project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Im Jahre 3000 vor Christi stirbt im fernen Ägypten der Pharao und Schreckensherrscher Safiroman. Wie zu der Zeit üblich wird der gute Herr natürlich ausgeweidet, eingewickelt und mit allerlei materialistischen und lebenden Beigaben eindrucksvoll zu Grabe getragen. Bevor sich Safiroman jedoch auf seinen letzten Weg ins Reich von Osiris aufmacht, wird als prähistorische Diebstahlssicherung die Grabstätte von einer Hohepriesterin noch eindrucksvoll verflucht um die letzte Ruhestätte des Pharaos vor allzu neugierigen Grabräubern zu schützen. Denn sollte jemand das Gold Safiromans entwenden, so würde dieser zurückkommen und mit seiner Armee von Untoten grausam Rache üben. Und zwar nicht nur an den Grabräubern, sondern gleich bei der gesamten Bevölkerung. Und sowieso und überhaupt müssen alle sterben, die über diese ominöse Grabstätte bescheid wissen – sicher ist sicher!
Doch all die Flucherei bringt natürlich herzlich wenig. Knapp 4981 Jahre später macht sich der Amerikaner Rick und zwei Kumpanen auf, um sich mit dem Gold von Safiroman den eigenen Lebensstandard ein bisschen zu verbessern. Die Grabkammer ist natürlich gleich gefunden und der eifrigen Plünderei steht wenig im Wege. Die Vorbehalte und Warnungen einer ortsansässigen Hexe mit schlechter Zahnstruktur werden daher einfach in den Wind geschlagen. Doch das Gold ist angesichts zahlreicher Kammern gar nicht so leicht zu finden und die Grabräuber sehen sich kurze Zeit später nicht nur mit toten Königen, Fallen und Ratten, sondern auch mit einem neugierigen Fotografen und den Models eines toptrendigen Lifestyle-Magazins konfrontiert. Diese sind extra aus New York eingeflogen um in den Dünen und zwischen den Pyramiden von Ägypten ein paar schicke Fotos für eine Mode-Zeitschrift zu fabrizieren. Die Ansprüche sind hoch und als das Team zufällig auf Rick und die geöffnete Grabkammer stoßen, ist Fotograf Rick natürlich hellauf begeistert und beschließt das Shooting in die mittlerweile entweihte Grabkammer Safiromans zu verlegen.
Auch die Models Melinda, Lisa, June und Gary sind angesichts der exotischen Location hellauf begeistert und legen sich mächtig ins Zeug. Zwischen allerlei Relikten und Sarkophag wird sich eifrig in Pose geschmissen und allfälligen, mysteriöses Begebenheiten in der Königskammer oder vereinzelt auftauchende Körperteilen keine Beachtung geschenkt. Doch es kommt wie es kommen muss. Das Gold des Pharaos wird natürlich von den Plünderen gefunden und prompt aus der letzten Ruhestätte entfernt. Und natürlich erhebt sich auch der mumifizierte Safiroman sehr eindrucksvoll aus seinem Steinpyjama und macht nun als moralische Instanz Jagd auf die bösen Diebe. Weil es sich alleine aber so einsam mordet, erhebt sich auch seine Armee aus Untoten aus dem Wüstensand und macht nun zwischen Pyramiden, Kakteen und privater Hochzeitsveranstaltung des örtlichen Drogenbarons mit einer gehörigen Portion Appetit auf Menschenfleisch Jagd auf alles Lebende. Das Buffet ist eröffnet!
Mumien-Horror ist ja eigentlich ein Genre, dass ich in meinem bisherigen Leben sträflich vernachlässigt habe. Das sind ja meist getarnte Abenteuer- und/oder Actionfilme, in denen böse Grabräuber durch die Gegend hoppeln, irgendwelche Goldutensilien aus verstaubten Kammern entwenden und dann meist bitter dafür bezahlen müssen. Sei es durch die menschliche Gier, oder die übermenschliche Hand irgendwelcher falsch gewickelter Pharaonenleichen. Bis dato hätte ich mir ja auch noch nie bewusst einen Mumien-Film angeschaut - zumindest nicht dass ich wüsste. Insofern war dann „die Mumie des Pharao“ auch so etwas wie eine kleine Premiere für mich.
