project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Der kleine Ganove Jack (Frank Prather) erlebt gerade nicht den beste Zeit seines Lebens. Seine Frau Linda und sein Sohn Patrick sind von den Leuten des Gangsterbosses Mel entführt worden. Will er sie lebend zurück, muss er seinen alten Kumpel Savitch (Cash Flagg Jr.) an den skrupellosen Gangsterboss ausliefern. Dieser sitzt seit seiner letzten Konfrontation mit dem Auftragskiller Savitch im Rollstuhl und ist jetzt natürlich stinkesauer auf den Typen. Doch Jack plagt das schlechte Gewissen, da er seinen ehemaligen Vietnam- und Weggefährten nicht so einfach seinem sicheren Tod ausliefern möchte. Doch diese Gewissensbisse sind schnell zerstreut, als Mel Linda erst einmal vor den Augen von Jack exekutieren lässt. So einer eindrucksvollen Argumentation ist auch schlecht etwas entgegen zu setzen und Jack willigt ein, gemeinsam mit Big Berta den Auftragskiller dingsfest zu machen und an Mel zu übergeben. Doch das ist alles andere als einfach, entpuppt sich Savitch doch als psychopathischer, skrupelloser und äußerst resistenter Gegner, der sich natürlich nicht so ohne Weiteres einfangen lässt.
Bei den daraufhin zahlreich folgenden Konfrontationen in Rohbauten Stripclubs und Parkhäusern lassen dann auch viele skurrile Bösewichte eindrucksvoll ihr Leben und nur durch einen Trick gelingt es Jack, seinen (mittlerweile wohl eher Ex-) Kumpel zu überwältigen und an Mel auszuliefern. Der wird daraufhin von dessen Männern splatter-technisch ausgiebig gefoltert, während Jack mit Mels Geliebten Rita (Patricia Williams) verzweifelt versucht, seinen Sohn zu befreien. Doch Rita hat ihrerseits noch eine Rechnung mit Savitch offen. Dieser hat nämlich auch ihren Mann vor 9 Monaten getötet. Klar, dass auch sie auf Rache sinnt und mit Herrn Savitch noch ein ernstes Wörtchen zu besprechen hat. Doch der hat es zwischenzeitlich geschafft sich zu befreien und natürlich kommt auch alles sowieso anders als ursprünglich geplant. Heerscharen von Bösewichtern werden platt gemacht und auch Rita geht aus ihrem Duell mit Savitch leider etwas kopflos hervor. Währenddessen versucht Jack noch immer seinen Sohn und sich selbst in Sicherheit zu bringen. Blöd nur, dass auch Savitch seinem Freund nicht alles durchgehen lassen kann und seinerseits nun Jagd auf Jack macht. Getreu dem Motto "noboy gets out here alive" bleibt beim brutalen Finale dann natürlich absolut kein Auge mehr trocken und nahezu kein Kopf bzw. Körper unversehrt...
Frage : was kommt dabei raus, wenn man sich als Filmemacher plündernd und brandschatzend durch 1000 Jahre Action-Kino wühlt, sich die besten Szenen rauspickt, neu zusammenfügt und auch noch über einen etwas seltsamen Humor verfügt? Halt, halt, halt – bevor sich mancher jetzt schon freut - die Rede ist hier nicht von irgendeinem neuen Quentin Tarantino-Film, sondern einem Werk das produktionstechnisch Lichtjahre von dessen entfernt ist. Den irgendwie hatte Regisseur Alvin Ecarma dann für seine No-Budget-Action-Parodie „Lethal Force“ irgendwie wohl auch keine handfeste Story, keine Kohle und keine talentierten Darsteller zur Hand. Aber seltsamerweise ist das Endergebnis unterm Strich dann doch aber wieder irgendwie das Gleiche. Ein Film, das für die Einen grottenschlecht, langweilig und unnötig wie ein Kropf ist. Für die Anderen jedoch eine absolut-kultige Bereicherung für den promille-seeligen Männerfilm-Abend unter gleichgesinnten Freaks darstellt.
Was Regisseur Ecarma jedoch mit seinem im Jahr 2001 entstandenen Werk „Lethal Force“ dem Zuseher zumutet ist dann trotz aller Liebe zum gepflegten Trash doch schon etwas grenzwertig ausgefallen und kann eigentlich an dieser Stelle auch nur dem Troma-geeichten Zuschauer uneingeschränkt empfohlen werden. Alle anderen Zuseher seinen an dieser Stelle jedenfalls schon mal gewarnt. Die Story von Jack und seinem Kumpel Savitch im Kampf gegen einen scheinbar übermächtigen Gangster-Gegner ist natürlich klassischer und bereits mehrfach durckgekauter Buddy-Movie-Style. Nebenher werden aber noch so zahlreiche Szenen aus bekannten Vorbildern verwendet, dass es einiges für den Genre-erfahrenen Zuseher zu entdecken gibt. Da gibt es zum Beispiel die komplett-kopierte Beginn-Tabledance-Szene aus „Faster Pussycat - kill, kill“ sowie dutzende weitere Verweise aus Klassikern des Action-, Blaxploitation- und Hong-Kong-Cat.III- Genre, weiteren Filmen aus der A- und B-Movie-Action-Kiste, sowie den (gähn!) unvermeidlichen Anleihen bei den Wachowsky-Brüdern. Weil aber ernsthaftes Zitate-Kino alleine noch immer nicht reicht, hat Herr Ecarma seinem Werk auch noch einen sonderbaren Humor verpasst, bei dem sich dann auch noch mal die Hälfte der ohnehin schon überschaubaren Zielgruppe verabschieden würde. Scherze über Pädophilie, Kastration und auch Gewalt gegen Frauen und Kindern sind halt mitunter schon sehr fragwürdig und dürften – wenn auch nur angedeutet - wohl auch nur Fans von Sendungen wie „Jackass“ auf Gegenliebe stoßen. Ich steig halt bei solchen Szenen dann doch vorzeitig aus. Vor allem, wenn diese Gags dann so leidlich aufgesetzt wirken, wie z.B. dieser Zahn-Joke, und der eigentlichen Geschichte überhaupt nicht zuträglich sind.
