch-geplante Ausflüge von Stadtmenschen in die unberührten Naturregionen mitunter ordentlich in die Hose gehen können kennt man ja als genre-geschädigter Filmfreund bereits zur Genüge. Filme über getrübtes Urlaubsvergnügen durch degenerierte, mutierte oder degeneriert-mutierte Hinterwäldler oder die Arroganz der Teilnehmer ohne Fremdeinwirkung gibt es ja mittlerweile auch zuhauf. Mutter all dieser Filme ist dabei natürlich der bereits oft zitierte und geschätzte Oscar-Kanditat „Beim Sterben ist jeder der Erste“ von John Boormann aus dem Jahre 1972 in dem Burt Reynolds und Konsorten bei einem Kanu-Trip auf gewaltbereite Einheimische treffen. Anfang der Achtziger gab es dann sowieso einen wahren Backwood-Slasher-Boom, der mit dem Erfolg von „Wrong Turn“ im Jahre 2003 sogar so was wie ein kleines Revival erlebte. Auch heutzutage wird der geneigte Filmfreund dank kostengünstiger Realisationsmöglichkeiten mit gefühlten 20 Beiträgen pro Jahr beglückt.
Allerdings muss auch gesagt werden, dass die zahlreichen Beiträge oft auch sehr einfach gestrickt sind und immense Qualitätsunterschiede vorhanden sind, da auch die Möglichkeiten der Story und Realisation doch etwas sehr eingeschränkt sind. Auch Tony Giglio vermag mit seinem 2007 entstandenen Beitrag dem Genre keine neuen Impulse hinzu fügen. Zwar erweitert er die Bedrohung durch debile Rednecks noch mit ein paar religiösen Fanatikern und ein paar sadistische Quälereien, das Endergebnis ist aber bestenfalls gutes und system-erhaltendes Mittelfeld. Die Geschichte von „Timber Falls“ selbst bietet im Grunde leider wirklich nichts Neues. Sheryl und Mike aus der großen Stadt fahren zur Erholung aufs Land und geraten zuerst mit der debil-notgeilen Dorfjugend aneinander und treffen dann auf bibelfeste Hardliner mit erhobenen Moral-Zeigefinger, die den gottlosen Abenteurern sehr eindrucksvoll und notfalls auch mit Gewalt eine gehörige Portion Zucht und Ordnung beibringen möchten. Die Pläne der gottesfürchtigen Ida und ihrem Mann Clyde – die jetzt an dieser Stelle natürlich nicht gespoilert werden - sind auch durchaus originell, allerdings sollte darüber wohl auch nicht allzu sehr nachgedacht werden. Aber weil das alles noch nicht reicht, gibt’s auch noch einen deformierten und degenerierten Bruder, der auch noch genre-typisch über eine zusätzliche Portion Verletzungsresistenz verfügt. Eine doch recht große Bedrohungs-Spektrum für nur 2 Charaktere. Liest sich jetzt jedenfalls nicht viel, aber trotzdem bietet der Film nach einem fiesen Intro bis zum unvermeidlich-ausgelutschten Ende doch ein solides Tempo mit allerlei Opfern und ähm... überraschenden und unvorhergesehene Wendungen.
Das der Film jedoch trotzdem für kurzweilige Unterhaltung sorgt, liegt an der hübschen Locations, der soliden Inszenierung, den wohldosierten Gore-Effekten und den beiden mehr als sympathischen Hauptdarstellern, die sich wohltuend von den üblichen, meist etwas nervigen Teenager-Charakteren abheben. Der Film lässt sich auch einige Zeit um das Pärchen dem Zuschauer so nahe zu bringen, sodass man gegen Ende dann auch ordentlich mit den Beiden mitfiebert. Josh Randall als Mike und Brianna Brown als Sheryl, zwei Serien-erprobte Darsteller machen ihre Sache auch mehr als ordentlich und müssen allerlei Quälereien über sich ergehen lassen. Das da dabei mitunter das ein oder andere Kleidungsteil dabei flöten geht, wird dann wohl auch die Boys und Girls unter uns gleichermaßen erfreuen.
