project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Die beiden, gegen ihren Willen getrennten, siamesische Zwillinge Duane und Belial haben den Sturz aus dem dritten Stock des Motel Broslin auf dem Time Square überlebt und werden unter großer Medienaufmerksamkeit in ein nahe gelegenes Krankenhaus gebracht. Beinahe jede Fernsehstation berichtet über dieses bizarre und tragische Ereignis, welches sich inmitten von Downtown New York zu nächtlicher Stunde begeben hat. Die beiden waren ja von Glenns Falls extra in den Big Apple gekommen um sich blutig an den Ärzten zu rächen, die für ihre unfreiwillige Trennung verantwortlich waren. Nun liegen die beiden Patienten bewusstlos und bewacht auf der Intensivstation um sich von ihren schweren Verletzungen zu erholen. Doch die Fernsehberichte erregen auch die Aufmerksamkeit von Granny Ruthie und ihrer Enkelin Susan, die sich sogleich auf den Weg ins Krankenhaus machen und auch die ergeizige Journalistin Marcy Elliot macht sich auf den Weg um in Hinblick auf eine auflagenfördernde Exklusivstory die etwas ungewöhnlichen Zwillinge zu interviewen. Doch während Marcy mit ihrem ungebührlichen Verhalten und Bestechungsversuchen die ganze Abteilung in Alarmbereitschaft versetzt, gelingt es Duane und Belial zu flüchten.
Vor dem Krankenhaus werden die beiden auch schon von Granny Ruthie und Susan erwartet. Ruthie, eine Bekannte von Belials und Duanes Tante, hat einst selbst eine Missgeburt zur Welt gebracht und hat sich jahrelang für die Rechte von Freaks, Mutanten und Missgeburten eingesetzt, welche ihr den wenig wohlwollenden Spitznahmen „Dr. Freak“ eingebracht hat. Mittlerweile hat sie sich jedoch zur Ruhe gesetzt und behandelt nur noch ältere Damen in der Nachbarschaft. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. In Wirklichkeit hat Granny Ruthie in ihrem Haus auf Staten Island so etwas wie eine Zufluchtsstätte für Missgeburten geschaffen, wo sie unter ihresgleichen so etwas wie ein normales Leben führen können. Nebenher erteilt die gute Dame auch noch Lektionen in Sachen Moral und Anstand an Personen, die sensationsgierig die Befindlichkeiten der Missgestalteten für persönliche und materielle Zwecke schamlos ausnutzen.
Doch während sich Belial in dem heiteren Mutantenstadl auf Staten Island gleich wohl fühlt, sondert sich Duane zunehmend von seinem Bruder und den anderen Bewohnern ab. Seinem Wunsch nach einen normalen Leben mit Beziehung, Beruf und allem spießbürgerlichen Drum und Dran ist er in der Abgeschiedenheit von Grannie Ruthies Zufluchtstätte weiter denn je entfernt. Und so keimt der Wunsch Belial und den Rest der Belegschaft zu verlassen. Doch das ändert sich, als die Freak-Idylle in Form der Sensationsreporterin Marcy bedroht wird und der Beschützerinstinkt in Duane aufs Neue geweckt wird. Marcy will noch immer ihr Sensations-Interview samt Purlitzerpreis mit Duane - koste es was es wolle. Als ein Begleiter Marcys eines Nachts in die Villa einbricht um ein Foto von Duane zu schiessen, wird dieser von Belial um die Ecke gebracht. Auch ein angeheuerter Privatdetektiv namens Phil überlebt seine Begegnung mit den Freaks nicht. Doch dann wird es Ruthie zu bunt und die Mutanten werden eingeschworen, ein für alle Mal zurückzuschlagen. Gemeinsam machen sie sich auf, um Marcy in ihrem Appartment einen Besuch abzustatten und die Sache ein für alle Mal zu regeln...