Haha, und was für ein sympathischer Mullbinden-Müll. Bei „dawn of the mummy“ ist mir ja schon im Vorfeld mehrfach zu Ohren gekommen, dass es sich hierbei um eine ziemlich-vermurkste, langweilige und uninspirierte Zombie-Mumien-Gurke handeln soll. Mit dem Original-Titel wurde außerdem auch noch ein Bezug zu „dawn of the dead“ von Romero hergestellt, der natürlich in keiner Weise erfüllt wird. Aber wie so oft, kommt es natürlich weniger schlimm als ursprünglich erwartet und allzu große Erwartungen hatte ich im Vorfeld ja sowieso nicht. Sicherlich ist „die Mumie des Pharao“ gerade in der ersten Stunde irgendwie viel zu zäh inszeniert und außer ein paar Sprengungen, Model-Gepose und Grabkammer-Gehopse passiert auch nicht gerade viel - gegen Ende kommt das Filmchen ja doch noch recht etwas mehr in Fahrt. Und da Mr. Mumie auch eher herkömmliche Tötungsarten wie Erwürgen und Beil-Hiebe bevorzugt, hält sich leider auch noch die versprochene Zombie-Action arg in Grenzen. Sicherlich ist der Film nicht der große Bringer und zum Horror- oder Zombie-Klassiker reichts schon gar nicht, aber für den etwas geeichten Trash-Fan auf jeden Fall recht brauchbare und unterhaltsame Ware.
Die Story ist ja wieder einmal zum Wiehern und strotzt vor lauter unlogischen und haarsträubenden Dingen, über die man sich bei aller Liebe zum Achtziger-Jahre-Kino wohl keine größeren Gedanken machen sollte. So schlafen die Models in Zelten, obwohl es weniger Kilometer weiter eine kleine Stadt und vermutlich auch Hotels gibt. Dass sich drum herum die toten Tiere und Körperteile stapeln lässt die Schönen ebenfalls ziemlich kalt. Einer Naomi Campbell würden unter diesen Bedingungen heutzutage wohl gleich mal sämtliche Mobiltelefone und Bewährungsauflagen flöten gehen. Aber wenigstens wird der Film wieder einmal jeglichen Klischees gerecht, die wir so gerne über dieses Business sehen. Models, denen lackierte Fußnägel wichtiger sind, als Weltkulturerbe, die sich dann auch mal in einer kleinen Höhle vor lauter Blondheit komplett verirren und dann noch in jeder noch so kleinen Gefahrensituationen sämtliche Fähigkeit der Motorik über Bord werfen. Ganz herrlich, ganz spaßig, ganz großes Kino
Was die Mumie betrifft bin ich mir aber nach wie vor nicht wirklich sicher, warum die jetzt tatsächlich wieder zum Leben erweckt wird. Sei es durch den Fluch, sei es durch das grelle Licht der Scheinwerfer des Kamerateams. Ist im Grunde auch egal, vor allem wenn die Reanimierung so eindrucksvoll geschieht. Das ist dann auch die beeindruckendste Szene des ganzen Films, die sicherlich ordentlich die geneigte Filmrunde rocken wird. Apropos beeindruckend: Mumie Safiroman ist wirklich sehr gruselig und der Darsteller wohl mindestens 2,5 Meter groß. Kein Wunder, dass sich alle die Seele aus dem Leib kreischen, sobald der irgendwo um die Ecke biegt. Leider kommt der Fetzen-Fritze jedoch für meine Begriffe viel zu spät in Fahrt und für Dauergruseln auch zu wenig zum Einsatz. Und auch die restlichen Untoten, die sich sehr fotogen aus den Dünen erheben dürfen dich viel zu wenig austoben. Ein bisserl weniger Modeln und ein bisserl mehr Ausweiden und Gedärmwühlereien und aus „die Mumie des Pharaos“ wäre doch glatt ein guter Film geworden.