Egal, weiter im Text. Die Action-, Kampf- und Verfolgungsszenen sind ja das Herzstück eines jeden Action-Movies und lassen ja oftmals über so manchen Schnitzer in der Dramaturgie hinwegsehen. Und da wurde vieles – wenn auch nicht alles – richtig gemacht. Das Tempo des Filmes ist jedenfalls durchgehend hoch und in den knapp 71 Minuten gibt es so manches an skurril-choreografierten Kampfszenen zwischen noch skurrileren Gegnern zu bewundern. Teils ist das Ganze schon so lächerlich in Szene gesetzt, dass man wirklich nur noch schmunzeln kann. Andere Sequenzen sind wiederum ganz gut gelungen und auch der dezente Einsatz von CGI ist durchaus ok. Zumindest ist das Gezeigte meist so schnell geschnitten, dass gröbere Ausfälle in der Choreografie und Montage nicht auf den ersten Blick als solche erkennbar sind. Ein paar lustige Filmfehler gibt es aber trotzdem zu entdecken. Im Over-the-Top-Finale steigert sich dann „Lethal Force“ sogar noch in Fun-Splatter-Regionen und kann mit einer Lucio-Fulci-Reminiszenz auch durchaus begeistern. Der Gore-Gehalt befindet sich oberen Mittelfeld, Blut spritzt aus allerlei seltsamen Körperöffnungen und gegen Ende rappelt es ja ganz ordentlich in der Kiste.
Von den Darstellern sollte man sich da hingegen natürlich nicht sonderlich viel erwarten. Am ehesten sticht noch Cash Flagg Jr. als völlig durchgeknallter und beinahe unverwundbarer Auftragskiller Savitch hervor. Der wirkt mit seinem Gehoppele, Marital-Arts-Künsten und irren Blick stets wie eine Sonny-Chiba-Kopie mit ein Packung Duracell Batterien im Hintern. Der hätte aber eigentlich Talent und einer B-Movie-Karriere sollte hier eigentlich nichts im Wege stehen.
Gegen Frank Prather hingegen wirkt selbst Chuck Norris wie ein Gesichts-Mimik-Talent sondergleichen. Ich will nicht über irgendwelche vernichtenden Urteile fällen, aber allein der Gesichtsausdruck bei der Exekution seiner Film-Gattin, sozusagen der (haha!) ernstesten Szene des Films ist so was von unglaubwürdig daneben, dass ich da schon wieder lachen musste.
Patricia Williams hingegen ist als Rita ganz in Ordnung, auch wenn Sie die ganze Zeit mit elektrostatisch aufgeladener Blondhaar-Polyester-Perücke und den scheußlichsten Klamotten der letzten 20 Jahre, die wohl aus „Flashdance“ übrig geblieben sind, durch die Gegend hoppeln muss.
Aber was macht man, wenn man nur eine Handvoll Darsteller und keine überschüssige Kohle in der Portokasse für zusätzliche CGI´s zur Verfügung hat, die Gangster-Armee aber im Endprodukt ein bisserl zahlreicher ausfallen soll. Ganz einfach Trick: man steckt die verbliebenen Darsteller einfach in Ganzkörper-Anzüge und gibt ihnen Masken. Das nennt man dann „Goons“ und lässt die gleich mehrfach verkloppen. Aber nicht nur als Goons müssen manche mehrfach herhalten, so hat fast jeder Nebendarsteller in billiger Plastik-Polyesterverkleidungen und dümmlicher Nach-Synchronisierung mehrfache Auftritte, die ja auch ähm... fast nicht auffallen. Apropos Synchronisierung: die ist in Deutsch natürlich grottenschlecht weil die zur Verfügung stehenden 2 männlichen und weiblichen Stimmen ja auch erst gar nicht zu den Darstellern passen wollen. Eine Kinderstimme für den jugendlichen Darsteller war wohl auch nicht auf die Schnelle aufzutreiben. Eigentlich auch egal, unterstützt dieses ja noch den trashigen Wert des Ganzen.