Sequels haben es im Grunde ja immer schwer. Meistens gedreht, weil der erste Teil aus irgendeinem Grund erfolgreich war, vermögen sie es in den seltensten Fällen das Niveau des Vorgängers zu halten bzw. gar zu toppen. Und was soll ich sagen, mit „Basket Case“ hat Regisseur Frank Henelotter im Jahre 1982 so etwas wie einen absoluten Kultklassiker geschaffen, der natürlich schwer zu übertreffen ist. Ein schmuddeliger Film mit netter Story, ungewöhnlichen Sympathieträgern dreckiger Atmosphäre und allerlei skurrilen Gestalten die gesammelt dem billig-inszenierten Filmchen einen einzigartigen, aber auch unvergleichlichen Charme verleihen und Trash-Freunden weltweit auch jedes Mal aufs Neue die Freudentränen ins Gesicht treiben lässt.
Der 1990 gedrehte Nachfolger schließt zwar inhaltlich nahtlos an den ersten Teil an, schlägt dann aber andere Töne an. Die bereits erwähnten skurrilen (menschlichen) Figuren so wie die Ärzte und Bewohner im Motel sucht man hier größtenteils vergebens. Granny Ruthie a.k.a. Dr. Freak hat ja bestenfalls den Charme einer pensionierten Handarbeitslehrerin und auch die Behausung der Freaks ist doch etwas bieder und porentief rein geraten. Duane wirkt im zweiten Teil für mein Empfinden irgendwie lustlos agierend und wie der Trottel vom Dienst, dem schlussendlich auch die Zurechnungsfähigkeit vollends flöten geht. Regisseur Frank Henelotter hatte sich auch jahrelang geweigert, eine Fortsetzung zu seinem Kultfilm zu drehen, weil er sich lieber neuen Stoffen zuwenden wollte. Doch Produzent James Glickenhaus machte ihm Ende der Achtziger ein Angebot, das er wohl nicht ablehnen konnte. Glickenhaus sagte Henenlotter die Finanzierung seines Wunsch-Projektes „Frankenhooker“ zu, wenn er im Gegenzug eine Fortsetzung zu „Basket Case“ drehen würde. Und da Geld nicht stinkt, werden die 2,5 Millionen Dollar Budget dann wohl auch ein weiterer Grund gewesen sein, den Deal einzugehen.
Hauptaugenmerk wurde in „Basket Case 2“ eindeutig auf die Masken der Missgestalteten gelegt und da konnte sich der FX-Künstler Gabriel "Gabe" Bartalos und seine Crew auch so richtig austoben. Von Latexmasken bis hin zu sogenannten Prosthethics mit mechanischen Innenleben wird auch so ziemlich alles geboten, was in CGI-reduzierten Zeiten so alles möglich war. Leider sind diese Masken bei aller Liebe aber teilweise so lächerlich ausgefallen, dass ich schon ein paar Mal schmunzeln musste. Das Frosch-, sowie auch das Rattenmonster erinnert ja dann auch eher an ein Puppentheater oder Peter Jacksons liebenswerte Anti-Muppets aus „Meet the Feebles“. Auch Belial wirkt im zweiten Teil aufgrund größerem Budget und Möglichkeiten weit professioneller gestaltet, hat mir im ersten Teil aber trotzdem wesentlich besser gefallen. Weniger wäre da definitiv mehr gewesen. Leider wurde auch auf eine tiefergehende Charakterisierung der Freaks verzichtet und dahingehend einiges an Potential verschenkt.
Die Geschichte der sensationsgeilen Reporterin Marcy und ihrem Gefolge, dass ohne Rücksicht auf die Gefühle anderer Menschen zu einer tollen Story kommen möchten und jeweils für ihr unmoralisches Verhalten bestraft werden, erinnert schon sehr an Tod Brownings 1932 entstandenen „Freaks“. Doch die Auflösung ist dann natürlich weit weniger schockierend ausgefallen. Als weitern Handlungsstrang gibt es dann noch die innere Zerrissenheit von Duane, der so gerne ein eigenständiges Leben führen würde, was schlussendlich jedoch aufgrund seiner Vergangenheit und Verantwortungsgefühl seinem Bruder Belial gegenüber scheitert. Leider sind beide Geschichte irgendwie unglücklich miteinander verwoben. Gegen Ende wird die Geschichte dann außerdem gar arg zu over-the-Top, dass es mir trotz aller Liebe zum schrägen Trashfilm, doch etwas zuviel wurde. Aber da möchte ich auf keinen Fall zuviel verraten.