Allerdings muss auch hervorgehoben werden, dass mir die Make-Up-Effekte auch ausnehmend gut gefallen haben. Die Untoten sehen wirklich ziemlich cool aus und erinnerten mich stark an die sympathischen Gesellen aus „Zombies unter Kannibalen“, dem wohl trashigsten Zombie-Film ever. Auch kein Wunder, zeigt sich doch mit Maurizio Trani auch der gleiche Künstler verantwortlich. Die Masken sind wirklich gut gefallen und bieten keinen Anlass für Beschwerden.
Aber auch die Settings des Films sind bis auf ein paar mit Goldlack überzogenen Holzkisten sehr gut gelungen. Das Grabmal wirkt auf den ersten Blick vielleicht etwas zu steril und aufgeräumt, aber für einen Low-Budget-Film sind die zahlreichen Locations wirklich sehr liebevoll gebastelt. Und was die Aussendrehs auf den Hochebenen von Gizeh betrifft, da kann man natürlich auch nicht wirklich viel falsch machen. Egal ob Dokumentation, Action-Film oder B-Movie-Mumien-Horror – Pyramiden kommen einfach gut, da kann man auch nicht wirklich viel falsch machen. Und unbedingt erwähnen möchte ich auch noch den locker-flockigen Soundtrack, mit Ohrwurmcharakter, der mir bereits nach der zweiten Sichtung nicht mehr aus dem Sinn ging.
Regisseur Frank Agrama, eigentlich als Farouk Agrama in Ägypten auf die Welt gekommen, hat laut Audiokommentar in seiner Laufbahn an die 29 Filme inszeniert, von denen die IMDB aber nur die wenigsten listet. Seine Filme werden aber ohnehin die wenigsten kennen. Interessant wäre ja sicherlich auch seine weibliche Adaption der King-Kong-Thematik unter dem klingenden Namen „queen kong“, die im Jahre 1976 veröffentlicht wurde. „Die Mumie des Pharao“ war aber seine letzte Regie-Arbeit, bevor er sich „nur“ noch auf das Produzieren von amerikanischen Filmen und TV-Sendungen spezialisierte. Bekanntestes Werk ist hierbei sicherlich die TV-Version vom Jules Vernes „in 80 Tagen um die Welt“ mit Teilzeit-Bond Pierce Brosnan.
Sicherlich hätte man bei „dawn of the mummy“ einiges besser, opulenter, reißerisch oder aufsehenerregender gestalten können. Allerdings darf man nicht vergessen, dass Herrn Agrama die Mittel halt auch nur sehr spärlich zur Verfügung gestanden haben. Mit einem Budget unter 500.000 Dollar macht man halt auch keine allzu großen Sprünge. Was allerdings nicht zu übersehen ist, ist der Einfluss italienischer Schmuddelfilmer, aber das macht den Film ja gleich noch eine Spur sympathischer.
Natürlich darf man sich bei so einem Mumien-Schmodder auch keine schauspielerischen Glanzleistungen erwarten. Die Hauptrollen wurden ja vorwiegend mit amerikanischen Seriendarstellern besetzt, die ihre Sachen für ein typisches B- bis C-Movie ganz gut machen. Brenda King als Model Lisa ist sehr sympathisch und kreischt hübsch durch die Gegend und entwickelt gegen Ende ein ungeahntes Selbstbewusstein. Dianne Betty ist wohl das einzige Fotomodell, dass jemals in einem Film einen Autoreifen gewechselt hat und Joan Levy überzeugt als herrlich-hysterischer Make-up-Artist Jenny, die sich nebenher noch bei jedem zweiten Foto ins Bild schummelt. Grosses Potential auch bei der männlichen Darstellerriege: George Bell als sadistischer Fotograf Bill, der sich – im Gegensatz zu mir - als großer Fotokünstler sieht und absolutes Highlight natürlich Barry Settels als debil-diabolisch dauergrinsender Grabräuber und Womenizer Rick mit der wohl schlechtesten Perücke der näheren Filmgeschichte. Der restliche Cast setzt sich dann meist aus ägyptischen Darstellern zusammen, die in der Originalversion ihre Dialoge auch mit herrlichen Akzent sprechen und dem Film eine zusätzlich-trashige Komponente verleihen.