Erwähnen möchte ich aber auch noch auf jeden Fall zwei Dinge: Zum einen die für C-Verhältnisse doch äußerst stimme Filmmusik, die abgesehen von netten Easy-Listening-Bossa-Nova-Track bei den Opening-Credits immer irgendwie an „Mission Impossible“ oder „James Bond“ erinnert. Weiters ist das Cover-Artwork der DVD doch sehr gelungen. Das erinnert schon sehr an die Covers der Martial-Arts-Kracher aus den Achtziger-Jahren, als das Action-Genre samt Videotheken gerade boomte. Das Artwork der DVD bekommt auf jeden Fall mit Retro-Bonus eine 2 +. Sowieso erinnert auch das gesamte Ausstattung, die Settings, sowie die Klamotten der Protagonisten an diese herrliche Zeit. Hätte ich es nicht anders recherchiert, ich hätte das mit dem Produktionsjahr 2001 jedenfalls niemals geglaubt.
Nun zu den weniger erfreulichen Dingen. Die Bildqualität der DVD ist bestenfalls unteres Mittelmaß, was jedoch angesichts des Werkes mehr oder minder verzeihlich ist. Bei der billigen Produktionsweise erwartet sich aber auch niemand etwas anderes. Trotzdem hätte man da wohl schon mehr aus der Vorlage rausholen können. „Lethal Force“ ist ein Produkt von Fans für Fans, dass wohl ohnehin auch niemals eine breitere Masse erreichen wird. Die Tonqualität ist ebenfalls nicht besonders gut aufgefallen und vor allem in der Originalversion rauscht es schon ganz ordentlich. In der deutschen Synchro klingt das zwar alles etwas besser, allerdings sieht sich der Zuhörer hierbei mit unpassenden Stimmen und lahmeren Gangs konfrontiert. Das Zusatzmaterial besteht aus 3 Kurzfilmen der Kategorie „mies“ bis „lustig“, sowie einem kurzweiligen Quassel-Audiokommentar von Regisseur Alvin Ecarma, den beiden FX- und Stunt-Koordinatoren, sowie einem Produzenten. Dann gibt’s noch den obligatorischen Trailer, eine Bildergalerie, sowie weitere Trailer aus dem Hause CMV.
Der Festival-erprobte „Lethal Force“ ist eine No-Budget Action-Parodie von Fans für Fans, dem die billige und improvisierte Machart auch jede Sekunde anzusehen ist. Ein Film, der John Woo, Quentin Tarantino und Konsorten vermutlich die Zorn- und Schamesröte ins Gesicht treiben würde. Hier ist Trash wirklich Programm und wo im Original noch gute Momente vorhanden sind, sorgt spätestens die deutsche Synchronisation dafür, dass den Film überhaupt keiner mehr Ernst nehmen wird. Es wird ordentlich geschossen, gekämpft, der Bodycount ist hoch und gegen Ende wird sogar gesplattert. Die alkoholschwangere Party-Fraktion wird mit diesem troma-esken Werk sicherlich auf ihre Kosten kommen. Allen anderen seien an dieser Stelle jedoch ausdrücklich gewarnt. Das eine liebevolle Action-Parodie von und für Fans mit durchdachter Story, ordentlich Kawumm auch in der Big-Budget-Variante gut funktionieren kann, haben uns jedoch Simon Pegg und Edgar Wright mit ihrem „Hot Fuzz“ sehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Da bäckt Alvin Ecarma ja schon bedeutend kleinere Brötchten in einer komplett anderen Liga. Ob es da trotz cleverer Merchandise-Idee zum Underground-Kult reicht, werden die Jahre zeigen, ich bin da ja etwas skeptisch und gerade mal 71 Bewertungen auf der IMDB (Stand: 01/2008) zeugen ja derzeit auch nicht gerade von einem hohen Bekanntheits- und Verbreitungsgrad. Das ändert sich ja jetzt vielleicht mit der soliden und limitierten DVD aus dem Hause CMV. Für die guten Ansätze, der Prise Homoerotik, das solide Overacting von Mr. Flagg Jr und das kurzweilige Finale gibt’s Pluspunkte. Allerdings sind beim Rest immer paar Unstimmigkeiten enthalten und auch der Humor war nicht ganz mein Fall. Und da ich mir meiner Leber zuliebe nicht jeden Film schön saufen kann, gibt’s an dieser Stelle auch nur 4 von 10 ausgeballerten Magazinhüllen.
Beitrag geändert von jogiwan (31.January 2008 19:45:58)
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Sodele, Review ist nun Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=3421
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Coole Sache... ich hoffe nur, dass wir aufgrund der doch etwas mageren Bewertung nicht auch bald mal Besuch von dem durchgeknallten Auftragskiller Savitch erhalten...
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jogiwan schrieb:
Coole Sache... ich hoffe nur, dass wir aufgrund der doch etwas mageren Bewertung nicht auch bald mal Besuch von dem durchgeknallten Auftragskiller Savitch erhalten...
- da kommt eher Tarantino bei Dir vorbei, den haste ja schön öfters schräg angemacht .
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Da wär ich mir jetzt aber nicht so sicher
http://www.trashzombies.net/default.php … &id=86
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