Was ich jedoch am meisten vermisst habe, ist diese schmuddelige, dreckige und billige Atmosphäre des ersten Teils. Diese herrlichen Stop/Motion-Trick-Effekte und Vorher-Nachher Splattereffekte, die so herrlich oldskoolig daherkommen und so richtig Spaß machen. Im zweiten Teil ist dieses einer Weichzeichner-Fernsehfilm-Optik gewichen, die mich doch irgendwie an amerikanische Serien aus den frühen Neunzigern erinnert.
Die DVD aus dem Hause CMV kommt im Rahmen der Trash-Collection, in der auch die beiden anderen Teile veröffentlicht wurden. Wie üblich kommt das Teil in einer schicken Hochglanz-Buchbox mit dem imho schönsten Covermotiv der Serie und dem Film in der englischen Originalversion, sowie der deutschen Fassung. Die Bildqualität ist gut und auch die Tonqualität ist im oberen Bereich angesiedelt. Leider sieht es mit dem Bonusmaterial etwas dürftig aus. So gibt es neben dem Trailer zum Film und den beiden anderen Teilen nur ein paar Texttafeln und eine Bildergalerie. Und meine Meinung zu Texttafeln dürfte ja schon hinlänglich bekannt sein. Ein Audiokommentar oder Making-of sucht man leider vergeblich.
Somit bleibt unterm Strich ein äußert zwiespältiges Endergebnis. „Basket Case 2“ kann natürlich wie erwartet in keiner Weise mit dem ersten Teil der Trilogie mithalten und kann als eigenständiger Film noch weniger überzeugen. Während das Original noch Charme und Witz aufzuweisen hat, so versprüht der Nachfolger trotz gesteigerten Budget und Möglichkeiten eher unfreiwilligen Komik und zuhauf lächerlichen Szenen, die selbst dem geneigten Weidenkorb-Fetischisten sauer aufstoßen werden. Irgendwie wollte jedenfalls während des Films bei mir keine so rechte Freude aufkommen, der Klump rockt nur auf Sparflamme und positive Identifikationsfiguren, so wie den Klump im ersten Teil, sucht man sowieso vergeblich. Zu wild werden hier ohne Rücksicht auf Verluste die seltsamsten Ideen und Figuren auf den Zuschauer losgelassen, die aber nicht so recht zusammenpassen wollen. Und die neuerliche Klump-Kopulationsszene ist sowieso irgendwie nur noch peinlich. Nene, so respektlos geht man mit kultigen Figuren einfach nicht um, auch wenn man sie selber erdacht hat. 2 Jahre darauf folgte ja noch ein Abschluss der Trilogie, der ja ein bisschen besser ausgefallen ist. „Basket Case 2“ ist bestenfalls durchschnittlich mit Tendenz in die falsche Richtung und Herr Henenlotter hat sich mit diesem Auftragswerk wohl selbst und seinen Fans keinen großen Dienst erwiesen. Von mir gibt’s daher an dieser Stelle auch nur zurückhaltende 4 von 10 mutierten Klump-Fingern.
Beitrag geändert von jogiwan (12.February 2008 09:39:24)
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@ chili: die Bilder folgen dann in Kürze - werd aber vorher noch den dritten Teil gucken und ev. ein paar Passagen noch überarbeiten... Bisschen Geduld also noch
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jogiwan schrieb:
@ chili: die Bilder folgen dann in Kürze - werd aber vorher noch den dritten Teil gucken und ev. ein paar Passagen noch überarbeiten... Bisschen Geduld also noch
Ok, kein Thema. Ist mir eh lieber ich veröffentliche beide zeitgleich - erspart auch etwas arbeit.
Vorbereitet sind sie aber alle schon.
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