CMV Laservision bringt diese kleine Perle des Trash-Gurkentums nun als Nummer 51 in der beliebten Trash-Collection und „die Mumie des Pharao“ darf sich dort auch in bester Gesellschaft fühlen. Passt wie Faust aufs Auge sozusagen. Allerdings muss gesagt werden, dass die Bildqualität nicht unbedingt zufriedenstellend ausgefallen ist. Sicherlich handelt es sich um einen Film aus den Achtzigern, der vermutlich nicht unter den besten Vorraussetzungen gedreht wurde, allerdings ist die vorliegende Quali bestenfalls VHS-Niveau und vor allem die zahlreichen Nachtszenen leiden unter dem miesen Bild. Da hätte man sich eventuell schon mehr Mühe geben können. Aber anscheinend leiden auch alle bisherigen Veröffentlichungen weltweit unter diesem Manko. Der Ton geht jedoch in der Synchronisation und auch in der Originalversion in Ordnung. Als Extras bietet der Silberling dann noch Trailer, eine entschärfte Alternativ-Version, eine Bildergalerie und einen interessanten Audiokommentar des Regisseurs.
Und so bleibt wieder einmal unterm Strich ein lustiger und humorvoller Vertreter des Achtziger-Jahre-Horrorkinos, der aufgrund seiner kostengünstigen Machart, Darsteller, Story und unlogischen Entwicklungen ohne weiteres aus italienischen Landen kommen könnte und nach einer eher schwachen ersten Halbzeit doch noch recht gut zu unterhalten weis. Und welches Kompliment könnte für einen B-Horrorfilm wohl größer sein? Ein Film, dem man trotz einer mageren Wertung von 3,2 (von 10) auf der IMDB durchaus eine zweite Chance geben sollte, da er vermutlich erst dann seine Stärken so richtig ausspielen kann. „Die Mumie des Pharao“ ist cool, die Darsteller sympathisch durchgeknallt, der Soundtrack easy-cheesy, gegen Ende wird’s sogar ziemlich gory und die augenrollende und gesichtsverätzende Mumie ist sowieso Aufsteiger der Woche in meiner persönlichen Hitparade der Alltime-Filmmonster. Und da man auch erkennen kann, mit wie viel Herzblut die ganze Belegschaft bei der Sache war, muss man dann auch über so manches Manko des Drehbuches und der Bildqualität einfach wohlwollend hinweg sehen. Mir als Verfechter des schlechten Geschmackes hat es trotz- oder wohl eher aufgrund meiner Mumien-Film-Jungfräulichkeit jedenfalls gut gefallen und daher gibt es an dieser Stelle auch sehr, sehr großzügige 7 von 10 mumifizierten Mullbinden.
Beitrag geändert von jogiwan (14.September 2007 13:08:44)
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uuuiiihhh, wieder schön lang . Danke Dir!!! Wenn die Pics da sind, werde ich es gleich veröffentlichen.
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Ich bin nicht nur eine richtige Quasselstrippe, sondern auch eine Quasseltippse...
Bilder folgen heute dann am Abend!
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jogiwan schrieb:
Ich bin nicht nur eine richtige Quasselstrippe, sondern auch eine Quasseltippse...
Bilder folgen heute dann am Abend!
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Das spaßige Review ist nun Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=2845
Danke nochmal!
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Cool! Der Film ist auch wirklich spassig... Aber eines ist mir grad aufgefallen.. im letzten Absatz müsste es wohl korrekterweise "Alltime-Favourite-Filmmonster" heissen...
Ich sag danke!
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jogiwan schrieb:
Cool! Der Film ist auch wirklich spassig... Aber eines ist mir grad aufgefallen.. im letzten Absatz müsste es wohl korrekterweise "Alltime-Favourite-Filmmonster" heissen...
Ich sag danke!
Ok, habs geändert .
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