Vielen dürfte auch Ida (Beth Broderick) als verhärmt-durchgeknallte Hinterwäldlerin sehr bekannt vorkommen. Die gute Dame spielte ja in „Sabrina“ die sympathische Tante der junge Teen-Hexe. Doch da muss man bei den unscheinbaren Klamotten und dunkel gefärbten Haaren wohl zweimal hinschauen. Laut Aussagen ihres Film-Gatten fühlte sich Frau Broderick aber anscheinend auch nicht sehr wohl, eine gottesfürchtige, einfache, blasse und nicht so glamouröse Gestalt zu spielen. Der Rest der Cast setzt sich hauptsächlich aus unbekannten Gesichtern und Serien-Nebendarstellern zusammen, an deren Leistungen es aber nichts zu meckern gibt.
Die DVD aus dem Hause Ascote Elite bringt den Film in der Originalversion und einer deutschen Synchronisation und optionalen, deutschen Untertiteln. Die Bild und Tonqualität ist dabei in beiden Varianten sehr gut ausgefallen und geben keinen Anlass zur Beschwerde. Als Extras gibt es neben zahlreichen Trailern aus der gleichen Filmecke noch ein halbstündiges „Making-of“ in dem fast alle Beteiligten zu Wort kommen und ein leidlich-komisches Interview mit „Deacon“-Darsteller James Foster, welcher aufgrund seine Make-Up´s kein verständliches Wort über die Latex-Lippen bringt und dessen Unterhaltungswert dadurch nach ein paar Minuten doch sehr zu wünschen übrig lässt. Und leider hält sich auch der informelle Charakter vom Making-Of sehr in Grenzen. Warum gerade Superspacke Ryan McGee so ausgiebig zu Wort kommt und über seine Mini-Nebenrolle so ausführlich referieren darf, wird wohl auf ewig ein Geheimnis bleiben. Ausserdem nervt es mittlerweile wirklich, wenn ein Film im Making-Of von allen Beteiligten (wieder einmal) als grenzenlos-innovativ, genre-definierend und alles-bisher-dagewesene-toppend so derart über den grüne Klee gelobt wird. Vor allem, wenn das Feature während den Dreharbeiten entsteht, keiner der Beteiligten – im Gegensatz zu mir – das mittelmäßige Endprodukt gesehen hat. Und weil das alles noch immer nicht reicht, haben die Verantwortlichen hinter dem „Making-Of“ auch noch auf Teufel komm raus allerlei optische Spielereien in ihr Produkt einbauen müssen um auch den letzten Schauwert noch einmal hinzurichten.
Und so bleibt ein unterm Strich ein solider und geradliniger Backwood-Slasher, der mit Rednecks, mutiert-generiertem Monstern und gottesfürchtigen Psychopathen auch ordentliche Geschütze. Die Opfer sind sympathisch, die Atmosphäre gelungen und auch der Gore-Anteil ist weder zu hoch, noch zu niedrig ausgefallen. Ein durchschnittlicher Action-Horrorfilm der alle Regeln des Genres strikt und geradlinig befolgt und bei dem das Wort "durchschnittlich" auch einmal nicht boshaft gemeint ist. "Timber Falles" ist weder besonders herausragend, noch besonders schlecht ausgefallen und für einen kurzweiligen Pärchen-Videoabend auf jeden Fall mehr als geeignet. Mancher Horrorfan wird sich zwar an der tausendfach-abgelutschten Story etwas stoßen, aber für Personen, denen das ganze Genre vielleicht nicht so geläufig ist und auch eher die gemäßigten Vertreter des derzeit so präsenten Sadisten-Quäl-Kinos vorziehen, ist Tony Giglios Film sicherlich eine gute Wahl. Von mir gibt es daher auch gute bzw. gut-gemeinte 6 von 10 abgehackten Fingern.
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jogiwan schrieb:
Bilder sollten dann am Abend folgen... dieses Mal gings wirklich ratzfatz...
Cool, dann kann ich das ja eventuell heute noch mit fertig machen, das "Resident Evil 3 Review von Andreas ist auch fertig, dann passt das perfekt.
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Japp sind angekommen und das Review ist nun auch Online: http://chilidog.project-equinox.de/ - Danke nochmals!!!
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